• Christian Lassen , Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 10.12.1823
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen, Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.12.1823
  • Notations: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 5‒9.
  • Incipit: „[1] II.
    Geliebter Onkel!
    Ich mache mit Freuden von Herrn Laßenʼs Anerbiethen Gebrauch, um ein paar Zeilen an Dich beizufügen. Daß Du glücklich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.14
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,5 x 18,5 cm
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] II.
Geliebter Onkel!
Ich mache mit Freuden von Herrn Laßenʼs Anerbiethen Gebrauch, um ein paar Zeilen an Dich beizufügen. Daß Du glücklich in Calais angekommen, hat mir Herr Brougham gesagt, und ich hoffe, daß Deine Reise nach Bonn eben so glücklich gewesen sein wird. Seit Deiner Abreise haben sich beßere Außichten für mich eröfnet, indem ich Hoffnung habe, noch Arbeit zu erhalten. Mit wenig Worten, will ich Dir nur sagen wie meine Sachen stehen. Herr Baron von Just hat mich bei der Gräfin Münster eingeführt, diese empfieng mich sehr freundlich, auch er, der Herr Graf war sehr artig, sie bathen mich gleich Tags darauf zum Mittageßen; wo mehrere Gesandte und Hohe Personen eingeladen waren. Das Portrait des Knabens, das ich hier gemalt, und welches die Gräfin Münster schon früher gesehen hatte, bath sie sich diesen Abend wieder aus, um es der ganzen Gesellschaft zu zeigen, was denn auch allgemeinen Beifall fand. Die Neapolitanische Gesandtin Gräfin Ludolf bath mich sie so bald als möglich zu malen, und mehrere Damen bathen sich meine Addreße aus, und ich habe alle Ursache, mit der Aufnahme zufrieden zu sein. Herr von Just hatte auch das Portrait des Knabens den Herzoginnen von Kent und Clarence gezeigt; letztere hat neulich die Gräfin Münster um meine Preise bitten laßen. Diese habe ich aber auf den Rath von Herr Flaxman; Brougham und Cockerell pp. sehr niedrig gestellt. Unterdeß habe ich auch das Portrait eines sehr hübschen Mädchens in unserm Hause gratis gemalt, um doch noch etwas vorzeigen zu können, dieses und das Bild des Knabens, diese wandern nun herum, als stumme Empfelungen, und ich hoffe, sie sollen mir nützen. Herr Brougham der sehr gütig gegen mich ist, läßt sein 2jähriges Kind bei mir malen; um wie er sagt, mich dadurch beßer empfelen zu können. Der gute Flaxman hat uns mit Herr Lawrence bekanntgemacht, dieser war sehr artig, und hat uns alle seine Herrlichkeiten gezeigt, mein Urtheil darüber sagʼ ich Dir ein andermal. Herrn von Justs Verwendung verdanke ich, daß ich die herrliche Sammlung von Marquis Stafford gesehen habe, die mir unendliche Freude gemacht hat. Der gute Herr von Just ist nun fort, was mir sehr leid thut, da er wie ein Vater an mir gehandelt. Gräfin Ludolf hat mir versprochen, seine Stelle zu vertreten und wirklich diese gute Dame nimmt sich meiner sehr eifrig und thätig an. So stehen meine Sachen liebster Onkel, mögte es mir doch noch glücken! wenn es geschieht, so habe ich es nächst Gott nur Dir und Herrn von Just zu verdanken, dafür werde ich Dir ewig danken. Lady Davy habe ich gesehen, aber sie war nur zwei Tage hier und ist wieder aufs Land zurück; ich hoffe wenn sie zurück kommt, soll sie mir recht nützlich werden. Die gute Mendelsohn hat mir noch einen EmpfelBrief an die Lady W. Russell geschickt, die aber so wie die meisten andren noch nicht hier ist. Bestimmte Bestellungen habe ich folgende:
1) die Gräfin Ludolf soll ich 2mal malen, dafür soll ich erhalten — 3040
2) das Kind von Brougham. — 12
3) die jüngste Melle Ackerman — 4
(nach Abzug unserer Schuld von Maler Apparat)
4) ungewiße Bestellungen habe ich ein Kind der Gräfin Essex, ob was werden
wird weiß ich nicht, im Fall des Gelingens erhalte ich 1240. —
macht zusamen 4640
Dagegen muß ich aber auch weit stärckere Ausgaben machen, denn man zwingt mich ein fashionable Logis zu nehmen; das Logis kostet uns künftig monatlich 1040, Wenn ich nicht recht viel Arbeit erhalte so könnte ich nicht hier bleiben, denn die Theurung ist zu groß. Wie es mir weiter ergehen wird, erfährst Du im nächsten Briefe. Gott sei mit Dir, Deine treue Nichte bis ins Grab. Auguste
Mein Mann grüßt Dich recht herzlich
[2] London, d. 10ten Decemb. 23.
Hochwohlgebohrner Herr Ritter!
Verehrtester Lehrer!
Es wird Ihnen nicht unangenehm seyn zu erfahren, daß der ganze Vorrath von der Gita, den Sie hier zurückgelassen, schon vergriffen ist, und Sie werden den Herrn Richter sehr verbinden, wenn Sie so bald wie möglich ihm die versprochenen Exemplare übersenden werden. Wie ich höre, hat Parbury auch die seinigen abgesetzt, und Sie sehen, daß schon diese Ihre erste Unternehmung sehr viel dazu beitragen wird, die Aufmerksamkeit auf die Indische Litteratur in einem Lande zu lenken, das vor allen andern berufen ist, an der Verbreitung dieses Gebiets der Litteratur einen lebhaften Antheil zu nehmen. Es wird für den Fortbau der Indischen Litteratur von dem besten Erfolge seyn, daß ein Werk nach so strengen und richtigen Grundsätzen, wie das Ihrige, die Bahn eröffnet. Mit meiner Collation bin ich zum 50sten Capitel nach der Recension des Tilaka, oder zum Viṣvâmitra Upâkhyâna fortgerückt; es thut mir leid, daß ich Ihnen die Fortschritte nicht als größer schildern kann. Ich ziehe mich so viel nur irgend möglich von allen gesellschaftlichen Störungen zurück, um ganz allein für das Râmâyan leben zu können, die Sammlung der Varianten nimmt aber bedeutende Zeit mit, und ich schmeichle mir, daß es Ihre Billigung finden wird, wenn ich Genauigkeit allen übrigen Rücksichten vorziehe. Die Ausbeute der Collation ist zwar für die Kritik des Ganzen nicht sehr bedeutend, aber sie sind nothwendig um den Text innerhalb der Gränzen jeder respectiven Recension zu restauriren. Es bleiben zwar Stellen genug übrig, denen durch alle sechs Devanagari Handschriften nicht geholfen wird, und vorzüglich wünschte ich Ihre Meinung über den Punct zu erfahren, ob es im epischen Stile erlaubt sey, das Augment der Imperfecte und Aoriste auszulassen. Es sind viele Stellen, wo es gleichlautend in allen MS. uno ore fehlt, und die nicht restaurirt werden können, ohne entweder gegen das Metrum zu sündigen und das Verbum an einen andern Platz zu bringen. Es ist mir nicht bekannt, daß hierüber irgend etwas in den vorhandenen Lehrbüchern bemerkt wäre. Wenn ich zuletzt äußerte, daß die Uebereinstimmung der Handschriften mit der Ed. Ser. sehr groß sey, so muß ich nach genauerer Prüfung dieses Urtheil auf solche Stellen beschränken, die als sanctionirte Sage oder als Darstellung unabänderlich festgestellter Gebräuche der Kritik nicht angehören. Die Dîpikâ und das Tilakam geben durchgehends denselben Text, obwohl beide in einzelnen Stellen ihre besondern Lesarten behaupten. In allen Abschnitten, über die der poetische Maaßstab entscheidet, scheint mir der bengalische Text nicht unbeträchtlich abzuweichen, und nach meiner geringen Einsicht das Recht der Poesie besser aufrecht zu halten. Ich weiß in der That nicht, ob man die eine Recension für eine Beschneidung, oder die andre für eine Amplification des ursprünglichen Textes halten soll. Die Recensionen des Mahêṣvara und [3] des Rama befolgen offenbar gewisse Gr[undsätz]e, die wir kaum anerkennen werden. Ob noch andere Recensionen in Indien cursiren, können wir nur in Indien ausmachen; denn Handschriften aus Kaschmir, Nepal oder Kamarupa sind in Europa wohl nicht vorhanden. Unter den Sachen im East India House in Tamul, unter denen auch Werke in Sanskrit, wie zum Beispiel das Chandî Stôtra, sich befinden, ist so viel ich sehen kann, kein Ramâyana. Ich hoffe, daß die große Sammlung von Mackenzie während meines hiesigen Aufenthaltes anlangen wird; es kann nicht fehlen, daß des von dem Ramayan mehrere Copien sich darin vorfinden werden.
Ueber die micrographischen Handschriften kann ich Ihnen folgende Notizen nach tragen. Eine solche Handschrift vom ganzen Bhâgavata ist im East India House aufbewahrt. Sie hat die doppelte Breite der bekannten micrograph. M.S. der Gîta, und ist mit Bildern versehen, die zu den schönsten Erzeugnißen der indischen Mahlerei gehören. Die micrograph. Handschrift des brittischen Museum enthält Bilder, deren Bedeutung mir zum Theil unbekannt ist und die mit dem Inhalte der Gita in gar keinem Zusammenhange zu stehen scheinen. Ihre Ausführung läßt sich mit denen Ihrer Handschrift nicht vergleichen.
Ich sehe mich in der That von so vielen verschiedenen Schätzen alter Litteratur umgeben, daß ich mich mit Mühe von allerlei andern Arbeiten zurückhalten würde, wenn ich es nicht für eine strenge Pflicht erachtete, als eine kleine Erwiederung so vieler Wohlthaten, ganz Ihren Zwecken zu arbeiten; und ich sehe sehr wohl den Nutzen davon ein, nach einem bestimmten Ziele zu steuern, um nicht alle Direction zu verliehren. Unter den mannigfaltigen Sachen, die mir gezeigt werden, ist ein Buch vom wenigen eigenen Interesse, aber großen mittelbaren Interesse, ein Index über den Inhalt aller Puranas. Ich wäre auf die geographischen Abschnitte des Brahma Purana von den Yavanas und Sakas begierig. Hätte ich nur Tage und Nächte des Brahma, könnte ich Ihnen allerlei brauchbare Sachen sammeln.
Haughton hält sich während der Ferien hier auf, um seinen Manu zu fördern, er hat sich entschlossen eine annotatio critica zu geben, ohne die seine Ausgabe freilich viel an Werth verliehren würde; der Text des Manu hat an Varianten und Interpolationen keinen Mangel und H. läßt der deutschen Kritik wohl noch eine geringe Nachlese. ‒ Ueber den Fortgang der Subscription werde ich das Vergnügen haben, Ihnen das Nähere zu melden, wenn die Liste bei den Mitgliedern der Asiatischen Gesellschaft herumgewesen ist; es haben sich seitdem zwei neue gemeldet. ‒ Mit Ihren Büchern von Hrrn. Richter werden Sie zugleich Ihr Diplom als Mitglied der Royal Asiatic Society erhalten. [Ich habe] die Ehre, mich mit der Versicherung
[der] höchsten Ergebenheit und Dankbarkeit
[zu unte]rzeichnen
Chr. Lassen.
[4] An
Herrn Professor
Ritter von Schlegel
Hochwohlgebohren
in
Bonn
franco.
[1] II.
Geliebter Onkel!
Ich mache mit Freuden von Herrn Laßenʼs Anerbiethen Gebrauch, um ein paar Zeilen an Dich beizufügen. Daß Du glücklich in Calais angekommen, hat mir Herr Brougham gesagt, und ich hoffe, daß Deine Reise nach Bonn eben so glücklich gewesen sein wird. Seit Deiner Abreise haben sich beßere Außichten für mich eröfnet, indem ich Hoffnung habe, noch Arbeit zu erhalten. Mit wenig Worten, will ich Dir nur sagen wie meine Sachen stehen. Herr Baron von Just hat mich bei der Gräfin Münster eingeführt, diese empfieng mich sehr freundlich, auch er, der Herr Graf war sehr artig, sie bathen mich gleich Tags darauf zum Mittageßen; wo mehrere Gesandte und Hohe Personen eingeladen waren. Das Portrait des Knabens, das ich hier gemalt, und welches die Gräfin Münster schon früher gesehen hatte, bath sie sich diesen Abend wieder aus, um es der ganzen Gesellschaft zu zeigen, was denn auch allgemeinen Beifall fand. Die Neapolitanische Gesandtin Gräfin Ludolf bath mich sie so bald als möglich zu malen, und mehrere Damen bathen sich meine Addreße aus, und ich habe alle Ursache, mit der Aufnahme zufrieden zu sein. Herr von Just hatte auch das Portrait des Knabens den Herzoginnen von Kent und Clarence gezeigt; letztere hat neulich die Gräfin Münster um meine Preise bitten laßen. Diese habe ich aber auf den Rath von Herr Flaxman; Brougham und Cockerell pp. sehr niedrig gestellt. Unterdeß habe ich auch das Portrait eines sehr hübschen Mädchens in unserm Hause gratis gemalt, um doch noch etwas vorzeigen zu können, dieses und das Bild des Knabens, diese wandern nun herum, als stumme Empfelungen, und ich hoffe, sie sollen mir nützen. Herr Brougham der sehr gütig gegen mich ist, läßt sein 2jähriges Kind bei mir malen; um wie er sagt, mich dadurch beßer empfelen zu können. Der gute Flaxman hat uns mit Herr Lawrence bekanntgemacht, dieser war sehr artig, und hat uns alle seine Herrlichkeiten gezeigt, mein Urtheil darüber sagʼ ich Dir ein andermal. Herrn von Justs Verwendung verdanke ich, daß ich die herrliche Sammlung von Marquis Stafford gesehen habe, die mir unendliche Freude gemacht hat. Der gute Herr von Just ist nun fort, was mir sehr leid thut, da er wie ein Vater an mir gehandelt. Gräfin Ludolf hat mir versprochen, seine Stelle zu vertreten und wirklich diese gute Dame nimmt sich meiner sehr eifrig und thätig an. So stehen meine Sachen liebster Onkel, mögte es mir doch noch glücken! wenn es geschieht, so habe ich es nächst Gott nur Dir und Herrn von Just zu verdanken, dafür werde ich Dir ewig danken. Lady Davy habe ich gesehen, aber sie war nur zwei Tage hier und ist wieder aufs Land zurück; ich hoffe wenn sie zurück kommt, soll sie mir recht nützlich werden. Die gute Mendelsohn hat mir noch einen EmpfelBrief an die Lady W. Russell geschickt, die aber so wie die meisten andren noch nicht hier ist. Bestimmte Bestellungen habe ich folgende:
1) die Gräfin Ludolf soll ich 2mal malen, dafür soll ich erhalten — 3040
2) das Kind von Brougham. — 12
3) die jüngste Melle Ackerman — 4
(nach Abzug unserer Schuld von Maler Apparat)
4) ungewiße Bestellungen habe ich ein Kind der Gräfin Essex, ob was werden
wird weiß ich nicht, im Fall des Gelingens erhalte ich 1240. —
macht zusamen 4640
Dagegen muß ich aber auch weit stärckere Ausgaben machen, denn man zwingt mich ein fashionable Logis zu nehmen; das Logis kostet uns künftig monatlich 1040, Wenn ich nicht recht viel Arbeit erhalte so könnte ich nicht hier bleiben, denn die Theurung ist zu groß. Wie es mir weiter ergehen wird, erfährst Du im nächsten Briefe. Gott sei mit Dir, Deine treue Nichte bis ins Grab. Auguste
Mein Mann grüßt Dich recht herzlich
[2] London, d. 10ten Decemb. 23.
Hochwohlgebohrner Herr Ritter!
Verehrtester Lehrer!
Es wird Ihnen nicht unangenehm seyn zu erfahren, daß der ganze Vorrath von der Gita, den Sie hier zurückgelassen, schon vergriffen ist, und Sie werden den Herrn Richter sehr verbinden, wenn Sie so bald wie möglich ihm die versprochenen Exemplare übersenden werden. Wie ich höre, hat Parbury auch die seinigen abgesetzt, und Sie sehen, daß schon diese Ihre erste Unternehmung sehr viel dazu beitragen wird, die Aufmerksamkeit auf die Indische Litteratur in einem Lande zu lenken, das vor allen andern berufen ist, an der Verbreitung dieses Gebiets der Litteratur einen lebhaften Antheil zu nehmen. Es wird für den Fortbau der Indischen Litteratur von dem besten Erfolge seyn, daß ein Werk nach so strengen und richtigen Grundsätzen, wie das Ihrige, die Bahn eröffnet. Mit meiner Collation bin ich zum 50sten Capitel nach der Recension des Tilaka, oder zum Viṣvâmitra Upâkhyâna fortgerückt; es thut mir leid, daß ich Ihnen die Fortschritte nicht als größer schildern kann. Ich ziehe mich so viel nur irgend möglich von allen gesellschaftlichen Störungen zurück, um ganz allein für das Râmâyan leben zu können, die Sammlung der Varianten nimmt aber bedeutende Zeit mit, und ich schmeichle mir, daß es Ihre Billigung finden wird, wenn ich Genauigkeit allen übrigen Rücksichten vorziehe. Die Ausbeute der Collation ist zwar für die Kritik des Ganzen nicht sehr bedeutend, aber sie sind nothwendig um den Text innerhalb der Gränzen jeder respectiven Recension zu restauriren. Es bleiben zwar Stellen genug übrig, denen durch alle sechs Devanagari Handschriften nicht geholfen wird, und vorzüglich wünschte ich Ihre Meinung über den Punct zu erfahren, ob es im epischen Stile erlaubt sey, das Augment der Imperfecte und Aoriste auszulassen. Es sind viele Stellen, wo es gleichlautend in allen MS. uno ore fehlt, und die nicht restaurirt werden können, ohne entweder gegen das Metrum zu sündigen und das Verbum an einen andern Platz zu bringen. Es ist mir nicht bekannt, daß hierüber irgend etwas in den vorhandenen Lehrbüchern bemerkt wäre. Wenn ich zuletzt äußerte, daß die Uebereinstimmung der Handschriften mit der Ed. Ser. sehr groß sey, so muß ich nach genauerer Prüfung dieses Urtheil auf solche Stellen beschränken, die als sanctionirte Sage oder als Darstellung unabänderlich festgestellter Gebräuche der Kritik nicht angehören. Die Dîpikâ und das Tilakam geben durchgehends denselben Text, obwohl beide in einzelnen Stellen ihre besondern Lesarten behaupten. In allen Abschnitten, über die der poetische Maaßstab entscheidet, scheint mir der bengalische Text nicht unbeträchtlich abzuweichen, und nach meiner geringen Einsicht das Recht der Poesie besser aufrecht zu halten. Ich weiß in der That nicht, ob man die eine Recension für eine Beschneidung, oder die andre für eine Amplification des ursprünglichen Textes halten soll. Die Recensionen des Mahêṣvara und [3] des Rama befolgen offenbar gewisse Gr[undsätz]e, die wir kaum anerkennen werden. Ob noch andere Recensionen in Indien cursiren, können wir nur in Indien ausmachen; denn Handschriften aus Kaschmir, Nepal oder Kamarupa sind in Europa wohl nicht vorhanden. Unter den Sachen im East India House in Tamul, unter denen auch Werke in Sanskrit, wie zum Beispiel das Chandî Stôtra, sich befinden, ist so viel ich sehen kann, kein Ramâyana. Ich hoffe, daß die große Sammlung von Mackenzie während meines hiesigen Aufenthaltes anlangen wird; es kann nicht fehlen, daß des von dem Ramayan mehrere Copien sich darin vorfinden werden.
Ueber die micrographischen Handschriften kann ich Ihnen folgende Notizen nach tragen. Eine solche Handschrift vom ganzen Bhâgavata ist im East India House aufbewahrt. Sie hat die doppelte Breite der bekannten micrograph. M.S. der Gîta, und ist mit Bildern versehen, die zu den schönsten Erzeugnißen der indischen Mahlerei gehören. Die micrograph. Handschrift des brittischen Museum enthält Bilder, deren Bedeutung mir zum Theil unbekannt ist und die mit dem Inhalte der Gita in gar keinem Zusammenhange zu stehen scheinen. Ihre Ausführung läßt sich mit denen Ihrer Handschrift nicht vergleichen.
Ich sehe mich in der That von so vielen verschiedenen Schätzen alter Litteratur umgeben, daß ich mich mit Mühe von allerlei andern Arbeiten zurückhalten würde, wenn ich es nicht für eine strenge Pflicht erachtete, als eine kleine Erwiederung so vieler Wohlthaten, ganz Ihren Zwecken zu arbeiten; und ich sehe sehr wohl den Nutzen davon ein, nach einem bestimmten Ziele zu steuern, um nicht alle Direction zu verliehren. Unter den mannigfaltigen Sachen, die mir gezeigt werden, ist ein Buch vom wenigen eigenen Interesse, aber großen mittelbaren Interesse, ein Index über den Inhalt aller Puranas. Ich wäre auf die geographischen Abschnitte des Brahma Purana von den Yavanas und Sakas begierig. Hätte ich nur Tage und Nächte des Brahma, könnte ich Ihnen allerlei brauchbare Sachen sammeln.
Haughton hält sich während der Ferien hier auf, um seinen Manu zu fördern, er hat sich entschlossen eine annotatio critica zu geben, ohne die seine Ausgabe freilich viel an Werth verliehren würde; der Text des Manu hat an Varianten und Interpolationen keinen Mangel und H. läßt der deutschen Kritik wohl noch eine geringe Nachlese. ‒ Ueber den Fortgang der Subscription werde ich das Vergnügen haben, Ihnen das Nähere zu melden, wenn die Liste bei den Mitgliedern der Asiatischen Gesellschaft herumgewesen ist; es haben sich seitdem zwei neue gemeldet. ‒ Mit Ihren Büchern von Hrrn. Richter werden Sie zugleich Ihr Diplom als Mitglied der Royal Asiatic Society erhalten. [Ich habe] die Ehre, mich mit der Versicherung
[der] höchsten Ergebenheit und Dankbarkeit
[zu unte]rzeichnen
Chr. Lassen.
[4] An
Herrn Professor
Ritter von Schlegel
Hochwohlgebohren
in
Bonn
franco.
×