• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 25.10.1824
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 25.10.1824
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 82‒85.
  • Incipit: „[1] London, d. 25sten Octob. 24.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochzuverehrender Lehrer!
    Es ist mir mehr als meine Pflicht, wenn ich auch diesen Brief damit [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.28
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,7 x 18,2 cm
    Language
  • German
[1] London, d. 25sten Octob. 24.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Es ist mir mehr als meine Pflicht, wenn ich auch diesen Brief damit eröffne, Ewr. Hochwohlgebohren meinen aufrichtigsten Dank für die Güte und den Eifer abstatte, womit Sie sich meiner annehmen. Ihre ununterbrochene Gewogenheit vergrößert die Pflicht meiner Erkenntlichkeit in einem Maaße, daß ich wohl fürchten muß, daß meine Fähigkeiten nicht hinreichen werden, in einem gleichen Grade vergrößerte Beweise meiner Tauglichkeit ablegen zu können; ich hoffe, Sie werden mir das Zutrauen schenken, daß ich dieses selbst fühle und mich eifrig bemühe, so viel zu leisten, wie meine Kräfte und ein ernster Wille, sie gehörig anzuwenden, vermögen. Da die verdoppelten Verbindlichkeiten, worin ich sowohl zu Ewr. Hochwohlgebohren als zum Königl. Preuß. Ministerium stehe, es mir zur Pflicht machen, mich um eine künftige Anstellung in den Preuß. Staaten zu bewerben, so brauche ich nicht zu sagen, wie sehr die Wichtigkeit des Verhältnißes, worin ich zu Ihnen zu stehen die Ehre habe, mir einleuchtet, und daß ich wirklich von diesem Gefühle durchdrungen bin, hoffe ich auch dadurch an den Tag zu legen, daß ich mit Vergnügen die Fortsetzung einer Arbeit unternommen habe, die für meine eigene gelehrte Ausbildung eher hindernd als fördernd ist.
Herr Haughton ist den ganzen Sommer über sehr unwohl gewesen und hat lange Zeit wegen einer Augenkrankheit sich in ein dunkles Zimmer einschließen müssen; er bittet Sie recht sehr zu entschuldigen, daß er Ihren Brief noch nicht beantwortet habe; an seinem Manu fehlen nur noch die Noten zum Buch XI & XII; er wird [2] mir in etwa drei Wochen, den ganzen Rest zustellen und ich werde die erste Gelegenheit benutzen, Ihnen das Exemplar zuzuschicken; Sie werden zugleich den ersten Band der Trans[actions] of the Roy[al] As[iatic] Soc[iety] erhalten können, der am 6ten November vertheilt werden wird. Den Calcuttaer Manu hoffe ich zu erhalten; nur muß ich um Zeit bitten, zu temporiren. Da die Entscheidung von Wilkins abhängt, muß es dêṣê kâlê cha angebracht werden; den Mickle habe ich schon in meiner Tasche. Baron Schilling ist noch hier; ich hoffe, daß ich ihm von nicht unerheblichen Diensten gewesen bin; der treffliche Mann nimmt mir freilich sehr viel Zeit weg; ich habe ihm in der Royal Societ[y] mehrere thibetische Manuscripte aufgefunden, wovon weder er, noch ich, noch die ganze Welt scheint was vermuthet zu haben. Bei dem Sanskrit, was unter den Formeln vorkömmt, ist mir vieles unerklärlich; merkwürdig ist es auf jeden Fall, daß es außer Zweifel nicht Palî ist. Für die Paläographie des Sanskrit ist das Thib[etanische] Alphabet sehr interessant; Baron Schilling hat die ältesten von Wilkins entzifferten Inschriften ohne Mühe, bloß nach der Aehnlichkeit der Buchstaben, richtig lesen können. Wilkins ist das mit Recht kein geringerer Triumpf gewesen als ihm selbst.
In den Devanag[ari] Manuscripten bin ich bis zum fol. 164 gekommen; aus dem Toddʼschen habe ich die ersten 23 fol. des 4ten Buches abgeschrieben. Für die Folge bitte ich um Erlaubniß die Bücher III‒V aus dem Cod. D, der den besten Commentar hat und weit bequemer zum Gebrauch als der A ist, abschreiben zu dürfen; die Bücher VI & VII aber nach dem Toddschen. Es entsteht hiedurch zwar eine Ungleichförmigkeit; aber es würde schwer halten, alle fünf fehlende Bücher auf dem East India House abschreiben zu können; Sie erhalten nach meinem Plane eine Abschrift des ganzen Cod. T und die erste Abschrift von den Büchern III‒V nach einer Handschrift, die mit den übrigen so genau übereinstimmt, daß die Vergleichung nachher wenig Zeit kosten kann.
[3] Die losen Blätter, die ich Ihnen zugeschickt, enthalten alle Abschriften und Collationen des Cod. T, das Heft dagegen die Collation des Bengalis. Manuscripts das ich auch mitunter mit I bezeichnet habe, um ein Paar Buchstaben übrig zu lassen, wenn noch ein oder zwei Devan[agari] Hdschrften hinzukommen sollten. Das zweite Buch nach dem Bengal. Manuscript werde ich ganz abschreiben, was freilich viel Zeit kosten wird, aber Sie werden dadurch leichter seinen Werth bestimmen können und Ihr Urtheil über seinen künftigen Gebrauch feststellen. Wenn ich das 4te Buch aus dem Cod. T abgeschrieben, werde ich meine Abschriften wieder durchsehen und absenden. Dann wird es wohl am besten seyn, das 6te und 7te nach eben demselben vorzunehmen, um ihn ganz vom Halse zu bekommen; es ist sehr beschwerlich und verwirrend, so viele Eisen auf einmahl im Feuer zu haben.
Das interessanteste Stück des 4ten Buchs ist die Erdbeschreibung, die Wilfords Gebäude freilich durchaus zu Boden stürzt; von allen den Ländern, wovon er so viel weiß, heißt es, daß sie dark seyen und niemand sie betreten dürfe; von den heiligen Inseln im Westen ist wenigstens hier keine Rede; es wird aber ein strîrâjyam jenseits des Indus erwähnt, was offenbar England ist.
Der bewußte Catalog ist abgesendet; es fehlt noch (1(1/2)) Bogen, der noch nicht abgedruckt ist, für dessen Correctheit ich aber Sorge tragen werde.
Schließlich erlaube ich mir die Ehre, mich mit der höchsten Hochachtung und Dankbarkeit zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
dankbarsten und ergebensten
Chr. Laßen.
[4]
[1] London, d. 25sten Octob. 24.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Es ist mir mehr als meine Pflicht, wenn ich auch diesen Brief damit eröffne, Ewr. Hochwohlgebohren meinen aufrichtigsten Dank für die Güte und den Eifer abstatte, womit Sie sich meiner annehmen. Ihre ununterbrochene Gewogenheit vergrößert die Pflicht meiner Erkenntlichkeit in einem Maaße, daß ich wohl fürchten muß, daß meine Fähigkeiten nicht hinreichen werden, in einem gleichen Grade vergrößerte Beweise meiner Tauglichkeit ablegen zu können; ich hoffe, Sie werden mir das Zutrauen schenken, daß ich dieses selbst fühle und mich eifrig bemühe, so viel zu leisten, wie meine Kräfte und ein ernster Wille, sie gehörig anzuwenden, vermögen. Da die verdoppelten Verbindlichkeiten, worin ich sowohl zu Ewr. Hochwohlgebohren als zum Königl. Preuß. Ministerium stehe, es mir zur Pflicht machen, mich um eine künftige Anstellung in den Preuß. Staaten zu bewerben, so brauche ich nicht zu sagen, wie sehr die Wichtigkeit des Verhältnißes, worin ich zu Ihnen zu stehen die Ehre habe, mir einleuchtet, und daß ich wirklich von diesem Gefühle durchdrungen bin, hoffe ich auch dadurch an den Tag zu legen, daß ich mit Vergnügen die Fortsetzung einer Arbeit unternommen habe, die für meine eigene gelehrte Ausbildung eher hindernd als fördernd ist.
Herr Haughton ist den ganzen Sommer über sehr unwohl gewesen und hat lange Zeit wegen einer Augenkrankheit sich in ein dunkles Zimmer einschließen müssen; er bittet Sie recht sehr zu entschuldigen, daß er Ihren Brief noch nicht beantwortet habe; an seinem Manu fehlen nur noch die Noten zum Buch XI & XII; er wird [2] mir in etwa drei Wochen, den ganzen Rest zustellen und ich werde die erste Gelegenheit benutzen, Ihnen das Exemplar zuzuschicken; Sie werden zugleich den ersten Band der Trans[actions] of the Roy[al] As[iatic] Soc[iety] erhalten können, der am 6ten November vertheilt werden wird. Den Calcuttaer Manu hoffe ich zu erhalten; nur muß ich um Zeit bitten, zu temporiren. Da die Entscheidung von Wilkins abhängt, muß es dêṣê kâlê cha angebracht werden; den Mickle habe ich schon in meiner Tasche. Baron Schilling ist noch hier; ich hoffe, daß ich ihm von nicht unerheblichen Diensten gewesen bin; der treffliche Mann nimmt mir freilich sehr viel Zeit weg; ich habe ihm in der Royal Societ[y] mehrere thibetische Manuscripte aufgefunden, wovon weder er, noch ich, noch die ganze Welt scheint was vermuthet zu haben. Bei dem Sanskrit, was unter den Formeln vorkömmt, ist mir vieles unerklärlich; merkwürdig ist es auf jeden Fall, daß es außer Zweifel nicht Palî ist. Für die Paläographie des Sanskrit ist das Thib[etanische] Alphabet sehr interessant; Baron Schilling hat die ältesten von Wilkins entzifferten Inschriften ohne Mühe, bloß nach der Aehnlichkeit der Buchstaben, richtig lesen können. Wilkins ist das mit Recht kein geringerer Triumpf gewesen als ihm selbst.
In den Devanag[ari] Manuscripten bin ich bis zum fol. 164 gekommen; aus dem Toddʼschen habe ich die ersten 23 fol. des 4ten Buches abgeschrieben. Für die Folge bitte ich um Erlaubniß die Bücher III‒V aus dem Cod. D, der den besten Commentar hat und weit bequemer zum Gebrauch als der A ist, abschreiben zu dürfen; die Bücher VI & VII aber nach dem Toddschen. Es entsteht hiedurch zwar eine Ungleichförmigkeit; aber es würde schwer halten, alle fünf fehlende Bücher auf dem East India House abschreiben zu können; Sie erhalten nach meinem Plane eine Abschrift des ganzen Cod. T und die erste Abschrift von den Büchern III‒V nach einer Handschrift, die mit den übrigen so genau übereinstimmt, daß die Vergleichung nachher wenig Zeit kosten kann.
[3] Die losen Blätter, die ich Ihnen zugeschickt, enthalten alle Abschriften und Collationen des Cod. T, das Heft dagegen die Collation des Bengalis. Manuscripts das ich auch mitunter mit I bezeichnet habe, um ein Paar Buchstaben übrig zu lassen, wenn noch ein oder zwei Devan[agari] Hdschrften hinzukommen sollten. Das zweite Buch nach dem Bengal. Manuscript werde ich ganz abschreiben, was freilich viel Zeit kosten wird, aber Sie werden dadurch leichter seinen Werth bestimmen können und Ihr Urtheil über seinen künftigen Gebrauch feststellen. Wenn ich das 4te Buch aus dem Cod. T abgeschrieben, werde ich meine Abschriften wieder durchsehen und absenden. Dann wird es wohl am besten seyn, das 6te und 7te nach eben demselben vorzunehmen, um ihn ganz vom Halse zu bekommen; es ist sehr beschwerlich und verwirrend, so viele Eisen auf einmahl im Feuer zu haben.
Das interessanteste Stück des 4ten Buchs ist die Erdbeschreibung, die Wilfords Gebäude freilich durchaus zu Boden stürzt; von allen den Ländern, wovon er so viel weiß, heißt es, daß sie dark seyen und niemand sie betreten dürfe; von den heiligen Inseln im Westen ist wenigstens hier keine Rede; es wird aber ein strîrâjyam jenseits des Indus erwähnt, was offenbar England ist.
Der bewußte Catalog ist abgesendet; es fehlt noch (1(1/2)) Bogen, der noch nicht abgedruckt ist, für dessen Correctheit ich aber Sorge tragen werde.
Schließlich erlaube ich mir die Ehre, mich mit der höchsten Hochachtung und Dankbarkeit zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
dankbarsten und ergebensten
Chr. Laßen.
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