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Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.<br>Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich <span class="index-3513 tp-54376 ">meinen Mann</span> (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) <span class="notice-1845 ">[2]</span> von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang<span class="notice-23230 ">[en]</span> daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, <span class="underline-1 ">hast</span> Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?<br><span class="index-8 tp-29459 ">Dem guten Friedrich</span> thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey <span class="index-3513 tp-54377 ">meinem Manne</span> so wohl als bey <span class="index-3240 tp-29460 ">Minna</span> das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach <span class="index-16 tp-29461 ">Wien</span> kam, <span class="underline-1 ">dafür kann ich stehen</span>, denn <span class="index-8 tp-29462 ">Onkel</span> so wohl als <span class="index-180 tp-29463 ">Tante</span> kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. Kannst Du ihr <span class="notice-1846 ">[3]</span> aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in <span class="index-887 tp-29464 ">Bonn</span> war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur <span class="index-1077 tp-29465 ">Windischmann</span> fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für <span class="index-129 tp-54378 ">meinen Vater</span>, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in <span class="index-13 tp-54379 ">Dresden</span> gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten <span class="index-115 tp-54381 index-129 tp-54380 ">meiner Eltern</span> nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich <span class="index-5118 tp-54382 ">hier</span> genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt <span class="offset-4 ">ist</span> nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich <span class="notice-1847 ">[4]</span> unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. Das Geld was ich mi<span class="notice-23231 ">[r]</span> in Dresden zur <span class="index-354 tp-29466 ">Münchner</span> Reise gesammelt, war der Erwerb von <span class="underline-1 ">4 ganzen Jahren</span>; Wenn mir meine Kunst die<span class="notice-23232 ">[s]</span> jetzt nicht in <span class="underline-1 ">einem</span> Jahre einbringt, so sehe ich mich genöthigt sie ganz liegen zu laßen, und in Dresden würde es nie der Fall sein, frage nur selbst einen Künstler, wie es mit dem Verdienst in Dresden steht. <span class="cite tp-54451 ">Frauen besonders werden hier von andern Künstlern, und namentlich von den Profeßoren sehr unterdrückt</span>, denn nirgends ist der Brodtneid größer wie hier.<br>Es hat mich sehr geschmerzt lieber Oheim, daß Du glaubst ich hätte Dich vergeßen und mich <span class="index-8 tp-29467 ">Friedrich</span> mehr zugewendet! glaubst du denn lieber Oheim daß ich nur <span class="underline-1 ">ein</span> Plätzchen in meinem Herzen habe, und daß wenn einer darinnen ist es nicht auch ein anderer seyn kann? Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie <span class="index-857 tp-54383 ">Cordelia</span>. – Es thut mir leid daß <span class="index-2566 tp-54384 ">Laßen</span> dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entb<span class="notice-23284 ">lö</span>st wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach <span class="index-282 tp-54385 ">Teplitz</span> zu <span class="index-3513 tp-54386 ">meinen Mann</span>, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach <span class="index-13 tp-54387 ">Dresden</span> rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen <span class="notice-1848 ">[5]</span> zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. <span class="index-3670 tp-54388 index-3669 tp-54389 ">Meine Kinderchen</span> sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an <span class="underline-1 ">uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel</span>. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; <span class="underline-1 ">an Frau von </span><span class="underline-1 family-courier ">Buttlar</span><span class="underline-1 "> in Dresden, abzugeben bey </span><span class="underline-1 index-5124 tp-29468 ">den Herrn Bürgermeister Pohland</span>. 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Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. Nachdem sie ihre ganze Familie verloren hatte, lebte sie seit 1848 in Brixen und schließlich in Florenz.', '39_beziehung' => 'Die Nichte Schlegels fertigte eine Kopie eines von Gérard stammenden Portraits der Mme de Staël-Holstein an und portraitierte später auch ihren Onkel Friedrich sowie dessen Frau Dorothea. 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Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. <span class="index-3670 tp-54388 index-3669 tp-54389 ">Meine Kinderchen</span> sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an <span class="underline-1 ">uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel</span>. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; <span class="underline-1 ">an Frau von </span><span class="underline-1 family-courier ">Buttlar</span><span class="underline-1 "> in Dresden, abzugeben bey </span><span class="underline-1 index-5124 tp-29468 ">den Herrn Bürgermeister Pohland</span>. 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Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.<lb/>Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich <persName key="3513">meinen Mann</persName> (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) <milestone unit="start" n="1845"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1845"/> von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang<milestone unit="start" n="23230"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23230"/> daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, <hi rend="underline:1">hast</hi> Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?<lb/><persName key="8">Dem guten Friedrich</persName> thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey <persName key="3513">meinem Manne</persName> so wohl als bey <persName key="3240">Minna</persName> das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach <placeName key="16">Wien</placeName> kam, <hi rend="underline:1">dafür kann ich stehen</hi>, denn <persName key="8">Onkel</persName> so wohl als <persName key="180">Tante</persName> kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. Kannst Du ihr <milestone unit="start" n="1846"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1846"/> aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in <placeName key="887">Bonn</placeName> war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur <persName key="1077">Windischmann</persName> fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für <persName key="129">meinen Vater</persName>, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in <placeName key="13">Dresden</placeName> gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten <persName key="115"><persName key="129">meiner Eltern</persName></persName> nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich <placeName key="5118">hier</placeName> genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt <hi rend="offset:4">ist</hi> nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich <milestone unit="start" n="1847"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1847"/> unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. Das Geld was ich mi<milestone unit="start" n="23231"/>[r]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23231"/> in Dresden zur <placeName key="354">Münchner</placeName> Reise gesammelt, war der Erwerb von <hi rend="underline:1">4 ganzen Jahren</hi>; Wenn mir meine Kunst die<milestone unit="start" n="23232"/>[s]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23232"/> jetzt nicht in <hi rend="underline:1">einem</hi> Jahre einbringt, so sehe ich mich genöthigt sie ganz liegen zu laßen, und in Dresden würde es nie der Fall sein, frage nur selbst einen Künstler, wie es mit dem Verdienst in Dresden steht. Frauen besonders werden hier von andern Künstlern, und namentlich von den Profeßoren sehr unterdrückt, denn nirgends ist der Brodtneid größer wie hier.<lb/>Es hat mich sehr geschmerzt lieber Oheim, daß Du glaubst ich hätte Dich vergeßen und mich <persName key="8">Friedrich</persName> mehr zugewendet! glaubst du denn lieber Oheim daß ich nur <hi rend="underline:1">ein</hi> Plätzchen in meinem Herzen habe, und daß wenn einer darinnen ist es nicht auch ein anderer seyn kann? Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie <name key="857" type="work">Cordelia</name>. – Es thut mir leid daß <persName key="2566">Laßen</persName> dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entb<milestone unit="start" n="23284"/>lö<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23284"/>st wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach <placeName key="282">Teplitz</placeName> zu <persName key="3513">meinen Mann</persName>, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach <placeName key="13">Dresden</placeName> rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen <milestone unit="start" n="1848"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1848"/> zu beschließen gedenke. 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Durch diesen Weg erhalte ich alle Briefe <milestone unit="start" n="1849"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1849"/> sicher, wo ich auch sein werde. Nun noch einmal gehab dich wohl, und vergiß nicht <lb/>Deine Dich herzlich liebende<lb/>Nichte <hi rend="family:Courier">Auguste Buttlar.</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1844"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1844"/> <anchor type="b" n="5118" ana="10" xml:id="NidB29451"/>Wachwitz<anchor type="e" n="5118" ana="10" xml:id="NidE29451"/> bey <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29452"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29452"/> den 30<lb/><hi rend="underline:1">Juli</hi><lb/>Geliebter theurer Oheim!<lb/>ich habe Deinen Brief vom 4<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli richtig erhalten, und da ich in einigen Tagen mit <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29453"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29454"/>den Kindern<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29454"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29453"/> zu <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29455"/>meinem Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29455"/> nach <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB29456"/>Teplitz<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE29456"/> zurück kehre, so will ich Dir noch vorher darauf antworten; ich hätte es schon früher gethan, wenn ich nicht immer gehofft hätte einen Brief von Dir zu erhalten, als Antwort auf <ref target="fud://5097">den, worin ich Dir das Testament geschickt</ref>, den du doch ohne Zweifel wirst erhalten haben.<lb/>Ehe ich Dir für alle Freundschaft und Liebe danke, will ich erst alle Haupt- u Geschäfts Punkte in deinem Briefe so kurtz als möglich beantworten.<lb/><anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52578"/>Das Verbrennen Deiner Briefe hat bis jetzt noch nicht geschehen können<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52578"/>, weil man mir die Papiere <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29457"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29458"/>der Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29458"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29457"/> so wie alle mir gehörigen Sachen noch nicht verabfolgt hat; aber ich werde darauf dringen sie bald zu erhalten und dann kannst du versichert sein daß ich deinen Wunsch <hi rend="underline:1">gewißenhaft</hi> erfülle. Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.<lb/>Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54376"/>meinen Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54376"/> (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) <milestone unit="start" n="1845"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1845"/> von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang<milestone unit="start" n="23230"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23230"/> daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, <hi rend="underline:1">hast</hi> Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB29459"/>Dem guten Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE29459"/> thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54377"/>meinem Manne<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54377"/> so wohl als bey <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29460"/>Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29460"/> das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB29461"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE29461"/> kam, <hi rend="underline:1">dafür kann ich stehen</hi>, denn <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB29462"/>Onkel<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE29462"/> so wohl als <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB29463"/>Tante<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE29463"/> kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. Kannst Du ihr <milestone unit="start" n="1846"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1846"/> aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB29464"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE29464"/> war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur <anchor type="b" n="1077" ana="11" xml:id="NidB29465"/>Windischmann<anchor type="e" n="1077" ana="11" xml:id="NidE29465"/> fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB54378"/>meinen Vater<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE54378"/>, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54379"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54379"/> gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB54381"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB54380"/>meiner Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE54380"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE54381"/> nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich <anchor type="b" n="5118" ana="10" xml:id="NidB54382"/>hier<anchor type="e" n="5118" ana="10" xml:id="NidE54382"/> genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt <hi rend="offset:4">ist</hi> nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich <milestone unit="start" n="1847"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1847"/> unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. 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Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie <anchor type="b" n="857" ana="12" xml:id="NidB54383"/>Cordelia<anchor type="e" n="857" ana="12" xml:id="NidE54383"/>. – Es thut mir leid daß <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB54384"/>Laßen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE54384"/> dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entb<milestone unit="start" n="23284"/>lö<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23284"/>st wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB54385"/>Teplitz<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE54385"/> zu <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54386"/>meinen Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54386"/>, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54387"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54387"/> rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen <milestone unit="start" n="1848"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1848"/> zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB54388"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB54389"/>Meine Kinderchen<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE54389"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE54388"/> sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an <hi rend="underline:1">uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel</hi>. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; <hi rend="underline:1">an Frau von </hi><hi rend="underline:1;family:Courier">Buttlar</hi><hi rend="underline:1"> in Dresden, abzugeben bey <anchor type="b" n="5124" ana="11" xml:id="NidB29468"/>den Herrn Bürgermeister Pohland<anchor type="e" n="5124" ana="11" xml:id="NidE29468"/></hi>. Durch diesen Weg erhalte ich alle Briefe <milestone unit="start" n="1849"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1849"/> sicher, wo ich auch sein werde. 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will ich erst alle Haupt- u Geschäfts Punkte in deinem Briefe so kurtz als möglich beantworten.<br><span class="cite tp-52578 ">Das Verbrennen Deiner Briefe hat bis jetzt noch nicht geschehen können</span>, weil man mir die Papiere <span class="index-115 tp-29457 index-129 tp-29458 ">der Eltern</span> so wie alle mir gehörigen Sachen noch nicht verabfolgt hat; aber ich werde darauf dringen sie bald zu erhalten und dann kannst du versichert sein daß ich deinen Wunsch <span class="underline-1 ">gewißenhaft</span> erfülle. Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.<br>Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich <span class="index-3513 tp-54376 ">meinen Mann</span> (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) <span class="notice-1845 ">[2]</span> von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang<span class="notice-23230 ">[en]</span> daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, <span class="underline-1 ">hast</span> Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?<br><span class="index-8 tp-29459 ">Dem guten Friedrich</span> thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey <span class="index-3513 tp-54377 ">meinem Manne</span> so wohl als bey <span class="index-3240 tp-29460 ">Minna</span> das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach <span class="index-16 tp-29461 ">Wien</span> kam, <span class="underline-1 ">dafür kann ich stehen</span>, denn <span class="index-8 tp-29462 ">Onkel</span> so wohl als <span class="index-180 tp-29463 ">Tante</span> kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. Kannst Du ihr <span class="notice-1846 ">[3]</span> aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in <span class="index-887 tp-29464 ">Bonn</span> war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur <span class="index-1077 tp-29465 ">Windischmann</span> fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für <span class="index-129 tp-54378 ">meinen Vater</span>, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in <span class="index-13 tp-54379 ">Dresden</span> gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten <span class="index-115 tp-54381 index-129 tp-54380 ">meiner Eltern</span> nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich <span class="index-5118 tp-54382 ">hier</span> genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt <span class="offset-4 ">ist</span> nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich <span class="notice-1847 ">[4]</span> unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. Das Geld was ich mi<span class="notice-23231 ">[r]</span> in Dresden zur <span class="index-354 tp-29466 ">Münchner</span> Reise gesammelt, war der Erwerb von <span class="underline-1 ">4 ganzen Jahren</span>; Wenn mir meine Kunst die<span class="notice-23232 ">[s]</span> jetzt nicht in <span class="underline-1 ">einem</span> Jahre einbringt, so sehe ich mich genöthigt sie ganz liegen zu laßen, und in Dresden würde es nie der Fall sein, frage nur selbst einen Künstler, wie es mit dem Verdienst in Dresden steht. <span class="cite tp-54451 ">Frauen besonders werden hier von andern Künstlern, und namentlich von den Profeßoren sehr unterdrückt</span>, denn nirgends ist der Brodtneid größer wie hier.<br>Es hat mich sehr geschmerzt lieber Oheim, daß Du glaubst ich hätte Dich vergeßen und mich <span class="index-8 tp-29467 ">Friedrich</span> mehr zugewendet! glaubst du denn lieber Oheim daß ich nur <span class="underline-1 ">ein</span> Plätzchen in meinem Herzen habe, und daß wenn einer darinnen ist es nicht auch ein anderer seyn kann? Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie <span class="index-857 tp-54383 ">Cordelia</span>. – Es thut mir leid daß <span class="index-2566 tp-54384 ">Laßen</span> dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entb<span class="notice-23284 ">lö</span>st wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach <span class="index-282 tp-54385 ">Teplitz</span> zu <span class="index-3513 tp-54386 ">meinen Mann</span>, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach <span class="index-13 tp-54387 ">Dresden</span> rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen <span class="notice-1848 ">[5]</span> zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. <span class="index-3670 tp-54388 index-3669 tp-54389 ">Meine Kinderchen</span> sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an <span class="underline-1 ">uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel</span>. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; <span class="underline-1 ">an Frau von </span><span class="underline-1 family-courier ">Buttlar</span><span class="underline-1 "> in Dresden, abzugeben bey </span><span class="underline-1 index-5124 tp-29468 ">den Herrn Bürgermeister Pohland</span>. Durch diesen Weg erhalte ich alle Briefe <span class="notice-1849 ">[6]</span> sicher, wo ich auch sein werde. Nun noch einmal gehab dich wohl, und vergiß nicht <br>Deine Dich herzlich liebende<br>Nichte <span class="family-courier ">Auguste Buttlar.</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1660' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 30. Juli [1826], Dresden-Wachwitz, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Dresden-Wachwitz <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4457217-7">GND</a>' $date = '30. 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Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. Nachdem sie ihre ganze Familie verloren hatte, lebte sie seit 1848 in Brixen und schließlich in Florenz.', '39_beziehung' => 'Die Nichte Schlegels fertigte eine Kopie eines von Gérard stammenden Portraits der Mme de Staël-Holstein an und portraitierte später auch ihren Onkel Friedrich sowie dessen Frau Dorothea. August Wilhelm Schlegel vermittelte u.a. den Kontakt zu Gérard und beriet seine Nichte immer wieder bei beruflichen und persönlichen Entscheidungen. Obwohl August Wilhelm Schlegel ihre Konversion zum Katholizismus im Jahr 1827 nicht billigte und der Schritt zu ernsthaften Verstimmungen führte, blieb Augusta von Buttlar ihrem Onkel bis zu dessen Tod eng verbunden. Da August Wilhelm Schlegel kinderlos war, setzte er sie und ihre Cousine Amalie Wolper als Erbinnen ein.', '39_dbid' => '117186880 ', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=259315591&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=259315591&INDEXSET=1', '39_quellen' => 'OeBL@http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_B/Buttlar_Auguste_1796_1857.xml@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D348-217-8@ extern@Dankmar Trier: Buttlar, Augusta von. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Berlin, Boston: K. G. Saur. 2013. Retrieved 8 May. 2014 [http://www.degruyter.com/view/AKL/_10148293]@', '39_pdb' => 'GND', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '1524', 'content' => 'Pillnitz', 'bemerkung' => 'GND:4306696-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '289', 'content' => 'Florenz', 'bemerkung' => 'GND:4017581-9', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_status_person' => 'Vollständig', '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0050-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '39_plaintext' => '', '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ) $absCitation = 'Augusta von Buttlar' $percount = (int) 2 $notabs = false $tabs = array( 'text' => array( 'content' => 'Volltext Handschrift', 'exists' => '1' ), 'manuscript' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Handschrift' ) ) $parallelview = array( (int) 0 => '1', (int) 1 => '1' ) $dzi_imagesHand = array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/fdbf9c28231749f2014fd4506361e9fb.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/13670eb0c83e7e978e167c2aaf949e88.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/83a1ef6dcfd3296d5c4d3a6eeebd83de.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/940893c5ed0f8ca0e6871777fdf3472e.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/4e6fecd104715afca0348e204e44abfd.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/96bc91de75367b5f7e02d92608086e7c.jpg.xml' ) $dzi_imagesDruck = array() $indexesintext = array( 'Namen' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '3670', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Buttlar, Adelheid von', 'comment' => array( [maximum depth reached] ), 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 1 => array( 'ID' => '3513', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Buttlar, Heinrich Ludwig von ', 'comment' => array( [maximum depth reached] ), 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 2 => array( 'ID' => '3669', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Buttlar, Marianne von', 'comment' => array( [maximum depth reached] ), 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 3 => array( 'ID' => '115', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Ernst, Charlotte', 'comment' => array( [maximum depth reached] ), 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 4 => array( 'ID' => '129', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Ernst, Ludwig Emanuel', 'comment' => array( [maximum depth reached] ), 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 5 => array( 'ID' => '3240', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Hunter, Wilhelmine (Minna) Sophie (geb. 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Kannst Du ihr <span class="notice-1846 ">[3]</span> aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in <span class="index-887 tp-29464 ">Bonn</span> war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur <span class="index-1077 tp-29465 ">Windischmann</span> fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für <span class="index-129 tp-54378 ">meinen Vater</span>, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in <span class="index-13 tp-54379 ">Dresden</span> gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten <span class="index-115 tp-54381 index-129 tp-54380 ">meiner Eltern</span> nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich <span class="index-5118 tp-54382 ">hier</span> genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt <span class="offset-4 ">ist</span> nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich <span class="notice-1847 ">[4]</span> unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. 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Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie <span class="index-857 tp-54383 ">Cordelia</span>. – Es thut mir leid daß <span class="index-2566 tp-54384 ">Laßen</span> dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entb<span class="notice-23284 ">lö</span>st wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach <span class="index-282 tp-54385 ">Teplitz</span> zu <span class="index-3513 tp-54386 ">meinen Mann</span>, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach <span class="index-13 tp-54387 ">Dresden</span> rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen <span class="notice-1848 ">[5]</span> zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. <span class="index-3670 tp-54388 index-3669 tp-54389 ">Meine Kinderchen</span> sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an <span class="underline-1 ">uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel</span>. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; <span class="underline-1 ">an Frau von </span><span class="underline-1 family-courier ">Buttlar</span><span class="underline-1 "> in Dresden, abzugeben bey </span><span class="underline-1 index-5124 tp-29468 ">den Herrn Bürgermeister Pohland</span>. 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Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in <placeName key="887">Bonn</placeName> war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur <persName key="1077">Windischmann</persName> fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für <persName key="129">meinen Vater</persName>, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in <placeName key="13">Dresden</placeName> gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten <persName key="115"><persName key="129">meiner Eltern</persName></persName> nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich <placeName key="5118">hier</placeName> genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt <hi rend="offset:4">ist</hi> nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich <milestone unit="start" n="1847"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1847"/> unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. Das Geld was ich mi<milestone unit="start" n="23231"/>[r]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23231"/> in Dresden zur <placeName key="354">Münchner</placeName> Reise gesammelt, war der Erwerb von <hi rend="underline:1">4 ganzen Jahren</hi>; Wenn mir meine Kunst die<milestone unit="start" n="23232"/>[s]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23232"/> jetzt nicht in <hi rend="underline:1">einem</hi> Jahre einbringt, so sehe ich mich genöthigt sie ganz liegen zu laßen, und in Dresden würde es nie der Fall sein, frage nur selbst einen Künstler, wie es mit dem Verdienst in Dresden steht. Frauen besonders werden hier von andern Künstlern, und namentlich von den Profeßoren sehr unterdrückt, denn nirgends ist der Brodtneid größer wie hier.<lb/>Es hat mich sehr geschmerzt lieber Oheim, daß Du glaubst ich hätte Dich vergeßen und mich <persName key="8">Friedrich</persName> mehr zugewendet! glaubst du denn lieber Oheim daß ich nur <hi rend="underline:1">ein</hi> Plätzchen in meinem Herzen habe, und daß wenn einer darinnen ist es nicht auch ein anderer seyn kann? Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie <name key="857" type="work">Cordelia</name>. – Es thut mir leid daß <persName key="2566">Laßen</persName> dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entb<milestone unit="start" n="23284"/>lö<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23284"/>st wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach <placeName key="282">Teplitz</placeName> zu <persName key="3513">meinen Mann</persName>, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach <placeName key="13">Dresden</placeName> rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen <milestone unit="start" n="1848"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1848"/> zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. <persName key="3670"><persName key="3669">Meine Kinderchen</persName></persName> sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an <hi rend="underline:1">uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel</hi>. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; <hi rend="underline:1">an Frau von </hi><hi rend="underline:1;family:Courier">Buttlar</hi><hi rend="underline:1"> in Dresden, abzugeben bey <persName key="5124">den Herrn Bürgermeister Pohland</persName></hi>. Durch diesen Weg erhalte ich alle Briefe <milestone unit="start" n="1849"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1849"/> sicher, wo ich auch sein werde. Nun noch einmal gehab dich wohl, und vergiß nicht <lb/>Deine Dich herzlich liebende<lb/>Nichte <hi rend="family:Courier">Auguste Buttlar.</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1844"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1844"/> <anchor type="b" n="5118" ana="10" xml:id="NidB29451"/>Wachwitz<anchor type="e" n="5118" ana="10" xml:id="NidE29451"/> bey <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29452"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29452"/> den 30<lb/><hi rend="underline:1">Juli</hi><lb/>Geliebter theurer Oheim!<lb/>ich habe Deinen Brief vom 4<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli richtig erhalten, und da ich in einigen Tagen mit <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29453"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29454"/>den Kindern<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29454"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29453"/> zu <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29455"/>meinem Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29455"/> nach <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB29456"/>Teplitz<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE29456"/> zurück kehre, so will ich Dir noch vorher darauf antworten; ich hätte es schon früher gethan, wenn ich nicht immer gehofft hätte einen Brief von Dir zu erhalten, als Antwort auf <ref target="fud://5097">den, worin ich Dir das Testament geschickt</ref>, den du doch ohne Zweifel wirst erhalten haben.<lb/>Ehe ich Dir für alle Freundschaft und Liebe danke, will ich erst alle Haupt- u Geschäfts Punkte in deinem Briefe so kurtz als möglich beantworten.<lb/><anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52578"/>Das Verbrennen Deiner Briefe hat bis jetzt noch nicht geschehen können<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52578"/>, weil man mir die Papiere <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29457"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29458"/>der Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29458"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29457"/> so wie alle mir gehörigen Sachen noch nicht verabfolgt hat; aber ich werde darauf dringen sie bald zu erhalten und dann kannst du versichert sein daß ich deinen Wunsch <hi rend="underline:1">gewißenhaft</hi> erfülle. Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.<lb/>Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54376"/>meinen Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54376"/> (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) <milestone unit="start" n="1845"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1845"/> von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang<milestone unit="start" n="23230"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23230"/> daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, <hi rend="underline:1">hast</hi> Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB29459"/>Dem guten Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE29459"/> thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54377"/>meinem Manne<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54377"/> so wohl als bey <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29460"/>Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29460"/> das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB29461"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE29461"/> kam, <hi rend="underline:1">dafür kann ich stehen</hi>, denn <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB29462"/>Onkel<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE29462"/> so wohl als <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB29463"/>Tante<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE29463"/> kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. 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Retrieved 8 May. 2014 [http://www.degruyter.com/view/AKL/_10148293]@', '39_pdb' => 'GND', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '1524', 'content' => 'Pillnitz', 'bemerkung' => 'GND:4306696-3', 'LmAdd' => array() ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '289', 'content' => 'Florenz', 'bemerkung' => 'GND:4017581-9', 'LmAdd' => array() ), '39_status_person' => 'Vollständig', '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0050-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '39_plaintext' => '', '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-10-19' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19/briefid/1660' $state = '15.10.2019' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [15.10.2019]; Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel; 30. Juli [1826]' $lettermsg1 = 'August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-10-19]' $lettermsg2 = ' <a href="https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19/briefid/1660">https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19/briefid/1660</a>.' $sprache = 'Deutsch' $editor = 'Varwig, Olivia' $caption = array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Handschrift' ) $tab = 'manuscript' $n = (int) 1 $image = '/cake_fud/files/temp/images/dzi/96bc91de75367b5f7e02d92608086e7c.jpg.xml'
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[1] Wachwitz bey Dresden den 30
Juli
Geliebter theurer Oheim!
ich habe Deinen Brief vom 4ten Juli richtig erhalten, und da ich in einigen Tagen mit den Kindern zu meinem Mann nach Teplitz zurück kehre, so will ich Dir noch vorher darauf antworten; ich hätte es schon früher gethan, wenn ich nicht immer gehofft hätte einen Brief von Dir zu erhalten, als Antwort auf den, worin ich Dir das Testament geschickt, den du doch ohne Zweifel wirst erhalten haben.
Ehe ich Dir für alle Freundschaft und Liebe danke, will ich erst alle Haupt- u Geschäfts Punkte in deinem Briefe so kurtz als möglich beantworten.
Das Verbrennen Deiner Briefe hat bis jetzt noch nicht geschehen können, weil man mir die Papiere der Eltern so wie alle mir gehörigen Sachen noch nicht verabfolgt hat; aber ich werde darauf dringen sie bald zu erhalten und dann kannst du versichert sein daß ich deinen Wunsch gewißenhaft erfülle. Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.
Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich meinen Mann (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) [2] von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang[en] daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, hast Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?
Dem guten Friedrich thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey meinem Manne so wohl als bey Minna das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach Wien kam, dafür kann ich stehen, denn Onkel so wohl als Tante kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. Kannst Du ihr [3] aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in Bonn war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur Windischmann fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für meinen Vater, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in Dresden gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten meiner Eltern nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich hier genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt ist nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich [4] unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. Das Geld was ich mi[r] in Dresden zur Münchner Reise gesammelt, war der Erwerb von 4 ganzen Jahren; Wenn mir meine Kunst die[s] jetzt nicht in einem Jahre einbringt, so sehe ich mich genöthigt sie ganz liegen zu laßen, und in Dresden würde es nie der Fall sein, frage nur selbst einen Künstler, wie es mit dem Verdienst in Dresden steht. Frauen besonders werden hier von andern Künstlern, und namentlich von den Profeßoren sehr unterdrückt, denn nirgends ist der Brodtneid größer wie hier.
Es hat mich sehr geschmerzt lieber Oheim, daß Du glaubst ich hätte Dich vergeßen und mich Friedrich mehr zugewendet! glaubst du denn lieber Oheim daß ich nur ein Plätzchen in meinem Herzen habe, und daß wenn einer darinnen ist es nicht auch ein anderer seyn kann? Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie Cordelia. – Es thut mir leid daß Laßen dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entblöst wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach Teplitz zu meinen Mann, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach Dresden rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen [5] zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. Meine Kinderchen sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; an Frau von Buttlar in Dresden, abzugeben bey den Herrn Bürgermeister Pohland. Durch diesen Weg erhalte ich alle Briefe [6] sicher, wo ich auch sein werde. Nun noch einmal gehab dich wohl, und vergiß nicht
Deine Dich herzlich liebende
Nichte Auguste Buttlar.
Juli
Geliebter theurer Oheim!
ich habe Deinen Brief vom 4ten Juli richtig erhalten, und da ich in einigen Tagen mit den Kindern zu meinem Mann nach Teplitz zurück kehre, so will ich Dir noch vorher darauf antworten; ich hätte es schon früher gethan, wenn ich nicht immer gehofft hätte einen Brief von Dir zu erhalten, als Antwort auf den, worin ich Dir das Testament geschickt, den du doch ohne Zweifel wirst erhalten haben.
Ehe ich Dir für alle Freundschaft und Liebe danke, will ich erst alle Haupt- u Geschäfts Punkte in deinem Briefe so kurtz als möglich beantworten.
Das Verbrennen Deiner Briefe hat bis jetzt noch nicht geschehen können, weil man mir die Papiere der Eltern so wie alle mir gehörigen Sachen noch nicht verabfolgt hat; aber ich werde darauf dringen sie bald zu erhalten und dann kannst du versichert sein daß ich deinen Wunsch gewißenhaft erfülle. Das Amt hat deshalb alle Papiere und Briefe zurück behalten, weil sie denken, noch irgend etwas darinnen zu finden was auf Geld Beziehung hat.
Was den zweiten Punkt betrifft, so kann ich Dir nicht ganz unbedingt die Erfüllung desselben versprechen; meinen häuslichen Frieden ungestöhrt zu erhalten, ist die Hauptsache wonach ich strebe, denn nur bey diesem kann ich mich geistig wie körperlich erhalten, und wer mich lieb hat wird gewiß darauf Rücksicht nehmen; es kann aber nicht der Fall sein wenn ich meinen Mann (über dem ich in keiner Art Ursache zu klagen habe) [2] von allem entferne was zu Familien Angelegenheiten gehört. Nach meiner Ansicht glaube ich, daß eine Frau zwar alles was zu Unfrieden Anlaß geben und dem Manne kränken könnte, verschweigt, ihn aber von allen auszuschließen wozu er als mein Mann Ansprüche hat, würde mich in den Augen aller tugendhaften und vernünftigen Menschen, mehr herab würdigen als ihn selbst. Ihn, in der ihm gebührenden Stelle, zu der Welt, und meinen Verwandten zu erhalten, wird immer mein erstes Bestreben sein, deshalb bitte ich Dich lieber Oheim es nicht zu verlang[en] daß ich Deine Briefe meinem Mann vorenthalte, hast Du mir etwas zu sagen, was du nicht wünschst daß er wißen soll, so werde ich Dir eine Adreße geben, wodurch ich Deine Briefe richtig erhalte, ohne daß mein Mann etwas davon erfährt; aber für gewöhnlich bitte ich Dich die Correspondenz auf die alte Weise mit mir fortzusetzen. Bisher hat die Religion ja nie eine Scheidewand zwischen Dir und der Welt gemacht, warum denn jetzt bey deinen Verwandten?
Dem guten Friedrich thust du sehr Unrecht wenn Du glaubst, daß er bey meinem Manne so wohl als bey Minna das Bekehrungs-Werk betrieben, Minna ist gewiß jetzt noch was sie war als sie nach Wien kam, dafür kann ich stehen, denn Onkel so wohl als Tante kümmern sich gar nicht um ihre Seelensorge, und was hätten sie auch an diesem Leichtsinnigen Wesen für einen Gewinnst? überdem hat sie auch Onkel gar nicht eingeladen nach Wien zu kommen, und daß er sie bey sich aufgenommen geschah blos weil er glaubt es sey Pflicht sich ihrer anzunehmen. Kannst Du ihr [3] aber vielleicht ein anderes Unterkommen verschaffen so geschieht Onkeln so wie Tanten der größte Gefallen damit, Dies kann ich dir versichern. Als Gesellschafterin würde sie vielleicht auch schon eine paßende Stelle gefunden haben, sie hat aber nicht die Kenntniße und dünkt sich auch zu vornehm dazu. – Was meinen Mann anbetrifft so war er schon damals als er in Bonn war, der Catholischen Religion sehr geneigt, worüber du nur Windischmann fragen kannst, also eine Sache die schon längst im Werke war. – Um eine Pension bey unserm Hofe zu erhalten, werde ich gewiß nichts versäumen, und thun was ich kann, nur fürchte ich wird es so fruchtlos bleiben wie die ersten Versuche, denn ich habe bis jetzt noch keine Beweise gehabt, daß man für meinen Vater, und für seine treuen Dienste besondere Rücksichten gehabt; erhalte ich nichts vom Hofe, so wirst du selbst einsehen daß mich in Dresden gar nichts feßelt, denn den sterblichen Resten meiner Eltern nahe zu sein, und täglich die schmerzlichen Eindrücke erneuern, würde mich, ich glaube, bald selbst dem Grabe nahe bringen. Seit dem Tode meiner Eltern ist meine Gesundheit so zerrüttet, daß ich alles mögliche vermeiden muß, was meine Gefühle zu sehr aufregt. Ich hoffte daß die schöne Landluft die ich hier genieße wohlthätig auf mich würcken würde, doch bis jetzt habe ich noch keine Veränderung verspührt. Der Geist meiner Eltern hat ihre Hülle verlaßen, warum soll ich ihrer noch nahe bleiben? denn auf diese Welt ist nun einmal das Band gelöst was mich an ihnen knüpfte, und nur im Himmel finden sich [4] unsere Seelen wieder. – Ich muß darauf denken mich da aufzuhalten wo ich Freunde und vielen Verdienst habe und beides ist in Dresden sehr spärlich. Das Geld was ich mi[r] in Dresden zur Münchner Reise gesammelt, war der Erwerb von 4 ganzen Jahren; Wenn mir meine Kunst die[s] jetzt nicht in einem Jahre einbringt, so sehe ich mich genöthigt sie ganz liegen zu laßen, und in Dresden würde es nie der Fall sein, frage nur selbst einen Künstler, wie es mit dem Verdienst in Dresden steht. Frauen besonders werden hier von andern Künstlern, und namentlich von den Profeßoren sehr unterdrückt, denn nirgends ist der Brodtneid größer wie hier.
Es hat mich sehr geschmerzt lieber Oheim, daß Du glaubst ich hätte Dich vergeßen und mich Friedrich mehr zugewendet! glaubst du denn lieber Oheim daß ich nur ein Plätzchen in meinem Herzen habe, und daß wenn einer darinnen ist es nicht auch ein anderer seyn kann? Du hast mir oft gesagt ich wüßte mich nicht geltend zu machen, dasselbe ist auch bey meinen Gefühlen der Fall, und wenn es darauf ankäme durch Worte meine Liebe zu bezeigen, so würde ich so schlecht darin bestehen wie Cordelia. – Es thut mir leid daß Laßen dir jetzt Sorgen und Unkosten macht, und ich freue mich um so mehr daß mich meiner Hände Arbeit in den Stand setzt, keinen meiner Verwandten auf die geringste Art zur Last zu fallen, und selbst wenn ich meine Kunst nicht hätte, und von allen entblöst wäre, so würde ich es dennoch nie thuen. – Nun geliebter Oheim lebe wohl, und habe noch Tausend Dank für deine Liebe und Freundschaft; nimm es, nicht übel daß ich dir meine Gedanken und Meinungen so offen mitgetheilt, ich habe aber zu dir gesprochen als zu einem lieben theuren Verwandten, nicht wie zu einem Weltmann; den ich jetzt ganz beiseite setze. – In drey Tagen gehe ich nach Teplitz zu meinen Mann, wo ich so lange bleibe bis mich meine Geschäfte wieder nach Dresden rufen, die ich dann in Zeit von acht bis vierzehn Tagen [5] zu beschließen gedenke. Viel unangenehmes habe ich schon bestanden, und vieles steht mir noch bevor; doch wurde mir bis jetzt alles bittere durch die Zarteste liebe meiner Freundin versüßt, die ein Muster der treusten Freundschaft ist. Meine Kinderchen sind Gott sey Dank sehr wohl, und machen mir sehr viel Freude. – meine Adreße in Teplitz an uns ist, in der Graupner Gaße in der goldnen Kugel. Vier Wochen werden wir wohl in Teplitz verweilen, wo wir dann sein werden, werde ich dir bis dahin schon melden, jetzt weiß ich selbst noch nicht genau was mit mir geschieht. Die Adreße für die Briefe die ich nur allein lesen soll ist; an Frau von Buttlar in Dresden, abzugeben bey den Herrn Bürgermeister Pohland. Durch diesen Weg erhalte ich alle Briefe [6] sicher, wo ich auch sein werde. Nun noch einmal gehab dich wohl, und vergiß nicht
Deine Dich herzlich liebende
Nichte Auguste Buttlar.