• August Wilhelm von Schlegel to Franz Liszt

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Nonnenwerth · Date: 04.09.1843
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Franz Liszt
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Nonnenwerth
  • Date: 04.09.1843
  • Notations: Abschrift.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.73
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,3 x 20,6 cm
  • Incipit: „[1] Abschrift.
    Mein hochverehrter Herr,
    Ein in früher Jugend erblindeter Musiklehrer, Namens Constantin Möllmann, erwirbt in seinem Geburtsort Dinslaken, einem Städtchen bei [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Senf, Christian
  • Varwig, Olivia
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[1] Abschrift.
Mein hochverehrter Herr,
Ein in früher Jugend erblindeter Musiklehrer, Namens Constantin Möllmann, erwirbt in seinem Geburtsort Dinslaken, einem Städtchen bei Wesel, durch Unterricht einen kümmerlichen Unterhalt. Schon vor einer Anzahl Jahre hatte er einige Lieder in Druck gegeben, womit er sich an mich wendete. Wer wäre wohl hartherzig genug, um Gedichte wodurch ein Unglücklicher sein nächtliches Daseyn zu erheitern sucht, strenge zu beurtheilen? Ich sammelte unter Freunden Beiträge für ihn, und konnte ihm eine mäßige Summe zustellen.
Im vorigen Jahre während der Festlichkeiten in Brühl hatte er Ihre Anwesenheit erfahren, und schrieb an mich mit demselben Gesuch, das in der heutigen Einlage enthalten ist. Aber Sie waren wie [2] ein glänzendes Meteor eben so schnell wieder verschwunden, als unerwartet erschienen. Ich konnte nichts thun, als ihn durch eine geringe Gabe über die fehlgeschlagene Hoffnung trösten.
Sein Gedanke eines Concertes zu seinen Gunsten ist meines Erachtens viel zu kühn, und ich will dabei keineswegs sein Fürsprecher seyn. Auch eine Unterstützung von wenigen Thalern ist für ihn eine bedeutende Erleichterung.
Ihre verschwenderische Großmuth, mein edler Herr, gränzt an das Fabelhafte: sie scheint in dem gewinnsüchtigen Europa nicht einheimisch zu seyn, sondern aus der Feenwelt von Tausend und Einer Nacht sich dahin verirrt zu haben. Hätte ich das Glück Ihnen näher befreundet zu seyn, so würde ich Ihnen zurufen: Halten Sie inne, bevor Sie von zudringlichen Ansprüchen erdrückt werden! 
Genehmigen Sie den Ausdruck meiner Be[3]wunderung und meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.
Bonn, d. 4. Septemb. 1843.
(Gez.) A. W. v. Schlegel
 
An
HerrnDr. Liszt,
Kappellmeister, Ritter
p. p.
gegenwärtig
in
Nonnenwerth.
[4] [leer]
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[1] Abschrift.
Mein hochverehrter Herr,
Ein in früher Jugend erblindeter Musiklehrer, Namens Constantin Möllmann, erwirbt in seinem Geburtsort Dinslaken, einem Städtchen bei Wesel, durch Unterricht einen kümmerlichen Unterhalt. Schon vor einer Anzahl Jahre hatte er einige Lieder in Druck gegeben, womit er sich an mich wendete. Wer wäre wohl hartherzig genug, um Gedichte wodurch ein Unglücklicher sein nächtliches Daseyn zu erheitern sucht, strenge zu beurtheilen? Ich sammelte unter Freunden Beiträge für ihn, und konnte ihm eine mäßige Summe zustellen.
Im vorigen Jahre während der Festlichkeiten in Brühl hatte er Ihre Anwesenheit erfahren, und schrieb an mich mit demselben Gesuch, das in der heutigen Einlage enthalten ist. Aber Sie waren wie [2] ein glänzendes Meteor eben so schnell wieder verschwunden, als unerwartet erschienen. Ich konnte nichts thun, als ihn durch eine geringe Gabe über die fehlgeschlagene Hoffnung trösten.
Sein Gedanke eines Concertes zu seinen Gunsten ist meines Erachtens viel zu kühn, und ich will dabei keineswegs sein Fürsprecher seyn. Auch eine Unterstützung von wenigen Thalern ist für ihn eine bedeutende Erleichterung.
Ihre verschwenderische Großmuth, mein edler Herr, gränzt an das Fabelhafte: sie scheint in dem gewinnsüchtigen Europa nicht einheimisch zu seyn, sondern aus der Feenwelt von Tausend und Einer Nacht sich dahin verirrt zu haben. Hätte ich das Glück Ihnen näher befreundet zu seyn, so würde ich Ihnen zurufen: Halten Sie inne, bevor Sie von zudringlichen Ansprüchen erdrückt werden! 
Genehmigen Sie den Ausdruck meiner Be[3]wunderung und meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.
Bonn, d. 4. Septemb. 1843.
(Gez.) A. W. v. Schlegel
 
An
HerrnDr. Liszt,
Kappellmeister, Ritter
p. p.
gegenwärtig
in
Nonnenwerth.
[4] [leer]
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