• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 04.08.1823
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 04.08.1823
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.129
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 11,4 cm
  • Incipit: „[1] Paris den 4ten August 23.
    Geliebter Onkel!
    Deinen Brief vom 23ten v. M. habe ich erst den 2ten August erhalten; Du [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Paris den 4ten August 23.
Geliebter Onkel!
Deinen Brief vom 23ten v. M. habe ich erst den 2ten August erhalten; Du mußt dich also nicht wundern daß meine Antwort spät erfolgt. Glaube also nicht, daß ich deinen Auftrag nicht mit Eifer betrieben; nachdem ich meinen vorigen Brief an Dich abgeschickt, bin ich noch bey dem General Secretair des Museum Herrn de Cailleux, und hier nächst noch, bey einem andern Mouleur gewesen habe aber überall dieselbe Antwort erhalten; daß nehmlich das Gouvernement auf keine Weise erlaube Moulen zu machen, selbst dann nicht wenn ich auch Eigenthümer der Abgüße der Statuen bin oder die im Louvre befindlich sind, gleich viel, das Gouvernement hat immer das Recht, die ohne seine Genehmigung verfertigten Moules zerstören zu laßen. Daß ich nun nicht nach dem Preiß von einer Sache fragte, die nicht gemacht werden darf, wirst Du selbst begreifen. Jeder mit dem ich darüber sprach, fragte mich, ob es für ein Gouvernement oder für eine Privat Person sey, was die Sache ändert, denn für ein Gouvernement würde man nachsichtiger sein, und gewiß ein Auge zudrücken wie ich merke, auf dieses konnte ich nun aber nichts sagen, da du mir nichts darüber geschrieben. Auf deinen wiederholten Wunsch die Sache zu betreiben, bin ich wieder bey Jaquet geweßen, aber dieselbe Antwort erhalten, hierauf gieng ich zu einem andern Mouleur den mir Gerard empfolen, einen Italiener mit Nahmen Micchelli, der ein sehr gefälliger und geschickter Mann sein soll, mit diesem habe ich nun wiederholt gesprochen, und er wird sich vielleicht der Sache unterziehen, wenn es geheim bleibt, weil er sich nicht gern mit dem Gouvernement brouilliren will. Er verlangt 100 ecus für die Form des Borghesischen [2] Fechters, und für die der Diane à la Biche 600 Franken. Auf die Groupe des Laocoon läßt er sich nicht ein, da solche zu groß ist um verschickt zu werden. Die Kosten des Transports sollen nun aber ungeheuer sein, denn die Moules der zwei eben benannten Statuen, Gladiator, u Diana füllen gegen 16 Kisten an, die viele Tausend Pfund wiegen. Bey Gerard wurde mir der Rath gegeben doch lieber einen geschickten Arbeiter nach Deuschland kommen zu laßen, da wir in Deutschland die Abgüße der berühmtesten Statuen besitzen, so würde es weniger Kosten und Umstände machen, als auf dem Wege des Transports. – Hier hast Du das Ganze meines Nachforschens, wenn ich Dir ferner hierin Dienlich sein kann so rechne im Voraus auf meinen Eifer. Ich habe die Reise nach England vorzüglich wegen pecuniärer Hinsicht beschloßen; Deinem Wunsche gemäß bleibe ich noch den October hier und gedenke zum ersten November bestimmt in London zu sein, und mein Heil dort zu versuchen, mitlerweile aber will ich hier das Louvre benützen, und dort copieren, auf die Jardiniere habe ich es längst abgesehen; ob ich sie aber jetzt werde erhalten können, weiß ich nicht. – Ehe ich diesen Brief schloß, gieng ich noch einmal zu H. Jacquet dieser erklärte mir: Auf keinen Fall kann und darf ich irgend eine Moule, es sey für wen es wolle, ohne Vorwißen des Gouvernements machen. Kann sich aber Ihr Freund die Erlaubniß zur Anfertigung, der Formen, von der hiesigen Regierung verschaffen, so bin ich erbötig die Moules von folgenden Figuren zu machen und zwar:
1) den Laocoon für 4000 Franken
2) die Diane à la Biche 2500 Fr.
3) den Gladiateur de Borghese 1500
4) die Selène 2000
5) den Antinous für 1200
6) den Faune entrepos du Capitole 1500
[3] Der Transport des Apparats der Moules dürfte ohngefähr die hälfte kosten. d. h. für den Laocoon 2000 Frank u. s. w. – Eine beßere und befriedigende Auskunft über jene Gegenstände dir zu verschaffen mein liebster Oheim, bin ich außer Stande. Solltest du ferner Aufträge für mich haben, so werde ich thun, was ich vermag, um Deinen Wünschen zu entsprechen.
Von den Eltern habe ich gute Nachrichten, nur macht ihnen die Tante viel zu schaffen.
Adieu! Gott sei mit dir liebster Onkel, und behalte lieb
Deine treue Nichte
Auguste
Rue du Bac No 59
in großer Eile
[4] [leer]
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[1] Paris den 4ten August 23.
Geliebter Onkel!
Deinen Brief vom 23ten v. M. habe ich erst den 2ten August erhalten; Du mußt dich also nicht wundern daß meine Antwort spät erfolgt. Glaube also nicht, daß ich deinen Auftrag nicht mit Eifer betrieben; nachdem ich meinen vorigen Brief an Dich abgeschickt, bin ich noch bey dem General Secretair des Museum Herrn de Cailleux, und hier nächst noch, bey einem andern Mouleur gewesen habe aber überall dieselbe Antwort erhalten; daß nehmlich das Gouvernement auf keine Weise erlaube Moulen zu machen, selbst dann nicht wenn ich auch Eigenthümer der Abgüße der Statuen bin oder die im Louvre befindlich sind, gleich viel, das Gouvernement hat immer das Recht, die ohne seine Genehmigung verfertigten Moules zerstören zu laßen. Daß ich nun nicht nach dem Preiß von einer Sache fragte, die nicht gemacht werden darf, wirst Du selbst begreifen. Jeder mit dem ich darüber sprach, fragte mich, ob es für ein Gouvernement oder für eine Privat Person sey, was die Sache ändert, denn für ein Gouvernement würde man nachsichtiger sein, und gewiß ein Auge zudrücken wie ich merke, auf dieses konnte ich nun aber nichts sagen, da du mir nichts darüber geschrieben. Auf deinen wiederholten Wunsch die Sache zu betreiben, bin ich wieder bey Jaquet geweßen, aber dieselbe Antwort erhalten, hierauf gieng ich zu einem andern Mouleur den mir Gerard empfolen, einen Italiener mit Nahmen Micchelli, der ein sehr gefälliger und geschickter Mann sein soll, mit diesem habe ich nun wiederholt gesprochen, und er wird sich vielleicht der Sache unterziehen, wenn es geheim bleibt, weil er sich nicht gern mit dem Gouvernement brouilliren will. Er verlangt 100 ecus für die Form des Borghesischen [2] Fechters, und für die der Diane à la Biche 600 Franken. Auf die Groupe des Laocoon läßt er sich nicht ein, da solche zu groß ist um verschickt zu werden. Die Kosten des Transports sollen nun aber ungeheuer sein, denn die Moules der zwei eben benannten Statuen, Gladiator, u Diana füllen gegen 16 Kisten an, die viele Tausend Pfund wiegen. Bey Gerard wurde mir der Rath gegeben doch lieber einen geschickten Arbeiter nach Deuschland kommen zu laßen, da wir in Deutschland die Abgüße der berühmtesten Statuen besitzen, so würde es weniger Kosten und Umstände machen, als auf dem Wege des Transports. – Hier hast Du das Ganze meines Nachforschens, wenn ich Dir ferner hierin Dienlich sein kann so rechne im Voraus auf meinen Eifer. Ich habe die Reise nach England vorzüglich wegen pecuniärer Hinsicht beschloßen; Deinem Wunsche gemäß bleibe ich noch den October hier und gedenke zum ersten November bestimmt in London zu sein, und mein Heil dort zu versuchen, mitlerweile aber will ich hier das Louvre benützen, und dort copieren, auf die Jardiniere habe ich es längst abgesehen; ob ich sie aber jetzt werde erhalten können, weiß ich nicht. – Ehe ich diesen Brief schloß, gieng ich noch einmal zu H. Jacquet dieser erklärte mir: Auf keinen Fall kann und darf ich irgend eine Moule, es sey für wen es wolle, ohne Vorwißen des Gouvernements machen. Kann sich aber Ihr Freund die Erlaubniß zur Anfertigung, der Formen, von der hiesigen Regierung verschaffen, so bin ich erbötig die Moules von folgenden Figuren zu machen und zwar:
1) den Laocoon für 4000 Franken
2) die Diane à la Biche 2500 Fr.
3) den Gladiateur de Borghese 1500
4) die Selène 2000
5) den Antinous für 1200
6) den Faune entrepos du Capitole 1500
[3] Der Transport des Apparats der Moules dürfte ohngefähr die hälfte kosten. d. h. für den Laocoon 2000 Frank u. s. w. – Eine beßere und befriedigende Auskunft über jene Gegenstände dir zu verschaffen mein liebster Oheim, bin ich außer Stande. Solltest du ferner Aufträge für mich haben, so werde ich thun, was ich vermag, um Deinen Wünschen zu entsprechen.
Von den Eltern habe ich gute Nachrichten, nur macht ihnen die Tante viel zu schaffen.
Adieu! Gott sei mit dir liebster Onkel, und behalte lieb
Deine treue Nichte
Auguste
Rue du Bac No 59
in großer Eile
[4] [leer]
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