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Julius 1794.<br>Mein hochgeehrtester Herr.<br>Erlauben Sie mir, Sie geradezu um Beiträge für <span class="index-2822 tp-37096 ">den Musen-almanach</span> bitten zu dürfen, dessen Besorgung ich nach <span class="index-1402 tp-37093 ">Bürgerʼs</span> Tode übernommen habe. Eine Bitte, die ich nicht lange entschuldigen und nicht weiter unterstützen will, und die Sie mir, nach Ihrer Güte, doch verzeihen und erfüllen werden. Es ist mir geglückt, dem Almanache viele neue Theilnehmer zu erwerben; wie sollte ich nicht wünschen, ihm unter den alten einen so vorzüglichen wieder zu gewinnen? Ich mache diesen Versuch etwas spät; aber desto früher werden Sie mein Zutrauen rechtfertigen.<br>Ich habe zu viel wahre Achtung für Sie, mein Herr, als daß ich es wagen könnte, Sie in eine Gesellschaft einzuführen, deren Sie sich schämen müßten. Fürchten Sie das nicht. Die Blumenlese soll keine schlechte und, so weit es von mir abhängt, keine mittelmässige Arbeiten liefern. Freilich sehe ich erst jezt ein, wie bil<span class="notice-8590 ">[2]</span>lig der Herausgeber eines Almanachs auf Nachsicht Anspruch machen kann, wenn er hier ein Stück um des berühmten Namens und dort ein anderes aus Mangel des bessern drucken lassen muß, indem sein Geschmack beide verwirft. Eine solche Sammlung könnte mit Recht das Motto führen: ein Schelm giebt mehr, als er hat. Indessen erfahre ich doch von der anderen Seite auch, daß es <span class="index-1402 tp-75016 ">Ihrem und meinem Freunde</span> hätte sehr leicht werden müssen, gute Beiträge zu erhalten, da es mir nicht schwer wird. Allein ich habe von dieser Art immer noch nicht so viel Vorrath, als ich haben möchte; auch darum nicht, weil ich erst spät anfangen konnte, mich deswegen zu bemühen. Daher wird mir jede, auch die kleinste Gabe von Ihrer Hand willkommen sein, und ich will dafür im <span class="index-2822 tp-75018 ">Almanache</span> bis zur Mitte des Augusts, in meiner dankbaren Erinnerung aber noch länger einen Ehrenplaz aufbehalten.<br>Wahrscheinlich setze ich auch <span class="index-4097 tp-37094 ">die Akademie der schönen Redekünste</span> fort. Ich denke, die Verlagshandlung soll, wie sie sich schon gegen <span class="index-1402 tp-75017 ">Bürger</span> ge<span class="notice-8622 ">[3]</span>neigt erklärte, das Honorar verdoppeln. Das wäre also, was ich Ihnen anbieten kann, wenn Sie mich mit Beiträgen auch dafür unterstützen wollen; aber ich weiß, daß ich Ihnen immer noch zu wenig anbiete. Ich habe trefliche Sachen für <span class="index-4097 tp-37095 ">die Akademie</span> von Bürger selbst, und ich hoffe, dem Publikum damit ein erfreuliches Geschenk zu machen.<br><span class="index-12288 tp-75022 ">Die neue Ausgabe von </span><span class="index-12288 tp-75022 index-1402 tp-75020 ">Bürger</span><span class="index-12288 tp-75022 ">ʼs Werken</span> erscheint Ostern 1795 gewiß. Ich bin jezt wirklich damit beschäftigt, und werde nächstens den Pränumeranten durch den Verleger die Versicherung geben lassen, daß sie befriedigt werden sollen. Eine Nachricht, die Ihnen um Bürgerʼs Andenken willen lieb sein wird.<br>Mir ist die Veranlassung zu diesem Briefe sehr erwünscht, Ihnen, wenn auch nur ein flüchtiges Wort von den hochachtungsvollen Gesinnungen sagen zu können, mit welcher ich auf immer bin, mein Herr,<br>Ihr ganz eigener<br>Karl Reinhard.<br><span class="notice-8623 ">[4]</span> Hrn. 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In Wernigerode lernte er Johann Wilhelm Ludwig Gleim kennen. 1792 zog es Reinhard nach Göttingen, wo er Dozent für Philosophie an der Universität wurde. In Göttingen lernte er Gottfried August Bürger kennen, der zu seinem Freund und Vorbild wurde. Nach dessen Tod 1794 wurde er zum Herausgeber der Werke Bürgers und Nachfolger bei der Herausgabe des „Göttinger Musenalmanachs“. 1807 ging der zum Hofrat ernannte Reinhard nach Ratzeburg. Von Hamburg aus tat sich Reinhard 1811–1824 als Schriftsteller hervor. 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[1] Göttingen, am 24. Julius 1794.
Mein hochgeehrtester Herr.
Erlauben Sie mir, Sie geradezu um Beiträge für den Musen-almanach bitten zu dürfen, dessen Besorgung ich nach Bürgerʼs Tode übernommen habe. Eine Bitte, die ich nicht lange entschuldigen und nicht weiter unterstützen will, und die Sie mir, nach Ihrer Güte, doch verzeihen und erfüllen werden. Es ist mir geglückt, dem Almanache viele neue Theilnehmer zu erwerben; wie sollte ich nicht wünschen, ihm unter den alten einen so vorzüglichen wieder zu gewinnen? Ich mache diesen Versuch etwas spät; aber desto früher werden Sie mein Zutrauen rechtfertigen.
Ich habe zu viel wahre Achtung für Sie, mein Herr, als daß ich es wagen könnte, Sie in eine Gesellschaft einzuführen, deren Sie sich schämen müßten. Fürchten Sie das nicht. Die Blumenlese soll keine schlechte und, so weit es von mir abhängt, keine mittelmässige Arbeiten liefern. Freilich sehe ich erst jezt ein, wie bil[2]lig der Herausgeber eines Almanachs auf Nachsicht Anspruch machen kann, wenn er hier ein Stück um des berühmten Namens und dort ein anderes aus Mangel des bessern drucken lassen muß, indem sein Geschmack beide verwirft. Eine solche Sammlung könnte mit Recht das Motto führen: ein Schelm giebt mehr, als er hat. Indessen erfahre ich doch von der anderen Seite auch, daß es Ihrem und meinem Freunde hätte sehr leicht werden müssen, gute Beiträge zu erhalten, da es mir nicht schwer wird. Allein ich habe von dieser Art immer noch nicht so viel Vorrath, als ich haben möchte; auch darum nicht, weil ich erst spät anfangen konnte, mich deswegen zu bemühen. Daher wird mir jede, auch die kleinste Gabe von Ihrer Hand willkommen sein, und ich will dafür im Almanache bis zur Mitte des Augusts, in meiner dankbaren Erinnerung aber noch länger einen Ehrenplaz aufbehalten.
Wahrscheinlich setze ich auch die Akademie der schönen Redekünste fort. Ich denke, die Verlagshandlung soll, wie sie sich schon gegen Bürger ge[3]neigt erklärte, das Honorar verdoppeln. Das wäre also, was ich Ihnen anbieten kann, wenn Sie mich mit Beiträgen auch dafür unterstützen wollen; aber ich weiß, daß ich Ihnen immer noch zu wenig anbiete. Ich habe trefliche Sachen für die Akademie von Bürger selbst, und ich hoffe, dem Publikum damit ein erfreuliches Geschenk zu machen.
Die neue Ausgabe von Bürgerʼs Werken erscheint Ostern 1795 gewiß. Ich bin jezt wirklich damit beschäftigt, und werde nächstens den Pränumeranten durch den Verleger die Versicherung geben lassen, daß sie befriedigt werden sollen. Eine Nachricht, die Ihnen um Bürgerʼs Andenken willen lieb sein wird.
Mir ist die Veranlassung zu diesem Briefe sehr erwünscht, Ihnen, wenn auch nur ein flüchtiges Wort von den hochachtungsvollen Gesinnungen sagen zu können, mit welcher ich auf immer bin, mein Herr,
Ihr ganz eigener
Karl Reinhard.
[4] Hrn. Schlegel in Amsterdam.
Mein hochgeehrtester Herr.
Erlauben Sie mir, Sie geradezu um Beiträge für den Musen-almanach bitten zu dürfen, dessen Besorgung ich nach Bürgerʼs Tode übernommen habe. Eine Bitte, die ich nicht lange entschuldigen und nicht weiter unterstützen will, und die Sie mir, nach Ihrer Güte, doch verzeihen und erfüllen werden. Es ist mir geglückt, dem Almanache viele neue Theilnehmer zu erwerben; wie sollte ich nicht wünschen, ihm unter den alten einen so vorzüglichen wieder zu gewinnen? Ich mache diesen Versuch etwas spät; aber desto früher werden Sie mein Zutrauen rechtfertigen.
Ich habe zu viel wahre Achtung für Sie, mein Herr, als daß ich es wagen könnte, Sie in eine Gesellschaft einzuführen, deren Sie sich schämen müßten. Fürchten Sie das nicht. Die Blumenlese soll keine schlechte und, so weit es von mir abhängt, keine mittelmässige Arbeiten liefern. Freilich sehe ich erst jezt ein, wie bil[2]lig der Herausgeber eines Almanachs auf Nachsicht Anspruch machen kann, wenn er hier ein Stück um des berühmten Namens und dort ein anderes aus Mangel des bessern drucken lassen muß, indem sein Geschmack beide verwirft. Eine solche Sammlung könnte mit Recht das Motto führen: ein Schelm giebt mehr, als er hat. Indessen erfahre ich doch von der anderen Seite auch, daß es Ihrem und meinem Freunde hätte sehr leicht werden müssen, gute Beiträge zu erhalten, da es mir nicht schwer wird. Allein ich habe von dieser Art immer noch nicht so viel Vorrath, als ich haben möchte; auch darum nicht, weil ich erst spät anfangen konnte, mich deswegen zu bemühen. Daher wird mir jede, auch die kleinste Gabe von Ihrer Hand willkommen sein, und ich will dafür im Almanache bis zur Mitte des Augusts, in meiner dankbaren Erinnerung aber noch länger einen Ehrenplaz aufbehalten.
Wahrscheinlich setze ich auch die Akademie der schönen Redekünste fort. Ich denke, die Verlagshandlung soll, wie sie sich schon gegen Bürger ge[3]neigt erklärte, das Honorar verdoppeln. Das wäre also, was ich Ihnen anbieten kann, wenn Sie mich mit Beiträgen auch dafür unterstützen wollen; aber ich weiß, daß ich Ihnen immer noch zu wenig anbiete. Ich habe trefliche Sachen für die Akademie von Bürger selbst, und ich hoffe, dem Publikum damit ein erfreuliches Geschenk zu machen.
Die neue Ausgabe von Bürgerʼs Werken erscheint Ostern 1795 gewiß. Ich bin jezt wirklich damit beschäftigt, und werde nächstens den Pränumeranten durch den Verleger die Versicherung geben lassen, daß sie befriedigt werden sollen. Eine Nachricht, die Ihnen um Bürgerʼs Andenken willen lieb sein wird.
Mir ist die Veranlassung zu diesem Briefe sehr erwünscht, Ihnen, wenn auch nur ein flüchtiges Wort von den hochachtungsvollen Gesinnungen sagen zu können, mit welcher ich auf immer bin, mein Herr,
Ihr ganz eigener
Karl Reinhard.
[4] Hrn. Schlegel in Amsterdam.