• August Wilhelm von Schlegel to Christian Lassen

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: London · Date: 19.12.1824
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Lassen
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: London
  • Date: 19.12.1824
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 94‒98.
  • Incipit: „[1] Bonn, d. 19. December 1824.
    Ihren Brief vom 30sten Nov., mein hochgeschätzter Herr und Freund, habe ich richtig empfangen, und freue [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
  • OAI Id: 1835931
  • Classification Number: S 860 : III : 9
  • Provenance: Der Brief gelangte 1876 als Geschenk der Witwe Christian Lassens in die Universitätsbibliothek Bonn.
  • Number of Pages: 1 e. Br. (3 S.)
  • Format: 25,2 x 20,3 cm
  • Particularities: Mit Briefumschlag (Poststempel). - Die Briefe mit der Signatur S 860 sind in drei Faszikeln gebunden - dieser Brief befindet sich als Nr. 9 in Faszikel III.
    Language
  • German
[1] Bonn, d. 19. December 1824.
Ihren Brief vom 30sten Nov., mein hochgeschätzter Herr und Freund, habe ich richtig empfangen, und freue mich zu wissen, daß meine Anweisung zur gehörigen Zeit angelangt ist. Von Cazenove sind Ihnen ₤ 15 “ ausgezahlt worden, von Baron v. Schilling für den Carey ₤ 5 “, zusammen also ₤ 20 für meine Rechnung. Wie lange werden Sie damit ausreichen? Das K. Ministerium hat mir eine Unterstützung auf das zweite Jahr für Sie bewilligt; ein Brief des Geh. Rath Schulze vom 24sten Nov. meldet mir dieß ganz ausdrücklich, aber leider ist die Ausfertigung immer noch nicht eingetroffen. Sollte sie noch lange ausbleiben, so müßte ich Ihnen einen neuen Vorschuß auf die zu erwartende Summe machen, etwa von ₤ 10 “ den ich nachher zurückbehielte, wann die Zahlung erfolgt. Wenn es nöthig ist, so melden Sie es mir. Seyen Sie überhaupt außer Sorgen; ich rechne dagegen auf Ihre genaue Oekonomie und strenge Arbeitsamkeit. Sagen Sie der Witwe Bothe, nebst meinen herzlichen Beileidsbezeugungen, ich würde ihr in wenigen Tagen antworten, und die Vorrede zu dem deutschen Repertorium mitschicken. Sie werde auch nächstens einen Abtrag auf die Schuldfoderung an die hiesige Universitäts Bibliothek empfangen, und die Berichtigung des übrigen werde ich möglichst betreiben. Übrigens ist es keineswegs die Schuld des Ober-Bibliothecars, wenn dieser Schuldposten so stark angewachsen ist, daß er nicht auf Einmal berichtigt werden kann. Er hat dem verstorbnen Bothe ausdrücklich erklärt, er werde beträchtlich lange warten müssen, wenn er noch fernere Bestellungen von der Bibliothek annähme; dieser hat geäußert, er wolle sich dieß gern gefallen lassen, wenn die Bestellungen nur fortgingen. Übrigens kann die gute Frau die deutschen Briefe ihres Handelsdieners nicht lesen: dieser hat in einem ungehörigen Tone an Herrn Welcker geschrieben, und gar nicht, wie man an den Vorsteher eines öffentlichen Institutes schreiben soll. Ich habe dieß bestens entschuldigt. Bitten Sie auch die Frau Bothe um einen Auszug aus ihren Rechnungsbüchern, was meine Schuld für die gelieferten Bücher beträgt: Ich werde den Betrag demnächst berichtigen.
Wo ich nicht irre, habe ich gleich bei Ihrer Rückkehr nach England an Dr. Nöhden geschrieben, er möge sich dahin verwenden, daß die Väter Ihnen für die Mühe und den Zeitverlust der Hin- und Herreise eine billige Remuneration gäben. Auf das, was Sie mir jetzt melden, habe ich angestanden, ob ich den Vätern nicht gerade zu, jedem ein zehn Pfund Sterling hiefür in der Berechnung der Erziehungskosten für ihre Kinder ansetzen sollte. Aber wir haben es zu lange hinhängen lassen, die Foderung ist gewissermaßen verjährt, [2] und wir müssen sie nun wohl in die Schanze schlagen. Sehen Sie sich nur in Zukunft besser vor, und lassen Sie sich auf nichts ein, weder auf Unterricht, noch auf irgend eine gelehrte Arbeit, ohne zuvor ganz bestimmt ihre pecuniären Bedingungen zu machen.
Der Vorsteher des Pariser Hauses Treuttel & Würtz schreibt mir: ich solle mich durch die geringe Anzahl der Subscribenten auf den Ramay[ana] nicht abschrecken lassen, sondern nur frisch ans Werk gehen und zuerst die Hälfte der ersten Lieferung geben. Bei einem so kostbaren Werke, sagt er, wollen die Liebhaber, ehe sie sich entscheiden, die Ausführung vor Augen sehen. Dieß ist, wie ich glaube, aus der Erfahrung des Buchhandels gesprochen, und ich habe große Lust diesen Rath zu befolgen. Dazu wird es aber freilich nöthig seyn, daß Sie ihren Wunsch aufgeben, ununterbrochen bis zum nächsten Herbste in London zu bleiben. Sie müßten etwa um die Mitte Aprils nach Paris gehen, dort nur das erste Buch in der Bengalischen Handschrift collationiren, und die Devanagari-Handschrift so weit ich sie nicht collationirt habe. Vielleicht ließe man auch die letztere ganz fahren, da sie ja doch eine wildgewachsene und sehr incorrecte ist. Sie blieben etwa anderthalb Monate in Paris und kämen dann zu mir. Alsdann benutzten wir die Sommermonate, wo dergleichen viel rascher und bequemer von Statten geht, zum Abdruck des ersten Bandes. Was ich an Materialien habe, studire ich zuvor auf das sorgfältigste durch, so daß mich die kritische Entscheidung nicht eben lange aufhalten wird. Es ist in der That wichtig, daß nach der großen Ankündigung die Ausführung nicht allzulange verschoben bleibe, damit man es nicht für eine gelehrte Pralerei halte. ‒ Schreiben Sie mir doch Ihre Meinung hierüber, und geben Sie mir eine genaue Übersicht dessen, was Sie bis jetzt fertig haben, und was Sie bis dahin fertig zu schaffen hoffen. Ich wünsche es lebhaft, Sie würden auch den in London so traurigen Sommer hier angenehmer zubringen. So lange Sie gelehrte Arbeiten für mich verrichten, werden Sie den Tisch bei mir finden, ob auch die Wohnung, kann ich für jetzt noch nicht sagen: es kommt darauf an, ob ich mittlerweile das Hinterhaus acquirire. Daß Sie nicht das volle Jahr nach der Bestimmung der Königl. Unterstützung im Auslande zubringen, macht kein Bedenken; das will ich schon beim Ministerium vertreten. ‒ Unser Ministerium hat beim König einen Immediat-Bericht über mein Unternehmen eingereicht, und um eine außerordentliche Unterstützung dafür angehalten. Man schmeichelt sich nicht mit einem günstigen Erfolge, weil in allen Theilen der Staatsausgaben sehr auf Ersparniß gedacht wird, indessen ist es immer sehr vortheilhaft für mich, daß dem Monarchen meine uneigennützigen gelehrten Arbeiten bekannt werden; und es [3] ist ein ausgezeichneter Beweis von dem Wohlwollen des Ministeriums gegen mich, indem dasselbe diesen Schritt aus eigner Bewegung gethan hat. ‒ Die Auslagen des Drucks werden mir freilich jetzt schwer fallen, da ich den Hauskauf gehabt, und fortwährend zur Verschönerung meines Hauses baue. Indessen ist mir nicht bange dafür, daß ich nicht auf die Kosten kommen sollte; ja nach Deckung der Kosten bleibt mir der Überrest der Auflage als ein allmählich zu realisirendes Capital. ‒ Die Erscheinung des ersten Bandes kann vielleicht auch die Subscription der Ostind. Compagnie entscheiden, wenn sie bis dahin noch nicht entschieden ist. Die Umstände sind jetzt wohl nicht günstig.
Von den Büchern, die Sie mir ankündigen, habe ich noch nichts erhalten; auch nicht die Transactions der London As[iatic] Society. Wagen Sie Ihre Collationen ja nicht auf ungewissen Wegen. Vollends, wenn Sie nächsten Sommer kommen, so erhalte ich sie dann noch zeitig genug. Mit dem Gesandtschafts-Courier nach Berlin, das ist wohl das sicherste. Könnten Sie nicht den Major Todd bewegen, Ihnen Abdrücke von seinen Griechisch-Indischen Münzen in Siegelwachs oder in Gips für mich zu geben. Sagen Sie ihm, daß ich seinen König Apollodotus kenne. Es würde mir Anlaß zu einem Antiquarischen Aufsatze geben, worin seine gelehrten Entdeckungen bestens gepriesen werden sollten. Leben Sie recht wohl und gesund und schreiben Sie bald.
Ganz der Ihrige
Schlegel.
[4]
[1] Bonn, d. 19. December 1824.
Ihren Brief vom 30sten Nov., mein hochgeschätzter Herr und Freund, habe ich richtig empfangen, und freue mich zu wissen, daß meine Anweisung zur gehörigen Zeit angelangt ist. Von Cazenove sind Ihnen ₤ 15 “ ausgezahlt worden, von Baron v. Schilling für den Carey ₤ 5 “, zusammen also ₤ 20 für meine Rechnung. Wie lange werden Sie damit ausreichen? Das K. Ministerium hat mir eine Unterstützung auf das zweite Jahr für Sie bewilligt; ein Brief des Geh. Rath Schulze vom 24sten Nov. meldet mir dieß ganz ausdrücklich, aber leider ist die Ausfertigung immer noch nicht eingetroffen. Sollte sie noch lange ausbleiben, so müßte ich Ihnen einen neuen Vorschuß auf die zu erwartende Summe machen, etwa von ₤ 10 “ den ich nachher zurückbehielte, wann die Zahlung erfolgt. Wenn es nöthig ist, so melden Sie es mir. Seyen Sie überhaupt außer Sorgen; ich rechne dagegen auf Ihre genaue Oekonomie und strenge Arbeitsamkeit. Sagen Sie der Witwe Bothe, nebst meinen herzlichen Beileidsbezeugungen, ich würde ihr in wenigen Tagen antworten, und die Vorrede zu dem deutschen Repertorium mitschicken. Sie werde auch nächstens einen Abtrag auf die Schuldfoderung an die hiesige Universitäts Bibliothek empfangen, und die Berichtigung des übrigen werde ich möglichst betreiben. Übrigens ist es keineswegs die Schuld des Ober-Bibliothecars, wenn dieser Schuldposten so stark angewachsen ist, daß er nicht auf Einmal berichtigt werden kann. Er hat dem verstorbnen Bothe ausdrücklich erklärt, er werde beträchtlich lange warten müssen, wenn er noch fernere Bestellungen von der Bibliothek annähme; dieser hat geäußert, er wolle sich dieß gern gefallen lassen, wenn die Bestellungen nur fortgingen. Übrigens kann die gute Frau die deutschen Briefe ihres Handelsdieners nicht lesen: dieser hat in einem ungehörigen Tone an Herrn Welcker geschrieben, und gar nicht, wie man an den Vorsteher eines öffentlichen Institutes schreiben soll. Ich habe dieß bestens entschuldigt. Bitten Sie auch die Frau Bothe um einen Auszug aus ihren Rechnungsbüchern, was meine Schuld für die gelieferten Bücher beträgt: Ich werde den Betrag demnächst berichtigen.
Wo ich nicht irre, habe ich gleich bei Ihrer Rückkehr nach England an Dr. Nöhden geschrieben, er möge sich dahin verwenden, daß die Väter Ihnen für die Mühe und den Zeitverlust der Hin- und Herreise eine billige Remuneration gäben. Auf das, was Sie mir jetzt melden, habe ich angestanden, ob ich den Vätern nicht gerade zu, jedem ein zehn Pfund Sterling hiefür in der Berechnung der Erziehungskosten für ihre Kinder ansetzen sollte. Aber wir haben es zu lange hinhängen lassen, die Foderung ist gewissermaßen verjährt, [2] und wir müssen sie nun wohl in die Schanze schlagen. Sehen Sie sich nur in Zukunft besser vor, und lassen Sie sich auf nichts ein, weder auf Unterricht, noch auf irgend eine gelehrte Arbeit, ohne zuvor ganz bestimmt ihre pecuniären Bedingungen zu machen.
Der Vorsteher des Pariser Hauses Treuttel & Würtz schreibt mir: ich solle mich durch die geringe Anzahl der Subscribenten auf den Ramay[ana] nicht abschrecken lassen, sondern nur frisch ans Werk gehen und zuerst die Hälfte der ersten Lieferung geben. Bei einem so kostbaren Werke, sagt er, wollen die Liebhaber, ehe sie sich entscheiden, die Ausführung vor Augen sehen. Dieß ist, wie ich glaube, aus der Erfahrung des Buchhandels gesprochen, und ich habe große Lust diesen Rath zu befolgen. Dazu wird es aber freilich nöthig seyn, daß Sie ihren Wunsch aufgeben, ununterbrochen bis zum nächsten Herbste in London zu bleiben. Sie müßten etwa um die Mitte Aprils nach Paris gehen, dort nur das erste Buch in der Bengalischen Handschrift collationiren, und die Devanagari-Handschrift so weit ich sie nicht collationirt habe. Vielleicht ließe man auch die letztere ganz fahren, da sie ja doch eine wildgewachsene und sehr incorrecte ist. Sie blieben etwa anderthalb Monate in Paris und kämen dann zu mir. Alsdann benutzten wir die Sommermonate, wo dergleichen viel rascher und bequemer von Statten geht, zum Abdruck des ersten Bandes. Was ich an Materialien habe, studire ich zuvor auf das sorgfältigste durch, so daß mich die kritische Entscheidung nicht eben lange aufhalten wird. Es ist in der That wichtig, daß nach der großen Ankündigung die Ausführung nicht allzulange verschoben bleibe, damit man es nicht für eine gelehrte Pralerei halte. ‒ Schreiben Sie mir doch Ihre Meinung hierüber, und geben Sie mir eine genaue Übersicht dessen, was Sie bis jetzt fertig haben, und was Sie bis dahin fertig zu schaffen hoffen. Ich wünsche es lebhaft, Sie würden auch den in London so traurigen Sommer hier angenehmer zubringen. So lange Sie gelehrte Arbeiten für mich verrichten, werden Sie den Tisch bei mir finden, ob auch die Wohnung, kann ich für jetzt noch nicht sagen: es kommt darauf an, ob ich mittlerweile das Hinterhaus acquirire. Daß Sie nicht das volle Jahr nach der Bestimmung der Königl. Unterstützung im Auslande zubringen, macht kein Bedenken; das will ich schon beim Ministerium vertreten. ‒ Unser Ministerium hat beim König einen Immediat-Bericht über mein Unternehmen eingereicht, und um eine außerordentliche Unterstützung dafür angehalten. Man schmeichelt sich nicht mit einem günstigen Erfolge, weil in allen Theilen der Staatsausgaben sehr auf Ersparniß gedacht wird, indessen ist es immer sehr vortheilhaft für mich, daß dem Monarchen meine uneigennützigen gelehrten Arbeiten bekannt werden; und es [3] ist ein ausgezeichneter Beweis von dem Wohlwollen des Ministeriums gegen mich, indem dasselbe diesen Schritt aus eigner Bewegung gethan hat. ‒ Die Auslagen des Drucks werden mir freilich jetzt schwer fallen, da ich den Hauskauf gehabt, und fortwährend zur Verschönerung meines Hauses baue. Indessen ist mir nicht bange dafür, daß ich nicht auf die Kosten kommen sollte; ja nach Deckung der Kosten bleibt mir der Überrest der Auflage als ein allmählich zu realisirendes Capital. ‒ Die Erscheinung des ersten Bandes kann vielleicht auch die Subscription der Ostind. Compagnie entscheiden, wenn sie bis dahin noch nicht entschieden ist. Die Umstände sind jetzt wohl nicht günstig.
Von den Büchern, die Sie mir ankündigen, habe ich noch nichts erhalten; auch nicht die Transactions der London As[iatic] Society. Wagen Sie Ihre Collationen ja nicht auf ungewissen Wegen. Vollends, wenn Sie nächsten Sommer kommen, so erhalte ich sie dann noch zeitig genug. Mit dem Gesandtschafts-Courier nach Berlin, das ist wohl das sicherste. Könnten Sie nicht den Major Todd bewegen, Ihnen Abdrücke von seinen Griechisch-Indischen Münzen in Siegelwachs oder in Gips für mich zu geben. Sagen Sie ihm, daß ich seinen König Apollodotus kenne. Es würde mir Anlaß zu einem Antiquarischen Aufsatze geben, worin seine gelehrten Entdeckungen bestens gepriesen werden sollten. Leben Sie recht wohl und gesund und schreiben Sie bald.
Ganz der Ihrige
Schlegel.
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