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Da finde ich nun die herrlichsten Kupferwerke von den Indischen, Aegyptischen, Griechischen <span class="overstrike-1 ">Kupferw</span> Denkmälern, u werde vieles für die Zukunft einsammeln.<br>Der Stiefsohn <span class="index-8 tp-72769 ">meines Bruders</span> <span class="index-608 tp-77463 ">Philipp Veith</span> ist nicht mehr hier, sondern in <span class="index-356 tp-74713 ">Rom</span>. Ich habe eine angenehme <span class="index-16 tp-72772 ">Wiener</span> Bekanntschaft erneuert, mit <span class="index-1507 tp-72782 ">Fräulein Nina von Hartel</span>, die sich ihrer Gesundheit wegen hier aufhält.<br>Lebe tausendmal wohl, u schreibe mir bald wieder, wiewohl ich dießmal so nachläßig war. Schick mir auch <span class="doc-4885 ">den Brief von </span><span class="doc-4885 index-3420 tp-74714 family-courier ">Acerbi</span> zurück.<br>Dein treuer Freund<br>AWSchl.<br>d. 8 März. Der Brief ist liegen geblieben, u ich weiß noch jetzt nicht wann die Post abgeht. 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Aber denke dir nur die Zerstreuungen u Abhaltungen, welche mir die Ankunft <span class="index-2309 tp-72761 index-237 tp-72760 ">der jungen Leute</span>, die Hochzeit, das Umziehen, da ich die letzte Woche im Gasthofe gewohnt, dann der Abschied von <span class="index-278 tp-72759 ">Pisa</span>, die neue Einrichtung hier, wo wir gerade noch die lärmendsten Tage des Carnavals mit angesehen, mir verursachen mußten. <span class="cite tp-74699 ">Rechne auch von hier aus nicht auf lange Briefe, ich muß den Aufenthalt möglichst zu benutzen suchen, u da ist, neben den unvermeidlichen gesellschaftlichen Störungen, so viel zu thun, daß man sich fast zerreißen möchte.</span> Ich habe nun drey Briefe von dir, u mich wundert, daß du in dem letzten vom 29sten Februar weder <span class="doc-513 ">meinen Brief</span>, den ich dem Fuhrmann mitgegeben, noch die richtige Ankunft der sorgfältig unter meinen Augen eingepackten Briefe <span class="index-237 tp-72762 ">Albertines</span> erwähnst. Doch dieß beunruhigt mich nicht, wäre sie unterwegs verunglückt, so würdest du es wohl gemeldet haben Es ist verdrießlich, daß dir die Arbeiter an <span class="index-12064 tp-72858 ">der Büste des </span><span class="index-12064 tp-72858 index-10367 tp-72857 family-courier ">Smith</span> einen solchen Streich gespielt: halte sie doch strenger unter der Zucht. Ich kann dich nicht genug ermahnen, diese u und überhaupt <span class="index-447 tp-74700 ">deine Arbeiten</span> zu fördern, damit du nachher um so freyer seyn mögest. Ich denke, die günstigste Zeit für deinen Besuch hier u unsre Reise wird gleich nach Ostern seyn. <span class="index-2247 tp-72764 ">Rocca</span> wünscht, du möchtest ein Exemplar von <span class="index-2343 tp-72859 ">seiner Büste</span> in Gips mit herbringen, u wenn es irgend möglich ist, mußt du dem Kranken willfahren. Überdieß wird sie sehr gefallen. – Wir bleiben zuverläßig bis zur <span class="notice-27621 ">[2]</span> Mitte Maiʼs hier, vielleicht noch länger, denn es fragt sich, ob Rocca alsdann im Stande ist, die Rückreise anzutreten. Es nimmt meines Bedünkens eine sehr üble Wendung mit ihm. <span class="cite tp-74701 ">Er hat hier sogleich nach seiner Ankunft wieder Blutspeyen bekommen, u es ist noch nicht vorüber.</span> Wenn man ihn bis zum Herbste hinbringt wird es ein Wunder seyn. <span class="index-222 tp-72766 ">Frau v. St.</span> war bisher in der vollkommensten Täuschung über seinen Zustand, doch fängt sie an das Wahre wenigstens dann u wann zu ahnden. Ein trauriger Zeitpunkt wird noch zu überstehen seyn.<br><span class="index-3420 tp-72860 family-courier ">Acerbi</span> hat sich alle mögliche Mühe wegen des Auftrags gegeben, aber wie du aus <span class="doc-4885 ">der Einlage</span> sehen wirst, vergeblich. <span class="index-11809 tp-74702 ">Das Manuscript</span> ist entweder in <span class="index-171 tp-72767 ">Paris</span> geblieben, oder gar verlohren. Schon zuvor am 30sten Jan. schrieb er mir: <span class="family-courier ">I manoscritti, i libri, eec. non si sono ancora veduti, e si teme che sarà stato di loro ciò che è stato de’ quadri, cioè che piu della metà son rimasti in </span><span class="family-courier index-171 tp-72783 ">Parigi</span><span class="family-courier "> o non si sà dove. Ho consegnata intanto </span><span class="doc-661 family-courier ">la nota e la commissione</span><span class="family-courier "> à un mio amico Bibliotecario di </span><span class="family-courier index-12052 tp-72776 ">Brera</span><span class="family-courier ">, perché stia </span><span class="family-courier overstrike-1 ">un</span><span class="family-courier "> in guardia del momento che questi monumenti si renderanno visibili, e perché abbia in vista particolarmente </span><span class="family-courier index-11809 tp-74704 ">il codice di </span><span class="family-courier index-11809 tp-74704 index-11800 tp-74705 ">Monza</span><span class="family-courier "> e </span><span class="family-courier index-1169 tp-74706 ">il ritratto da lei desiderato</span><span class="family-courier ">, assicurandole che sarà </span><span class="family-courier overstrike-1 notice-40556 ">xxa</span><span class="family-courier overstrike-1 "> servita</span><span class="family-courier "> mia premura che ella sia servita con tutto lo zelo.</span> – Wenn dir daran liegt, so könnte ich nach Paris schreiben, an einen Deutschen, der bey <span class="index-6176 tp-74708 ">der Bibliothek</span> angestellt ist, wiewohl es eine kützlichte Sache ist, sich nach <span class="index-11809 tp-74709 ">einem Codex</span> zu erkundigen, der bey der Zurückgabe verläugnet worden.<br><span class="notice-27622 ">[3]</span> <span class="index-2309 tp-74711 index-237 tp-74710 ">Albertines</span><span class="index-2309 tp-74711 "> Vermählung</span> wurde am 20sten Febr. in beyden Kirchen gefeyert. Wir haben Verse in allen möglichen Sprachen gehabt: Italiänische, recht hübsche, von <span class="index-11817 tp-72774 ">Rosini</span>, ohne die käuflichen von dienstbaren Geistern zu rechnen; englische, von dem Geistlichen selbst; Griechische und Lateinische von <span class="index-11816 tp-72773 ">Ciampi</span>, u <span class="index-12053 tp-72779 ">Deutsche von mir</span>, für welche du der Seltenheit wegen wohl einiges Postgeld ausgeben kannst.<br>Ich gebe hier <span class="index-2309 tp-72785 index-237 tp-72784 ">den jungen Leuten</span> <span class="index-3628 tp-74712 ">eine Art von Vorlesung</span> über die Geschichte der Kunst, d.h. ich schwatze darüber einen Tag um den andern in der Stunde nach dem Frühstück. Du würdest es vielleicht nicht ohne Vergnügen mit anhören. Ich gerathe hier recht wieder in die Leidenschaft des Kunstbeschauung herein: es ist doch der erste Ort nach <span class="index-356 tp-72771 ">Rom</span>. Wir wollen recht schwelgen, wenn du herkommst; alsdann werde ich schon überall recht bewandert seyn. Mit <span class="index-11999 tp-74717 index-12255 tp-74720 ">den Antiqua von </span><span class="index-11999 tp-74717 index-12255 tp-74720 index-6134 tp-72862 family-courier ">Zannoni</span><span class="index-11999 tp-74717 "> u </span><span class="index-11999 tp-74717 index-10402 tp-72861 family-courier ">Inghirami</span> stehe ich auf dem besten Fuße. <span class="index-4479 tp-72863 prspreset1 ">Der</span><span class="index-4479 tp-72863 "> Großherzog</span> hat sich sehr günstig über mich u mir den Zutritt zu <span class="index-6137 tp-72864 ">seiner Bibliothek</span> zuvorkommend öffnen lassen. Da finde ich nun die herrlichsten Kupferwerke von den Indischen, Aegyptischen, Griechischen <span class="overstrike-1 ">Kupferw</span> Denkmälern, u werde vieles für die Zukunft einsammeln.<br>Der Stiefsohn <span class="index-8 tp-72769 ">meines Bruders</span> <span class="index-608 tp-77463 ">Philipp Veith</span> ist nicht mehr hier, sondern in <span class="index-356 tp-74713 ">Rom</span>. Ich habe eine angenehme <span class="index-16 tp-72772 ">Wiener</span> Bekanntschaft erneuert, mit <span class="index-1507 tp-72782 ">Fräulein Nina von Hartel</span>, die sich ihrer Gesundheit wegen hier aufhält.<br>Lebe tausendmal wohl, u schreibe mir bald wieder, wiewohl ich dießmal so nachläßig war. Schick mir auch <span class="doc-4885 ">den Brief von </span><span class="doc-4885 index-3420 tp-74714 family-courier ">Acerbi</span> zurück.<br>Dein treuer Freund<br>AWSchl.<br>d. 8 März. Der Brief ist liegen geblieben, u ich weiß noch jetzt nicht wann die Post abgeht. Deine Skizze der Statue habe ich hieher geschafft. Bringe <span class="index-447 tp-74716 index-10565 tp-74715 ">deine Zeichnungen</span> mit, wann du kommst<br><span class="notice-27623 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/2226' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Christian Friedrich Tieck am 05.03.1816 bis 08.03.1816, Florenz, Carrara' $adressatort = 'Carrara <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4085158-8">GND</a>' $absendeort = 'Florenz <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4017581-9">GND</a>' $date = '05.03.1816 bis 08.03.1816' $adressat = array( (int) 4698 => array( 'ID' => '4698', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-03-20 10:07:46', 'timelastchg' => '2018-04-10 17:26:51', 'key' => 'AWS-ap-00i8', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Tieck, Christian Friedrich', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1776-08-14', '39_toddatum' => '1851-05-12', '39_lebenwirken' => 'Bildhauer Christian Friedrich Tieck erhielt seine Ausbildung zunächst durch den Bildhauer Siegmund Bettkober, 1794 folgte der Wechsel zu Johann Gottfried Schadow. 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Wir haben Verse in allen möglichen Sprachen gehabt: Italiänische, recht hübsche, von <span class="index-11817 tp-72774 ">Rosini</span>, ohne die käuflichen von dienstbaren Geistern zu rechnen; englische, von dem Geistlichen selbst; Griechische und Lateinische von <span class="index-11816 tp-72773 ">Ciampi</span>, u <span class="index-12053 tp-72779 ">Deutsche von mir</span>, für welche du der Seltenheit wegen wohl einiges Postgeld ausgeben kannst.<br>Ich gebe hier <span class="index-2309 tp-72785 index-237 tp-72784 ">den jungen Leuten</span> <span class="index-3628 tp-74712 ">eine Art von Vorlesung</span> über die Geschichte der Kunst, d.h. ich schwatze darüber einen Tag um den andern in der Stunde nach dem Frühstück. Du würdest es vielleicht nicht ohne Vergnügen mit anhören. Ich gerathe hier recht wieder in die Leidenschaft des Kunstbeschauung herein: es ist doch der erste Ort nach <span class="index-356 tp-72771 ">Rom</span>. Wir wollen recht schwelgen, wenn du herkommst; alsdann werde ich schon überall recht bewandert seyn. Mit <span class="index-11999 tp-74717 index-12255 tp-74720 ">den Antiqua von </span><span class="index-11999 tp-74717 index-12255 tp-74720 index-6134 tp-72862 family-courier ">Zannoni</span><span class="index-11999 tp-74717 "> u </span><span class="index-11999 tp-74717 index-10402 tp-72861 family-courier ">Inghirami</span> stehe ich auf dem besten Fuße. <span class="index-4479 tp-72863 prspreset1 ">Der</span><span class="index-4479 tp-72863 "> Großherzog</span> hat sich sehr günstig über mich u mir den Zutritt zu <span class="index-6137 tp-72864 ">seiner Bibliothek</span> zuvorkommend öffnen lassen. Da finde ich nun die herrlichsten Kupferwerke von den Indischen, Aegyptischen, Griechischen <span class="overstrike-1 ">Kupferw</span> Denkmälern, u werde vieles für die Zukunft einsammeln.<br>Der Stiefsohn <span class="index-8 tp-72769 ">meines Bruders</span> <span class="index-608 tp-77463 ">Philipp Veith</span> ist nicht mehr hier, sondern in <span class="index-356 tp-74713 ">Rom</span>. Ich habe eine angenehme <span class="index-16 tp-72772 ">Wiener</span> Bekanntschaft erneuert, mit <span class="index-1507 tp-72782 ">Fräulein Nina von Hartel</span>, die sich ihrer Gesundheit wegen hier aufhält.<br>Lebe tausendmal wohl, u schreibe mir bald wieder, wiewohl ich dießmal so nachläßig war. Schick mir auch <span class="doc-4885 ">den Brief von </span><span class="doc-4885 index-3420 tp-74714 family-courier ">Acerbi</span> zurück.<br>Dein treuer Freund<br>AWSchl.<br>d. 8 März. Der Brief ist liegen geblieben, u ich weiß noch jetzt nicht wann die Post abgeht. 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Aber denke dir nur die Zerstreuungen u Abhaltungen, welche mir die Ankunft <anchor type="b" n="2309" ana="11" xml:id="NidB72761"/><anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB72760"/>der jungen Leute<anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE72760"/><anchor type="e" n="2309" ana="11" xml:id="NidE72761"/>, die Hochzeit, das Umziehen, da ich die letzte Woche im Gasthofe gewohnt, dann der Abschied von <anchor type="b" n="278" ana="10" xml:id="NidB72759"/>Pisa<anchor type="e" n="278" ana="10" xml:id="NidE72759"/>, die neue Einrichtung hier, wo wir gerade noch die lärmendsten Tage des Carnavals mit angesehen, mir verursachen mußten. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB74699"/>Rechne auch von hier aus nicht auf lange Briefe, ich muß den Aufenthalt möglichst zu benutzen suchen, u da ist, neben den unvermeidlichen gesellschaftlichen Störungen, so viel zu thun, daß man sich fast zerreißen möchte.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE74699"/> Ich habe nun drey Briefe von dir, u mich wundert, daß du in dem letzten vom 29sten Februar weder <ref target="fud://513">meinen Brief</ref>, den ich dem Fuhrmann mitgegeben, noch die richtige Ankunft der sorgfältig unter meinen Augen eingepackten Briefe <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB72762"/>Albertines<anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE72762"/> erwähnst. Doch dieß beunruhigt mich nicht, wäre sie unterwegs verunglückt, so würdest du es wohl gemeldet haben Es ist verdrießlich, daß dir die Arbeiter an <anchor type="b" n="12064" ana="12" xml:id="NidB72858"/>der Büste des <anchor type="b" n="10367" ana="11" xml:id="NidB72857"/><hi rend="family:Courier">Smith</hi><anchor type="e" n="10367" ana="11" xml:id="NidE72857"/><anchor type="e" n="12064" ana="12" xml:id="NidE72858"/> einen solchen Streich gespielt: halte sie doch strenger unter der Zucht. Ich kann dich nicht genug ermahnen, diese u und überhaupt <anchor type="b" n="447" ana="12" xml:id="NidB74700"/>deine Arbeiten<anchor type="e" n="447" ana="12" xml:id="NidE74700"/> zu fördern, damit du nachher um so freyer seyn mögest. Ich denke, die günstigste Zeit für deinen Besuch hier u unsre Reise wird gleich nach Ostern seyn. <anchor type="b" n="2247" ana="11" xml:id="NidB72764"/>Rocca<anchor type="e" n="2247" ana="11" xml:id="NidE72764"/> wünscht, du möchtest ein Exemplar von <anchor type="b" n="2343" ana="12" xml:id="NidB72859"/>seiner Büste<anchor type="e" n="2343" ana="12" xml:id="NidE72859"/> in Gips mit herbringen, u wenn es irgend möglich ist, mußt du dem Kranken willfahren. Überdieß wird sie sehr gefallen. – Wir bleiben zuverläßig bis zur <milestone unit="start" n="27621"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27621"/> Mitte Maiʼs hier, vielleicht noch länger, denn es fragt sich, ob Rocca alsdann im Stande ist, die Rückreise anzutreten. Es nimmt meines Bedünkens eine sehr üble Wendung mit ihm. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB74701"/>Er hat hier sogleich nach seiner Ankunft wieder Blutspeyen bekommen, u es ist noch nicht vorüber.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE74701"/> Wenn man ihn bis zum Herbste hinbringt wird es ein Wunder seyn. <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB72766"/>Frau v. St.<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE72766"/> war bisher in der vollkommensten Täuschung über seinen Zustand, doch fängt sie an das Wahre wenigstens dann u wann zu ahnden. 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[1] Florenz d. 5ten März 1816
Geliebtester Freund!
Ich habe dich tausendmal um Verzeihung zu bitten, daß ich so lange nicht, u überhaupt seit deiner Abreise nur ein einzigesmal geschrieben. Aber denke dir nur die Zerstreuungen u Abhaltungen, welche mir die Ankunft der jungen Leute, die Hochzeit, das Umziehen, da ich die letzte Woche im Gasthofe gewohnt, dann der Abschied von Pisa, die neue Einrichtung hier, wo wir gerade noch die lärmendsten Tage des Carnavals mit angesehen, mir verursachen mußten. Rechne auch von hier aus nicht auf lange Briefe, ich muß den Aufenthalt möglichst zu benutzen suchen, u da ist, neben den unvermeidlichen gesellschaftlichen Störungen, so viel zu thun, daß man sich fast zerreißen möchte. Ich habe nun drey Briefe von dir, u mich wundert, daß du in dem letzten vom 29sten Februar weder meinen Brief, den ich dem Fuhrmann mitgegeben, noch die richtige Ankunft der sorgfältig unter meinen Augen eingepackten Briefe Albertines erwähnst. Doch dieß beunruhigt mich nicht, wäre sie unterwegs verunglückt, so würdest du es wohl gemeldet haben Es ist verdrießlich, daß dir die Arbeiter an der Büste des Smith einen solchen Streich gespielt: halte sie doch strenger unter der Zucht. Ich kann dich nicht genug ermahnen, diese u und überhaupt deine Arbeiten zu fördern, damit du nachher um so freyer seyn mögest. Ich denke, die günstigste Zeit für deinen Besuch hier u unsre Reise wird gleich nach Ostern seyn. Rocca wünscht, du möchtest ein Exemplar von seiner Büste in Gips mit herbringen, u wenn es irgend möglich ist, mußt du dem Kranken willfahren. Überdieß wird sie sehr gefallen. – Wir bleiben zuverläßig bis zur [2] Mitte Maiʼs hier, vielleicht noch länger, denn es fragt sich, ob Rocca alsdann im Stande ist, die Rückreise anzutreten. Es nimmt meines Bedünkens eine sehr üble Wendung mit ihm. Er hat hier sogleich nach seiner Ankunft wieder Blutspeyen bekommen, u es ist noch nicht vorüber. Wenn man ihn bis zum Herbste hinbringt wird es ein Wunder seyn. Frau v. St. war bisher in der vollkommensten Täuschung über seinen Zustand, doch fängt sie an das Wahre wenigstens dann u wann zu ahnden. Ein trauriger Zeitpunkt wird noch zu überstehen seyn.
Acerbi hat sich alle mögliche Mühe wegen des Auftrags gegeben, aber wie du aus der Einlage sehen wirst, vergeblich. Das Manuscript ist entweder in Paris geblieben, oder gar verlohren. Schon zuvor am 30sten Jan. schrieb er mir: I manoscritti, i libri, eec. non si sono ancora veduti, e si teme che sarà stato di loro ciò che è stato de’ quadri, cioè che piu della metà son rimasti in Parigi o non si sà dove. Ho consegnata intanto la nota e la commissione à un mio amico Bibliotecario di Brera, perché stia un in guardia del momento che questi monumenti si renderanno visibili, e perché abbia in vista particolarmente il codice di Monza e il ritratto da lei desiderato, assicurandole che sarà xxa servita mia premura che ella sia servita con tutto lo zelo. – Wenn dir daran liegt, so könnte ich nach Paris schreiben, an einen Deutschen, der bey der Bibliothek angestellt ist, wiewohl es eine kützlichte Sache ist, sich nach einem Codex zu erkundigen, der bey der Zurückgabe verläugnet worden.
[3] Albertines Vermählung wurde am 20sten Febr. in beyden Kirchen gefeyert. Wir haben Verse in allen möglichen Sprachen gehabt: Italiänische, recht hübsche, von Rosini, ohne die käuflichen von dienstbaren Geistern zu rechnen; englische, von dem Geistlichen selbst; Griechische und Lateinische von Ciampi, u Deutsche von mir, für welche du der Seltenheit wegen wohl einiges Postgeld ausgeben kannst.
Ich gebe hier den jungen Leuten eine Art von Vorlesung über die Geschichte der Kunst, d.h. ich schwatze darüber einen Tag um den andern in der Stunde nach dem Frühstück. Du würdest es vielleicht nicht ohne Vergnügen mit anhören. Ich gerathe hier recht wieder in die Leidenschaft des Kunstbeschauung herein: es ist doch der erste Ort nach Rom. Wir wollen recht schwelgen, wenn du herkommst; alsdann werde ich schon überall recht bewandert seyn. Mit den Antiqua von Zannoni u Inghirami stehe ich auf dem besten Fuße. Der Großherzog hat sich sehr günstig über mich u mir den Zutritt zu seiner Bibliothek zuvorkommend öffnen lassen. Da finde ich nun die herrlichsten Kupferwerke von den Indischen, Aegyptischen, Griechischen Kupferw Denkmälern, u werde vieles für die Zukunft einsammeln.
Der Stiefsohn meines Bruders Philipp Veith ist nicht mehr hier, sondern in Rom. Ich habe eine angenehme Wiener Bekanntschaft erneuert, mit Fräulein Nina von Hartel, die sich ihrer Gesundheit wegen hier aufhält.
Lebe tausendmal wohl, u schreibe mir bald wieder, wiewohl ich dießmal so nachläßig war. Schick mir auch den Brief von Acerbi zurück.
Dein treuer Freund
AWSchl.
d. 8 März. Der Brief ist liegen geblieben, u ich weiß noch jetzt nicht wann die Post abgeht. Deine Skizze der Statue habe ich hieher geschafft. Bringe deine Zeichnungen mit, wann du kommst
[4] [leer]
Geliebtester Freund!
Ich habe dich tausendmal um Verzeihung zu bitten, daß ich so lange nicht, u überhaupt seit deiner Abreise nur ein einzigesmal geschrieben. Aber denke dir nur die Zerstreuungen u Abhaltungen, welche mir die Ankunft der jungen Leute, die Hochzeit, das Umziehen, da ich die letzte Woche im Gasthofe gewohnt, dann der Abschied von Pisa, die neue Einrichtung hier, wo wir gerade noch die lärmendsten Tage des Carnavals mit angesehen, mir verursachen mußten. Rechne auch von hier aus nicht auf lange Briefe, ich muß den Aufenthalt möglichst zu benutzen suchen, u da ist, neben den unvermeidlichen gesellschaftlichen Störungen, so viel zu thun, daß man sich fast zerreißen möchte. Ich habe nun drey Briefe von dir, u mich wundert, daß du in dem letzten vom 29sten Februar weder meinen Brief, den ich dem Fuhrmann mitgegeben, noch die richtige Ankunft der sorgfältig unter meinen Augen eingepackten Briefe Albertines erwähnst. Doch dieß beunruhigt mich nicht, wäre sie unterwegs verunglückt, so würdest du es wohl gemeldet haben Es ist verdrießlich, daß dir die Arbeiter an der Büste des Smith einen solchen Streich gespielt: halte sie doch strenger unter der Zucht. Ich kann dich nicht genug ermahnen, diese u und überhaupt deine Arbeiten zu fördern, damit du nachher um so freyer seyn mögest. Ich denke, die günstigste Zeit für deinen Besuch hier u unsre Reise wird gleich nach Ostern seyn. Rocca wünscht, du möchtest ein Exemplar von seiner Büste in Gips mit herbringen, u wenn es irgend möglich ist, mußt du dem Kranken willfahren. Überdieß wird sie sehr gefallen. – Wir bleiben zuverläßig bis zur [2] Mitte Maiʼs hier, vielleicht noch länger, denn es fragt sich, ob Rocca alsdann im Stande ist, die Rückreise anzutreten. Es nimmt meines Bedünkens eine sehr üble Wendung mit ihm. Er hat hier sogleich nach seiner Ankunft wieder Blutspeyen bekommen, u es ist noch nicht vorüber. Wenn man ihn bis zum Herbste hinbringt wird es ein Wunder seyn. Frau v. St. war bisher in der vollkommensten Täuschung über seinen Zustand, doch fängt sie an das Wahre wenigstens dann u wann zu ahnden. Ein trauriger Zeitpunkt wird noch zu überstehen seyn.
Acerbi hat sich alle mögliche Mühe wegen des Auftrags gegeben, aber wie du aus der Einlage sehen wirst, vergeblich. Das Manuscript ist entweder in Paris geblieben, oder gar verlohren. Schon zuvor am 30sten Jan. schrieb er mir: I manoscritti, i libri, eec. non si sono ancora veduti, e si teme che sarà stato di loro ciò che è stato de’ quadri, cioè che piu della metà son rimasti in Parigi o non si sà dove. Ho consegnata intanto la nota e la commissione à un mio amico Bibliotecario di Brera, perché stia un in guardia del momento che questi monumenti si renderanno visibili, e perché abbia in vista particolarmente il codice di Monza e il ritratto da lei desiderato, assicurandole che sarà xxa servita mia premura che ella sia servita con tutto lo zelo. – Wenn dir daran liegt, so könnte ich nach Paris schreiben, an einen Deutschen, der bey der Bibliothek angestellt ist, wiewohl es eine kützlichte Sache ist, sich nach einem Codex zu erkundigen, der bey der Zurückgabe verläugnet worden.
[3] Albertines Vermählung wurde am 20sten Febr. in beyden Kirchen gefeyert. Wir haben Verse in allen möglichen Sprachen gehabt: Italiänische, recht hübsche, von Rosini, ohne die käuflichen von dienstbaren Geistern zu rechnen; englische, von dem Geistlichen selbst; Griechische und Lateinische von Ciampi, u Deutsche von mir, für welche du der Seltenheit wegen wohl einiges Postgeld ausgeben kannst.
Ich gebe hier den jungen Leuten eine Art von Vorlesung über die Geschichte der Kunst, d.h. ich schwatze darüber einen Tag um den andern in der Stunde nach dem Frühstück. Du würdest es vielleicht nicht ohne Vergnügen mit anhören. Ich gerathe hier recht wieder in die Leidenschaft des Kunstbeschauung herein: es ist doch der erste Ort nach Rom. Wir wollen recht schwelgen, wenn du herkommst; alsdann werde ich schon überall recht bewandert seyn. Mit den Antiqua von Zannoni u Inghirami stehe ich auf dem besten Fuße. Der Großherzog hat sich sehr günstig über mich u mir den Zutritt zu seiner Bibliothek zuvorkommend öffnen lassen. Da finde ich nun die herrlichsten Kupferwerke von den Indischen, Aegyptischen, Griechischen Kupferw Denkmälern, u werde vieles für die Zukunft einsammeln.
Der Stiefsohn meines Bruders Philipp Veith ist nicht mehr hier, sondern in Rom. Ich habe eine angenehme Wiener Bekanntschaft erneuert, mit Fräulein Nina von Hartel, die sich ihrer Gesundheit wegen hier aufhält.
Lebe tausendmal wohl, u schreibe mir bald wieder, wiewohl ich dießmal so nachläßig war. Schick mir auch den Brief von Acerbi zurück.
Dein treuer Freund
AWSchl.
d. 8 März. Der Brief ist liegen geblieben, u ich weiß noch jetzt nicht wann die Post abgeht. Deine Skizze der Statue habe ich hieher geschafft. Bringe deine Zeichnungen mit, wann du kommst
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· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 09.02.1816
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.1,Nr.1
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.1,Nr.1