• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: [nach Juni 1791, vor dem 21. Juli 1791]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: [nach Juni 1791, vor dem 21. Juli 1791]
  • Notations: Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datierung: Hier ist von der entzündeten Hand noch nicht die Rede, daher muss der Brief vor dem 21. Juli 1791 geschrieben worden sein.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.7
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,1 x 19 cm
  • Incipit: „[1] Liebster Willhelm,
    Es freut uns ungemein, daß Du so gesund u wohl bist, u Du scheinst doch auch vergnügt zu [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
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[1] Liebster Willhelm,
Es freut uns ungemein, daß Du so gesund u wohl bist, u Du scheinst doch auch vergnügt zu seyn? Mit uns ist es nicht immer der Fall, Die Witterung ist so entsetzlich schlecht, immer kalt windig u viel Regen, das macht, daß der Vater den Husten gar nicht los werden kann, Du weist daß er 8 Monathe beständig an den Gesängen gearbeitet, was ihm wohl angegriffen, u keine Bewegung dabey, zu weilen heimlichen Aerger, u nun vollens da zu dem Kalten u Brosaischen Abt, u Saalfeld, noch Leß, der der aller Brosaischte ist dazu gekommen ist, wird es vollens arg, alles was Starck u Poetisch ist soll heraus, u sie machen selbst Verse, nun verliert der Vater die Geduld u hat ihnen mit aller Höflichkeit ein wenig Bescheid gesagt. der Himmel gebe daß es hielft, der Vater hat bey dieser Arbeit Koppe sehr vermist. Ließe der Abt nicht alles liegen so wäre das meiste fertig geweßen ehe Leß gekommen, es sind schon eine Partie gantz fertig das heißt von alle Abrobiert geweßen, u nun geht es mit Leß wieder von vorn an, es ist nicht aus zu halten wie sich der Vater scheren läst, mir wäre die geduld lange gerissen. Zu den fatalen Husten, der von Verschleimung im unterleibe, entstanden, der bald schwächer bald stärcker ist, hat er noch einen sonderbaren Zufall bekommen. kurtz um das Podagra, an Beyden Beinen an Enckeln u auch etwas an den einen Knie Wichmann war verreist wir ließen D Haußen kommen, der die Sache [2] nicht ernstlich genung an grief, er ließ ihm an den Stellen Wachs Taffent auf machen, übrigens ließ er ihm thun was er wollte, der Vater der sich nicht gern zu giebt wandelte oder Hinckte in den feigten garten her um den ohngeachtet gab sich der Schmertz der ihm 3 bis 4 Nachte nicht hatte schlaffen laßen, aber der Husten wurde wieder Stärcker, u wäre Wichmann nicht gekommen der ihm gleich ins Bette kriegte u weidere Medicin gab auch muß er von Zeit zu Zeit Thee trüncken um die Ausdünstung zu unter halten, so hätten wir üble Händel kriegen können. Nun hoffe ich, soll es sich bald geben, u den gleich bey dem Brunen, den er längste hätte trüncken sollen, da er es so viele Jahr im Junius gethan, ist es gewiß nicht gut geweßen daß es so lange auf geschoben. Mache Dir aber keine Sorge es wird bald über gehn, er ist so munter daß es ihm zur Last wird im Bette zu seyn. Aber Betaure mich auch ein bischen, ich fünde mein Schicksal traurig, immer in Angst unruhe zu leben, u ich bin auch nicht Jung mehr, ich habe auch oft was zu stümpern, des Nachts keinen Schlaf, kurtz ich fühle mich die meiste Zeit sehr sehr unglüklich. Nun genung geklagt. Gärtners u Cruße der sich wohl befündet, aber sehr mager ist, sind 8 Tage hier geweßen C hat bey uns logirt G schienen mit der Auf nahme u ihrer aufendhalte recht zu frieden zu seyn, ohn geachtet es mir in eine Unbeqväme Zeit fiel da der Diener u das küchen Mädchen äbzogen u die Neuen an, so habe ich doch 2 mal ziemlich hoch tracktiert, das eine mal 16 Person, ein mal [3] gab Carl was, nehmlich 2 Wagen nach Marien Wärter des Abens wurde bey uns Suppiert. Wir sind auch einige mal aus geweßen, zum Eßen. Die unortnung war den Vater auch wohl nicht recht gut geweßen. Cruße glaubt gute Aussichten zu haben, wegen des Heyrathens der M Gärtnern ist kein Wort war. Henriette kömmt, gegen das Ende des Augustes wieder, wie sie von Braunschweig herüber kömmt ist noch nicht gewiß, vieleicht holt sie Carl, wenn Carl nicht nach Haarburg reist, wo er mehr Neigung zu hat. Jettchen hat in allen Betracht ein sehr vergnügt u glücklich Jahr gehabt, wie es ihr hier wieder schmecken wird wird die Zeit lehren. M Rehberg ist bis, etwan vor 8 Tagen auch in Osnabrück geweßen Mößers haben Sie sehr gebethen mit nach Pyrmont zu gehen, sie konnte es aber nicht an nehmen, ohne daß es Mößers Unbeqvämlickten zu gezogen hätte weil der Wagen nicht darnach eingerichtet ist. Herr Rehberg hat sich also entschloßen hin zu reißen, u seine Schwester nach Pyrmont zu brüngen, die armen Leute haben da auch schlecht Wetter. Caroline hat oft u lange Briefe die sehr angenehm zu leßen waren an ihre Mutter geschrieben, Die arme Frau ist itzo ganz allein in dem schlechten Wetter, u ist auch etwas unpas geweßen. Allerdings kommen ein Theil von den Truppen von Ostintien zurück, bey mir erweckt es sehr traurige [4] Entfündung, ich mag von alle dem nichts hören u sehen, schon der Anblick eines Oficiers macht mich traurig Ich bin eine der Glicklisten Mütter, u doch auch zu gleich eine der Unglicklisten, ob ich eine Cur brauche lieber Willhelm? Ich glaube schwerlich ob ich es wohl nöthig hätte bey den Umständen gieng es nicht u denn ist der Sommer bald vor bey, nun wenn ich nur keine Sorgen u unruhe wegen den Vater mehr habe so thue ich es wohl noch, wenn Jettchen wieder kömmt. In Haarburg u Dreßden ist alles gut. Lottchen schreibt mir sie hätte auf künftig Jahr ein hübsches Logie in Bilnitz gemüthet das ist mir sehr lieb, was sie itzo haben war gar zu schlecht. Lottchen hat itzo eine Schöne Niece bey sich auf 8 Wochen vor die sich sehr gefürchtet hat weil sie eitel ist und sie glaubte, sie aufheitern zu müssen! Es ist aber beßer aus gefallen, sie Lottchen beschreibt sie sehr reizent u liebenswürdig u so schön, daß sie sie nicht genung ansehn könnte u dabey so erzogen daß sie itzo gar keine Beschwerde machte, wenig oder viel mehr gar keine Bedürfnüße, sie eße auserortenlich wenig u die simpelsten Speißen am Liebsten, sie trünck keinen Caffee u Thee keinen Wein u Bier. Aufwartung braucht sie auch nicht sie thut sich alles selber, u ist sehr ortenlich. Unsere Neuen Leute scheinen, gut ein zuschlagen gebe es Gott! mit Stift u den vorigen Mädchen habe ich viel aus gestanden. Stift ist ein Bösewicht er hat lauter Zu sammen hetzerey gemacht unter den Leuten, u mir unbeschreiblich viel Verdruß. Das Küchen Mädchen außer faul u unreinlich eine xxx alles das u daß der Vater in den Jahren so oft kranck geweßen, hat mir es sehr erschwert daß ich allein geweßen bin. Nun wenn es nur izt den Vater bald ganz beßer wird, will ich gern alles vergeßen. u besonders auch wenn ich immer gute Nachricht von meinen Kindern kriege. Meine Kinder mein Reichtum u mein Stoltz. Wie ist es kannst Du es noch nicht absehn, ob Du auf länger da seyn wirst. wenn Du nur hier gewiße Aussichten hättest so wünschte ich es nicht, Es [3] Arenswald niemals was gesagt daß eine Hofnung auf die Zukunft machen könte, ich glaube der Junge ist kein rechter treuer Freund, sondern, ein Adlicher Herr. [2] Ich kann mich nicht enthalten, zu glauben, daß es meinen Kindern, bey ihren Talenden nicht so geht wie es sollte Deine treue Mutter Schlegel
[1] Lieber Willhelm wirst Du den Brief auch lesen können er ist in allen Betracht so schlecht geschrieben, auch daß macht mir manche fatale Empfündung, daß man mir in der Jugent nichts hat lernen lass
Die Rehbergen hat eine große Freude gehabt. Ihr Sohn in Rohm hat sich gemahlt, u das Bild ihr zu geschückt, er hat wie Fritz die Haare herein gekämmt, nach dem sie es einen Tag von fern und in der Nähe besahe u sich gefreut hat sie es gleich nach Pyrmont geschückt.
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[1] Liebster Willhelm,
Es freut uns ungemein, daß Du so gesund u wohl bist, u Du scheinst doch auch vergnügt zu seyn? Mit uns ist es nicht immer der Fall, Die Witterung ist so entsetzlich schlecht, immer kalt windig u viel Regen, das macht, daß der Vater den Husten gar nicht los werden kann, Du weist daß er 8 Monathe beständig an den Gesängen gearbeitet, was ihm wohl angegriffen, u keine Bewegung dabey, zu weilen heimlichen Aerger, u nun vollens da zu dem Kalten u Brosaischen Abt, u Saalfeld, noch Leß, der der aller Brosaischte ist dazu gekommen ist, wird es vollens arg, alles was Starck u Poetisch ist soll heraus, u sie machen selbst Verse, nun verliert der Vater die Geduld u hat ihnen mit aller Höflichkeit ein wenig Bescheid gesagt. der Himmel gebe daß es hielft, der Vater hat bey dieser Arbeit Koppe sehr vermist. Ließe der Abt nicht alles liegen so wäre das meiste fertig geweßen ehe Leß gekommen, es sind schon eine Partie gantz fertig das heißt von alle Abrobiert geweßen, u nun geht es mit Leß wieder von vorn an, es ist nicht aus zu halten wie sich der Vater scheren läst, mir wäre die geduld lange gerissen. Zu den fatalen Husten, der von Verschleimung im unterleibe, entstanden, der bald schwächer bald stärcker ist, hat er noch einen sonderbaren Zufall bekommen. kurtz um das Podagra, an Beyden Beinen an Enckeln u auch etwas an den einen Knie Wichmann war verreist wir ließen D Haußen kommen, der die Sache [2] nicht ernstlich genung an grief, er ließ ihm an den Stellen Wachs Taffent auf machen, übrigens ließ er ihm thun was er wollte, der Vater der sich nicht gern zu giebt wandelte oder Hinckte in den feigten garten her um den ohngeachtet gab sich der Schmertz der ihm 3 bis 4 Nachte nicht hatte schlaffen laßen, aber der Husten wurde wieder Stärcker, u wäre Wichmann nicht gekommen der ihm gleich ins Bette kriegte u weidere Medicin gab auch muß er von Zeit zu Zeit Thee trüncken um die Ausdünstung zu unter halten, so hätten wir üble Händel kriegen können. Nun hoffe ich, soll es sich bald geben, u den gleich bey dem Brunen, den er längste hätte trüncken sollen, da er es so viele Jahr im Junius gethan, ist es gewiß nicht gut geweßen daß es so lange auf geschoben. Mache Dir aber keine Sorge es wird bald über gehn, er ist so munter daß es ihm zur Last wird im Bette zu seyn. Aber Betaure mich auch ein bischen, ich fünde mein Schicksal traurig, immer in Angst unruhe zu leben, u ich bin auch nicht Jung mehr, ich habe auch oft was zu stümpern, des Nachts keinen Schlaf, kurtz ich fühle mich die meiste Zeit sehr sehr unglüklich. Nun genung geklagt. Gärtners u Cruße der sich wohl befündet, aber sehr mager ist, sind 8 Tage hier geweßen C hat bey uns logirt G schienen mit der Auf nahme u ihrer aufendhalte recht zu frieden zu seyn, ohn geachtet es mir in eine Unbeqväme Zeit fiel da der Diener u das küchen Mädchen äbzogen u die Neuen an, so habe ich doch 2 mal ziemlich hoch tracktiert, das eine mal 16 Person, ein mal [3] gab Carl was, nehmlich 2 Wagen nach Marien Wärter des Abens wurde bey uns Suppiert. Wir sind auch einige mal aus geweßen, zum Eßen. Die unortnung war den Vater auch wohl nicht recht gut geweßen. Cruße glaubt gute Aussichten zu haben, wegen des Heyrathens der M Gärtnern ist kein Wort war. Henriette kömmt, gegen das Ende des Augustes wieder, wie sie von Braunschweig herüber kömmt ist noch nicht gewiß, vieleicht holt sie Carl, wenn Carl nicht nach Haarburg reist, wo er mehr Neigung zu hat. Jettchen hat in allen Betracht ein sehr vergnügt u glücklich Jahr gehabt, wie es ihr hier wieder schmecken wird wird die Zeit lehren. M Rehberg ist bis, etwan vor 8 Tagen auch in Osnabrück geweßen Mößers haben Sie sehr gebethen mit nach Pyrmont zu gehen, sie konnte es aber nicht an nehmen, ohne daß es Mößers Unbeqvämlickten zu gezogen hätte weil der Wagen nicht darnach eingerichtet ist. Herr Rehberg hat sich also entschloßen hin zu reißen, u seine Schwester nach Pyrmont zu brüngen, die armen Leute haben da auch schlecht Wetter. Caroline hat oft u lange Briefe die sehr angenehm zu leßen waren an ihre Mutter geschrieben, Die arme Frau ist itzo ganz allein in dem schlechten Wetter, u ist auch etwas unpas geweßen. Allerdings kommen ein Theil von den Truppen von Ostintien zurück, bey mir erweckt es sehr traurige [4] Entfündung, ich mag von alle dem nichts hören u sehen, schon der Anblick eines Oficiers macht mich traurig Ich bin eine der Glicklisten Mütter, u doch auch zu gleich eine der Unglicklisten, ob ich eine Cur brauche lieber Willhelm? Ich glaube schwerlich ob ich es wohl nöthig hätte bey den Umständen gieng es nicht u denn ist der Sommer bald vor bey, nun wenn ich nur keine Sorgen u unruhe wegen den Vater mehr habe so thue ich es wohl noch, wenn Jettchen wieder kömmt. In Haarburg u Dreßden ist alles gut. Lottchen schreibt mir sie hätte auf künftig Jahr ein hübsches Logie in Bilnitz gemüthet das ist mir sehr lieb, was sie itzo haben war gar zu schlecht. Lottchen hat itzo eine Schöne Niece bey sich auf 8 Wochen vor die sich sehr gefürchtet hat weil sie eitel ist und sie glaubte, sie aufheitern zu müssen! Es ist aber beßer aus gefallen, sie Lottchen beschreibt sie sehr reizent u liebenswürdig u so schön, daß sie sie nicht genung ansehn könnte u dabey so erzogen daß sie itzo gar keine Beschwerde machte, wenig oder viel mehr gar keine Bedürfnüße, sie eße auserortenlich wenig u die simpelsten Speißen am Liebsten, sie trünck keinen Caffee u Thee keinen Wein u Bier. Aufwartung braucht sie auch nicht sie thut sich alles selber, u ist sehr ortenlich. Unsere Neuen Leute scheinen, gut ein zuschlagen gebe es Gott! mit Stift u den vorigen Mädchen habe ich viel aus gestanden. Stift ist ein Bösewicht er hat lauter Zu sammen hetzerey gemacht unter den Leuten, u mir unbeschreiblich viel Verdruß. Das Küchen Mädchen außer faul u unreinlich eine xxx alles das u daß der Vater in den Jahren so oft kranck geweßen, hat mir es sehr erschwert daß ich allein geweßen bin. Nun wenn es nur izt den Vater bald ganz beßer wird, will ich gern alles vergeßen. u besonders auch wenn ich immer gute Nachricht von meinen Kindern kriege. Meine Kinder mein Reichtum u mein Stoltz. Wie ist es kannst Du es noch nicht absehn, ob Du auf länger da seyn wirst. wenn Du nur hier gewiße Aussichten hättest so wünschte ich es nicht, Es [3] Arenswald niemals was gesagt daß eine Hofnung auf die Zukunft machen könte, ich glaube der Junge ist kein rechter treuer Freund, sondern, ein Adlicher Herr. [2] Ich kann mich nicht enthalten, zu glauben, daß es meinen Kindern, bey ihren Talenden nicht so geht wie es sollte Deine treue Mutter Schlegel
[1] Lieber Willhelm wirst Du den Brief auch lesen können er ist in allen Betracht so schlecht geschrieben, auch daß macht mir manche fatale Empfündung, daß man mir in der Jugent nichts hat lernen lass
Die Rehbergen hat eine große Freude gehabt. Ihr Sohn in Rohm hat sich gemahlt, u das Bild ihr zu geschückt, er hat wie Fritz die Haare herein gekämmt, nach dem sie es einen Tag von fern und in der Nähe besahe u sich gefreut hat sie es gleich nach Pyrmont geschückt.
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