• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Bern · Date: 18. April [1812]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Bern
  • Date: 18. April [1812]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datierung durch den Kontext.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(47)
  • Number of Pages: 2 S., hs.
  • Format: 19,1 x 11,8 cm
  • Incipit: „[1] d. 18ten April
    Lieber Freund, seit einigen Tagen sind wieder solche Stürme u Ungewitter, daß ich froh gewesen bin, dich [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] d. 18ten April
Lieber Freund, seit einigen Tagen sind wieder solche Stürme u Ungewitter, daß ich froh gewesen bin, dich noch nicht in den Alpen zu wissen. Über meine Gesundheit beunruhige dich nur nicht im mindesten – ich weiß schon was mir frommt. In meinem Alter ist körperliche Bewegung gar nicht solch ein allgemeines Bedürfniß – doch werde ich auch schon wieder starke Spaziergänge u sogar kleine Wanderungen machen, wenn mildes Wetter kömt. Meine Stimmung suche ich möglichst gegen den Andrang widriger Umstände zu behaupten, ich bin rüstig zum Arbeiten, das ist das beste Mittel, – überhaupt übrigens kann man nicht umhin, sehr ernst zu werden, wenn man sich alles überlegt. Wir wollen auf die Vorsehung vertrauen.
Meine Freundin fühlt sich etwas gelindert, u ist viel heitrer u aufgeweckter von Geist als sie war, aber freylich sehr matt u abgezehrt. Es kann nur langsam vorwärts gehen, sie schmeichelt sich mit schneller Besserung, u wenn sie ihren Irrthum entdeckt, fürchte ich wird sie wieder in Niedergeschlagenheit versinken. – Soeben ist in Genf eine Frau die wir kannten, eine Amerikanerin, an der Wassersucht gestorben, zwey Tage nachdem man sie operirt hatte.
[2] Albertine erregt jetzt oft in mir eine trübe Erinnerung. Sie nähert sich jetzt dem Alter Auguste’s – zwar nicht in den Gesichtszügen, aber in dem schönen schlanken Wuchs, in dem Oval des Kopfes u der zierlichen Stellung auf Hals u Schultern ist eine auffallende Ähnlichkeit. Wie viel trauriges, wie wenig erfreuliches habe ich von jeher erlebt!
Versäume doch ja nicht dʼOlrie zu besuchen. Hätte ich es recht bedacht, so hätte ich dich auch dem österreich. Minister vorgestellt.
Mit dem Bilde, das scheint mir so in vollkommne Richtigkeit gebracht zu seyn, ich schrieb dir gestern darüber.
In Absicht auf Wyß magst du wohl Recht haben. Es wäre Wird schon an seinen Alpenrosen für dieses Jahr gedruckt?
Vergiß nicht die Adresse des Tabaksmagazins. Verabrede doch mit Mariens Schwester, wie es zu machen, wenn ich am 27sten Mai ein kleines Andenken schicken will, wie es zu machen, daß es zuerst in ihre Hände kommt, um Marien von ihr eingehändigt zu werden. Ob ich nur gerade zu an sie adressiren darf –
Da kommen die Briefe zu meinem Text – aber das Antworten muß auf den Dienstag verschoben bleiben dann auch das Geld. – Sey ganz ruhig, von Amerika ist nicht die Rede.
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[1] d. 18ten April
Lieber Freund, seit einigen Tagen sind wieder solche Stürme u Ungewitter, daß ich froh gewesen bin, dich noch nicht in den Alpen zu wissen. Über meine Gesundheit beunruhige dich nur nicht im mindesten – ich weiß schon was mir frommt. In meinem Alter ist körperliche Bewegung gar nicht solch ein allgemeines Bedürfniß – doch werde ich auch schon wieder starke Spaziergänge u sogar kleine Wanderungen machen, wenn mildes Wetter kömt. Meine Stimmung suche ich möglichst gegen den Andrang widriger Umstände zu behaupten, ich bin rüstig zum Arbeiten, das ist das beste Mittel, – überhaupt übrigens kann man nicht umhin, sehr ernst zu werden, wenn man sich alles überlegt. Wir wollen auf die Vorsehung vertrauen.
Meine Freundin fühlt sich etwas gelindert, u ist viel heitrer u aufgeweckter von Geist als sie war, aber freylich sehr matt u abgezehrt. Es kann nur langsam vorwärts gehen, sie schmeichelt sich mit schneller Besserung, u wenn sie ihren Irrthum entdeckt, fürchte ich wird sie wieder in Niedergeschlagenheit versinken. – Soeben ist in Genf eine Frau die wir kannten, eine Amerikanerin, an der Wassersucht gestorben, zwey Tage nachdem man sie operirt hatte.
[2] Albertine erregt jetzt oft in mir eine trübe Erinnerung. Sie nähert sich jetzt dem Alter Auguste’s – zwar nicht in den Gesichtszügen, aber in dem schönen schlanken Wuchs, in dem Oval des Kopfes u der zierlichen Stellung auf Hals u Schultern ist eine auffallende Ähnlichkeit. Wie viel trauriges, wie wenig erfreuliches habe ich von jeher erlebt!
Versäume doch ja nicht dʼOlrie zu besuchen. Hätte ich es recht bedacht, so hätte ich dich auch dem österreich. Minister vorgestellt.
Mit dem Bilde, das scheint mir so in vollkommne Richtigkeit gebracht zu seyn, ich schrieb dir gestern darüber.
In Absicht auf Wyß magst du wohl Recht haben. Es wäre Wird schon an seinen Alpenrosen für dieses Jahr gedruckt?
Vergiß nicht die Adresse des Tabaksmagazins. Verabrede doch mit Mariens Schwester, wie es zu machen, wenn ich am 27sten Mai ein kleines Andenken schicken will, wie es zu machen, daß es zuerst in ihre Hände kommt, um Marien von ihr eingehändigt zu werden. Ob ich nur gerade zu an sie adressiren darf –
Da kommen die Briefe zu meinem Text – aber das Antworten muß auf den Dienstag verschoben bleiben dann auch das Geld. – Sey ganz ruhig, von Amerika ist nicht die Rede.
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