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Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachricht<hi rend="offset:-4">en</hi> von einem Buche mit, das den Titel führt: <name key="2231" type="work"><hi rend="underline:1">Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war</hi></name>. Dieses Werk ist in Prosa und <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41838"/>xxxxxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41838"/><hi rend="overstrike:1"></hi> 1508 gedruckt, mit dem vorigen im selben Jahre. Das Ganze ist lustiger und ironischer als das Erste. Hug Schapler ist der Sohn eines Ritters und einer reichen Metzger-Tochter, der durch seine Tapferkeit die Prinzessin von Frankreich gewinnt, obgleich die alte Königin selbst in ihn verliebt ist, und er <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41839"/>sxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41839"/><hi rend="overstrike:1"></hi> zehn unehliche Söhne erzeugt hat, die ihn als wackre Helden in Schlachten begleiten. – Der Gegensatz zwischen ritterlichem Muthwillen im jungen Helden, und spieß<milestone unit="start" n="15439"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15439"/>bürgerlicher <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41840"/>Vxxxxxxt</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41840"/><hi rend="overstrike:1"></hi> <hi rend="offset:4">Vorsicht</hi> in seinem Oheim mütterlicher Seits ist lustig dargestellt, und erinnert an Clemens und Florenz im <name key="4675" type="work">Octavian</name>; so auch die Bedrängniße der Stadt <placeName key="171">Paris</placeName> durch ein großes Heer, welche <hi rend="overstrike:1">zweimal</hi> in zwei verschiednen Zeiten vorkomm<milestone unit="start" n="41841"/>[t.]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Heftung</title></note><milestone unit="end" n="41841"/> Das erstemal sind die Feinde Heiden, das zweitemal Christen. Hug Schapler gewinnt im Kampf gegen die letztern den Sieg, und wird König. Es wird gesagt, daß von seiner Zeit an die Erbfolge der Töchter auf dem französischen Thron aufgehört habe. Mir ist dabei <persName key="5921">Hugo Capet</persName> eingefallen, doch habe ich noch keine Zeit gefunden, die Abentheuer dieses Buchs genau mit der wirklichen Geschichte zusammen zu halten indem ich jetzt fast alle meine Zeit auf <name key="3223" type="work">das Buch der Liebe</name> wende, für deßen Mittheilung ich sowohl Dir als auch <persName key="132">Madam Bernhardi</persName> sehr verbunden bin, und nicht ermangeln werde es nach den stipulirten 14 Tagen zurück zu schicken. –<lb/>Ich hoffe, Du wirst es mir hoch anrechnen, daß ich Dir aus meiner Zurückgezogenheit einen so langen Brief voll literarischer Nachrichten schreibe. Wenn es <hi rend="offset:4">für</hi> Dich nur keine Neuigkeiten aus alten Zeitungen gewesen sind! Buchstäblich ist das wohl gewiß der Fall, indem <name key="2101" type="periodical">da<milestone unit="start" n="41842"/>[s]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Heftung</title></note><milestone unit="end" n="41842"/> Museum</name> schon eine ziemlich alte Zeitung ist. Nimm indeßen mit dem guten Willen vorlieb, un<milestone unit="start" n="41843"/>[d]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Heftung</title></note><milestone unit="end" n="41843"/> sage mir, ob Du etwa Spuren hast, wo das <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41844"/>Gxxxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41844"/><hi rend="overstrike:1"></hi> <hi rend="offset:4">Original dieser Geschichte</hi> wäre? 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Sie sieht mit gleichem Verlangen, als ich, dem Sonnabend entgegen, an welchem sich der würdige Prorektor einmal aus seiner Ruhe erheben wird, um uns allen einen recht erfreulichen Sonntag zu schenken. <lb/>In meiner Abwesenheit war durch <anchor type="b" n="6496" ana="11" xml:id="NidB76246"/>Schultze<anchor type="e" n="6496" ana="11" xml:id="NidE76246"/> eine Revision der Bibliothek <anchor type="b" n="952" ana="11" xml:id="NidB38405"/>meines Schwiegervaters<anchor type="e" n="952" ana="11" xml:id="NidE38405"/> veranstaltet worden, aus welcher sich manches Interessante ergeben hat. Bis jetzt ist mir davon einiges aus <anchor type="b" n="2101" ana="13" xml:id="NidB38406"/>dem Deutschen Museum<anchor type="e" n="2101" ana="13" xml:id="NidE38406"/> bekannt geworden, welches Dir, wie ich meine, nicht unwichtig sein soll; <hi rend="overstrike:1">ein</hi> <hi rend="offset:4">auf den</hi> Fall <hi rend="offset:4">daß</hi> es Dir fremd ist, theile ich Dir einige Nachrichten davon mit. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB76244"/>Buchstaben zwingen ja nicht zum Lesen wie Worte zum Hören<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE76244"/>, <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB76245"/>Du kannst also leicht <milestone unit="start" n="15437"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15437"/> überschlagen, was Du schon weißt, da ich das Klopfen auf den Tisch nicht hören kann, durch welches Du mich sonst von der Erzählung längstbekannter Dinge abschrecken würdest.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE76245"/> – <lb/><anchor type="b" n="12451" ana="11" xml:id="NidB76247"/>Ein gewißer A. 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Eine böse Schwiegermutter spinnt in ihres Gemahls Abwesenheit durch Vertauschung des Briefs, der dem Könige ihre Entbindung von einem schönen Knaben melden soll, Verrätherei gegen sie an, und sie muß sich mit dem Kinde flüchten. Der König erfährt bei seiner Zurückkunft den Hergang der Sache, und läßt deshalb seine Mutter verbrennen. – Die unschuldige Königinn erreicht nach vielem und langem Elende <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB38423"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE38423"/>, wo sie bei einem alten Bürger wohnt. Der Pabst nimmt den herangewachsnen Knaben als Kämmerling zu sich. – Bald darauf <milestone unit="start" n="15438"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15438"/> kommt der König von Frankreich nach Rom, um die begangne Sünde an seiner Tochter zu büßen, zu gleicher Zeit der von England zur Buße wegen des vollbrachten Mordes an seiner Mutter. So, gleichsam von diametral entgegenstehenden Sünden nach der Hauptstadt der Welt getrieben, entdecken sie dort durch Veranlaßung des Sohnes die schuldlose Königin, und es erfolgt unter den Augen des Heiligen Vaters Versöhnung und Verzeihung. – Der Referent ist übrigens für das Schöne in der Anlage der Geschichte ganz fühllos geblieben, so auch für die Trefflichkeit der angeführten Proben. Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachricht<hi rend="offset:-4">en</hi> von einem Buche mit, das den Titel führt: <anchor type="b" n="2231" ana="12" xml:id="NidB38424"/><hi rend="underline:1">Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war</hi><anchor type="e" n="2231" ana="12" xml:id="NidE38424"/>. 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Hug Schapler ist der Sohn eines Ritters und einer reichen Metzger-Tochter, der durch seine Tapferkeit die Prinzessin von Frankreich gewinnt, obgleich die alte Königin selbst in ihn verliebt ist, und er <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41839"/>sxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41839"/></hi> zehn unehliche Söhne erzeugt hat, die ihn als wackre Helden in Schlachten begleiten. – Der Gegensatz zwischen ritterlichem Muthwillen im jungen Helden, und spieß<milestone unit="start" n="15439"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15439"/>bürgerlicher <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41840"/>Vxxxxxxt<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41840"/></hi> <hi rend="offset:4">Vorsicht</hi> in seinem Oheim mütterlicher Seits ist lustig dargestellt, und erinnert an Clemens und Florenz im <anchor type="b" n="4675" ana="12" xml:id="NidB38411"/>Octavian<anchor type="e" n="4675" ana="12" xml:id="NidE38411"/>; so auch die Bedrängniße der Stadt <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB38425"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE38425"/> durch ein großes Heer, welche <hi rend="overstrike:1">zweimal</hi> in zwei verschiednen Zeiten vorkomm<milestone unit="start" n="41841"/>[t.]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Heftung</title></note><milestone unit="end" n="41841"/> Das erstemal sind die Feinde Heiden, das zweitemal Christen. 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sich <span class="index-132 tp-38403 ">Madam Bernhardiʼs</span> Andenken empfiehlt. Sie sieht mit gleichem Verlangen, als ich, dem Sonnabend entgegen, an welchem sich der würdige Prorektor einmal aus seiner Ruhe erheben wird, um uns allen einen recht erfreulichen Sonntag zu schenken. <br>In meiner Abwesenheit war durch <span class="index-6496 tp-76246 ">Schultze</span> eine Revision der Bibliothek <span class="index-952 tp-38405 ">meines Schwiegervaters</span> veranstaltet worden, aus welcher sich manches Interessante ergeben hat. Bis jetzt ist mir davon einiges aus <span class="index-2101 tp-38406 ">dem Deutschen Museum</span> bekannt geworden, welches Dir, wie ich meine, nicht unwichtig sein soll; <span class="overstrike-1 ">ein</span> <span class="offset-4 ">auf den</span> Fall <span class="offset-4 ">daß</span> es Dir fremd ist, theile ich Dir einige Nachrichten davon mit. <span class="cite tp-76244 ">Buchstaben zwingen ja nicht zum Lesen wie Worte zum Hören</span>, <span class="cite tp-76245 ">Du kannst also leicht </span><span class="cite tp-76245 notice-15437 ">[2]</span><span class="cite tp-76245 "> überschlagen, was Du schon weißt, da ich das Klopfen auf den Tisch nicht hören kann, durch welches Du mich sonst von der Erzählung längstbekannter Dinge abschrecken würdest.</span> – <br><span class="index-12451 tp-76247 ">Ein gewißer A. Elwert</span> giebt zuerst Nachricht von einem Roman, der zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gedruckt worden ist. Die Ueberschrift des Buches lautet: <span class="index-5922 tp-38426 underline-1 ">Von eines Küniges Tochter von Frankreich ein hübsches lesen, wie der Künig sie selbs zu der Ee wolt hon, des sie doch got vor ihm behüt, und darum sie viel trübsal und not erleidet. Zuletzt ein Künigin in Engelland ward</span>. – Aus den gegebnen Proben erhellet, daß das Ganze in Capitel mit Ueberschriften abgetheilt, und in 8 und 9 silbigen Jamben verfaßt ist. Die Königstochter entflieht ihrem Vater, der sie heirathen will, und kommt nach England, wo sie unerkannt des Königs Liebe gewinnt, und auf den Thron kommt. Eine böse Schwiegermutter spinnt in ihres Gemahls Abwesenheit durch Vertauschung des Briefs, der dem Könige ihre Entbindung von einem schönen Knaben melden soll, Verrätherei gegen sie an, und sie muß sich mit dem Kinde flüchten. Der König erfährt bei seiner Zurückkunft den Hergang der Sache, und läßt deshalb seine Mutter verbrennen. – Die unschuldige Königinn erreicht nach vielem und langem Elende <span class="index-356 tp-38423 ">Rom</span>, wo sie bei einem alten Bürger wohnt. Der Pabst nimmt den herangewachsnen Knaben als Kämmerling zu sich. – Bald darauf <span class="notice-15438 ">[3]</span> kommt der König von Frankreich nach Rom, um die begangne Sünde an seiner Tochter zu büßen, zu gleicher Zeit der von England zur Buße wegen des vollbrachten Mordes an seiner Mutter. So, gleichsam von diametral entgegenstehenden Sünden nach der Hauptstadt der Welt getrieben, entdecken sie dort durch Veranlaßung des Sohnes die schuldlose Königin, und es erfolgt unter den Augen des Heiligen Vaters Versöhnung und Verzeihung. – Der Referent ist übrigens für das Schöne in der Anlage der Geschichte ganz fühllos geblieben, so auch für die Trefflichkeit der angeführten Proben. Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachricht<span class="offset--4 ">en</span> von einem Buche mit, das den Titel führt: <span class="index-2231 tp-38424 underline-1 ">Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war</span>. Dieses Werk ist in Prosa und <span class="overstrike-1 notice-41838 ">xxxxxx</span> 1508 gedruckt, mit dem vorigen im selben Jahre. Das Ganze ist lustiger und ironischer als das Erste. Hug Schapler ist der Sohn eines Ritters und einer reichen Metzger-Tochter, der durch seine Tapferkeit die Prinzessin von Frankreich gewinnt, obgleich die alte Königin selbst in ihn verliebt ist, und er <span class="overstrike-1 notice-41839 ">sxx</span> zehn unehliche Söhne erzeugt hat, die ihn als wackre Helden in Schlachten begleiten. – Der Gegensatz zwischen ritterlichem Muthwillen im jungen Helden, und spieß<span class="notice-15439 ">[4]</span>bürgerlicher <span class="overstrike-1 notice-41840 ">Vxxxxxxt</span> <span class="offset-4 ">Vorsicht</span> in seinem Oheim mütterlicher Seits ist lustig dargestellt, und erinnert an Clemens und Florenz im <span class="index-4675 tp-38411 ">Octavian</span>; so auch die Bedrängniße der Stadt <span class="index-171 tp-38425 ">Paris</span> durch ein großes Heer, welche <span class="overstrike-1 ">zweimal</span> in zwei verschiednen Zeiten vorkomm<span class="notice-41841 ">[t.]</span> Das erstemal sind die Feinde Heiden, das zweitemal Christen. Hug Schapler gewinnt im Kampf gegen die letztern den Sieg, und wird König. Es wird gesagt, daß von seiner Zeit an die Erbfolge der Töchter auf dem französischen Thron aufgehört habe. Mir ist dabei <span class="index-5921 tp-38413 ">Hugo Capet</span> eingefallen, doch habe ich noch keine Zeit gefunden, die Abentheuer dieses Buchs genau mit der wirklichen Geschichte zusammen zu halten indem ich jetzt fast alle meine Zeit auf <span class="index-3223 tp-38412 ">das Buch der Liebe</span> wende, für deßen Mittheilung ich sowohl Dir als auch <span class="index-132 tp-76248 ">Madam Bernhardi</span> sehr verbunden bin, und nicht ermangeln werde es nach den stipulirten 14 Tagen zurück zu schicken. –<br>Ich hoffe, Du wirst es mir hoch anrechnen, daß ich Dir aus meiner Zurückgezogenheit einen so langen Brief voll literarischer Nachrichten schreibe. Wenn es <span class="offset-4 ">für</span> Dich nur keine Neuigkeiten aus alten Zeitungen gewesen sind! Buchstäblich ist das wohl gewiß der Fall, indem <span class="index-2101 tp-38408 ">da</span><span class="index-2101 tp-38408 notice-41842 ">[s]</span><span class="index-2101 tp-38408 "> Museum</span> schon eine ziemlich alte Zeitung ist. Nimm indeßen mit dem guten Willen vorlieb, un<span class="notice-41843 ">[d]</span> sage mir, ob Du etwa Spuren hast, wo das <span class="overstrike-1 notice-41844 ">Gxxxx</span> <span class="offset-4 ">Original dieser Geschichte</span> wäre? Die Proben haben mich lüstern danach gemacht. –<br>Indem ich Dir und <span class="index-42 tp-38409 index-132 tp-38410 ">Bernhardiʼs</span> den herzlichsten Dank für die schönen Abende abstatte, die ich in Euerm Cirkel genoß, nenne ich mich mit Achtung und Liebe<br>ewig den Deinigen,<br>Fouqué' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/2371' $description = 'Friedrich de La Motte-Fouqué an August Wilhelm von Schlegel am 18.01.1804, Nennhausen, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Nennhausen <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4393249-6">GND</a>' $date = '18.01.1804' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1967 => array( 'ID' => '1967', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-05-07 12:36:50', 'timelastchg' => '2018-01-11 19:21:10', 'key' => 'AWS-ap-0088', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Fouqué, Friedrich de La Motte-', '39_toddatum' => '1843-01-23', '39_gebdatum' => '1777-02-12', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '10066', 'content' => 'Brandenburg an der Havel', 'bemerkung' => 'GND:4007956-9', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_lebenwirken' => 'Schriftsteller, Übersetzer Friedrich de la Motte-Fouqué entstammte einer adligen französischen Hugenottenfamilie. 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Die Ueberschrift des Buches lautet: <span class="index-5922 tp-38426 underline-1 ">Von eines Küniges Tochter von Frankreich ein hübsches lesen, wie der Künig sie selbs zu der Ee wolt hon, des sie doch got vor ihm behüt, und darum sie viel trübsal und not erleidet. Zuletzt ein Künigin in Engelland ward</span>. – Aus den gegebnen Proben erhellet, daß das Ganze in Capitel mit Ueberschriften abgetheilt, und in 8 und 9 silbigen Jamben verfaßt ist. Die Königstochter entflieht ihrem Vater, der sie heirathen will, und kommt nach England, wo sie unerkannt des Königs Liebe gewinnt, und auf den Thron kommt. Eine böse Schwiegermutter spinnt in ihres Gemahls Abwesenheit durch Vertauschung des Briefs, der dem Könige ihre Entbindung von einem schönen Knaben melden soll, Verrätherei gegen sie an, und sie muß sich mit dem Kinde flüchten. Der König erfährt bei seiner Zurückkunft den Hergang der Sache, und läßt deshalb seine Mutter verbrennen. – Die unschuldige Königinn erreicht nach vielem und langem Elende <span class="index-356 tp-38423 ">Rom</span>, wo sie bei einem alten Bürger wohnt. Der Pabst nimmt den herangewachsnen Knaben als Kämmerling zu sich. – Bald darauf <span class="notice-15438 ">[3]</span> kommt der König von Frankreich nach Rom, um die begangne Sünde an seiner Tochter zu büßen, zu gleicher Zeit der von England zur Buße wegen des vollbrachten Mordes an seiner Mutter. So, gleichsam von diametral entgegenstehenden Sünden nach der Hauptstadt der Welt getrieben, entdecken sie dort durch Veranlaßung des Sohnes die schuldlose Königin, und es erfolgt unter den Augen des Heiligen Vaters Versöhnung und Verzeihung. – Der Referent ist übrigens für das Schöne in der Anlage der Geschichte ganz fühllos geblieben, so auch für die Trefflichkeit der angeführten Proben. Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachricht<span class="offset--4 ">en</span> von einem Buche mit, das den Titel führt: <span class="index-2231 tp-38424 underline-1 ">Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war</span>. Dieses Werk ist in Prosa und <span class="overstrike-1 notice-41838 ">xxxxxx</span> 1508 gedruckt, mit dem vorigen im selben Jahre. Das Ganze ist lustiger und ironischer als das Erste. Hug Schapler ist der Sohn eines Ritters und einer reichen Metzger-Tochter, der durch seine Tapferkeit die Prinzessin von Frankreich gewinnt, obgleich die alte Königin selbst in ihn verliebt ist, und er <span class="overstrike-1 notice-41839 ">sxx</span> zehn unehliche Söhne erzeugt hat, die ihn als wackre Helden in Schlachten begleiten. – Der Gegensatz zwischen ritterlichem Muthwillen im jungen Helden, und spieß<span class="notice-15439 ">[4]</span>bürgerlicher <span class="overstrike-1 notice-41840 ">Vxxxxxxt</span> <span class="offset-4 ">Vorsicht</span> in seinem Oheim mütterlicher Seits ist lustig dargestellt, und erinnert an Clemens und Florenz im <span class="index-4675 tp-38411 ">Octavian</span>; so auch die Bedrängniße der Stadt <span class="index-171 tp-38425 ">Paris</span> durch ein großes Heer, welche <span class="overstrike-1 ">zweimal</span> in zwei verschiednen Zeiten vorkomm<span class="notice-41841 ">[t.]</span> Das erstemal sind die Feinde Heiden, das zweitemal Christen. Hug Schapler gewinnt im Kampf gegen die letztern den Sieg, und wird König. Es wird gesagt, daß von seiner Zeit an die Erbfolge der Töchter auf dem französischen Thron aufgehört habe. Mir ist dabei <span class="index-5921 tp-38413 ">Hugo Capet</span> eingefallen, doch habe ich noch keine Zeit gefunden, die Abentheuer dieses Buchs genau mit der wirklichen Geschichte zusammen zu halten indem ich jetzt fast alle meine Zeit auf <span class="index-3223 tp-38412 ">das Buch der Liebe</span> wende, für deßen Mittheilung ich sowohl Dir als auch <span class="index-132 tp-76248 ">Madam Bernhardi</span> sehr verbunden bin, und nicht ermangeln werde es nach den stipulirten 14 Tagen zurück zu schicken. –<br>Ich hoffe, Du wirst es mir hoch anrechnen, daß ich Dir aus meiner Zurückgezogenheit einen so langen Brief voll literarischer Nachrichten schreibe. Wenn es <span class="offset-4 ">für</span> Dich nur keine Neuigkeiten aus alten Zeitungen gewesen sind! Buchstäblich ist das wohl gewiß der Fall, indem <span class="index-2101 tp-38408 ">da</span><span class="index-2101 tp-38408 notice-41842 ">[s]</span><span class="index-2101 tp-38408 "> Museum</span> schon eine ziemlich alte Zeitung ist. Nimm indeßen mit dem guten Willen vorlieb, un<span class="notice-41843 ">[d]</span> sage mir, ob Du etwa Spuren hast, wo das <span class="overstrike-1 notice-41844 ">Gxxxx</span> <span class="offset-4 ">Original dieser Geschichte</span> wäre? Die Proben haben mich lüstern danach gemacht. –<br>Indem ich Dir und <span class="index-42 tp-38409 index-132 tp-38410 ">Bernhardiʼs</span> den herzlichsten Dank für die schönen Abende abstatte, die ich in Euerm Cirkel genoß, nenne ich mich mit Achtung und Liebe<br>ewig den Deinigen,<br>Fouqué', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="15436"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15436"/> <placeName key="219">Nennhausen</placeName> am 18<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> Jannuar 1804<lb/>Wehrtester Freund,<lb/>Unsre Rückreise ist glücklich vollendet, und ich fand bei meiner Ankunft alles, was meinem Herzen in dem gewohnten Kreise so lieb ist, gesund und freudig. – Die Erinnerung an die schönen Stunden, die ich in <placeName key="15">Berlin</placeName> mit Dir und <persName key="42"><persName key="132">den andern Freunden</persName></persName> verlebte, begleitet mich fortdauernd, und macht noch jetzt den Stoff mancher Gespräche mit <persName key="816">meiner Frau</persName> aus, die Dich freundlich grüßt, und sich <persName key="132">Madam Bernhardiʼs</persName> Andenken empfiehlt. 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Buchstaben zwingen ja nicht zum Lesen wie Worte zum Hören, Du kannst also leicht <milestone unit="start" n="15437"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15437"/> überschlagen, was Du schon weißt, da ich das Klopfen auf den Tisch nicht hören kann, durch welches Du mich sonst von der Erzählung längstbekannter Dinge abschrecken würdest. – <lb/><persName key="12451">Ein gewißer A. Elwert</persName> giebt zuerst Nachricht von einem Roman, der zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gedruckt worden ist. Die Ueberschrift des Buches lautet: <name key="5922" type="work"><hi rend="underline:1">Von eines Küniges Tochter von Frankreich ein hübsches lesen, wie der Künig sie selbs zu der Ee wolt hon, des sie doch got vor ihm behüt, und darum sie viel trübsal und not erleidet. 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Der Pabst nimmt den herangewachsnen Knaben als Kämmerling zu sich. – Bald darauf <milestone unit="start" n="15438"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="15438"/> kommt der König von Frankreich nach Rom, um die begangne Sünde an seiner Tochter zu büßen, zu gleicher Zeit der von England zur Buße wegen des vollbrachten Mordes an seiner Mutter. So, gleichsam von diametral entgegenstehenden Sünden nach der Hauptstadt der Welt getrieben, entdecken sie dort durch Veranlaßung des Sohnes die schuldlose Königin, und es erfolgt unter den Augen des Heiligen Vaters Versöhnung und Verzeihung. – Der Referent ist übrigens für das Schöne in der Anlage der Geschichte ganz fühllos geblieben, so auch für die Trefflichkeit der angeführten Proben. Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachricht<hi rend="offset:-4">en</hi> von einem Buche mit, das den Titel führt: <name key="2231" type="work"><hi rend="underline:1">Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war</hi></name>. Dieses Werk ist in Prosa und <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="41838"/>xxxxxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="41838"/><hi rend="overstrike:1"></hi> 1508 gedruckt, mit dem vorigen im selben Jahre. Das Ganze ist lustiger und ironischer als das Erste. 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[1] Nennhausen am 18t Jannuar 1804
Wehrtester Freund,
Unsre Rückreise ist glücklich vollendet, und ich fand bei meiner Ankunft alles, was meinem Herzen in dem gewohnten Kreise so lieb ist, gesund und freudig. – Die Erinnerung an die schönen Stunden, die ich in Berlin mit Dir und den andern Freunden verlebte, begleitet mich fortdauernd, und macht noch jetzt den Stoff mancher Gespräche mit meiner Frau aus, die Dich freundlich grüßt, und sich Madam Bernhardiʼs Andenken empfiehlt. Sie sieht mit gleichem Verlangen, als ich, dem Sonnabend entgegen, an welchem sich der würdige Prorektor einmal aus seiner Ruhe erheben wird, um uns allen einen recht erfreulichen Sonntag zu schenken.
In meiner Abwesenheit war durch Schultze eine Revision der Bibliothek meines Schwiegervaters veranstaltet worden, aus welcher sich manches Interessante ergeben hat. Bis jetzt ist mir davon einiges aus dem Deutschen Museum bekannt geworden, welches Dir, wie ich meine, nicht unwichtig sein soll; ein auf den Fall daß es Dir fremd ist, theile ich Dir einige Nachrichten davon mit. Buchstaben zwingen ja nicht zum Lesen wie Worte zum Hören, Du kannst also leicht [2] überschlagen, was Du schon weißt, da ich das Klopfen auf den Tisch nicht hören kann, durch welches Du mich sonst von der Erzählung längstbekannter Dinge abschrecken würdest. –
Ein gewißer A. Elwert giebt zuerst Nachricht von einem Roman, der zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gedruckt worden ist. Die Ueberschrift des Buches lautet: Von eines Küniges Tochter von Frankreich ein hübsches lesen, wie der Künig sie selbs zu der Ee wolt hon, des sie doch got vor ihm behüt, und darum sie viel trübsal und not erleidet. Zuletzt ein Künigin in Engelland ward. – Aus den gegebnen Proben erhellet, daß das Ganze in Capitel mit Ueberschriften abgetheilt, und in 8 und 9 silbigen Jamben verfaßt ist. Die Königstochter entflieht ihrem Vater, der sie heirathen will, und kommt nach England, wo sie unerkannt des Königs Liebe gewinnt, und auf den Thron kommt. Eine böse Schwiegermutter spinnt in ihres Gemahls Abwesenheit durch Vertauschung des Briefs, der dem Könige ihre Entbindung von einem schönen Knaben melden soll, Verrätherei gegen sie an, und sie muß sich mit dem Kinde flüchten. Der König erfährt bei seiner Zurückkunft den Hergang der Sache, und läßt deshalb seine Mutter verbrennen. – Die unschuldige Königinn erreicht nach vielem und langem Elende Rom, wo sie bei einem alten Bürger wohnt. Der Pabst nimmt den herangewachsnen Knaben als Kämmerling zu sich. – Bald darauf [3] kommt der König von Frankreich nach Rom, um die begangne Sünde an seiner Tochter zu büßen, zu gleicher Zeit der von England zur Buße wegen des vollbrachten Mordes an seiner Mutter. So, gleichsam von diametral entgegenstehenden Sünden nach der Hauptstadt der Welt getrieben, entdecken sie dort durch Veranlaßung des Sohnes die schuldlose Königin, und es erfolgt unter den Augen des Heiligen Vaters Versöhnung und Verzeihung. – Der Referent ist übrigens für das Schöne in der Anlage der Geschichte ganz fühllos geblieben, so auch für die Trefflichkeit der angeführten Proben. Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachrichten von einem Buche mit, das den Titel führt: Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war. Dieses Werk ist in Prosa und xxxxxx 1508 gedruckt, mit dem vorigen im selben Jahre. Das Ganze ist lustiger und ironischer als das Erste. Hug Schapler ist der Sohn eines Ritters und einer reichen Metzger-Tochter, der durch seine Tapferkeit die Prinzessin von Frankreich gewinnt, obgleich die alte Königin selbst in ihn verliebt ist, und er sxx zehn unehliche Söhne erzeugt hat, die ihn als wackre Helden in Schlachten begleiten. – Der Gegensatz zwischen ritterlichem Muthwillen im jungen Helden, und spieß[4]bürgerlicher Vxxxxxxt Vorsicht in seinem Oheim mütterlicher Seits ist lustig dargestellt, und erinnert an Clemens und Florenz im Octavian; so auch die Bedrängniße der Stadt Paris durch ein großes Heer, welche zweimal in zwei verschiednen Zeiten vorkomm[t.] Das erstemal sind die Feinde Heiden, das zweitemal Christen. Hug Schapler gewinnt im Kampf gegen die letztern den Sieg, und wird König. Es wird gesagt, daß von seiner Zeit an die Erbfolge der Töchter auf dem französischen Thron aufgehört habe. Mir ist dabei Hugo Capet eingefallen, doch habe ich noch keine Zeit gefunden, die Abentheuer dieses Buchs genau mit der wirklichen Geschichte zusammen zu halten indem ich jetzt fast alle meine Zeit auf das Buch der Liebe wende, für deßen Mittheilung ich sowohl Dir als auch Madam Bernhardi sehr verbunden bin, und nicht ermangeln werde es nach den stipulirten 14 Tagen zurück zu schicken. –
Ich hoffe, Du wirst es mir hoch anrechnen, daß ich Dir aus meiner Zurückgezogenheit einen so langen Brief voll literarischer Nachrichten schreibe. Wenn es für Dich nur keine Neuigkeiten aus alten Zeitungen gewesen sind! Buchstäblich ist das wohl gewiß der Fall, indem da[s] Museum schon eine ziemlich alte Zeitung ist. Nimm indeßen mit dem guten Willen vorlieb, un[d] sage mir, ob Du etwa Spuren hast, wo das Gxxxx Original dieser Geschichte wäre? Die Proben haben mich lüstern danach gemacht. –
Indem ich Dir und Bernhardiʼs den herzlichsten Dank für die schönen Abende abstatte, die ich in Euerm Cirkel genoß, nenne ich mich mit Achtung und Liebe
ewig den Deinigen,
Fouqué
Wehrtester Freund,
Unsre Rückreise ist glücklich vollendet, und ich fand bei meiner Ankunft alles, was meinem Herzen in dem gewohnten Kreise so lieb ist, gesund und freudig. – Die Erinnerung an die schönen Stunden, die ich in Berlin mit Dir und den andern Freunden verlebte, begleitet mich fortdauernd, und macht noch jetzt den Stoff mancher Gespräche mit meiner Frau aus, die Dich freundlich grüßt, und sich Madam Bernhardiʼs Andenken empfiehlt. Sie sieht mit gleichem Verlangen, als ich, dem Sonnabend entgegen, an welchem sich der würdige Prorektor einmal aus seiner Ruhe erheben wird, um uns allen einen recht erfreulichen Sonntag zu schenken.
In meiner Abwesenheit war durch Schultze eine Revision der Bibliothek meines Schwiegervaters veranstaltet worden, aus welcher sich manches Interessante ergeben hat. Bis jetzt ist mir davon einiges aus dem Deutschen Museum bekannt geworden, welches Dir, wie ich meine, nicht unwichtig sein soll; ein auf den Fall daß es Dir fremd ist, theile ich Dir einige Nachrichten davon mit. Buchstaben zwingen ja nicht zum Lesen wie Worte zum Hören, Du kannst also leicht [2] überschlagen, was Du schon weißt, da ich das Klopfen auf den Tisch nicht hören kann, durch welches Du mich sonst von der Erzählung längstbekannter Dinge abschrecken würdest. –
Ein gewißer A. Elwert giebt zuerst Nachricht von einem Roman, der zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gedruckt worden ist. Die Ueberschrift des Buches lautet: Von eines Küniges Tochter von Frankreich ein hübsches lesen, wie der Künig sie selbs zu der Ee wolt hon, des sie doch got vor ihm behüt, und darum sie viel trübsal und not erleidet. Zuletzt ein Künigin in Engelland ward. – Aus den gegebnen Proben erhellet, daß das Ganze in Capitel mit Ueberschriften abgetheilt, und in 8 und 9 silbigen Jamben verfaßt ist. Die Königstochter entflieht ihrem Vater, der sie heirathen will, und kommt nach England, wo sie unerkannt des Königs Liebe gewinnt, und auf den Thron kommt. Eine böse Schwiegermutter spinnt in ihres Gemahls Abwesenheit durch Vertauschung des Briefs, der dem Könige ihre Entbindung von einem schönen Knaben melden soll, Verrätherei gegen sie an, und sie muß sich mit dem Kinde flüchten. Der König erfährt bei seiner Zurückkunft den Hergang der Sache, und läßt deshalb seine Mutter verbrennen. – Die unschuldige Königinn erreicht nach vielem und langem Elende Rom, wo sie bei einem alten Bürger wohnt. Der Pabst nimmt den herangewachsnen Knaben als Kämmerling zu sich. – Bald darauf [3] kommt der König von Frankreich nach Rom, um die begangne Sünde an seiner Tochter zu büßen, zu gleicher Zeit der von England zur Buße wegen des vollbrachten Mordes an seiner Mutter. So, gleichsam von diametral entgegenstehenden Sünden nach der Hauptstadt der Welt getrieben, entdecken sie dort durch Veranlaßung des Sohnes die schuldlose Königin, und es erfolgt unter den Augen des Heiligen Vaters Versöhnung und Verzeihung. – Der Referent ist übrigens für das Schöne in der Anlage der Geschichte ganz fühllos geblieben, so auch für die Trefflichkeit der angeführten Proben. Wo er es gefunden habe, sagt er nicht. – Nachher theilt derselbe Nachrichten von einem Buche mit, das den Titel führt: Wahrhaftige Historie, wie einer der da hieß Hug Schapler, und war Metzgergeschlecht, Künig zu Frankreich war. Dieses Werk ist in Prosa und xxxxxx 1508 gedruckt, mit dem vorigen im selben Jahre. Das Ganze ist lustiger und ironischer als das Erste. Hug Schapler ist der Sohn eines Ritters und einer reichen Metzger-Tochter, der durch seine Tapferkeit die Prinzessin von Frankreich gewinnt, obgleich die alte Königin selbst in ihn verliebt ist, und er sxx zehn unehliche Söhne erzeugt hat, die ihn als wackre Helden in Schlachten begleiten. – Der Gegensatz zwischen ritterlichem Muthwillen im jungen Helden, und spieß[4]bürgerlicher Vxxxxxxt Vorsicht in seinem Oheim mütterlicher Seits ist lustig dargestellt, und erinnert an Clemens und Florenz im Octavian; so auch die Bedrängniße der Stadt Paris durch ein großes Heer, welche zweimal in zwei verschiednen Zeiten vorkomm[t.] Das erstemal sind die Feinde Heiden, das zweitemal Christen. Hug Schapler gewinnt im Kampf gegen die letztern den Sieg, und wird König. Es wird gesagt, daß von seiner Zeit an die Erbfolge der Töchter auf dem französischen Thron aufgehört habe. Mir ist dabei Hugo Capet eingefallen, doch habe ich noch keine Zeit gefunden, die Abentheuer dieses Buchs genau mit der wirklichen Geschichte zusammen zu halten indem ich jetzt fast alle meine Zeit auf das Buch der Liebe wende, für deßen Mittheilung ich sowohl Dir als auch Madam Bernhardi sehr verbunden bin, und nicht ermangeln werde es nach den stipulirten 14 Tagen zurück zu schicken. –
Ich hoffe, Du wirst es mir hoch anrechnen, daß ich Dir aus meiner Zurückgezogenheit einen so langen Brief voll literarischer Nachrichten schreibe. Wenn es für Dich nur keine Neuigkeiten aus alten Zeitungen gewesen sind! Buchstäblich ist das wohl gewiß der Fall, indem da[s] Museum schon eine ziemlich alte Zeitung ist. Nimm indeßen mit dem guten Willen vorlieb, un[d] sage mir, ob Du etwa Spuren hast, wo das Gxxxx Original dieser Geschichte wäre? Die Proben haben mich lüstern danach gemacht. –
Indem ich Dir und Bernhardiʼs den herzlichsten Dank für die schönen Abende abstatte, die ich in Euerm Cirkel genoß, nenne ich mich mit Achtung und Liebe
ewig den Deinigen,
Fouqué