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weniger für die Person selbst, als für die Angehörigen. – Nun mein theuester Oheim lebe wohl und schenke mir auch ferner dein gütiges Wohlwollen, vielleicht werde ich durch <persName key="130"><persName key="48">Tiecks</persName></persName> etwas von deinner Rückreise in Erfahrung bringen, un<milestone unit="start" n="23938"/>[d]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Wasserschaden (?)</title></note><milestone unit="end" n="23938"/> daß ich dich nicht in <placeName key="887"><hi rend="family:Courier">Bonn</hi></placeName> verfehle, denn aus den Zeitungen erfahre ich alles hier sehr spät. – <persName key="3669">Meine Tochter</persName> küß dir die Hand, und ich bleibe in Dankbarer Liebe<lb/>Deine treu ergebene Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi><lb/>in Eile.<lb/><milestone unit="start" n="1857"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1857"/> [leer]</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1854"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1854"/> <anchor type="b" n="5107" ana="10" xml:id="NidB29478"/>Tetschen<anchor type="e" n="5107" ana="10" xml:id="NidE29478"/> den 30<hi rend="offset:4">ten</hi> Juni 1841<lb/>Mein verehrtester Oheim!<lb/>mit innigster Dankbarkeit habe ich Deinen lieben Brief vom 13<hi rend="offset:4">ten</hi> dieses aus <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB29479"/><hi rend="family:Courier">Berlin</hi><anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE29479"/> erhalten, und das darin so freundlich ausgesprochene Wohlwollen hat mir die größte Freude verursacht! ich würde Dir sogleich darauf geantwortet haben, aber wir hatten hier auf acht Tage Besuch von einer guten Freundin aus <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29480"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29480"/>, <anchor type="b" n="5114" ana="11" xml:id="NidB54598"/>der Gräfin Dohna<anchor type="e" n="5114" ana="11" xml:id="NidE54598"/> mit ihren Töchtern, die von früh bis Abends bei uns waren so daß ich keinen Augenblick zum schreiben finden konnte.<lb/>Da <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB29481"/>Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE29481"/> vielleicht jetzt schon in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB60462"/><hi rend="family:Courier">Berlin</hi><anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE60462"/> ist, so wirst du wohl auf keinen Fall nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB60464"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE60464"/> kommen, und ich verspare mir also die Freude dich zu sehen für den Spätsommer in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB60463"/><hi rend="family:Courier">Bonn</hi><anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE60463"/>, wo Du gewiß wieder zurück gekehrt sein wirst, da zu dieser Zeit ja alles <hi rend="family:Courier">Berlin</hi> verläßt, der Hof sowohl als die <hi rend="family:Courier">Noblesse</hi>, und die meisten dortigen Gelehrten und Profeßoren in der Zeit der <hi rend="family:Courier">Férien</hi> Ausflüge machen.<lb/>Es wäre höchst undankbar von mir mein theurer Oheim, wenn ich deine großmüthige Gastfreundschaft, und die glücklichen Stunden die ich in Deinem Hause verlebte schon vergeßen hätte, nein, dieses Andenken lebt noch frisch und ungetrübt in mir! aber ich fühle daß ich desto bescheidner sein muß, und diese große Güte nicht so unverschämter weise wieder in Anspruch nehmen durfte <hi rend="offset:4">indeß so gütig angebothen</hi> so machen wir von deiner Großmuth auf 8 oder 14 Tage gebrauch, im Fall daß Dir unsre Gegenwart durchaus keine Stöhrung verursacht. – Auf Deine Frage warum ich hier in Böhmen sitze, so sind die Gründe folgende:<lb/>erstens weil ich durch frühere Umstände veranlaßt mein <milestone unit="start" n="1855"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1855"/> mein Domiçil hier, und das in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB60465"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE60465"/> ganz aufgegeben habe, da mich dort weder Pflicht noch Neigung bindet, und ich <anchor type="b" n="5107" ana="10" xml:id="NidB60466"/>hier<anchor type="e" n="5107" ana="10" xml:id="NidE60466"/> ein hübsches Quartier für den mäßigen Preis von 40 <milestone unit="start" n="23936"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23936"/> jährlich bewohne, und zwar in einer der schönsten und reitzensten Gegend von Deutschland. Da meine Gesundheit den Stadtaufenthalt im Sommer durchaus nicht ertragen kann, u ich sowohl geistig wie Physisch der Einsamkeit und Ruhe bedarf so müßte ich doch im Sommer aufs Land ziehen, da ist es mir wohlfeiler eine stabile Landwohnung zu haben und nur einige Wintermonate in einer größern Stadt zu wohnen als umgekehrt. Hier ist freilich das Leben nicht sehr wohlfeil und dennoch bestreite ich meine ganze Wirtschaft nebst der Bedienung mit 16 <milestone unit="start" n="23937"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23937"/> <hi rend="offset:4">Monatlich</hi>, wo ich in Dresden mehr als das Doppelte brauche. Hier kostet uns die <hi rend="family:Courier">Toilette</hi> unglaublich wenig, und in der Stadt, besonders im Sommer sehr viel, wenn man nur rein und anständig erscheinen will. – Zweitens ist in der Malerei im Sommer auch Blut wenig in einer Stadt zu verdienen, da die Einheimischen meistens in die Bäder oder aufs Land gehen, und die Fremden Durchreisenden nur flüchtig verweilen. Drittens bedarf <anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29483"/>meine Tochter<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29483"/> auch des Landaufenthaltes, und da sie unter meiner Anleitung hier die Wirtschaft führen und kochen muß, so lernt sie dabei das Häusliche, was ihr durch eine <anchor type="b" n="8759" ana="15" xml:id="NidB60467"/><anchor type="b" n="8760" ana="15" xml:id="NidB60468"/>Instituts<anchor type="e" n="8760" ana="15" xml:id="NidE60468"/><anchor type="e" n="8759" ana="15" xml:id="NidE60467"/> Erziehung noch sehr abgieng, und was doch jede Frau verstehen muß. – Hier liebster Oheim sind die Gründe die mich bestimmt habe für jetzt noch hier zu bleiben, um so mehr da mein bischen Vermögen in Böhmen steht; findet sich jedoch an einen andern Ort eine noch vortheilhaftere Existens, so bin ich gar nicht abgeneigt das Beßere zu wählen. –<lb/>Für die Nachrichten die du mir von <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB35277"/><anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB35275"/><anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB35276"/>meinen Verwandten<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE35276"/><anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE35275"/><anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE35277"/> giebst, bin ich Dir sehr dankbar, wiewohl ich sie sehr wenig oder gar nicht gesehen (d: h. ich kenne alle bis auf <anchor type="b" n="4424" ana="11" xml:id="NidB29487"/>die Malchen<anchor type="e" n="4424" ana="11" xml:id="NidE29487"/> nicht) so habe ich mich doch immer <milestone unit="start" n="1856"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1856"/> um sie bekümmert, und wo ich konnte Nachrichten über sie eingezogen, so daß ich von ihrem leider traurigen Schicksal unterrichtet war, nur wußte ich nicht das <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB29486"/>mein Cousin<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE29486"/> gestorben <hi rend="overstrike:1">ist</hi> <hi rend="offset:4">war</hi>, was bei seinem traurigen Gemüthʼs Zustand noch ein Glück ist, denn nichts ist doch schrecklicher auf Erden als Wahnsin! weniger für die Person selbst, als für die Angehörigen. – Nun mein theuester Oheim lebe wohl und schenke mir auch ferner dein gütiges Wohlwollen, vielleicht werde ich durch <anchor type="b" n="130" ana="11" xml:id="NidB29485"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB29484"/>Tiecks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE29484"/><anchor type="e" n="130" ana="11" xml:id="NidE29485"/> etwas von deinner Rückreise in Erfahrung bringen, un<milestone unit="start" n="23938"/>[d]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Wasserschaden (?)</title></note><milestone unit="end" n="23938"/> daß ich dich nicht in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB60469"/><hi rend="family:Courier">Bonn</hi><anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE60469"/> verfehle, denn aus den Zeitungen erfahre ich alles hier sehr spät. – <anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB60470"/>Meine Tochter<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE60470"/> küß dir die Hand, und ich bleibe in Dankbarer Liebe<lb/>Deine treu ergebene Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi><lb/>in Eile.<lb/><milestone unit="start" n="1857"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1857"/> [leer]', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1841-06-30', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.149', '36_h1zahl' => '3 S. auf Doppelbl., hs. m. 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tp-29481 ">Tieck</span> vielleicht jetzt schon in <span class="index-15 tp-60462 family-courier ">Berlin</span> ist, so wirst du wohl auf keinen Fall nach <span class="index-13 tp-60464 ">Dresden</span> kommen, und ich verspare mir also die Freude dich zu sehen für den Spätsommer in <span class="index-887 tp-60463 family-courier ">Bonn</span>, wo Du gewiß wieder zurück gekehrt sein wirst, da zu dieser Zeit ja alles <span class="family-courier ">Berlin</span> verläßt, der Hof sowohl als die <span class="family-courier ">Noblesse</span>, und die meisten dortigen Gelehrten und Profeßoren in der Zeit der <span class="family-courier ">Férien</span> Ausflüge machen.<br>Es wäre höchst undankbar von mir mein theurer Oheim, wenn ich deine großmüthige Gastfreundschaft, und die glücklichen Stunden die ich in Deinem Hause verlebte schon vergeßen hätte, nein, dieses Andenken lebt noch frisch und ungetrübt in mir! aber ich fühle daß ich desto bescheidner sein muß, und diese große Güte nicht so unverschämter weise wieder in Anspruch nehmen durfte <span class="offset-4 ">indeß so gütig angebothen</span> so machen wir von deiner Großmuth auf 8 oder 14 Tage gebrauch, im Fall daß Dir unsre Gegenwart durchaus keine Stöhrung verursacht. – Auf Deine Frage warum ich hier in Böhmen sitze, so sind die Gründe folgende:<br>erstens weil ich durch frühere Umstände veranlaßt mein <span class="notice-1855 ">[2]</span> mein Domiçil hier, und das in <span class="index-13 tp-60465 ">Dresden</span> ganz aufgegeben habe, da mich dort weder Pflicht noch Neigung bindet, und ich <span class="index-5107 tp-60466 ">hier</span> ein hübsches Quartier für den mäßigen Preis von 40 <span class="notice-23936 ">r.</span> jährlich bewohne, und zwar in einer der schönsten und reitzensten Gegend von Deutschland. Da meine Gesundheit den Stadtaufenthalt im Sommer durchaus nicht ertragen kann, u ich sowohl geistig wie Physisch der Einsamkeit und Ruhe bedarf so müßte ich doch im Sommer aufs Land ziehen, da ist es mir wohlfeiler eine stabile Landwohnung zu haben und nur einige Wintermonate in einer größern Stadt zu wohnen als umgekehrt. Hier ist freilich das Leben nicht sehr wohlfeil und dennoch bestreite ich meine ganze Wirtschaft nebst der Bedienung mit 16 <span class="notice-23937 ">r.</span> <span class="offset-4 ">Monatlich</span>, wo ich in Dresden mehr als das Doppelte brauche. Hier kostet uns die <span class="family-courier ">Toilette</span> unglaublich wenig, und in der Stadt, besonders im Sommer sehr viel, wenn man nur rein und anständig erscheinen will. – Zweitens ist in der Malerei im Sommer auch Blut wenig in einer Stadt zu verdienen, da die Einheimischen meistens in die Bäder oder aufs Land gehen, und die Fremden Durchreisenden nur flüchtig verweilen. Drittens bedarf <span class="index-3669 tp-29483 ">meine Tochter</span> auch des Landaufenthaltes, und da sie unter meiner Anleitung hier die Wirtschaft führen und kochen muß, so lernt sie dabei das Häusliche, was ihr durch eine <span class="index-8759 tp-60467 index-8760 tp-60468 ">Instituts</span> Erziehung noch sehr abgieng, und was doch jede Frau verstehen muß. – Hier liebster Oheim sind die Gründe die mich bestimmt habe für jetzt noch hier zu bleiben, um so mehr da mein bischen Vermögen in Böhmen steht; findet sich jedoch an einen andern Ort eine noch vortheilhaftere Existens, so bin ich gar nicht abgeneigt das Beßere zu wählen. –<br>Für die Nachrichten die du mir von <span class="index-2286 tp-35277 index-3671 tp-35275 index-3460 tp-35276 ">meinen Verwandten</span> giebst, bin ich Dir sehr dankbar, wiewohl ich sie sehr wenig oder gar nicht gesehen (d: h. ich kenne alle bis auf <span class="index-4424 tp-29487 ">die Malchen</span> nicht) so habe ich mich doch immer <span class="notice-1856 ">[3]</span> um sie bekümmert, und wo ich konnte Nachrichten über sie eingezogen, so daß ich von ihrem leider traurigen Schicksal unterrichtet war, nur wußte ich nicht das <span class="index-2113 tp-29486 ">mein Cousin</span> gestorben <span class="overstrike-1 ">ist</span> <span class="offset-4 ">war</span>, was bei seinem traurigen Gemüthʼs Zustand noch ein Glück ist, denn nichts ist doch schrecklicher auf Erden als Wahnsin! weniger für die Person selbst, als für die Angehörigen. – Nun mein theuester Oheim lebe wohl und schenke mir auch ferner dein gütiges Wohlwollen, vielleicht werde ich durch <span class="index-130 tp-29485 index-48 tp-29484 ">Tiecks</span> etwas von deinner Rückreise in Erfahrung bringen, un<span class="notice-23938 ">[d]</span> daß ich dich nicht in <span class="index-887 tp-60469 family-courier ">Bonn</span> verfehle, denn aus den Zeitungen erfahre ich alles hier sehr spät. – <span class="index-3669 tp-60470 ">Meine Tochter</span> küß dir die Hand, und ich bleibe in Dankbarer Liebe<br>Deine treu ergebene Nichte<br><span class="family-courier ">Augusta Buttlar</span><br>in Eile.<br><span class="notice-1857 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1496' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 30.06.1841, Tetschen, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Tetschen <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4106190-1">GND</a>' $date = '30.06.1841' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Da meine Gesundheit den Stadtaufenthalt im Sommer durchaus nicht ertragen kann, u ich sowohl geistig wie Physisch der Einsamkeit und Ruhe bedarf so müßte ich doch im Sommer aufs Land ziehen, da ist es mir wohlfeiler eine stabile Landwohnung zu haben und nur einige Wintermonate in einer größern Stadt zu wohnen als umgekehrt. Hier ist freilich das Leben nicht sehr wohlfeil und dennoch bestreite ich meine ganze Wirtschaft nebst der Bedienung mit 16 <milestone unit="start" n="23937"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23937"/> <hi rend="offset:4">Monatlich</hi>, wo ich in Dresden mehr als das Doppelte brauche. Hier kostet uns die <hi rend="family:Courier">Toilette</hi> unglaublich wenig, und in der Stadt, besonders im Sommer sehr viel, wenn man nur rein und anständig erscheinen will. – Zweitens ist in der Malerei im Sommer auch Blut wenig in einer Stadt zu verdienen, da die Einheimischen meistens in die Bäder oder aufs Land gehen, und die Fremden Durchreisenden nur flüchtig verweilen. Drittens bedarf <anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29483"/>meine Tochter<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29483"/> auch des Landaufenthaltes, und da sie unter meiner Anleitung hier die Wirtschaft führen und kochen muß, so lernt sie dabei das Häusliche, was ihr durch eine <anchor type="b" n="8759" ana="15" xml:id="NidB60467"/><anchor type="b" n="8760" ana="15" xml:id="NidB60468"/>Instituts<anchor type="e" n="8760" ana="15" xml:id="NidE60468"/><anchor type="e" n="8759" ana="15" xml:id="NidE60467"/> Erziehung noch sehr abgieng, und was doch jede Frau verstehen muß. – Hier liebster Oheim sind die Gründe die mich bestimmt habe für jetzt noch hier zu bleiben, um so mehr da mein bischen Vermögen in Böhmen steht; findet sich jedoch an einen andern Ort eine noch vortheilhaftere Existens, so bin ich gar nicht abgeneigt das Beßere zu wählen. –<lb/>Für die Nachrichten die du mir von <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB35277"/><anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB35275"/><anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB35276"/>meinen Verwandten<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE35276"/><anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE35275"/><anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE35277"/> giebst, bin ich Dir sehr dankbar, wiewohl ich sie sehr wenig oder gar nicht gesehen (d: h. ich kenne alle bis auf <anchor type="b" n="4424" ana="11" xml:id="NidB29487"/>die Malchen<anchor type="e" n="4424" ana="11" xml:id="NidE29487"/> nicht) so habe ich mich doch immer <milestone unit="start" n="1856"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1856"/> um sie bekümmert, und wo ich konnte Nachrichten über sie eingezogen, so daß ich von ihrem leider traurigen Schicksal unterrichtet war, nur wußte ich nicht das <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB29486"/>mein Cousin<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE29486"/> gestorben <hi rend="overstrike:1">ist</hi> <hi rend="offset:4">war</hi>, was bei seinem traurigen Gemüthʼs Zustand noch ein Glück ist, denn nichts ist doch schrecklicher auf Erden als Wahnsin! weniger für die Person selbst, als für die Angehörigen. – Nun mein theuester Oheim lebe wohl und schenke mir auch ferner dein gütiges Wohlwollen, vielleicht werde ich durch <anchor type="b" n="130" ana="11" xml:id="NidB29485"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB29484"/>Tiecks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE29484"/><anchor type="e" n="130" ana="11" xml:id="NidE29485"/> etwas von deinner Rückreise in Erfahrung bringen, un<milestone unit="start" n="23938"/>[d]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Wasserschaden (?)</title></note><milestone unit="end" n="23938"/> daß ich dich nicht in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB60469"/><hi rend="family:Courier">Bonn</hi><anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE60469"/> verfehle, denn aus den Zeitungen erfahre ich alles hier sehr spät. – <anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB60470"/>Meine Tochter<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE60470"/> küß dir die Hand, und ich bleibe in Dankbarer Liebe<lb/>Deine treu ergebene Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi><lb/>in Eile.<lb/><milestone unit="start" n="1857"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1857"/> [leer]', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7298', 'content' => 'Augusta von Buttlar', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Buttlar, Augusta von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1841-06-30', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '5107', 'content' => 'Tetschen', 'bemerkung' => 'GND:4106190-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.149', '36_h1zahl' => '3 S. auf Doppelbl., hs. m. 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[1] Tetschen den 30ten Juni 1841
Mein verehrtester Oheim!
mit innigster Dankbarkeit habe ich Deinen lieben Brief vom 13ten dieses aus Berlin erhalten, und das darin so freundlich ausgesprochene Wohlwollen hat mir die größte Freude verursacht! ich würde Dir sogleich darauf geantwortet haben, aber wir hatten hier auf acht Tage Besuch von einer guten Freundin aus Dresden, der Gräfin Dohna mit ihren Töchtern, die von früh bis Abends bei uns waren so daß ich keinen Augenblick zum schreiben finden konnte.
Da Tieck vielleicht jetzt schon in Berlin ist, so wirst du wohl auf keinen Fall nach Dresden kommen, und ich verspare mir also die Freude dich zu sehen für den Spätsommer in Bonn, wo Du gewiß wieder zurück gekehrt sein wirst, da zu dieser Zeit ja alles Berlin verläßt, der Hof sowohl als die Noblesse, und die meisten dortigen Gelehrten und Profeßoren in der Zeit der Férien Ausflüge machen.
Es wäre höchst undankbar von mir mein theurer Oheim, wenn ich deine großmüthige Gastfreundschaft, und die glücklichen Stunden die ich in Deinem Hause verlebte schon vergeßen hätte, nein, dieses Andenken lebt noch frisch und ungetrübt in mir! aber ich fühle daß ich desto bescheidner sein muß, und diese große Güte nicht so unverschämter weise wieder in Anspruch nehmen durfte indeß so gütig angebothen so machen wir von deiner Großmuth auf 8 oder 14 Tage gebrauch, im Fall daß Dir unsre Gegenwart durchaus keine Stöhrung verursacht. – Auf Deine Frage warum ich hier in Böhmen sitze, so sind die Gründe folgende:
erstens weil ich durch frühere Umstände veranlaßt mein [2] mein Domiçil hier, und das in Dresden ganz aufgegeben habe, da mich dort weder Pflicht noch Neigung bindet, und ich hier ein hübsches Quartier für den mäßigen Preis von 40 r. jährlich bewohne, und zwar in einer der schönsten und reitzensten Gegend von Deutschland. Da meine Gesundheit den Stadtaufenthalt im Sommer durchaus nicht ertragen kann, u ich sowohl geistig wie Physisch der Einsamkeit und Ruhe bedarf so müßte ich doch im Sommer aufs Land ziehen, da ist es mir wohlfeiler eine stabile Landwohnung zu haben und nur einige Wintermonate in einer größern Stadt zu wohnen als umgekehrt. Hier ist freilich das Leben nicht sehr wohlfeil und dennoch bestreite ich meine ganze Wirtschaft nebst der Bedienung mit 16 r. Monatlich, wo ich in Dresden mehr als das Doppelte brauche. Hier kostet uns die Toilette unglaublich wenig, und in der Stadt, besonders im Sommer sehr viel, wenn man nur rein und anständig erscheinen will. – Zweitens ist in der Malerei im Sommer auch Blut wenig in einer Stadt zu verdienen, da die Einheimischen meistens in die Bäder oder aufs Land gehen, und die Fremden Durchreisenden nur flüchtig verweilen. Drittens bedarf meine Tochter auch des Landaufenthaltes, und da sie unter meiner Anleitung hier die Wirtschaft führen und kochen muß, so lernt sie dabei das Häusliche, was ihr durch eine Instituts Erziehung noch sehr abgieng, und was doch jede Frau verstehen muß. – Hier liebster Oheim sind die Gründe die mich bestimmt habe für jetzt noch hier zu bleiben, um so mehr da mein bischen Vermögen in Böhmen steht; findet sich jedoch an einen andern Ort eine noch vortheilhaftere Existens, so bin ich gar nicht abgeneigt das Beßere zu wählen. –
Für die Nachrichten die du mir von meinen Verwandten giebst, bin ich Dir sehr dankbar, wiewohl ich sie sehr wenig oder gar nicht gesehen (d: h. ich kenne alle bis auf die Malchen nicht) so habe ich mich doch immer [3] um sie bekümmert, und wo ich konnte Nachrichten über sie eingezogen, so daß ich von ihrem leider traurigen Schicksal unterrichtet war, nur wußte ich nicht das mein Cousin gestorben ist war, was bei seinem traurigen Gemüthʼs Zustand noch ein Glück ist, denn nichts ist doch schrecklicher auf Erden als Wahnsin! weniger für die Person selbst, als für die Angehörigen. – Nun mein theuester Oheim lebe wohl und schenke mir auch ferner dein gütiges Wohlwollen, vielleicht werde ich durch Tiecks etwas von deinner Rückreise in Erfahrung bringen, un[d] daß ich dich nicht in Bonn verfehle, denn aus den Zeitungen erfahre ich alles hier sehr spät. – Meine Tochter küß dir die Hand, und ich bleibe in Dankbarer Liebe
Deine treu ergebene Nichte
Augusta Buttlar
in Eile.
[4] [leer]
Mein verehrtester Oheim!
mit innigster Dankbarkeit habe ich Deinen lieben Brief vom 13ten dieses aus Berlin erhalten, und das darin so freundlich ausgesprochene Wohlwollen hat mir die größte Freude verursacht! ich würde Dir sogleich darauf geantwortet haben, aber wir hatten hier auf acht Tage Besuch von einer guten Freundin aus Dresden, der Gräfin Dohna mit ihren Töchtern, die von früh bis Abends bei uns waren so daß ich keinen Augenblick zum schreiben finden konnte.
Da Tieck vielleicht jetzt schon in Berlin ist, so wirst du wohl auf keinen Fall nach Dresden kommen, und ich verspare mir also die Freude dich zu sehen für den Spätsommer in Bonn, wo Du gewiß wieder zurück gekehrt sein wirst, da zu dieser Zeit ja alles Berlin verläßt, der Hof sowohl als die Noblesse, und die meisten dortigen Gelehrten und Profeßoren in der Zeit der Férien Ausflüge machen.
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Deine treu ergebene Nichte
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