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Dein überaus gütiges u großmüthiges Anerbiethen zu Dir zu kommen, nehme ich in so fern mit unendlichem Dank an, wenn ich gewiß glauben kann, daß Dir meine Gegenwart, im geringsten keine Unannehmlichkeit<span class="overstrike-1 ">en</span> und Stöhrung verursacht, denn leider kann ich Dir keine Aufheiterung gewähren, und wenn ich auch meinen Schmerz in mir verschließe, und mich der nutzlosen Klagen enthalte, so bin ich doch für alles <span class="notice-1829 ">[2]</span> abgestumpft, unempfänglich, und für Welt gänzlich abegestorben; und dies ist ein Zustand der für einen so regen lebendigen Geist wie Du bist, sehr peinlich sein muß. – Bedenke dies wohl mein geliebter Oheim? <span class="overstrike-1 ">bis</span> zum Frühjahr frag<span class="notice-23111 ">[e]</span> ich wieder an, bis dahin hast Du Zeit es zu überlegen, und reiflich zu erwägen, ich kann und <span class="offset-4 ">will</span> durchaus nicht von Deiner Großmuth misbrauch machen, denn Du könntest Dir, wenn du den edlen Regungen deines Herzens folgst, etwas aufbürden was Dich dann gereuen würde.<br>Fürs erste nehme ich dein Anerbiethen für einige Sommer-monate dankbar an, dann wirst du selbst beurtheilen können ob es für längere Dauer sein kann. Überhaupt werde ich wohl vor Ende April oder Anfang May, wegen mancherlei Geschäften nicht hier fortkommen können, da ich vorher nach <span class="index-5107 tp-29380 ">Tetschen</span> muß, wo ich meine ganze <span class="notice-1830 ">[3]</span> Einrichtung aufgebe, und die meisten Sachen Bücher u Wäsche ausgenommen, werde versteigern laßen. – Alle diese Geschäfte sind mir sehr wemüthig und schmerzlich, da ich indeß keinen Menschen hier habe, der es übernehmen würde u könnte, so muß ich alles selbst thun, und den Kelch bis auf die Hefen leeren! es ist bejammernswürdig wenn einem grade im Alter <span class="index-3669 tp-52492 ">die einzige liebende Pflege und Stütze</span> entrißen wird! Doch was kann der Sterbliche gegen Gottes Fügung machen, als demüthig alles tragen! Nun geliebter Oheim lebe wohl, der Schluß des alten Jahres war traurig, möge das Neue wenigstens für Dich erfreulicher sein. – Mit dankbarem Herzen<br>Deine dich kindlich liebende Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste Buttlar</span> <br>pp.<br>grüße auch <span class="index-3168 tp-60946 index-4007 tp-60941 index-4008 tp-60944 index-2418 tp-60939 ">Deine guten Leute</span> recht herzlich von mir.<br><span class="notice-1831 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1625' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 30.12.1844, Dresden, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Dresden <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/37172-5">GND</a>' $date = '30.12.1844' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Dein überaus gütiges u großmüthiges Anerbiethen zu Dir zu kommen, nehme ich in so fern mit unendlichem Dank an, wenn ich gewiß glauben kann, daß Dir meine Gegenwart, im geringsten keine Unannehmlichkeit<span class="overstrike-1 ">en</span> und Stöhrung verursacht, denn leider kann ich Dir keine Aufheiterung gewähren, und wenn ich auch meinen Schmerz in mir verschließe, und mich der nutzlosen Klagen enthalte, so bin ich doch für alles <span class="notice-1829 ">[2]</span> abgestumpft, unempfänglich, und für Welt gänzlich abegestorben; und dies ist ein Zustand der für einen so regen lebendigen Geist wie Du bist, sehr peinlich sein muß. – Bedenke dies wohl mein geliebter Oheim? <span class="overstrike-1 ">bis</span> zum Frühjahr frag<span class="notice-23111 ">[e]</span> ich wieder an, bis dahin hast Du Zeit es zu überlegen, und reiflich zu erwägen, ich kann und <span class="offset-4 ">will</span> durchaus nicht von Deiner Großmuth misbrauch machen, denn Du könntest Dir, wenn du den edlen Regungen deines Herzens folgst, etwas aufbürden was Dich dann gereuen würde.<br>Fürs erste nehme ich dein Anerbiethen für einige Sommer-monate dankbar an, dann wirst du selbst beurtheilen können ob es für längere Dauer sein kann. 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Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. 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[1] Dresden den 30ten Dezember 1844
Mein theurster Oheim!
habe den innigsten Dank für Deinen so überaus liebevollen und theilnehmenden Brief, er hat mir sehr wohl gethan, da er mir zeigte, daß ich doch noch nicht so ganz auf dieser Welt verlaßen bin, und daß mir noch ein theures verwandtes Wesen aus der Ferne freundlich die Hand biethet! Dein überaus gütiges u großmüthiges Anerbiethen zu Dir zu kommen, nehme ich in so fern mit unendlichem Dank an, wenn ich gewiß glauben kann, daß Dir meine Gegenwart, im geringsten keine Unannehmlichkeiten und Stöhrung verursacht, denn leider kann ich Dir keine Aufheiterung gewähren, und wenn ich auch meinen Schmerz in mir verschließe, und mich der nutzlosen Klagen enthalte, so bin ich doch für alles [2] abgestumpft, unempfänglich, und für Welt gänzlich abegestorben; und dies ist ein Zustand der für einen so regen lebendigen Geist wie Du bist, sehr peinlich sein muß. – Bedenke dies wohl mein geliebter Oheim? bis zum Frühjahr frag[e] ich wieder an, bis dahin hast Du Zeit es zu überlegen, und reiflich zu erwägen, ich kann und will durchaus nicht von Deiner Großmuth misbrauch machen, denn Du könntest Dir, wenn du den edlen Regungen deines Herzens folgst, etwas aufbürden was Dich dann gereuen würde.
Fürs erste nehme ich dein Anerbiethen für einige Sommer-monate dankbar an, dann wirst du selbst beurtheilen können ob es für längere Dauer sein kann. Überhaupt werde ich wohl vor Ende April oder Anfang May, wegen mancherlei Geschäften nicht hier fortkommen können, da ich vorher nach Tetschen muß, wo ich meine ganze [3] Einrichtung aufgebe, und die meisten Sachen Bücher u Wäsche ausgenommen, werde versteigern laßen. – Alle diese Geschäfte sind mir sehr wemüthig und schmerzlich, da ich indeß keinen Menschen hier habe, der es übernehmen würde u könnte, so muß ich alles selbst thun, und den Kelch bis auf die Hefen leeren! es ist bejammernswürdig wenn einem grade im Alter die einzige liebende Pflege und Stütze entrißen wird! Doch was kann der Sterbliche gegen Gottes Fügung machen, als demüthig alles tragen! Nun geliebter Oheim lebe wohl, der Schluß des alten Jahres war traurig, möge das Neue wenigstens für Dich erfreulicher sein. – Mit dankbarem Herzen
Deine dich kindlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
pp.
grüße auch Deine guten Leute recht herzlich von mir.
[4] [leer]
Mein theurster Oheim!
habe den innigsten Dank für Deinen so überaus liebevollen und theilnehmenden Brief, er hat mir sehr wohl gethan, da er mir zeigte, daß ich doch noch nicht so ganz auf dieser Welt verlaßen bin, und daß mir noch ein theures verwandtes Wesen aus der Ferne freundlich die Hand biethet! Dein überaus gütiges u großmüthiges Anerbiethen zu Dir zu kommen, nehme ich in so fern mit unendlichem Dank an, wenn ich gewiß glauben kann, daß Dir meine Gegenwart, im geringsten keine Unannehmlichkeiten und Stöhrung verursacht, denn leider kann ich Dir keine Aufheiterung gewähren, und wenn ich auch meinen Schmerz in mir verschließe, und mich der nutzlosen Klagen enthalte, so bin ich doch für alles [2] abgestumpft, unempfänglich, und für Welt gänzlich abegestorben; und dies ist ein Zustand der für einen so regen lebendigen Geist wie Du bist, sehr peinlich sein muß. – Bedenke dies wohl mein geliebter Oheim? bis zum Frühjahr frag[e] ich wieder an, bis dahin hast Du Zeit es zu überlegen, und reiflich zu erwägen, ich kann und will durchaus nicht von Deiner Großmuth misbrauch machen, denn Du könntest Dir, wenn du den edlen Regungen deines Herzens folgst, etwas aufbürden was Dich dann gereuen würde.
Fürs erste nehme ich dein Anerbiethen für einige Sommer-monate dankbar an, dann wirst du selbst beurtheilen können ob es für längere Dauer sein kann. Überhaupt werde ich wohl vor Ende April oder Anfang May, wegen mancherlei Geschäften nicht hier fortkommen können, da ich vorher nach Tetschen muß, wo ich meine ganze [3] Einrichtung aufgebe, und die meisten Sachen Bücher u Wäsche ausgenommen, werde versteigern laßen. – Alle diese Geschäfte sind mir sehr wemüthig und schmerzlich, da ich indeß keinen Menschen hier habe, der es übernehmen würde u könnte, so muß ich alles selbst thun, und den Kelch bis auf die Hefen leeren! es ist bejammernswürdig wenn einem grade im Alter die einzige liebende Pflege und Stütze entrißen wird! Doch was kann der Sterbliche gegen Gottes Fügung machen, als demüthig alles tragen! Nun geliebter Oheim lebe wohl, der Schluß des alten Jahres war traurig, möge das Neue wenigstens für Dich erfreulicher sein. – Mit dankbarem Herzen
Deine dich kindlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
pp.
grüße auch Deine guten Leute recht herzlich von mir.
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