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Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes <span class="underline-1 ">so</span> verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung <span class="index-3669 tp-29261 ">meiner Tochter</span>, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. 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Dieses Frühjahr habe ich ziemlich viel zu thun gehabt, doch waren es blos Freunde für die ich gearbeitet, die alle wieder abreisen, und ich muß nun in Geduld erwarten was der Himmel mir wieder zuschicken wird. – <persName key="3513">Mein Mann</persName> der sich ganz von der Welt zurück ziehen, und ein klösterliches Leben führen will, hat den Plan <placeName key="5107">in Böhmen</placeName> zu bleiben wo er sich schon länger aufgehalten, und wo ich ihm zuweilen besuche.<lb/>Mein Testament habe ich gemacht, meine Tochter versorgt, und nun mögte ich, daß mich der liebe Gott bald zu sich nähme, da nun mein Tagewerk vollendet ist, und ich des Lebens herzlich müde bin! <milestone unit="start" n="1781"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1781"/> doch vorher mögte ich <hi rend="underline:1">dich</hi> noch einmal sehen! und da ich immer die Hoffnung hege daß du vielleicht eine Reise nach <placeName key="15">Berlin</placeName> machst, so könnte ich es leicht einrichten auch hinzukommen! – Doch ich fürchte dieses sind alles nur eitle Wünsch, an deren Erfüllung ich zweifeln muß.–<lb/>Mein Umgang hier ist sehr angenehm, und besteht in der ausgezeichnetsten und intereßantesten Gesellschaf<milestone unit="start" n="23255"/>[t]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23255"/> unter meine intimsten Freunden ist <persName key="5114">eine Gräfin <hi rend="family:Courier">Dohna</hi></persName> mit ihrer Familie, die zu den Achtungs würdigsten Frauen <placeName key="13">Dresdens</placeName> gehört; u auch das <persName key="48">Tieksche</persName> Haus, was der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Menschen ist, sowohl fremde als hiesige. Trotz allem Mangel bin ich doch immer anständig erschienen, und habe wacker gekämpft um mich nicht durch Dürftigkeit, in die Gemeinheit herab ziehen zu laßen, was nur zu leicht der Fall sein kann.<lb/>Doch hat der Druck der Sorgen meinem Geiste sehr die Heiterkeit benommen, ja ich glaube sogar, die Facultät glücklich sein zu können gänzlich verloren zu haben! nur das Bedürfniß nach Liebe ist lebendiger als je bey mir, und ich ich fürchte daß ich nach der Trennung von <persName key="3669">meinem Töchterchen</persName>, von diesem auch so zärtlich liebende<milestone unit="start" n="23256"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23256"/> <milestone unit="start" n="1782"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1782"/> guten Wesen, mich sehr vereinzelt und verlaßen fühlen werde! –<lb/>Hast du denn die Bilder erhalten die ich dir vor drei Jahren durch <persName key="8762">den Docktor Balzer</persName> schickte?<lb/>Ich habe schon seit vorigen Herbst ein Bildchen für dich, aber ich weiß nicht wie ich es Dir schicken soll. Groß ist es gar nicht, und dennoch wollte sich kein Reisender der mit der Eilpost geht, damit befaßen. Bestimme doch selbst liebster Oheim, auf welche Weise ich es Dir schicken soll? Überhaupt bitte und flehe ich dich inständigst mich doch durch ein paar Worte von dir zu begleiten! – Bis Anfang Juli wo <persName key="3669">mein Kind</persName> ins <orgName key="8759">Stifft</orgName> gebracht, und <milestone unit="start" n="1783"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1783"/> ich mit meinen Arbeiten fertig zu sein gedenke, bleibe ich in <placeName key="13">Dresden</placeName>. Dann gedenke ich nach Böhmen zu reisen und erst im Herbst wieder zu kommen. Also bis Ende Juni oder Anfang Juli darf ich auf ein Briefchen von Dir hoffen? Meine Adreße ist in Dresden bey <persName key="5114">der Frau Gräfin zu <hi rend="family:Courier">Dohna</hi></persName> im Italienischen Dörfchen N<hi rend="underline:1">o</hi> 15, oder auch bey <persName key="48">Tieks</persName>. ich selbst wegsle zu Johannis mit der Wohnung. Doch bitte ich <hi rend="underline:1">nicht</hi> durch Einschluß an mich zu schreiben. Nun Gott sey mit Dir.<lb/>Deine treu ergebene <lb/>Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1778"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1778"/> <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29257"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29257"/> den 9<hi rend="offset:4">ten</hi> Juni<lb/>1833<lb/>Mein theuerster geliebter Oheim!<lb/>Eine sehr lange Zeit ist nun wieder verfloßen seit du von mir, und ich von Dir, <hi rend="underline:1">nichts</hi> vernommen habe! – Eine große Sehnsucht hat mich getrieben, dir endlich zu schreiben und Dir zu sagen wie ich immer mit der zärtlichsten Theilnahme an Dich gedacht, und nach Kunde von Dir geforscht habe. Du hast unterdeßen schöne Reisen gemacht, auf denen ich Dir immer im Geiste gefolgt bin, und nur vorigen Herbst und Winter wußte ich nicht wo Du Dich aufhieltest da sogar <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB29258"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE29258"/> nichts von Dir wußte.<lb/>Ich habe <hi rend="offset:4">mich</hi> seit beynahe drei Jahren immer in Sachsen aufgehalten, und nur vor zwey Jahren eine Reise nach <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB29259"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE29259"/> gemacht.<lb/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29260"/>Mein Kind<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29260"/> hatte ich zwey Jahre lang in <anchor type="b" n="8760" ana="15" xml:id="NidB54582"/>einem guten Institut<anchor type="e" n="8760" ana="15" xml:id="NidE54582"/> auf dem Lande, in der sächsischen Oberlausitz, und wir wohnten an <anchor type="b" n="8761" ana="10" xml:id="NidB54583"/>denselben Ort<anchor type="e" n="8761" ana="10" xml:id="NidE54583"/>, um unserm Kinde nahe zu sein, und es alle Tage sehen zu können. <milestone unit="start" n="1779"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1779"/> Der Gesundheit und Oekonomie wegen hatten wir das Land der Stadt vorgezogen, und nur in den Wintermonaten gieng ich nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54577"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54577"/> um etwas verdienen zu können. –<lb/>Die Erbschafts Schickanen haben noch immer kein Ende, und jährlich reduciren sich unsere Einkünfte. 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Du hast unterdeßen schöne Reisen gemacht, auf denen ich Dir immer im Geiste gefolgt bin, und nur vorigen Herbst und Winter wußte ich nicht wo Du Dich aufhieltest da sogar <span class="index-48 tp-29258 ">Tiek</span> nichts von Dir wußte.<br>Ich habe <span class="offset-4 ">mich</span> seit beynahe drei Jahren immer in Sachsen aufgehalten, und nur vor zwey Jahren eine Reise nach <span class="index-16 tp-29259 ">Wien</span> gemacht.<br><span class="index-3669 tp-29260 ">Mein Kind</span> hatte ich zwey Jahre lang in <span class="index-8760 tp-54582 ">einem guten Institut</span> auf dem Lande, in der sächsischen Oberlausitz, und wir wohnten an <span class="index-8761 tp-54583 ">denselben Ort</span>, um unserm Kinde nahe zu sein, und es alle Tage sehen zu können. <span class="notice-1779 ">[2]</span> Der Gesundheit und Oekonomie wegen hatten wir das Land der Stadt vorgezogen, und nur in den Wintermonaten gieng ich nach <span class="index-13 tp-54577 ">Dresden</span> um etwas verdienen zu können. –<br>Die Erbschafts Schickanen haben noch immer kein Ende, und jährlich reduciren sich unsere Einkünfte. Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes <span class="underline-1 ">so</span> verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung <span class="index-3669 tp-29261 ">meiner Tochter</span>, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. Wenn sie vielleicht mit der Zeit etwas mehr Farbe bekömmt, so kann sie ohne hübsch zu sein doch einen angenehmen Eindruk machen, was ja doch so nöthig ist um auf dieser Welt, (wo man so sehr auf das <span class="notice-1780 ">[3]</span> auf das Äußere sieht) durchzukommen. – Seit vorigen Herbst habe ich sie wieder bey mir gehabt, und im Kurzen wird sie durch besonders hoher Gnade in <span class="index-8759 tp-54580 ">das hiesige adliche Fräulein Stifft</span> aufgenommen, wo sie bis zum 17 Jahr unentgeldlich erzogen wird.<br><span class="index-8758 tp-54579 ">Die Prinzeßin Auguste</span>, Tochter <span class="index-807 tp-54578 ">des verstorbnen Königs</span>, ist die <span class="family-courier ">Diretrice</span> dieses Instituts, und somit kann ich hoffen daß vielleicht nach der Zeit für <span class="index-3669 tp-29262 ">meine Marianne</span> auch noch etwas bey Hofe zu erlangen ist.<br>Dieses bringt nun eine ganz neue LebensEinrichtung bey mir hervor, und ich werde mich wahrscheinlich auch in <span class="index-13 tp-54581 ">Dresden</span> etabliren. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich viel zu thun gehabt, doch waren es blos Freunde für die ich gearbeitet, die alle wieder abreisen, und ich muß nun in Geduld erwarten was der Himmel mir wieder zuschicken wird. – <span class="index-3513 tp-29263 ">Mein Mann</span> der sich ganz von der Welt zurück ziehen, und ein klösterliches Leben führen will, hat den Plan <span class="index-5107 tp-54591 ">in Böhmen</span> zu bleiben wo er sich schon länger aufgehalten, und wo ich ihm zuweilen besuche.<br><span class="cite tp-52816 ">Mein Testament habe ich gemacht, meine Tochter versorgt, und nun mögte ich, daß mich der liebe Gott bald zu sich nähme</span>, da nun mein Tagewerk vollendet ist, und ich des Lebens herzlich müde bin! <span class="notice-1781 ">[4]</span> doch vorher mögte ich <span class="underline-1 ">dich</span> noch einmal sehen! und da ich immer die Hoffnung hege daß du vielleicht eine Reise nach <span class="index-15 tp-29265 ">Berlin</span> machst, so könnte ich es leicht einrichten auch hinzukommen! – Doch ich fürchte dieses sind alles nur eitle Wünsch, an deren Erfüllung ich zweifeln muß.–<br>Mein Umgang hier ist sehr angenehm, und besteht in der ausgezeichnetsten und intereßantesten Gesellschaf<span class="notice-23255 ">[t]</span> unter meine intimsten Freunden ist <span class="index-5114 tp-54575 ">eine Gräfin </span><span class="index-5114 tp-54575 family-courier ">Dohna</span> mit ihrer Familie, die zu den Achtungs würdigsten Frauen <span class="index-13 tp-54584 ">Dresdens</span> gehört; u auch das <span class="index-48 tp-54585 ">Tieksche</span> Haus, was der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Menschen ist, sowohl fremde als hiesige. Trotz allem Mangel bin ich doch immer anständig erschienen, und habe wacker gekämpft um mich nicht durch Dürftigkeit, in die Gemeinheit herab ziehen zu laßen, was nur zu leicht der Fall sein kann.<br>Doch hat der Druck der Sorgen meinem Geiste sehr die Heiterkeit benommen, ja ich glaube sogar, die Facultät glücklich sein zu können gänzlich verloren zu haben! nur das Bedürfniß nach Liebe ist lebendiger als je bey mir, und ich ich fürchte daß ich nach der Trennung von <span class="index-3669 tp-54586 ">meinem Töchterchen</span>, von diesem auch so zärtlich liebende<span class="notice-23256 ">[n]</span> <span class="notice-1782 ">[5]</span> guten Wesen, mich sehr vereinzelt und verlaßen fühlen werde! –<br>Hast du denn die Bilder erhalten die ich dir vor drei Jahren durch <span class="index-8762 tp-54587 ">den Docktor Balzer</span> schickte?<br>Ich habe schon seit vorigen Herbst ein Bildchen für dich, aber ich weiß nicht wie ich es Dir schicken soll. Groß ist es gar nicht, und dennoch wollte sich kein Reisender der mit der Eilpost geht, damit befaßen. Bestimme doch selbst liebster Oheim, auf welche Weise ich es Dir schicken soll? Überhaupt bitte und flehe ich dich inständigst mich doch durch ein paar Worte von dir zu begleiten! – Bis Anfang Juli wo <span class="index-3669 tp-54589 ">mein Kind</span> ins <span class="index-8759 tp-54588 ">Stifft</span> gebracht, und <span class="notice-1783 ">[6]</span> ich mit meinen Arbeiten fertig zu sein gedenke, bleibe ich in <span class="index-13 tp-54590 ">Dresden</span>. Dann gedenke ich nach Böhmen zu reisen und erst im Herbst wieder zu kommen. Also bis Ende Juni oder Anfang Juli darf ich auf ein Briefchen von Dir hoffen? Meine Adreße ist in Dresden bey <span class="index-5114 tp-54576 ">der Frau Gräfin zu </span><span class="index-5114 tp-54576 family-courier ">Dohna</span> im Italienischen Dörfchen N<span class="underline-1 ">o</span> 15, oder auch bey <span class="index-48 tp-29264 ">Tieks</span>. ich selbst wegsle zu Johannis mit der Wohnung. Doch bitte ich <span class="underline-1 ">nicht</span> durch Einschluß an mich zu schreiben. 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Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes <span class="underline-1 ">so</span> verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung <span class="index-3669 tp-29261 ">meiner Tochter</span>, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. 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Groß ist es gar nicht, und dennoch wollte sich kein Reisender der mit der Eilpost geht, damit befaßen. Bestimme doch selbst liebster Oheim, auf welche Weise ich es Dir schicken soll? Überhaupt bitte und flehe ich dich inständigst mich doch durch ein paar Worte von dir zu begleiten! – Bis Anfang Juli wo <span class="index-3669 tp-54589 ">mein Kind</span> ins <span class="index-8759 tp-54588 ">Stifft</span> gebracht, und <span class="notice-1783 ">[6]</span> ich mit meinen Arbeiten fertig zu sein gedenke, bleibe ich in <span class="index-13 tp-54590 ">Dresden</span>. Dann gedenke ich nach Böhmen zu reisen und erst im Herbst wieder zu kommen. Also bis Ende Juni oder Anfang Juli darf ich auf ein Briefchen von Dir hoffen? 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Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes <hi rend="underline:1">so</hi> verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung <persName key="3669">meiner Tochter</persName>, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. 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Dieses Frühjahr habe ich ziemlich viel zu thun gehabt, doch waren es blos Freunde für die ich gearbeitet, die alle wieder abreisen, und ich muß nun in Geduld erwarten was der Himmel mir wieder zuschicken wird. – <persName key="3513">Mein Mann</persName> der sich ganz von der Welt zurück ziehen, und ein klösterliches Leben führen will, hat den Plan <placeName key="5107">in Böhmen</placeName> zu bleiben wo er sich schon länger aufgehalten, und wo ich ihm zuweilen besuche.<lb/>Mein Testament habe ich gemacht, meine Tochter versorgt, und nun mögte ich, daß mich der liebe Gott bald zu sich nähme, da nun mein Tagewerk vollendet ist, und ich des Lebens herzlich müde bin! <milestone unit="start" n="1781"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1781"/> doch vorher mögte ich <hi rend="underline:1">dich</hi> noch einmal sehen! und da ich immer die Hoffnung hege daß du vielleicht eine Reise nach <placeName key="15">Berlin</placeName> machst, so könnte ich es leicht einrichten auch hinzukommen! – Doch ich fürchte dieses sind alles nur eitle Wünsch, an deren Erfüllung ich zweifeln muß.–<lb/>Mein Umgang hier ist sehr angenehm, und besteht in der ausgezeichnetsten und intereßantesten Gesellschaf<milestone unit="start" n="23255"/>[t]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23255"/> unter meine intimsten Freunden ist <persName key="5114">eine Gräfin <hi rend="family:Courier">Dohna</hi></persName> mit ihrer Familie, die zu den Achtungs würdigsten Frauen <placeName key="13">Dresdens</placeName> gehört; u auch das <persName key="48">Tieksche</persName> Haus, was der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Menschen ist, sowohl fremde als hiesige. Trotz allem Mangel bin ich doch immer anständig erschienen, und habe wacker gekämpft um mich nicht durch Dürftigkeit, in die Gemeinheit herab ziehen zu laßen, was nur zu leicht der Fall sein kann.<lb/>Doch hat der Druck der Sorgen meinem Geiste sehr die Heiterkeit benommen, ja ich glaube sogar, die Facultät glücklich sein zu können gänzlich verloren zu haben! nur das Bedürfniß nach Liebe ist lebendiger als je bey mir, und ich ich fürchte daß ich nach der Trennung von <persName key="3669">meinem Töchterchen</persName>, von diesem auch so zärtlich liebende<milestone unit="start" n="23256"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23256"/> <milestone unit="start" n="1782"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1782"/> guten Wesen, mich sehr vereinzelt und verlaßen fühlen werde! –<lb/>Hast du denn die Bilder erhalten die ich dir vor drei Jahren durch <persName key="8762">den Docktor Balzer</persName> schickte?<lb/>Ich habe schon seit vorigen Herbst ein Bildchen für dich, aber ich weiß nicht wie ich es Dir schicken soll. Groß ist es gar nicht, und dennoch wollte sich kein Reisender der mit der Eilpost geht, damit befaßen. Bestimme doch selbst liebster Oheim, auf welche Weise ich es Dir schicken soll? Überhaupt bitte und flehe ich dich inständigst mich doch durch ein paar Worte von dir zu begleiten! – Bis Anfang Juli wo <persName key="3669">mein Kind</persName> ins <orgName key="8759">Stifft</orgName> gebracht, und <milestone unit="start" n="1783"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1783"/> ich mit meinen Arbeiten fertig zu sein gedenke, bleibe ich in <placeName key="13">Dresden</placeName>. Dann gedenke ich nach Böhmen zu reisen und erst im Herbst wieder zu kommen. Also bis Ende Juni oder Anfang Juli darf ich auf ein Briefchen von Dir hoffen? Meine Adreße ist in Dresden bey <persName key="5114">der Frau Gräfin zu <hi rend="family:Courier">Dohna</hi></persName> im Italienischen Dörfchen N<hi rend="underline:1">o</hi> 15, oder auch bey <persName key="48">Tieks</persName>. ich selbst wegsle zu Johannis mit der Wohnung. Doch bitte ich <hi rend="underline:1">nicht</hi> durch Einschluß an mich zu schreiben. Nun Gott sey mit Dir.<lb/>Deine treu ergebene <lb/>Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1778"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1778"/> <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29257"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29257"/> den 9<hi rend="offset:4">ten</hi> Juni<lb/>1833<lb/>Mein theuerster geliebter Oheim!<lb/>Eine sehr lange Zeit ist nun wieder verfloßen seit du von mir, und ich von Dir, <hi rend="underline:1">nichts</hi> vernommen habe! – Eine große Sehnsucht hat mich getrieben, dir endlich zu schreiben und Dir zu sagen wie ich immer mit der zärtlichsten Theilnahme an Dich gedacht, und nach Kunde von Dir geforscht habe. Du hast unterdeßen schöne Reisen gemacht, auf denen ich Dir immer im Geiste gefolgt bin, und nur vorigen Herbst und Winter wußte ich nicht wo Du Dich aufhieltest da sogar <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB29258"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE29258"/> nichts von Dir wußte.<lb/>Ich habe <hi rend="offset:4">mich</hi> seit beynahe drei Jahren immer in Sachsen aufgehalten, und nur vor zwey Jahren eine Reise nach <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB29259"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE29259"/> gemacht.<lb/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29260"/>Mein Kind<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29260"/> hatte ich zwey Jahre lang in <anchor type="b" n="8760" ana="15" xml:id="NidB54582"/>einem guten Institut<anchor type="e" n="8760" ana="15" xml:id="NidE54582"/> auf dem Lande, in der sächsischen Oberlausitz, und wir wohnten an <anchor type="b" n="8761" ana="10" xml:id="NidB54583"/>denselben Ort<anchor type="e" n="8761" ana="10" xml:id="NidE54583"/>, um unserm Kinde nahe zu sein, und es alle Tage sehen zu können. <milestone unit="start" n="1779"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1779"/> Der Gesundheit und Oekonomie wegen hatten wir das Land der Stadt vorgezogen, und nur in den Wintermonaten gieng ich nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54577"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54577"/> um etwas verdienen zu können. –<lb/>Die Erbschafts Schickanen haben noch immer kein Ende, und jährlich reduciren sich unsere Einkünfte. Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes <hi rend="underline:1">so</hi> verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung <anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29261"/>meiner Tochter<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29261"/>, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. 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[1] Dresden den 9ten Juni
1833
Mein theuerster geliebter Oheim!
Eine sehr lange Zeit ist nun wieder verfloßen seit du von mir, und ich von Dir, nichts vernommen habe! – Eine große Sehnsucht hat mich getrieben, dir endlich zu schreiben und Dir zu sagen wie ich immer mit der zärtlichsten Theilnahme an Dich gedacht, und nach Kunde von Dir geforscht habe. Du hast unterdeßen schöne Reisen gemacht, auf denen ich Dir immer im Geiste gefolgt bin, und nur vorigen Herbst und Winter wußte ich nicht wo Du Dich aufhieltest da sogar Tiek nichts von Dir wußte.
Ich habe mich seit beynahe drei Jahren immer in Sachsen aufgehalten, und nur vor zwey Jahren eine Reise nach Wien gemacht.
Mein Kind hatte ich zwey Jahre lang in einem guten Institut auf dem Lande, in der sächsischen Oberlausitz, und wir wohnten an denselben Ort, um unserm Kinde nahe zu sein, und es alle Tage sehen zu können. [2] Der Gesundheit und Oekonomie wegen hatten wir das Land der Stadt vorgezogen, und nur in den Wintermonaten gieng ich nach Dresden um etwas verdienen zu können. –
Die Erbschafts Schickanen haben noch immer kein Ende, und jährlich reduciren sich unsere Einkünfte. Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes so verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung meiner Tochter, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. Wenn sie vielleicht mit der Zeit etwas mehr Farbe bekömmt, so kann sie ohne hübsch zu sein doch einen angenehmen Eindruk machen, was ja doch so nöthig ist um auf dieser Welt, (wo man so sehr auf das [3] auf das Äußere sieht) durchzukommen. – Seit vorigen Herbst habe ich sie wieder bey mir gehabt, und im Kurzen wird sie durch besonders hoher Gnade in das hiesige adliche Fräulein Stifft aufgenommen, wo sie bis zum 17 Jahr unentgeldlich erzogen wird.
Die Prinzeßin Auguste, Tochter des verstorbnen Königs, ist die Diretrice dieses Instituts, und somit kann ich hoffen daß vielleicht nach der Zeit für meine Marianne auch noch etwas bey Hofe zu erlangen ist.
Dieses bringt nun eine ganz neue LebensEinrichtung bey mir hervor, und ich werde mich wahrscheinlich auch in Dresden etabliren. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich viel zu thun gehabt, doch waren es blos Freunde für die ich gearbeitet, die alle wieder abreisen, und ich muß nun in Geduld erwarten was der Himmel mir wieder zuschicken wird. – Mein Mann der sich ganz von der Welt zurück ziehen, und ein klösterliches Leben führen will, hat den Plan in Böhmen zu bleiben wo er sich schon länger aufgehalten, und wo ich ihm zuweilen besuche.
Mein Testament habe ich gemacht, meine Tochter versorgt, und nun mögte ich, daß mich der liebe Gott bald zu sich nähme, da nun mein Tagewerk vollendet ist, und ich des Lebens herzlich müde bin! [4] doch vorher mögte ich dich noch einmal sehen! und da ich immer die Hoffnung hege daß du vielleicht eine Reise nach Berlin machst, so könnte ich es leicht einrichten auch hinzukommen! – Doch ich fürchte dieses sind alles nur eitle Wünsch, an deren Erfüllung ich zweifeln muß.–
Mein Umgang hier ist sehr angenehm, und besteht in der ausgezeichnetsten und intereßantesten Gesellschaf[t] unter meine intimsten Freunden ist eine Gräfin Dohna mit ihrer Familie, die zu den Achtungs würdigsten Frauen Dresdens gehört; u auch das Tieksche Haus, was der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Menschen ist, sowohl fremde als hiesige. Trotz allem Mangel bin ich doch immer anständig erschienen, und habe wacker gekämpft um mich nicht durch Dürftigkeit, in die Gemeinheit herab ziehen zu laßen, was nur zu leicht der Fall sein kann.
Doch hat der Druck der Sorgen meinem Geiste sehr die Heiterkeit benommen, ja ich glaube sogar, die Facultät glücklich sein zu können gänzlich verloren zu haben! nur das Bedürfniß nach Liebe ist lebendiger als je bey mir, und ich ich fürchte daß ich nach der Trennung von meinem Töchterchen, von diesem auch so zärtlich liebende[n] [5] guten Wesen, mich sehr vereinzelt und verlaßen fühlen werde! –
Hast du denn die Bilder erhalten die ich dir vor drei Jahren durch den Docktor Balzer schickte?
Ich habe schon seit vorigen Herbst ein Bildchen für dich, aber ich weiß nicht wie ich es Dir schicken soll. Groß ist es gar nicht, und dennoch wollte sich kein Reisender der mit der Eilpost geht, damit befaßen. Bestimme doch selbst liebster Oheim, auf welche Weise ich es Dir schicken soll? Überhaupt bitte und flehe ich dich inständigst mich doch durch ein paar Worte von dir zu begleiten! – Bis Anfang Juli wo mein Kind ins Stifft gebracht, und [6] ich mit meinen Arbeiten fertig zu sein gedenke, bleibe ich in Dresden. Dann gedenke ich nach Böhmen zu reisen und erst im Herbst wieder zu kommen. Also bis Ende Juni oder Anfang Juli darf ich auf ein Briefchen von Dir hoffen? Meine Adreße ist in Dresden bey der Frau Gräfin zu Dohna im Italienischen Dörfchen No 15, oder auch bey Tieks. ich selbst wegsle zu Johannis mit der Wohnung. Doch bitte ich nicht durch Einschluß an mich zu schreiben. Nun Gott sey mit Dir.
Deine treu ergebene
Nichte
Augusta Buttlar
1833
Mein theuerster geliebter Oheim!
Eine sehr lange Zeit ist nun wieder verfloßen seit du von mir, und ich von Dir, nichts vernommen habe! – Eine große Sehnsucht hat mich getrieben, dir endlich zu schreiben und Dir zu sagen wie ich immer mit der zärtlichsten Theilnahme an Dich gedacht, und nach Kunde von Dir geforscht habe. Du hast unterdeßen schöne Reisen gemacht, auf denen ich Dir immer im Geiste gefolgt bin, und nur vorigen Herbst und Winter wußte ich nicht wo Du Dich aufhieltest da sogar Tiek nichts von Dir wußte.
Ich habe mich seit beynahe drei Jahren immer in Sachsen aufgehalten, und nur vor zwey Jahren eine Reise nach Wien gemacht.
Mein Kind hatte ich zwey Jahre lang in einem guten Institut auf dem Lande, in der sächsischen Oberlausitz, und wir wohnten an denselben Ort, um unserm Kinde nahe zu sein, und es alle Tage sehen zu können. [2] Der Gesundheit und Oekonomie wegen hatten wir das Land der Stadt vorgezogen, und nur in den Wintermonaten gieng ich nach Dresden um etwas verdienen zu können. –
Die Erbschafts Schickanen haben noch immer kein Ende, und jährlich reduciren sich unsere Einkünfte. Die Vormundsschafts Behörde hat das Vermögen des Kindes so verwaltet, daß schon seit Jahren mehr als zwey Drittel ihres Vermögens in Conkurs steht, und was ich für das Kind jährlich erhalte, beträgt nicht hundert Thaler. – Meine Kunst hat mich durch geholfen daß wir uns anständig erhalten konnten, aber für die feinere Ausbildung meiner Tochter, konnte ich leider nichts thun, doch hoffe ich ist es noch Zeit dies nachzuholen. Sie ist schon größer wie ich, gut gewagsen, und Gott sey dank gesund, wiewohl sie blaß aussieht, und mager ist, doch hat sie einen stärkern Körperbau als ich. Wenn sie vielleicht mit der Zeit etwas mehr Farbe bekömmt, so kann sie ohne hübsch zu sein doch einen angenehmen Eindruk machen, was ja doch so nöthig ist um auf dieser Welt, (wo man so sehr auf das [3] auf das Äußere sieht) durchzukommen. – Seit vorigen Herbst habe ich sie wieder bey mir gehabt, und im Kurzen wird sie durch besonders hoher Gnade in das hiesige adliche Fräulein Stifft aufgenommen, wo sie bis zum 17 Jahr unentgeldlich erzogen wird.
Die Prinzeßin Auguste, Tochter des verstorbnen Königs, ist die Diretrice dieses Instituts, und somit kann ich hoffen daß vielleicht nach der Zeit für meine Marianne auch noch etwas bey Hofe zu erlangen ist.
Dieses bringt nun eine ganz neue LebensEinrichtung bey mir hervor, und ich werde mich wahrscheinlich auch in Dresden etabliren. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich viel zu thun gehabt, doch waren es blos Freunde für die ich gearbeitet, die alle wieder abreisen, und ich muß nun in Geduld erwarten was der Himmel mir wieder zuschicken wird. – Mein Mann der sich ganz von der Welt zurück ziehen, und ein klösterliches Leben führen will, hat den Plan in Böhmen zu bleiben wo er sich schon länger aufgehalten, und wo ich ihm zuweilen besuche.
Mein Testament habe ich gemacht, meine Tochter versorgt, und nun mögte ich, daß mich der liebe Gott bald zu sich nähme, da nun mein Tagewerk vollendet ist, und ich des Lebens herzlich müde bin! [4] doch vorher mögte ich dich noch einmal sehen! und da ich immer die Hoffnung hege daß du vielleicht eine Reise nach Berlin machst, so könnte ich es leicht einrichten auch hinzukommen! – Doch ich fürchte dieses sind alles nur eitle Wünsch, an deren Erfüllung ich zweifeln muß.–
Mein Umgang hier ist sehr angenehm, und besteht in der ausgezeichnetsten und intereßantesten Gesellschaf[t] unter meine intimsten Freunden ist eine Gräfin Dohna mit ihrer Familie, die zu den Achtungs würdigsten Frauen Dresdens gehört; u auch das Tieksche Haus, was der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Menschen ist, sowohl fremde als hiesige. Trotz allem Mangel bin ich doch immer anständig erschienen, und habe wacker gekämpft um mich nicht durch Dürftigkeit, in die Gemeinheit herab ziehen zu laßen, was nur zu leicht der Fall sein kann.
Doch hat der Druck der Sorgen meinem Geiste sehr die Heiterkeit benommen, ja ich glaube sogar, die Facultät glücklich sein zu können gänzlich verloren zu haben! nur das Bedürfniß nach Liebe ist lebendiger als je bey mir, und ich ich fürchte daß ich nach der Trennung von meinem Töchterchen, von diesem auch so zärtlich liebende[n] [5] guten Wesen, mich sehr vereinzelt und verlaßen fühlen werde! –
Hast du denn die Bilder erhalten die ich dir vor drei Jahren durch den Docktor Balzer schickte?
Ich habe schon seit vorigen Herbst ein Bildchen für dich, aber ich weiß nicht wie ich es Dir schicken soll. Groß ist es gar nicht, und dennoch wollte sich kein Reisender der mit der Eilpost geht, damit befaßen. Bestimme doch selbst liebster Oheim, auf welche Weise ich es Dir schicken soll? Überhaupt bitte und flehe ich dich inständigst mich doch durch ein paar Worte von dir zu begleiten! – Bis Anfang Juli wo mein Kind ins Stifft gebracht, und [6] ich mit meinen Arbeiten fertig zu sein gedenke, bleibe ich in Dresden. Dann gedenke ich nach Böhmen zu reisen und erst im Herbst wieder zu kommen. Also bis Ende Juni oder Anfang Juli darf ich auf ein Briefchen von Dir hoffen? Meine Adreße ist in Dresden bey der Frau Gräfin zu Dohna im Italienischen Dörfchen No 15, oder auch bey Tieks. ich selbst wegsle zu Johannis mit der Wohnung. Doch bitte ich nicht durch Einschluß an mich zu schreiben. Nun Gott sey mit Dir.
Deine treu ergebene
Nichte
Augusta Buttlar