• Charlotte Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Coppet · Date: 17.09.1809
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Charlotte Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 17.09.1809
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen. – Charlotte Ernst lässt bei „ch“-Schreibungen oft das „c“ weg. Hier wurde korrigierend eingegriffen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,9
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs.
  • Format: 20,3 x 12,2 cm
  • Incipit: „[1] den 17. Sept. 1809.
    Eben bekomme ich eine Gelegenheit wie ich ein paar Zeilen dir sicher zukommen laßen kann, und [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
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[1] den 17. Sept. 1809.
Eben bekomme ich eine Gelegenheit wie ich ein paar Zeilen dir sicher zukommen laßen kann, und dieß ist mir von der äußersten Wichtigkeit, ich werde mich nur in allem kurz fassen.
Mein Mann ist nun seit 6 Wochen wieder hier, ob er hier bleiben wird ohne oder nicht darüber ist noch nichts entschieden, es kann einmal plötzlich in wenig Stunden kommen, doch macht er mir Hofnung daß er vielleicht bleibt wenn auch der König reist, wenn dieser nämlich die Hofwirthschaft nicht braucht sondern von den Chattullen Geldern reist, man lebt in beständiger Furcht, jetzt ist die Lage der Sachen so, daß man nur fürchten nichts hoffen kann. Wird Krieg, welches Unglück hat vielleicht dieser schreckliche Mann schon ausgebreitet! – wird Friede beynahe noch trauriger! – jetzt sind einige Tausend Franzosen hier, ein Commandant der ganz hier zu bleiben scheint, und der meinen Mann viel zu schaffen macht, sein Kostgeld besteht des Monaths aus 3000 r. dabey alles Geschirr, Tafel xxsche Beleuchtung, Holz & die Foderungen dauern dennoch täglich, der Herzog Abrantes war nur 8 Tage hir betrug sich vil artiger wie Pontecorvo. Mein Mann besorgte seinen ganzen etat, er war zufrieden, und machte meinem Mann ein hübsches präsent mit einer Goldnen Dose. ich habe doch schon einmal auf Tilemann angespielt, ich will dir ganz kurz sein Betragen erzählen. noch von Anfang der Feindseligkeiten in unsrer Gegend zeigten sich besonders die Schwarzen an den Gränzen aber ohne Schaden zu [2] thun, da vil Tilemann über Peterswalde ein seine Leute betrugen sich schändlich, plünderten, mishandelten sie persönlich, und beschimpten ihren Gottesdienst auf alle Weise, diese angefangne Feindseligkeit konnte man nicht anders als absichtlich deuten um uns auf die Oesterreicher zu hetzen, kurz darauf kamen die Schwarzen in Zittau, aber ruhig er griff sie an um sie zu vertreiben zog aber den kürzeren, und schimpfte den Herzog von Braunschweig einen Räuberhauptmann, es filen Gefechte in der Stadt vor welches die Bürger aufs äußerste erschreckte. Nun rückten die Oesterreicher in Dresden ein, er zog sich scheinbar heraus, er hatte nicht 2000 Mann. durch falsche Nachrichten hintergangen, hielte er die Feinde nicht für so stark, und griff sie an, mußte aber froh seyn daß er noch mit den Seinigen davon kam, man sagt am Ende habe ihn ganz in seine Gewalt bekommen können wenn er gewollt, er habe aber geheime instructions gehabt gelinde zu verfahren. Nach einiger Zeit kam er mit den Westphalen und die Oesterreicher retérirte ohne sich zu schlagen da zog er als Sieger in die Stadt ein kurz darauf schlug Kirnmeyer den Abrantes ud sie erschienen wieder aus den Einfall unserer Truppen in Böhmen war nichts geworden, und wurde der Waffenstillstand bekannt alles blieb in Ruhe, die mehrsten Oesterreicher waren in einem Lager nicht vil in Dresden, ich sahe ruhig aus dem Fenster und sahe Menschen laufen, dieß nahm zu [3] wie ein Wirbelwind, alles läuft durch einander, ich kann noch nicht erfahren was es ist so kommen die Rathwächter man soll nicht aus dem Fenster kucken es würde geschossen werden, die Sachsen wären vor den Thoren und die Oesterreicher wollten sich aufs äußerste wehren. Tilemann wollte nämlich benutzen daß ihm der Waffenstillstand noch nicht gemeldet war, war aber auch übel berichtet, den am Ende der seine Bewegungen gesehen hatte traf 2 Stunden vor ihn mit einigen bataillons und Geschütz ein, Am Ende drohte die Stadt zu plündern und anzustecken, wenn es Tilemann wagte sie anzugreifen. Die völligste Sperrung der Thore machte die Angst groß, der Rath gieng an Tilemann er wollte sich nicht fügen, nun wurde ihm aber ein jeder pretect genommen, den der Courier kam mit dem Waffenstillstand, und die Oesterreicher bekamen Befehl von E.H. Carl sich zurückzuziehen. vermöge des Waffenstillstandes. Dieß ist die kurze Heldengeschichte nun ist er für alle diese Dienste die er uns geleistet General geworden, und spilt eine wichtige Rolle, Die Westphalen ist es ein ganz verwahrlostes Volk geworden; es ist traurig zu sehen das deutsche so fallen können. Nach dem ersten Rückzug der Österreicher, xx bey dem Aufenthalt der Oesterreicher war Adam Müller vil mit dem Fürst Lobkowitz bey einer Familie Carlowitz, einige sagen er hatte das gemacht was Lobkowitz anschlagen ließ, doch enthielt dieses nichts als liebes und gutes für die Stadt [4] seine Freunde sagen, nein, er habe nur die Correctur durch gesehen, nach ihrem Abzug läßt Brandt Adam Müller holen, läßt ihm nicht einmal Zeit zu seiner Braut, der Fr. v. Hassan zu gehen, und er wird mit einem 20 Kreuzer in der Tasche über die Gränze transportiert, ud man sagt dieses noch durch Tilemanns Vermittelung denn man habe ihn der französischen Behörde überliefern wollen. Die Oesterreicher wie sie wiederkamen nahmen Brandten in Arrest doch dauerte dieses nicht lange weil sie bald fortgiengen. Die Fr. v. Hassan ist ihm nach Berlin gefolgt sie haben sich geheyrathet, Adams Wohlhabende Eltern, die wegen seines Ubergangs zur Catholischen Religion mit ihm gespannt waren haben sich versöhnt und alles ist vergnügt Vor ungefähr 8 Tagen machte ein Oesterreichischer courier vil Aufsehen er kam begleitet mit dem Herrn von Buel und war ein Ingenieur officier sie fragten nach Tilemann, und wie man sagt war der Pretext eine Entscheidung für die Schwarzen, doch hat St. Cyr dieses nicht zugelassen daß er mit Tilemann geredet er hat sie zu sich kommen lassen von Spions geredet, und sie Augenblicklich mit escorte über die Gränze begleiten lassen ich zweifle nicht daß sie noch geheime Aufträge gehabt haben. Die Schwiegerinn kann nicht nach Dresden kommen. Wir sind selber mit dem Polizey Director sehr gut, Uechtritzt der sein sehr guter Freund ist hat ihn sondirt hat ihm gesagt daß es eine stille Frau wäre die sich von allen politischen Händeln entfernt [5] hielt, aber wie ich voraus sahe er hat es gänzlich abgerathen, weil er für unangenehme Folgen nicht stehen könnte. es schmerzt mich sehr um die gute Schwiegerinn, doch würde auch die Reise und der Aufenthalt bey den Kindern vil Geld kosten. Sie schreibt in ihrem letzten Briefe, Friedrich hätte sie nach Ofen apointiret um da alles wichtige mit ihr abzureden da sie sich villeicht lange nicht wiedersehen, hier aus kann ich nicht vil friedliches schließen. Der wichtigste Punkt worüber ich dir schreiben wollte war daß nach dem obigen erzählten, Dresden wahrscheinlich kein Ort ist, den er passiren könnte, wenn alles unglücklich gehen sollte, ich wünschte du redetest alles mit ihm ab, wo ich etwan mit ihm zusammen treffen könnte um ihm die Hülfe zuzubringen, ud wenn es noch durch meine Hand gehen sollte, so wünschte ich auf dem Fall ein, kleines Wort von der Fr. v. Staël zu haben daß sie dafür gut sagt, sonst würde es mir villeicht schwierig seyn, Geld sogleich zu bekommen. – und nun noch etwas was mir schwer auf dem Herzen liegt, denkst du denn ernsthaft dein Vaterland zu verlassen? sollten mir wenn alles übel geht auch noch diese Kränkung bevor stehen? ich kann es nicht glauben beruhige mich bald über diesen Punkt? Jetzt erheitre und erfreue ich mich an deinen Vorlesungen, ich gebrauche so gut ich kann die kleine Ruhe die uns vergönnt ist. Soweit als ich sie gelesen habe gefallen sie mir vortreflich, es ist eine Klarheit und Deutlichkeit darinnen die mir [6] wohlthut. Der Standhafte Prinz ist ganz herrlich er übertrift alles bisher gelesene. Und nun liebster Bruder Stärke uns Gott für alles was uns bevor steht. Ich bin bis jetzt etwas beruhigter gewesen, es scheint mir etwas mehr Licht in dieser großen Weltbegebenheit. Ich glaube diese Welterschütterung und dieses unendliche Elend der Völker war, um damit manche Tugenden die vile einzuschlummern drohten, nicht völlig erlöschen. Und Gott, der nicht die geringste Gattung lebendiger Geschöpfe untergehen läßt wird nicht nie eine Tugend untergehen laßen, daran glaube ich fest, und an diesen Strahl von Licht halte ich mich, Der Urheber aller dieser Uebel steht mir manchmal ganz von Fern nur ein nothwendiges Mittel diese Bewegung hervorzubringen. Doch wenn der Krieg wieder anfängt dann wird meine Fassung auch wohl wieder dahin seyn, Furcht und aufkeimende Hoffnung peinigt mich abwechselnd gar zu sehr die Oesterreichische Nation hat sich herrlich betragen! – Die Tiek hält sich noch immer bey den Herrn von Burgsdorf auf welcher seit einem Jahre verheyrathet ist! – die Marie hat sich in ein Kloster begeben, wo sie sich der Krankenwartung gewidmet hat, doch ohne Gelübde, sie lebte bey einer Polnischen Fürstinn die ihr ihr ganzes Herz geschenkt hatte sehr angenehm, diese hat sie sehr ungern verloren. Sie soll glücklich seyn! – Nun, lebe wohl geliebtester, lebe glücklich, so vil es möglich ist, laß uns mein theuerster nur an unsern innern Frieden denken den Frieden der Welt werden wir wohl nicht mehr zu sehen kriegen.
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[1] den 17. Sept. 1809.
Eben bekomme ich eine Gelegenheit wie ich ein paar Zeilen dir sicher zukommen laßen kann, und dieß ist mir von der äußersten Wichtigkeit, ich werde mich nur in allem kurz fassen.
Mein Mann ist nun seit 6 Wochen wieder hier, ob er hier bleiben wird ohne oder nicht darüber ist noch nichts entschieden, es kann einmal plötzlich in wenig Stunden kommen, doch macht er mir Hofnung daß er vielleicht bleibt wenn auch der König reist, wenn dieser nämlich die Hofwirthschaft nicht braucht sondern von den Chattullen Geldern reist, man lebt in beständiger Furcht, jetzt ist die Lage der Sachen so, daß man nur fürchten nichts hoffen kann. Wird Krieg, welches Unglück hat vielleicht dieser schreckliche Mann schon ausgebreitet! – wird Friede beynahe noch trauriger! – jetzt sind einige Tausend Franzosen hier, ein Commandant der ganz hier zu bleiben scheint, und der meinen Mann viel zu schaffen macht, sein Kostgeld besteht des Monaths aus 3000 r. dabey alles Geschirr, Tafel xxsche Beleuchtung, Holz & die Foderungen dauern dennoch täglich, der Herzog Abrantes war nur 8 Tage hir betrug sich vil artiger wie Pontecorvo. Mein Mann besorgte seinen ganzen etat, er war zufrieden, und machte meinem Mann ein hübsches präsent mit einer Goldnen Dose. ich habe doch schon einmal auf Tilemann angespielt, ich will dir ganz kurz sein Betragen erzählen. noch von Anfang der Feindseligkeiten in unsrer Gegend zeigten sich besonders die Schwarzen an den Gränzen aber ohne Schaden zu [2] thun, da vil Tilemann über Peterswalde ein seine Leute betrugen sich schändlich, plünderten, mishandelten sie persönlich, und beschimpten ihren Gottesdienst auf alle Weise, diese angefangne Feindseligkeit konnte man nicht anders als absichtlich deuten um uns auf die Oesterreicher zu hetzen, kurz darauf kamen die Schwarzen in Zittau, aber ruhig er griff sie an um sie zu vertreiben zog aber den kürzeren, und schimpfte den Herzog von Braunschweig einen Räuberhauptmann, es filen Gefechte in der Stadt vor welches die Bürger aufs äußerste erschreckte. Nun rückten die Oesterreicher in Dresden ein, er zog sich scheinbar heraus, er hatte nicht 2000 Mann. durch falsche Nachrichten hintergangen, hielte er die Feinde nicht für so stark, und griff sie an, mußte aber froh seyn daß er noch mit den Seinigen davon kam, man sagt am Ende habe ihn ganz in seine Gewalt bekommen können wenn er gewollt, er habe aber geheime instructions gehabt gelinde zu verfahren. Nach einiger Zeit kam er mit den Westphalen und die Oesterreicher retérirte ohne sich zu schlagen da zog er als Sieger in die Stadt ein kurz darauf schlug Kirnmeyer den Abrantes ud sie erschienen wieder aus den Einfall unserer Truppen in Böhmen war nichts geworden, und wurde der Waffenstillstand bekannt alles blieb in Ruhe, die mehrsten Oesterreicher waren in einem Lager nicht vil in Dresden, ich sahe ruhig aus dem Fenster und sahe Menschen laufen, dieß nahm zu [3] wie ein Wirbelwind, alles läuft durch einander, ich kann noch nicht erfahren was es ist so kommen die Rathwächter man soll nicht aus dem Fenster kucken es würde geschossen werden, die Sachsen wären vor den Thoren und die Oesterreicher wollten sich aufs äußerste wehren. Tilemann wollte nämlich benutzen daß ihm der Waffenstillstand noch nicht gemeldet war, war aber auch übel berichtet, den am Ende der seine Bewegungen gesehen hatte traf 2 Stunden vor ihn mit einigen bataillons und Geschütz ein, Am Ende drohte die Stadt zu plündern und anzustecken, wenn es Tilemann wagte sie anzugreifen. Die völligste Sperrung der Thore machte die Angst groß, der Rath gieng an Tilemann er wollte sich nicht fügen, nun wurde ihm aber ein jeder pretect genommen, den der Courier kam mit dem Waffenstillstand, und die Oesterreicher bekamen Befehl von E.H. Carl sich zurückzuziehen. vermöge des Waffenstillstandes. Dieß ist die kurze Heldengeschichte nun ist er für alle diese Dienste die er uns geleistet General geworden, und spilt eine wichtige Rolle, Die Westphalen ist es ein ganz verwahrlostes Volk geworden; es ist traurig zu sehen das deutsche so fallen können. Nach dem ersten Rückzug der Österreicher, xx bey dem Aufenthalt der Oesterreicher war Adam Müller vil mit dem Fürst Lobkowitz bey einer Familie Carlowitz, einige sagen er hatte das gemacht was Lobkowitz anschlagen ließ, doch enthielt dieses nichts als liebes und gutes für die Stadt [4] seine Freunde sagen, nein, er habe nur die Correctur durch gesehen, nach ihrem Abzug läßt Brandt Adam Müller holen, läßt ihm nicht einmal Zeit zu seiner Braut, der Fr. v. Hassan zu gehen, und er wird mit einem 20 Kreuzer in der Tasche über die Gränze transportiert, ud man sagt dieses noch durch Tilemanns Vermittelung denn man habe ihn der französischen Behörde überliefern wollen. Die Oesterreicher wie sie wiederkamen nahmen Brandten in Arrest doch dauerte dieses nicht lange weil sie bald fortgiengen. Die Fr. v. Hassan ist ihm nach Berlin gefolgt sie haben sich geheyrathet, Adams Wohlhabende Eltern, die wegen seines Ubergangs zur Catholischen Religion mit ihm gespannt waren haben sich versöhnt und alles ist vergnügt Vor ungefähr 8 Tagen machte ein Oesterreichischer courier vil Aufsehen er kam begleitet mit dem Herrn von Buel und war ein Ingenieur officier sie fragten nach Tilemann, und wie man sagt war der Pretext eine Entscheidung für die Schwarzen, doch hat St. Cyr dieses nicht zugelassen daß er mit Tilemann geredet er hat sie zu sich kommen lassen von Spions geredet, und sie Augenblicklich mit escorte über die Gränze begleiten lassen ich zweifle nicht daß sie noch geheime Aufträge gehabt haben. Die Schwiegerinn kann nicht nach Dresden kommen. Wir sind selber mit dem Polizey Director sehr gut, Uechtritzt der sein sehr guter Freund ist hat ihn sondirt hat ihm gesagt daß es eine stille Frau wäre die sich von allen politischen Händeln entfernt [5] hielt, aber wie ich voraus sahe er hat es gänzlich abgerathen, weil er für unangenehme Folgen nicht stehen könnte. es schmerzt mich sehr um die gute Schwiegerinn, doch würde auch die Reise und der Aufenthalt bey den Kindern vil Geld kosten. Sie schreibt in ihrem letzten Briefe, Friedrich hätte sie nach Ofen apointiret um da alles wichtige mit ihr abzureden da sie sich villeicht lange nicht wiedersehen, hier aus kann ich nicht vil friedliches schließen. Der wichtigste Punkt worüber ich dir schreiben wollte war daß nach dem obigen erzählten, Dresden wahrscheinlich kein Ort ist, den er passiren könnte, wenn alles unglücklich gehen sollte, ich wünschte du redetest alles mit ihm ab, wo ich etwan mit ihm zusammen treffen könnte um ihm die Hülfe zuzubringen, ud wenn es noch durch meine Hand gehen sollte, so wünschte ich auf dem Fall ein, kleines Wort von der Fr. v. Staël zu haben daß sie dafür gut sagt, sonst würde es mir villeicht schwierig seyn, Geld sogleich zu bekommen. – und nun noch etwas was mir schwer auf dem Herzen liegt, denkst du denn ernsthaft dein Vaterland zu verlassen? sollten mir wenn alles übel geht auch noch diese Kränkung bevor stehen? ich kann es nicht glauben beruhige mich bald über diesen Punkt? Jetzt erheitre und erfreue ich mich an deinen Vorlesungen, ich gebrauche so gut ich kann die kleine Ruhe die uns vergönnt ist. Soweit als ich sie gelesen habe gefallen sie mir vortreflich, es ist eine Klarheit und Deutlichkeit darinnen die mir [6] wohlthut. Der Standhafte Prinz ist ganz herrlich er übertrift alles bisher gelesene. Und nun liebster Bruder Stärke uns Gott für alles was uns bevor steht. Ich bin bis jetzt etwas beruhigter gewesen, es scheint mir etwas mehr Licht in dieser großen Weltbegebenheit. Ich glaube diese Welterschütterung und dieses unendliche Elend der Völker war, um damit manche Tugenden die vile einzuschlummern drohten, nicht völlig erlöschen. Und Gott, der nicht die geringste Gattung lebendiger Geschöpfe untergehen läßt wird nicht nie eine Tugend untergehen laßen, daran glaube ich fest, und an diesen Strahl von Licht halte ich mich, Der Urheber aller dieser Uebel steht mir manchmal ganz von Fern nur ein nothwendiges Mittel diese Bewegung hervorzubringen. Doch wenn der Krieg wieder anfängt dann wird meine Fassung auch wohl wieder dahin seyn, Furcht und aufkeimende Hoffnung peinigt mich abwechselnd gar zu sehr die Oesterreichische Nation hat sich herrlich betragen! – Die Tiek hält sich noch immer bey den Herrn von Burgsdorf auf welcher seit einem Jahre verheyrathet ist! – die Marie hat sich in ein Kloster begeben, wo sie sich der Krankenwartung gewidmet hat, doch ohne Gelübde, sie lebte bey einer Polnischen Fürstinn die ihr ihr ganzes Herz geschenkt hatte sehr angenehm, diese hat sie sehr ungern verloren. Sie soll glücklich seyn! – Nun, lebe wohl geliebtester, lebe glücklich, so vil es möglich ist, laß uns mein theuerster nur an unsern innern Frieden denken den Frieden der Welt werden wir wohl nicht mehr zu sehen kriegen.
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