• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Bonn · Date: 30.12.1844
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 30.12.1844
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.157
  • Number of Pages: 3 S., hs. m. U.
  • Format: 13,5 x 10,1 cm
  • Incipit: „[1] Dresden den 30ten Dezember 1844
    Mein theurster Oheim!
    habe den innigsten Dank für Deinen so überaus liebevollen und theilnehmenden Brief, er [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 350]/version-10-19/letters/view/5117" data-language="">
[1] Dresden den 30ten Dezember 1844
Mein theurster Oheim!
habe den innigsten Dank für Deinen so überaus liebevollen und theilnehmenden Brief, er hat mir sehr wohl gethan, da er mir zeigte, daß ich doch noch nicht so ganz auf dieser Welt verlaßen bin, und daß mir noch ein theures verwandtes Wesen aus der Ferne freundlich die Hand biethet! Dein überaus gütiges u großmüthiges Anerbiethen zu Dir zu kommen, nehme ich in so fern mit unendlichem Dank an, wenn ich gewiß glauben kann, daß Dir meine Gegenwart, im geringsten keine Unannehmlichkeiten und Stöhrung verursacht, denn leider kann ich Dir keine Aufheiterung gewähren, und wenn ich auch meinen Schmerz in mir verschließe, und mich der nutzlosen Klagen enthalte, so bin ich doch für alles [2] abgestumpft, unempfänglich, und für Welt gänzlich abegestorben; und dies ist ein Zustand der für einen so regen lebendigen Geist wie Du bist, sehr peinlich sein muß. – Bedenke dies wohl mein geliebter Oheim? bis zum Frühjahr frag[e] ich wieder an, bis dahin hast Du Zeit es zu überlegen, und reiflich zu erwägen, ich kann und will durchaus nicht von Deiner Großmuth misbrauch machen, denn Du könntest Dir, wenn du den edlen Regungen deines Herzens folgst, etwas aufbürden was Dich dann gereuen würde.
Fürs erste nehme ich dein Anerbiethen für einige Sommer-monate dankbar an, dann wirst du selbst beurtheilen können ob es für längere Dauer sein kann. Überhaupt werde ich wohl vor Ende April oder Anfang May, wegen mancherlei Geschäften nicht hier fortkommen können, da ich vorher nach Tetschen muß, wo ich meine ganze [3] Einrichtung aufgebe, und die meisten Sachen Bücher u Wäsche ausgenommen, werde versteigern laßen. – Alle diese Geschäfte sind mir sehr wemüthig und schmerzlich, da ich indeß keinen Menschen hier habe, der es übernehmen würde u könnte, so muß ich alles selbst thun, und den Kelch bis auf die Hefen leeren! es ist bejammernswürdig wenn einem grade im Alter die einzige liebende Pflege und Stütze entrißen wird! Doch was kann der Sterbliche gegen Gottes Fügung machen, als demüthig alles tragen! Nun geliebter Oheim lebe wohl, der Schluß des alten Jahres war traurig, möge das Neue wenigstens für Dich erfreulicher sein. – Mit dankbarem Herzen
Deine dich kindlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
pp.
grüße auch Deine guten Leute recht herzlich von mir.
[4] [leer]
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 432]/version-10-19/letters/view/5117" data-language="">
[1] Dresden den 30ten Dezember 1844
Mein theurster Oheim!
habe den innigsten Dank für Deinen so überaus liebevollen und theilnehmenden Brief, er hat mir sehr wohl gethan, da er mir zeigte, daß ich doch noch nicht so ganz auf dieser Welt verlaßen bin, und daß mir noch ein theures verwandtes Wesen aus der Ferne freundlich die Hand biethet! Dein überaus gütiges u großmüthiges Anerbiethen zu Dir zu kommen, nehme ich in so fern mit unendlichem Dank an, wenn ich gewiß glauben kann, daß Dir meine Gegenwart, im geringsten keine Unannehmlichkeiten und Stöhrung verursacht, denn leider kann ich Dir keine Aufheiterung gewähren, und wenn ich auch meinen Schmerz in mir verschließe, und mich der nutzlosen Klagen enthalte, so bin ich doch für alles [2] abgestumpft, unempfänglich, und für Welt gänzlich abegestorben; und dies ist ein Zustand der für einen so regen lebendigen Geist wie Du bist, sehr peinlich sein muß. – Bedenke dies wohl mein geliebter Oheim? bis zum Frühjahr frag[e] ich wieder an, bis dahin hast Du Zeit es zu überlegen, und reiflich zu erwägen, ich kann und will durchaus nicht von Deiner Großmuth misbrauch machen, denn Du könntest Dir, wenn du den edlen Regungen deines Herzens folgst, etwas aufbürden was Dich dann gereuen würde.
Fürs erste nehme ich dein Anerbiethen für einige Sommer-monate dankbar an, dann wirst du selbst beurtheilen können ob es für längere Dauer sein kann. Überhaupt werde ich wohl vor Ende April oder Anfang May, wegen mancherlei Geschäften nicht hier fortkommen können, da ich vorher nach Tetschen muß, wo ich meine ganze [3] Einrichtung aufgebe, und die meisten Sachen Bücher u Wäsche ausgenommen, werde versteigern laßen. – Alle diese Geschäfte sind mir sehr wemüthig und schmerzlich, da ich indeß keinen Menschen hier habe, der es übernehmen würde u könnte, so muß ich alles selbst thun, und den Kelch bis auf die Hefen leeren! es ist bejammernswürdig wenn einem grade im Alter die einzige liebende Pflege und Stütze entrißen wird! Doch was kann der Sterbliche gegen Gottes Fügung machen, als demüthig alles tragen! Nun geliebter Oheim lebe wohl, der Schluß des alten Jahres war traurig, möge das Neue wenigstens für Dich erfreulicher sein. – Mit dankbarem Herzen
Deine dich kindlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
pp.
grüße auch Deine guten Leute recht herzlich von mir.
[4] [leer]
×