• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Teplitz · Place of Destination: Coppet · Date: 18. August [1804]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Teplitz
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 18. August [1804]
  • Notations: Datum (Jahr) erschlossen
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 142‒143.
  • Incipit: „[1] Töpliz den 18ten August [1804]
    Sie sehen mein liebster Freund wie ich herumschweife da Sie meinen Brief aus Töpliz erhalten. Ich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,29
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,6 x 17,4 cm
    Language
  • German
[1] Töpliz den 18ten August [1804]
Sie sehen mein liebster Freund wie ich herumschweife da Sie meinen Brief aus Töpliz erhalten. Ich habe von hier aus den ersten Tag schreiben wollen das muste ich aber aufgeben weil ich so sehr zerstossen war. Ich bin hier wohl das ist glaube ich das Erfreulichste was ich Ihnen schreiben kann. Ein unaussprechlich süßes Gefühl ist es mir zu wissen das keine Entfernung diese Gesinnung in Ihnen schwächen kann. Ich habe Marie in Dresden wiedergesehen und ihr Anblick hat einen sehr wehmühtigen Eindruck auf mich gemacht mich dünkt man sieht ihrer Gestalt es sehr an waß sie erlitten hat. Ich weiß nicht ob der Bruder schon hier in Töpliz ist, wen[n] er noch nicht hier ist so komt er doch heute gewiß. Er ist in Kalisch bei Schedens gewesen und diese sind nun auch hier um ihn hier zu treffen. Von der Schede habe ich erfahren das B[ernhardi] recht sehr schlecht sein kann und ob dieß nun gleich nicht neu ist so überrascht es mich doch immer von neuen. Sie erinnern sich wohl noch das er durch Schede eine Summe Geld bekam zu sehr mässigen Zinsen, diese hat er nun nie abgetragen und jezt an Schede geschrieben er möchte es doch einrichten das es noch nicht geschehen müste da es ihm jezt nicht möglich wäre indem ihm die doppelte Wirtschaft da ich entfernt wäre so viel kostete welches er [2] doch alles gern thäte um meine Gesundheit wieder herzustellen. Schede um mir keinen unangenehmen Augenblick zu machen hat das Geld sogleich assningirt und so bedient er sich meines Nahmens auf die schlechteste Weise. Ach lieber Freund könte mein Herz erst davon heilen das mich der Gedanke nicht mehr quälte wie ich einmal mit ihm zusammengehängt habe.
Liebster Bruder theurer geliebter Freund jezt will ich Ihnen alle meine Bitten und Plane nach einander vortragen. Einen Brief von meinem Bruder werden Sie schon erhalten haben worin er Sie bittet das mit der Arbeit für Frau v. Stael zu besorgen es wäre würklich gut wen[n] Sie sie bewegen könten das es in Bronze gemacht wirde wir hätten dan noch etwas Geld und sie ein schönes Denkmal, von Nürnberg aus könte es gut geschickt werden und wir wären dort schon auf dem Wege nach Italien, mich wirde es recht glücklich machen wen[n] alle diese Plane ausgefürt werden könten. Und dan wie will ich glücklich sein wen[n] ich Sie in Rom wiedersehe.
Sie liebster Freund haben mir ongefehr um diese Zeit wen[n] ich schon jezt die Reise machen wolte [3] eine bedeutende Summe versprochen und mich in jedem Brief erinnert das ich mich darauf verlassen solte. Ich will Sie jezt bitten mir eine kleinere so viel Ihre Umstände erlauben zu schiken. Ich bitte Sie dringend darum und Sie werden einsehen wie nöhtig es ist. Erstlig weil ich in Dresden auf dem grossen Marckt gern alles kaufen möchte waß wir alle auf unserer Reise bedürfen weil wir das sonst dort dreifach bezalen müsten das ist aber der geringste Grund. Im andern Mohnaht nimt B[ernhardi] an das ich zurik kommen soll, bei seiner Schlechtigkeit kann man nicht wissen welche Mittel er anwendet um mich zu bewegen, ich weiß nicht wie es meine ganze Exzistenz erschüttern wirde ihn wieder zu sehen, das ist bei meiner jetzigen Stimmung des grausamste [was] ich mir denken kann, oder welche Weitläuftigkeiten er mir sonst erregen könte. Nun weiß ich wohl das er mir nichts anhaben kann allein es wäre mir viel besser dem auszuweichen und darum muß es jeden Augenblick in meiner Gewalt stehen eine weite Reise zu machen. Dies ist nun nicht [möglich] wen[n] Knorrings Geld [3] etwaß länger ausbleibt und wende ich mich zu Ihnen theurer Freund und auch K[norring] ersucht Sie darum, mein Herz wird ruhig sein wen[n] ich weiß das ich gesichert bin. Ach lieber Freund wen[n] ich nicht Ihre Liebe zu mir wüste so wirde mich meine Bitte mit Angst erfüllen doch Sie lieber geliebter Freund und Bruder Sie sind mir ewig treu und wa[h]r.
Felix ist alle Tage gesunder und schöner Wilhelm leidet noch immer am Keuchhusten er läßt Sie aber schönstens grüssen er springt ganz hoch vor Freuden wen[n] [er] hört das er Sie wiedersehen soll. Ich wolte ich hätte einen Brief von Ihnen doch bitte ich die Antwort hierauf nach Dresden zu richten so das ich den Brief von der Post abholen lassen kann den[n] ich glaube ich werde nicht mehr hiersein wen[n] die Antwort kömt. Leben Sie wohl lieber Freund, es ist mir immer betrübt einen Brief an Sie zu endigen mir ist als müste ich immer von neuen Abschied nehmen und ich schreibe nur deswegen weniger weil es mich immer fast bis zu Thränen bewegt. Leben Sie tausendmal wohl und ewig vergessen Sie mich nicht.
S[ophie] Tieck
[1] Töpliz den 18ten August [1804]
Sie sehen mein liebster Freund wie ich herumschweife da Sie meinen Brief aus Töpliz erhalten. Ich habe von hier aus den ersten Tag schreiben wollen das muste ich aber aufgeben weil ich so sehr zerstossen war. Ich bin hier wohl das ist glaube ich das Erfreulichste was ich Ihnen schreiben kann. Ein unaussprechlich süßes Gefühl ist es mir zu wissen das keine Entfernung diese Gesinnung in Ihnen schwächen kann. Ich habe Marie in Dresden wiedergesehen und ihr Anblick hat einen sehr wehmühtigen Eindruck auf mich gemacht mich dünkt man sieht ihrer Gestalt es sehr an waß sie erlitten hat. Ich weiß nicht ob der Bruder schon hier in Töpliz ist, wen[n] er noch nicht hier ist so komt er doch heute gewiß. Er ist in Kalisch bei Schedens gewesen und diese sind nun auch hier um ihn hier zu treffen. Von der Schede habe ich erfahren das B[ernhardi] recht sehr schlecht sein kann und ob dieß nun gleich nicht neu ist so überrascht es mich doch immer von neuen. Sie erinnern sich wohl noch das er durch Schede eine Summe Geld bekam zu sehr mässigen Zinsen, diese hat er nun nie abgetragen und jezt an Schede geschrieben er möchte es doch einrichten das es noch nicht geschehen müste da es ihm jezt nicht möglich wäre indem ihm die doppelte Wirtschaft da ich entfernt wäre so viel kostete welches er [2] doch alles gern thäte um meine Gesundheit wieder herzustellen. Schede um mir keinen unangenehmen Augenblick zu machen hat das Geld sogleich assningirt und so bedient er sich meines Nahmens auf die schlechteste Weise. Ach lieber Freund könte mein Herz erst davon heilen das mich der Gedanke nicht mehr quälte wie ich einmal mit ihm zusammengehängt habe.
Liebster Bruder theurer geliebter Freund jezt will ich Ihnen alle meine Bitten und Plane nach einander vortragen. Einen Brief von meinem Bruder werden Sie schon erhalten haben worin er Sie bittet das mit der Arbeit für Frau v. Stael zu besorgen es wäre würklich gut wen[n] Sie sie bewegen könten das es in Bronze gemacht wirde wir hätten dan noch etwas Geld und sie ein schönes Denkmal, von Nürnberg aus könte es gut geschickt werden und wir wären dort schon auf dem Wege nach Italien, mich wirde es recht glücklich machen wen[n] alle diese Plane ausgefürt werden könten. Und dan wie will ich glücklich sein wen[n] ich Sie in Rom wiedersehe.
Sie liebster Freund haben mir ongefehr um diese Zeit wen[n] ich schon jezt die Reise machen wolte [3] eine bedeutende Summe versprochen und mich in jedem Brief erinnert das ich mich darauf verlassen solte. Ich will Sie jezt bitten mir eine kleinere so viel Ihre Umstände erlauben zu schiken. Ich bitte Sie dringend darum und Sie werden einsehen wie nöhtig es ist. Erstlig weil ich in Dresden auf dem grossen Marckt gern alles kaufen möchte waß wir alle auf unserer Reise bedürfen weil wir das sonst dort dreifach bezalen müsten das ist aber der geringste Grund. Im andern Mohnaht nimt B[ernhardi] an das ich zurik kommen soll, bei seiner Schlechtigkeit kann man nicht wissen welche Mittel er anwendet um mich zu bewegen, ich weiß nicht wie es meine ganze Exzistenz erschüttern wirde ihn wieder zu sehen, das ist bei meiner jetzigen Stimmung des grausamste [was] ich mir denken kann, oder welche Weitläuftigkeiten er mir sonst erregen könte. Nun weiß ich wohl das er mir nichts anhaben kann allein es wäre mir viel besser dem auszuweichen und darum muß es jeden Augenblick in meiner Gewalt stehen eine weite Reise zu machen. Dies ist nun nicht [möglich] wen[n] Knorrings Geld [3] etwaß länger ausbleibt und wende ich mich zu Ihnen theurer Freund und auch K[norring] ersucht Sie darum, mein Herz wird ruhig sein wen[n] ich weiß das ich gesichert bin. Ach lieber Freund wen[n] ich nicht Ihre Liebe zu mir wüste so wirde mich meine Bitte mit Angst erfüllen doch Sie lieber geliebter Freund und Bruder Sie sind mir ewig treu und wa[h]r.
Felix ist alle Tage gesunder und schöner Wilhelm leidet noch immer am Keuchhusten er läßt Sie aber schönstens grüssen er springt ganz hoch vor Freuden wen[n] [er] hört das er Sie wiedersehen soll. Ich wolte ich hätte einen Brief von Ihnen doch bitte ich die Antwort hierauf nach Dresden zu richten so das ich den Brief von der Post abholen lassen kann den[n] ich glaube ich werde nicht mehr hiersein wen[n] die Antwort kömt. Leben Sie wohl lieber Freund, es ist mir immer betrübt einen Brief an Sie zu endigen mir ist als müste ich immer von neuen Abschied nehmen und ich schreibe nur deswegen weniger weil es mich immer fast bis zu Thränen bewegt. Leben Sie tausendmal wohl und ewig vergessen Sie mich nicht.
S[ophie] Tieck
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