• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bern · Place of Destination: Coppet · Date: 17.04.1812 bis 18.04.1812
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bern
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 17.04.1812 bis 18.04.1812
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36934
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.28,Nr.43
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,7 cm
  • Incipit: „[1] Bern den 17ten Aprll 1812
    Es scheint mir Unrecht die wenigen Posttage die noch hingehn während ich hier bin, vorübergehen [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
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[1] Bern den 17ten Aprll 1812
Es scheint mir Unrecht die wenigen Posttage die noch hingehn während ich hier bin, vorübergehen zu lassen und nicht jedesmahl auch etwas hinzuzufügen, wenn ich auch gleich gar nicht zum Schreiben aufgelegt bin. Der Nordwind ist zurükgekehrt mit Schnee ud Kälte u mit Melancholie für mich, die nicht weichen will wenn ich gleich ein par Stunden, das heißt gestern eine u heut eine unter den Arkaden herumgelaufen bin xxx hatt mir gesagt das sie dir geschrieben habe, ich würde dir der Harmes Brief schikken, hier ist er also, aber behalte ihn gleich. Der Brif xxx gestern geschrieben hatt muß sehr Artig gewesen sein, xxx [2] xxx es fängt an mir so sehr leid zu thun von Bern zu gehen, das wäre es eine Möglichkeit mich hier einzurichten, ud meine Arbeiten hier zu machen, ich solches thäte, hätte ich von Zürich aus den Pr. um die Erlaubniß gebethen, die Arbeiten aus Marmor machen zu dürffen der von Schlägen gebrochen wird, ud dem Carareser vollkommen gleich ist, nur etwas härter, ich glaube er hätte es gestattet, da er es dem B. Christen gestattet hatt, und dann bleibe ich auch in deiner Nähe, doch dis ist nun nicht und jeder Wunsch ist vergebens, ich muß fort so sehr es mich ängstet, denn vielleicht könnte ich noch länger beiden nüzlich sein, da H. sich an mich immer mehr zu gewöhnen scheint, so wie die ganze Familie, die mit dem Portrait des Vaters sehr zufrieden scheint, und H. hatt die Freude das er corrigiren, und rathgeben kann, und das ist es ja was fast alle Menschen am meisten ergözt, denn ihrer Eigenliebe wird ein Gefühl der Superiorität [3] eingeräumt. Ob ich wohl auch dieser Schwachheit unterworffen sein mag? sage mir es doch wenn du es bemerkt hast, es wäre eine von dennen von welcher ich mich am meisten zu heilen wünschte.
Was das Geld anbetrifft, Geliebter Freund wie kann ich darüber was schreiben, dir nennen was ich ungefähr habe, was ich brauche weis ich selbst nicht, aber das ich mich schäme zu gestehen wie viel ich hir ausgegeben ist natürlich, um so mehr da ich selbst solches nicht nachweisen kann wofür, auch weis ich es selbst nicht da ich nicht mehr weis wie viel ich hergebracht. Wirklich ist es doch guth Rechnung mit sich selbst zu führen, u fast habe ich auch Lust es zu thun, nicht blos bei meinen Arbeiten, denn da habe ich es immer genau gethan, aber auch mit dem was ich sonst ausgebe. Sehr guth bis du dich des Portefeui noch theuer zu erinnern ich hatte dis in der That vergessen, u doch wuste ich das mir eine kleine Summe fehlte. Das Bild werde ich am Montag ändern und xxx bitten es dir hinzuschikken, welches offenbar das beste ist, freilich wird sie es ungern entbehren, wenn ich nach meinem eignen Gefühl Urtheilen soll auch um so mehr da doch 14 Tage darüber hingehen können ehe sie solches wieder erhällt. [4] Wenn du dis Blatt wieder schlecht geschrieben findest so bitte ich recht sehr entschuldige mich. Gestern Abed als ich anfieng thaten meine Augen weh, so das ich nicht recht sehen konnte, und heu[t] hatt mich die Migräne mit ihrer Gegenwart beehrt, heftiger als ich solche seit lange gehabt ud unerwarteter, da ich solche erst vor kurzem gehabt habe. Lebe wohl u behalte mich lieb.
Was macht Fr v St. ist es immer gleich? und die Fremde in eurem Hause? Es wäre entsetzlich wenn auch die dort sterben sollte, gieb mir doch davon Nachricht. Noch einmahl leb wohl, Ewig dein treuer Bruder Fr. T. den 18 April.
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[1] Bern den 17ten Aprll 1812
Es scheint mir Unrecht die wenigen Posttage die noch hingehn während ich hier bin, vorübergehen zu lassen und nicht jedesmahl auch etwas hinzuzufügen, wenn ich auch gleich gar nicht zum Schreiben aufgelegt bin. Der Nordwind ist zurükgekehrt mit Schnee ud Kälte u mit Melancholie für mich, die nicht weichen will wenn ich gleich ein par Stunden, das heißt gestern eine u heut eine unter den Arkaden herumgelaufen bin xxx hatt mir gesagt das sie dir geschrieben habe, ich würde dir der Harmes Brief schikken, hier ist er also, aber behalte ihn gleich. Der Brif xxx gestern geschrieben hatt muß sehr Artig gewesen sein, xxx [2] xxx es fängt an mir so sehr leid zu thun von Bern zu gehen, das wäre es eine Möglichkeit mich hier einzurichten, ud meine Arbeiten hier zu machen, ich solches thäte, hätte ich von Zürich aus den Pr. um die Erlaubniß gebethen, die Arbeiten aus Marmor machen zu dürffen der von Schlägen gebrochen wird, ud dem Carareser vollkommen gleich ist, nur etwas härter, ich glaube er hätte es gestattet, da er es dem B. Christen gestattet hatt, und dann bleibe ich auch in deiner Nähe, doch dis ist nun nicht und jeder Wunsch ist vergebens, ich muß fort so sehr es mich ängstet, denn vielleicht könnte ich noch länger beiden nüzlich sein, da H. sich an mich immer mehr zu gewöhnen scheint, so wie die ganze Familie, die mit dem Portrait des Vaters sehr zufrieden scheint, und H. hatt die Freude das er corrigiren, und rathgeben kann, und das ist es ja was fast alle Menschen am meisten ergözt, denn ihrer Eigenliebe wird ein Gefühl der Superiorität [3] eingeräumt. Ob ich wohl auch dieser Schwachheit unterworffen sein mag? sage mir es doch wenn du es bemerkt hast, es wäre eine von dennen von welcher ich mich am meisten zu heilen wünschte.
Was das Geld anbetrifft, Geliebter Freund wie kann ich darüber was schreiben, dir nennen was ich ungefähr habe, was ich brauche weis ich selbst nicht, aber das ich mich schäme zu gestehen wie viel ich hir ausgegeben ist natürlich, um so mehr da ich selbst solches nicht nachweisen kann wofür, auch weis ich es selbst nicht da ich nicht mehr weis wie viel ich hergebracht. Wirklich ist es doch guth Rechnung mit sich selbst zu führen, u fast habe ich auch Lust es zu thun, nicht blos bei meinen Arbeiten, denn da habe ich es immer genau gethan, aber auch mit dem was ich sonst ausgebe. Sehr guth bis du dich des Portefeui noch theuer zu erinnern ich hatte dis in der That vergessen, u doch wuste ich das mir eine kleine Summe fehlte. Das Bild werde ich am Montag ändern und xxx bitten es dir hinzuschikken, welches offenbar das beste ist, freilich wird sie es ungern entbehren, wenn ich nach meinem eignen Gefühl Urtheilen soll auch um so mehr da doch 14 Tage darüber hingehen können ehe sie solches wieder erhällt. [4] Wenn du dis Blatt wieder schlecht geschrieben findest so bitte ich recht sehr entschuldige mich. Gestern Abed als ich anfieng thaten meine Augen weh, so das ich nicht recht sehen konnte, und heu[t] hatt mich die Migräne mit ihrer Gegenwart beehrt, heftiger als ich solche seit lange gehabt ud unerwarteter, da ich solche erst vor kurzem gehabt habe. Lebe wohl u behalte mich lieb.
Was macht Fr v St. ist es immer gleich? und die Fremde in eurem Hause? Es wäre entsetzlich wenn auch die dort sterben sollte, gieb mir doch davon Nachricht. Noch einmahl leb wohl, Ewig dein treuer Bruder Fr. T. den 18 April.
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