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Freilich war ich durch alles, was ich von dem Gesundheitszustande <persName key="132">deiner Schwester</persName> gehört hatte, längst darauf vorbereitet; indessen bringt ein solches Ereigniß, auch voraus gesehen, immer eine trübe Stimmung hervor. Du kannst dir dabei zum Troste sagen, daß du nach besten Kräften gestrebt hast, die äußere Lage deiner Schwester zu verbessern, wiewohl eine gründliche Abhülfe hier nicht möglich war. Vor mehreren Jahren schrieb mir deine Schwester, es seyen große Verbesserungen auf <persName key="102">Knorrings</persName> Landgütern im Werke, wodurch die Einkünfte sehr vermehrt werden würden. Diese Hoffnung hat sich, wie es scheint, nicht verwirklicht. Zuletzt schrieb mir Kn., er sey das Opfer einer großen Ungerechtigkeit geworden. Bei meiner Unbekanntschaft mit allen Umständen ist mir dieß Wort räthselhaft geblieben. 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Freilich war ich durch alles, was ich von dem Gesundheitszustande <span class="index-132 tp-59757 ">deiner Schwester</span> gehört hatte, längst darauf vorbereitet; indessen bringt ein solches Ereigniß, auch voraus gesehen, immer eine trübe Stimmung hervor. Du kannst dir dabei zum Troste sagen, daß du nach besten Kräften gestrebt hast, die äußere Lage deiner Schwester zu verbessern, wiewohl eine gründliche Abhülfe hier nicht möglich war. Vor mehreren Jahren schrieb mir deine Schwester, es seyen große Verbesserungen auf <span class="index-102 tp-59758 ">Knorrings</span> Landgütern im Werke, wodurch die Einkünfte sehr vermehrt werden würden. Diese Hoffnung hat sich, wie es scheint, nicht verwirklicht. Zuletzt schrieb mir Kn., er sey das Opfer einer großen Ungerechtigkeit geworden. Bei meiner Unbekanntschaft mit allen Umständen ist mir dieß Wort räthselhaft geblieben. Ich sah ihn, so wie deine Schwester, zum letztenmale in <span class="index-16 tp-59759 ">Wien</span> im Jahr <span class="notice-23835 ">[2]</span> 1808. Damals lieh mir <span class="index-102 tp-59760 ">Kn.</span> ein paar hundert Gulden ab. Er hat sich nie daran erinnert, u ich habe ihn auch nicht darum gemahnt. – Bei dem Besuche in Deutschland hat deine Schwester nicht den Wunsch gehegt, mich wieder zu sehn, sonst hätte sie nicht <span class="index-574 tp-59761 ">Heidelberg</span> zu ihrem Aufenthalte gewählt: <span class="index-2402 tp-70420 ">den einzigen Ort, wo ich sie durchaus nicht besuchen konnte</span>, wie sie wohl wissen mußte. Ich erfuhr mit Bedauern, daß <span class="index-96 tp-59762 ">dein Neffe</span> bei dir wohne, immer noch ohne Bestimmung. Es ist sehr zu bedauern, daß er nicht schon vor zehn Jahren oder noch früher in eine thätige Laufbahn eingetreten. <span class="cite tp-70421 ">Für einen jungen Mann ist ja nichts verderblicher, als sich so müßig und zwecklos in der Welt herumzutreiben</span>, gesetzt auch, er hätte Vermögen genug, um einer Anstellung nicht zu bedürfen.<br>Du hast nun lange genug in <span class="index-15 tp-59763 ">Berlin</span> gesessen, theurer Freund: du solltest einmal alles abschütteln, und eine Reise an den Rhein machen. Ist doch sogar <span class="index-48 tp-59765 ">dein Bruder</span> mobiler als du. Nichts erfrischt den Geist mehr als wenn man einmal seinen täglichen Gesichtskreis verändert, u <span class="overstrike-1 notice-26523 ">xxxxx</span> der Einbildungskraft eine Reihe neuer Gegenstände vorüberführt. <span class="cite tp-70424 ">Man reist ja jetzt überall mit ziemlicher Leichtigkeit; vollends hier am Rheine mit den </span><span class="cite tp-70424 notice-23836 ">[3]</span><span class="cite tp-70424 "> Dampfboten: das ist ein wahrer Flug.</span> Du wirst mir unendlich willkommen seyn. Jetzt ist mein Haus ziemlich bevölkert. Außer <span class="index-2566 tp-59764 ">Hrn. Lassen</span>, meinem Mitarbeiter, wohnt jetzt <span class="index-3460 tp-59767 ">eine frühzeitig zur Witwe gewordene Nichte</span> <span class="overstrike-1 notice-26524 ">xx</span> mit <span class="index-5130 tp-59768 ">ihrem Söhnchen</span> bei mir.<br>Wenn du mir etwas schenken willst, so thue es ja: der Platz wird sich nachher schon ausmitteln lassen. Freilich ist mein Haus nicht eben groß, u nicht ganz regelmäßig, da es schräg an der Straße liegt. Aber sehr wöhnlich ist es: ich habe es so gut wie möglich auszubauen gesucht. Hätte ich damals, als ich es kaufte, voraussehen können, daß <span class="index-887 tp-59776 ">Bonn</span> durch eine neue Anlage vergrößert und verschönert werden würde, was größtentheils unter meiner Leitung zu Stande gekommen ist, so hätte ich lieber gewartet, um mir nachher eins von Grund aus nach meinem Sinne zu bauen. – Das Vestibül des meinigen ist eine Durchfahrt mit Thorwegen; die Decke ist mit vertieften Quadraten u Rosetten verziert; an jeder Seite sind zwei Flügelthüren; <span class="index-3653 tp-59777 ">Rauch</span> meynte, der Raum über diesen bis an die Decke könnte mit fortlaufenden Basreliefs schicklich ausgefüllt werden. Wenn du etwas dafür hättest, könnte ich dir die Maaße leicht schicken.<br><span class="notice-23837 ">[4]</span> Deine <span class="index-15 tp-70426 ">Berlinischen</span> Freunde sind voll des Lobes <span class="index-447 tp-70427 ">deiner Werke</span>. <span class="index-3652 tp-59778 ">Schinkel</span> war ganz entzückt über deine älteren Zeichnungen, die ich sorgfältig bewahre; er wünschte lebhaft, die Neigung zu solchen Compositionen möchte wieder bei dir erwachen. Ich habe noch ein besondres u dringendes Anliegen an dich. Du mußt durchaus deine wichtigsten Werke im Kupferstich mit leicht schattirten Umrissen herausgeben, wie es <span class="index-3653 tp-70428 index-11646 tp-70429 ">Rauch</span> gethan. Vorzüglich <span class="index-11648 tp-70431 ">die Frontons am </span><span class="index-11648 tp-70431 index-11647 tp-70430 ">Schauspielhause</span>, für die ich meine Bewunderung nicht lebhaft genug auszudrücken weiß.<br><span class="index-11649 tp-70433 ">Das lithographirte Porträt </span><span class="index-11649 tp-70433 index-48 tp-70432 ">deines Bruders</span> schickte ich in der Absicht, daß du <span class="overstrike-1 ">sie</span> <span class="offset-4 ">die Exemplare</span> sogleich unter deine Freunde, u die Freunde u Bewunderer deines Bruders vertheilen solltest, gegen den gewöhnlichen Preis eines solchen Blattes, von 20 oder 25 <span class="notice-26525 ">Sg.</span> <span class="index-3760 tp-70434 ">Wach</span> hat es dir ja deutlich genug gesagt. Wie kannst du, theurer Freund, nur solche Weitläuftigkeiten bei einer solchen Kleinigkeit machen? Hätte ich es durch einen Kunsthändler wollen gehen lassen, so hätte ich nicht nöthig gehabt, mich an dich zu wenden. Die übrigen Exemplare sind auch in Commission gegeben, das verursacht aber einen Abzug von 50 Procent an dem Ladenpreise. Nun ist es freilich etwas altes geworden. Ich wollte gern <span class="index-2576 tp-59781 ">einem armen jungen Menschen</span>, den ich seit mehreren Jahren auf meine <span class="notice-23838 ">[5]</span> Kosten in <span class="index-992 tp-59782 index-6718 tp-70435 ">Düsseldorf</span> habe studiren lassen, ein kleines Stipendium schaffen. Wenn es dir aber beschwerlich ist, so hätte ich besser gethan, die Exemplare sämtlich dem Commissionar zu übergeben. Die Leute müssen ja doch wohl 20 <span class="notice-26526 ">Sg.</span> hergeben, wenn du ihnen ein Wort sagst. Wenn du etwas dafür eingenommen hast oder einnimmst, so schicke es mir in Cassen-Anweisungen. – Vor <span class="index-11650 tp-70436 ">einem </span><span class="index-11650 tp-70436 index-22 tp-59783 ">Leipzig</span><span class="index-11650 tp-70436 ">er Musenalmanache</span> hat man deinem Bruder ein abscheuliches Philistergesicht aufgeladen.<br>Seit meiner Zurückkunft aus <span class="index-292 tp-59780 ">London</span> lebe ich <span class="index-887 tp-70438 ">hier</span> ganz still, vertieft in meine gelehrten Arbeiten, die aber zugleich meine Freude und Erholung sind. Lebe recht wohl, gedenke meiner im besten, u gib mir bald wieder Nachricht von dir. Überlege das mit der Rheinreise auf diesen Sommer, u mit den <span class="index-447 tp-70439 ">Kupferstichen</span>.<br>Unveränderlich dein<br>AWvSchlegel<br><span class="notice-23839 ">[6]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1792' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Christian Friedrich Tieck am 05.03.1834, Bonn, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '05.03.1834' $adressat = array( (int) 4698 => array( 'ID' => '4698', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-03-20 10:07:46', 'timelastchg' => '2018-04-10 17:26:51', 'key' => 'AWS-ap-00i8', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Tieck, Christian Friedrich', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1776-08-14', '39_toddatum' => '1851-05-12', '39_lebenwirken' => 'Bildhauer Christian Friedrich Tieck erhielt seine Ausbildung zunächst durch den Bildhauer Siegmund Bettkober, 1794 folgte der Wechsel zu Johann Gottfried Schadow. 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Wenn du etwas dafür eingenommen hast oder einnimmst, so schicke es mir in Cassen-Anweisungen. – Vor <name key="11650" type="periodical">einem <placeName key="22">Leipzig</placeName>er Musenalmanache</name> hat man deinem Bruder ein abscheuliches Philistergesicht aufgeladen.<lb/>Seit meiner Zurückkunft aus <placeName key="292">London</placeName> lebe ich <placeName key="887">hier</placeName> ganz still, vertieft in meine gelehrten Arbeiten, die aber zugleich meine Freude und Erholung sind. Lebe recht wohl, gedenke meiner im besten, u gib mir bald wieder Nachricht von dir. 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Freilich war ich durch alles, was ich von dem Gesundheitszustande <anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB59757"/>deiner Schwester<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE59757"/> gehört hatte, längst darauf vorbereitet; indessen bringt ein solches Ereigniß, auch voraus gesehen, immer eine trübe Stimmung hervor. Du kannst dir dabei zum Troste sagen, daß du nach besten Kräften gestrebt hast, die äußere Lage deiner Schwester zu verbessern, wiewohl eine gründliche Abhülfe hier nicht möglich war. Vor mehreren Jahren schrieb mir deine Schwester, es seyen große Verbesserungen auf <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB59758"/>Knorrings<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE59758"/> Landgütern im Werke, wodurch die Einkünfte sehr vermehrt werden würden. Diese Hoffnung hat sich, wie es scheint, nicht verwirklicht. Zuletzt schrieb mir Kn., er sey das Opfer einer großen Ungerechtigkeit geworden. Bei meiner Unbekanntschaft mit allen Umständen ist mir dieß Wort räthselhaft geblieben. Ich sah ihn, so wie deine Schwester, zum letztenmale in <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB59759"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE59759"/> im Jahr <milestone unit="start" n="23835"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="23835"/> 1808. Damals lieh mir <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB59760"/>Kn.<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE59760"/> ein paar hundert Gulden ab. Er hat sich nie daran erinnert, u ich habe ihn auch nicht darum gemahnt. – Bei dem Besuche in Deutschland hat deine Schwester nicht den Wunsch gehegt, mich wieder zu sehn, sonst hätte sie nicht <anchor type="b" n="574" ana="10" xml:id="NidB59761"/>Heidelberg<anchor type="e" n="574" ana="10" xml:id="NidE59761"/> zu ihrem Aufenthalte gewählt: <anchor type="b" n="2402" ana="11" xml:id="NidB70420"/>den einzigen Ort, wo ich sie durchaus nicht besuchen konnte<anchor type="e" n="2402" ana="11" xml:id="NidE70420"/>, wie sie wohl wissen mußte. Ich erfuhr mit Bedauern, daß <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB59762"/>dein Neffe<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE59762"/> bei dir wohne, immer noch ohne Bestimmung. Es ist sehr zu bedauern, daß er nicht schon vor zehn Jahren oder noch früher in eine thätige Laufbahn eingetreten. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB70421"/>Für einen jungen Mann ist ja nichts verderblicher, als sich so müßig und zwecklos in der Welt herumzutreiben<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE70421"/>, gesetzt auch, er hätte Vermögen genug, um einer Anstellung nicht zu bedürfen.<lb/>Du hast nun lange genug in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB59763"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE59763"/> gesessen, theurer Freund: du solltest einmal alles abschütteln, und eine Reise an den Rhein machen. Ist doch sogar <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB59765"/>dein Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE59765"/> mobiler als du. Nichts erfrischt den Geist mehr als wenn man einmal seinen täglichen Gesichtskreis verändert, u <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="26523"/>xxxxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="26523"/></hi> der Einbildungskraft eine Reihe neuer Gegenstände vorüberführt. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB70424"/>Man reist ja jetzt überall mit ziemlicher Leichtigkeit; vollends hier am Rheine mit den <milestone unit="start" n="23836"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="23836"/> Dampfboten: das ist ein wahrer Flug.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE70424"/> Du wirst mir unendlich willkommen seyn. Jetzt ist mein Haus ziemlich bevölkert. Außer <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB59764"/>Hrn. Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE59764"/>, meinem Mitarbeiter, wohnt jetzt <anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB59767"/>eine frühzeitig zur Witwe gewordene Nichte<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE59767"/> <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="26524"/>xx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="26524"/></hi> mit <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB59768"/>ihrem Söhnchen<anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE59768"/> bei mir.<lb/>Wenn du mir etwas schenken willst, so thue es ja: der Platz wird sich nachher schon ausmitteln lassen. Freilich ist mein Haus nicht eben groß, u nicht ganz regelmäßig, da es schräg an der Straße liegt. Aber sehr wöhnlich ist es: ich habe es so gut wie möglich auszubauen gesucht. Hätte ich damals, als ich es kaufte, voraussehen können, daß <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB59776"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE59776"/> durch eine neue Anlage vergrößert und verschönert werden würde, was größtentheils unter meiner Leitung zu Stande gekommen ist, so hätte ich lieber gewartet, um mir nachher eins von Grund aus nach meinem Sinne zu bauen. – Das Vestibül des meinigen ist eine Durchfahrt mit Thorwegen; die Decke ist mit vertieften Quadraten u Rosetten verziert; an jeder Seite sind zwei Flügelthüren; <anchor type="b" n="3653" ana="11" xml:id="NidB59777"/>Rauch<anchor type="e" n="3653" ana="11" xml:id="NidE59777"/> meynte, der Raum über diesen bis an die Decke könnte mit fortlaufenden Basreliefs schicklich ausgefüllt werden. Wenn du etwas dafür hättest, könnte ich dir die Maaße leicht schicken.<lb/><milestone unit="start" n="23837"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="23837"/> Deine <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB70426"/>Berlinischen<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE70426"/> Freunde sind voll des Lobes <anchor type="b" n="447" ana="12" xml:id="NidB70427"/>deiner Werke<anchor type="e" n="447" ana="12" xml:id="NidE70427"/>. <anchor type="b" n="3652" ana="11" xml:id="NidB59778"/>Schinkel<anchor type="e" n="3652" ana="11" xml:id="NidE59778"/> war ganz entzückt über deine älteren Zeichnungen, die ich sorgfältig bewahre; er wünschte lebhaft, die Neigung zu solchen Compositionen möchte wieder bei dir erwachen. Ich habe noch ein besondres u dringendes Anliegen an dich. 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Vorzüglich <anchor type="b" n="11648" ana="12" xml:id="NidB70431"/>die Frontons am <anchor type="b" n="11647" ana="15" xml:id="NidB70430"/>Schauspielhause<anchor type="e" n="11647" ana="15" xml:id="NidE70430"/><anchor type="e" n="11648" ana="12" xml:id="NidE70431"/>, für die ich meine Bewunderung nicht lebhaft genug auszudrücken weiß.<lb/><anchor type="b" n="11649" ana="12" xml:id="NidB70433"/>Das lithographirte Porträt <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB70432"/>deines Bruders<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE70432"/><anchor type="e" n="11649" ana="12" xml:id="NidE70433"/> schickte ich in der Absicht, daß du <hi rend="overstrike:1">sie</hi> <hi rend="offset:4">die Exemplare</hi> sogleich unter deine Freunde, u die Freunde u Bewunderer deines Bruders vertheilen solltest, gegen den gewöhnlichen Preis eines solchen Blattes, von 20 oder 25 <milestone unit="start" n="26525"/>Sg.<note type="Sachkommentar"><title>Silbergroschen</title></note><milestone unit="end" n="26525"/> <anchor type="b" n="3760" ana="11" xml:id="NidB70434"/>Wach<anchor type="e" n="3760" ana="11" xml:id="NidE70434"/> hat es dir ja deutlich genug gesagt. 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[1] Bonn d. 5ten März 34.
Theuerster Freund!
Ich habe es geflissentlich einige Zeit lang verschoben, deinen letzten Brief zu beantworten, weil ich mich scheute, so manche schmerzliche Erinnerungen, welche die darin enthaltene traurige Nachricht bei mir geweckt hatte, noch lebhafter anzuregen. Freilich war ich durch alles, was ich von dem Gesundheitszustande deiner Schwester gehört hatte, längst darauf vorbereitet; indessen bringt ein solches Ereigniß, auch voraus gesehen, immer eine trübe Stimmung hervor. Du kannst dir dabei zum Troste sagen, daß du nach besten Kräften gestrebt hast, die äußere Lage deiner Schwester zu verbessern, wiewohl eine gründliche Abhülfe hier nicht möglich war. Vor mehreren Jahren schrieb mir deine Schwester, es seyen große Verbesserungen auf Knorrings Landgütern im Werke, wodurch die Einkünfte sehr vermehrt werden würden. Diese Hoffnung hat sich, wie es scheint, nicht verwirklicht. Zuletzt schrieb mir Kn., er sey das Opfer einer großen Ungerechtigkeit geworden. Bei meiner Unbekanntschaft mit allen Umständen ist mir dieß Wort räthselhaft geblieben. Ich sah ihn, so wie deine Schwester, zum letztenmale in Wien im Jahr [2] 1808. Damals lieh mir Kn. ein paar hundert Gulden ab. Er hat sich nie daran erinnert, u ich habe ihn auch nicht darum gemahnt. – Bei dem Besuche in Deutschland hat deine Schwester nicht den Wunsch gehegt, mich wieder zu sehn, sonst hätte sie nicht Heidelberg zu ihrem Aufenthalte gewählt: den einzigen Ort, wo ich sie durchaus nicht besuchen konnte, wie sie wohl wissen mußte. Ich erfuhr mit Bedauern, daß dein Neffe bei dir wohne, immer noch ohne Bestimmung. Es ist sehr zu bedauern, daß er nicht schon vor zehn Jahren oder noch früher in eine thätige Laufbahn eingetreten. Für einen jungen Mann ist ja nichts verderblicher, als sich so müßig und zwecklos in der Welt herumzutreiben, gesetzt auch, er hätte Vermögen genug, um einer Anstellung nicht zu bedürfen.
Du hast nun lange genug in Berlin gesessen, theurer Freund: du solltest einmal alles abschütteln, und eine Reise an den Rhein machen. Ist doch sogar dein Bruder mobiler als du. Nichts erfrischt den Geist mehr als wenn man einmal seinen täglichen Gesichtskreis verändert, u xxxxx der Einbildungskraft eine Reihe neuer Gegenstände vorüberführt. Man reist ja jetzt überall mit ziemlicher Leichtigkeit; vollends hier am Rheine mit den [3] Dampfboten: das ist ein wahrer Flug. Du wirst mir unendlich willkommen seyn. Jetzt ist mein Haus ziemlich bevölkert. Außer Hrn. Lassen, meinem Mitarbeiter, wohnt jetzt eine frühzeitig zur Witwe gewordene Nichte xx mit ihrem Söhnchen bei mir.
Wenn du mir etwas schenken willst, so thue es ja: der Platz wird sich nachher schon ausmitteln lassen. Freilich ist mein Haus nicht eben groß, u nicht ganz regelmäßig, da es schräg an der Straße liegt. Aber sehr wöhnlich ist es: ich habe es so gut wie möglich auszubauen gesucht. Hätte ich damals, als ich es kaufte, voraussehen können, daß Bonn durch eine neue Anlage vergrößert und verschönert werden würde, was größtentheils unter meiner Leitung zu Stande gekommen ist, so hätte ich lieber gewartet, um mir nachher eins von Grund aus nach meinem Sinne zu bauen. – Das Vestibül des meinigen ist eine Durchfahrt mit Thorwegen; die Decke ist mit vertieften Quadraten u Rosetten verziert; an jeder Seite sind zwei Flügelthüren; Rauch meynte, der Raum über diesen bis an die Decke könnte mit fortlaufenden Basreliefs schicklich ausgefüllt werden. Wenn du etwas dafür hättest, könnte ich dir die Maaße leicht schicken.
[4] Deine Berlinischen Freunde sind voll des Lobes deiner Werke. Schinkel war ganz entzückt über deine älteren Zeichnungen, die ich sorgfältig bewahre; er wünschte lebhaft, die Neigung zu solchen Compositionen möchte wieder bei dir erwachen. Ich habe noch ein besondres u dringendes Anliegen an dich. Du mußt durchaus deine wichtigsten Werke im Kupferstich mit leicht schattirten Umrissen herausgeben, wie es Rauch gethan. Vorzüglich die Frontons am Schauspielhause, für die ich meine Bewunderung nicht lebhaft genug auszudrücken weiß.
Das lithographirte Porträt deines Bruders schickte ich in der Absicht, daß du sie die Exemplare sogleich unter deine Freunde, u die Freunde u Bewunderer deines Bruders vertheilen solltest, gegen den gewöhnlichen Preis eines solchen Blattes, von 20 oder 25 Sg. Wach hat es dir ja deutlich genug gesagt. Wie kannst du, theurer Freund, nur solche Weitläuftigkeiten bei einer solchen Kleinigkeit machen? Hätte ich es durch einen Kunsthändler wollen gehen lassen, so hätte ich nicht nöthig gehabt, mich an dich zu wenden. Die übrigen Exemplare sind auch in Commission gegeben, das verursacht aber einen Abzug von 50 Procent an dem Ladenpreise. Nun ist es freilich etwas altes geworden. Ich wollte gern einem armen jungen Menschen, den ich seit mehreren Jahren auf meine [5] Kosten in Düsseldorf habe studiren lassen, ein kleines Stipendium schaffen. Wenn es dir aber beschwerlich ist, so hätte ich besser gethan, die Exemplare sämtlich dem Commissionar zu übergeben. Die Leute müssen ja doch wohl 20 Sg. hergeben, wenn du ihnen ein Wort sagst. Wenn du etwas dafür eingenommen hast oder einnimmst, so schicke es mir in Cassen-Anweisungen. – Vor einem Leipziger Musenalmanache hat man deinem Bruder ein abscheuliches Philistergesicht aufgeladen.
Seit meiner Zurückkunft aus London lebe ich hier ganz still, vertieft in meine gelehrten Arbeiten, die aber zugleich meine Freude und Erholung sind. Lebe recht wohl, gedenke meiner im besten, u gib mir bald wieder Nachricht von dir. Überlege das mit der Rheinreise auf diesen Sommer, u mit den Kupferstichen.
Unveränderlich dein
AWvSchlegel
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Theuerster Freund!
Ich habe es geflissentlich einige Zeit lang verschoben, deinen letzten Brief zu beantworten, weil ich mich scheute, so manche schmerzliche Erinnerungen, welche die darin enthaltene traurige Nachricht bei mir geweckt hatte, noch lebhafter anzuregen. Freilich war ich durch alles, was ich von dem Gesundheitszustande deiner Schwester gehört hatte, längst darauf vorbereitet; indessen bringt ein solches Ereigniß, auch voraus gesehen, immer eine trübe Stimmung hervor. Du kannst dir dabei zum Troste sagen, daß du nach besten Kräften gestrebt hast, die äußere Lage deiner Schwester zu verbessern, wiewohl eine gründliche Abhülfe hier nicht möglich war. Vor mehreren Jahren schrieb mir deine Schwester, es seyen große Verbesserungen auf Knorrings Landgütern im Werke, wodurch die Einkünfte sehr vermehrt werden würden. Diese Hoffnung hat sich, wie es scheint, nicht verwirklicht. Zuletzt schrieb mir Kn., er sey das Opfer einer großen Ungerechtigkeit geworden. Bei meiner Unbekanntschaft mit allen Umständen ist mir dieß Wort räthselhaft geblieben. Ich sah ihn, so wie deine Schwester, zum letztenmale in Wien im Jahr [2] 1808. Damals lieh mir Kn. ein paar hundert Gulden ab. Er hat sich nie daran erinnert, u ich habe ihn auch nicht darum gemahnt. – Bei dem Besuche in Deutschland hat deine Schwester nicht den Wunsch gehegt, mich wieder zu sehn, sonst hätte sie nicht Heidelberg zu ihrem Aufenthalte gewählt: den einzigen Ort, wo ich sie durchaus nicht besuchen konnte, wie sie wohl wissen mußte. Ich erfuhr mit Bedauern, daß dein Neffe bei dir wohne, immer noch ohne Bestimmung. Es ist sehr zu bedauern, daß er nicht schon vor zehn Jahren oder noch früher in eine thätige Laufbahn eingetreten. Für einen jungen Mann ist ja nichts verderblicher, als sich so müßig und zwecklos in der Welt herumzutreiben, gesetzt auch, er hätte Vermögen genug, um einer Anstellung nicht zu bedürfen.
Du hast nun lange genug in Berlin gesessen, theurer Freund: du solltest einmal alles abschütteln, und eine Reise an den Rhein machen. Ist doch sogar dein Bruder mobiler als du. Nichts erfrischt den Geist mehr als wenn man einmal seinen täglichen Gesichtskreis verändert, u xxxxx der Einbildungskraft eine Reihe neuer Gegenstände vorüberführt. Man reist ja jetzt überall mit ziemlicher Leichtigkeit; vollends hier am Rheine mit den [3] Dampfboten: das ist ein wahrer Flug. Du wirst mir unendlich willkommen seyn. Jetzt ist mein Haus ziemlich bevölkert. Außer Hrn. Lassen, meinem Mitarbeiter, wohnt jetzt eine frühzeitig zur Witwe gewordene Nichte xx mit ihrem Söhnchen bei mir.
Wenn du mir etwas schenken willst, so thue es ja: der Platz wird sich nachher schon ausmitteln lassen. Freilich ist mein Haus nicht eben groß, u nicht ganz regelmäßig, da es schräg an der Straße liegt. Aber sehr wöhnlich ist es: ich habe es so gut wie möglich auszubauen gesucht. Hätte ich damals, als ich es kaufte, voraussehen können, daß Bonn durch eine neue Anlage vergrößert und verschönert werden würde, was größtentheils unter meiner Leitung zu Stande gekommen ist, so hätte ich lieber gewartet, um mir nachher eins von Grund aus nach meinem Sinne zu bauen. – Das Vestibül des meinigen ist eine Durchfahrt mit Thorwegen; die Decke ist mit vertieften Quadraten u Rosetten verziert; an jeder Seite sind zwei Flügelthüren; Rauch meynte, der Raum über diesen bis an die Decke könnte mit fortlaufenden Basreliefs schicklich ausgefüllt werden. Wenn du etwas dafür hättest, könnte ich dir die Maaße leicht schicken.
[4] Deine Berlinischen Freunde sind voll des Lobes deiner Werke. Schinkel war ganz entzückt über deine älteren Zeichnungen, die ich sorgfältig bewahre; er wünschte lebhaft, die Neigung zu solchen Compositionen möchte wieder bei dir erwachen. Ich habe noch ein besondres u dringendes Anliegen an dich. Du mußt durchaus deine wichtigsten Werke im Kupferstich mit leicht schattirten Umrissen herausgeben, wie es Rauch gethan. Vorzüglich die Frontons am Schauspielhause, für die ich meine Bewunderung nicht lebhaft genug auszudrücken weiß.
Das lithographirte Porträt deines Bruders schickte ich in der Absicht, daß du sie die Exemplare sogleich unter deine Freunde, u die Freunde u Bewunderer deines Bruders vertheilen solltest, gegen den gewöhnlichen Preis eines solchen Blattes, von 20 oder 25 Sg. Wach hat es dir ja deutlich genug gesagt. Wie kannst du, theurer Freund, nur solche Weitläuftigkeiten bei einer solchen Kleinigkeit machen? Hätte ich es durch einen Kunsthändler wollen gehen lassen, so hätte ich nicht nöthig gehabt, mich an dich zu wenden. Die übrigen Exemplare sind auch in Commission gegeben, das verursacht aber einen Abzug von 50 Procent an dem Ladenpreise. Nun ist es freilich etwas altes geworden. Ich wollte gern einem armen jungen Menschen, den ich seit mehreren Jahren auf meine [5] Kosten in Düsseldorf habe studiren lassen, ein kleines Stipendium schaffen. Wenn es dir aber beschwerlich ist, so hätte ich besser gethan, die Exemplare sämtlich dem Commissionar zu übergeben. Die Leute müssen ja doch wohl 20 Sg. hergeben, wenn du ihnen ein Wort sagst. Wenn du etwas dafür eingenommen hast oder einnimmst, so schicke es mir in Cassen-Anweisungen. – Vor einem Leipziger Musenalmanache hat man deinem Bruder ein abscheuliches Philistergesicht aufgeladen.
Seit meiner Zurückkunft aus London lebe ich hier ganz still, vertieft in meine gelehrten Arbeiten, die aber zugleich meine Freude und Erholung sind. Lebe recht wohl, gedenke meiner im besten, u gib mir bald wieder Nachricht von dir. Überlege das mit der Rheinreise auf diesen Sommer, u mit den Kupferstichen.
Unveränderlich dein
AWvSchlegel
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