• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Coppet · Date: 30.03.1806
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 30.03.1806
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,23
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,9 x 18 cm
  • Incipit: „[1] Den 30 ten Mertz
    1806
    Mein Liebster Sohn.
    Am Neujahrstage erhielt ich einen Lieben Brief von Dir, der mir viel Freude machte, [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
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[1] Den 30 ten Mertz
1806
Mein Liebster Sohn.
Am Neujahrstage erhielt ich einen Lieben Brief von Dir, der mir viel Freude machte, weil er mich von Deinen Wohlbefünden, u vergnügten Leben, Nachricht gab. Dieser Brief war den 15 ten December geschrieben. in Denselben schreibst Du mir auch, Du würtest in 6 Wochen wieder schreiben, u mir nach Deiner Gewöhlichen Liebe zu mir einen Geld Wechsel über schicken. Da es nun über 3 Monathe sind, werde ich besorgt daß der Brief Liegen geblieben oder verlohren gegangen ist. oder daß Du gar kranck bist, welches der Gute Gott nicht wolle, noch mehr Leiden der Art würde mir bey meinen Alter, und sonstigen Traurigen Lage, schwer zu tragen seyn. Nun kommt noch hin zu, daß ich von Dreßden eben so lange keine Nachricht habe, und da die guten Leutchen alle 3 Schwächlich sind, so macht mich das sehr besorgt u Unruhrig. die Öfentlichen Angelegenheiten dazu, dazu, wir noch immer in Dunckler Ungewißheit Leben, was unser Schicksal seyn wird. Du wirst viel aus den Zeittung wißen, wie es bey uns steht, wir haben itzo Preüßen u es ist itzo ein Leitlicher Fuß, u noch zur Zeit hat ein Jeder das Seine bekommen, aber die Theuerung Drückt einen u mich insbesondere die Schwäche des Alters, ich bin nun 71 Jahr Genüße ich nicht etwas Kräftiges, so bin ich ganz hinfällig Ich gehe nun Gottlob ganz allein über die Straße, [2] aber bey Schlechten Wetter und Wege muß ich mich fahren oder tragen laßen, wo zu meine Einkünfte nicht zureichen, u doch ist es das Gröste Betürfniß vor mich, Aufheiterung, daß heist alle tage ein paar Stunden bey einer Freundin zu seyn, zum Thee oder ein paar bey mir zu haben, u da kann ich mich recht auf Muntern, daß sich die Leute über mich freuen, unterlaße ich aber einige Tage die Bewegung u aufheiterung, so verfalle ich gleich in Triebsin. Carl macht mir viel Freude. Er benimmt sich in allen Stiken so, daß er von allen Menschen geliebt u geehrt wird, besonders seine Obere Zeignen ihm sehr aus. Seine Gesundheit ist ziemlich gut, seine Einnahme itzo sehr gut, aber viel viel Arbeit. Seine Frau befündet sich itzo leilich. Sie läßt sich noch immer Mangnetisiren, zuweilen eineZeit lang 2 mal des Tags. Ich fürchte daß es zuletzt Bedürfnüß wird, u der Körper immer entfündlicher wird. Moritzens geht es ja auch ziemlich gut. Moritz zeignet sich auch aus, besonders in Supertenden Geschäfften u wird daher sehr geschätz. Friedrich ist vor mich so gut als Tot. u noch schlimmer, da ich mir immer Sorgen vor ihm Mache. Gieb mir doch ja Nachricht von ihm. Du schreibst mir in Deinem letzten Briefe bis Ostern wäre er gewiß noch in Köllen. u wo denn nachher hin? Die Welt ist doch so voller Bedienungen, daß doch bey seinen Talenten, kein gewißes Blätzchen [3] vor ihm. ist Könnte ich durch mein Tägliches Bründiges Gebeth daß ich vor alle meine Kinder thue, u besonders auch vor diesen meinen Sohn, was erringen, wie Lavater geglaubt hat, daß man dadurch Berge versetzen könnte, so würdet Ihr alle recht glücklich seyn.
Ich habe kurtz darauf noch dem ich Deinen lxxten Brief erhalten hatte, an Dich geschrieben. Ich gab Dir unter andern die Traurige Nachricht, von den Totte der guten Caroline Rehberg, mit allen Umständen.
Nun ich fange Stieglitz ist Leibmedicuß geworden er macht viel glück als Artzt. hat 2 aller Liebst Söhne. Rehberg hat den Tittel als Hofrath bekommen. Seine gute artige Frau, u 2 Kinder sind alle schwächlich, vermuthlich eine Folge seiner vormahlichen Schlechten Lebens Art. Nun Lieber Bester Willhelm verlaß Deine alte Mutter nicht, die Dich über alle Beschreibung Liebt Sollte ein Brief von Dir Liegen geblieben seyn, so müste noch geforscht werden. Ich hoffe nun bald was von Dir zu hören, ehe Ihr wieder verreist, u ich wüste nicht wohin, daß würde sehr hart vor mich seyn. Carls grüßen Dich Hertzlich Lebe recht wohl
Mutter Schlegel
[4] [leer]
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[1] Den 30 ten Mertz
1806
Mein Liebster Sohn.
Am Neujahrstage erhielt ich einen Lieben Brief von Dir, der mir viel Freude machte, weil er mich von Deinen Wohlbefünden, u vergnügten Leben, Nachricht gab. Dieser Brief war den 15 ten December geschrieben. in Denselben schreibst Du mir auch, Du würtest in 6 Wochen wieder schreiben, u mir nach Deiner Gewöhlichen Liebe zu mir einen Geld Wechsel über schicken. Da es nun über 3 Monathe sind, werde ich besorgt daß der Brief Liegen geblieben oder verlohren gegangen ist. oder daß Du gar kranck bist, welches der Gute Gott nicht wolle, noch mehr Leiden der Art würde mir bey meinen Alter, und sonstigen Traurigen Lage, schwer zu tragen seyn. Nun kommt noch hin zu, daß ich von Dreßden eben so lange keine Nachricht habe, und da die guten Leutchen alle 3 Schwächlich sind, so macht mich das sehr besorgt u Unruhrig. die Öfentlichen Angelegenheiten dazu, dazu, wir noch immer in Dunckler Ungewißheit Leben, was unser Schicksal seyn wird. Du wirst viel aus den Zeittung wißen, wie es bey uns steht, wir haben itzo Preüßen u es ist itzo ein Leitlicher Fuß, u noch zur Zeit hat ein Jeder das Seine bekommen, aber die Theuerung Drückt einen u mich insbesondere die Schwäche des Alters, ich bin nun 71 Jahr Genüße ich nicht etwas Kräftiges, so bin ich ganz hinfällig Ich gehe nun Gottlob ganz allein über die Straße, [2] aber bey Schlechten Wetter und Wege muß ich mich fahren oder tragen laßen, wo zu meine Einkünfte nicht zureichen, u doch ist es das Gröste Betürfniß vor mich, Aufheiterung, daß heist alle tage ein paar Stunden bey einer Freundin zu seyn, zum Thee oder ein paar bey mir zu haben, u da kann ich mich recht auf Muntern, daß sich die Leute über mich freuen, unterlaße ich aber einige Tage die Bewegung u aufheiterung, so verfalle ich gleich in Triebsin. Carl macht mir viel Freude. Er benimmt sich in allen Stiken so, daß er von allen Menschen geliebt u geehrt wird, besonders seine Obere Zeignen ihm sehr aus. Seine Gesundheit ist ziemlich gut, seine Einnahme itzo sehr gut, aber viel viel Arbeit. Seine Frau befündet sich itzo leilich. Sie läßt sich noch immer Mangnetisiren, zuweilen eineZeit lang 2 mal des Tags. Ich fürchte daß es zuletzt Bedürfnüß wird, u der Körper immer entfündlicher wird. Moritzens geht es ja auch ziemlich gut. Moritz zeignet sich auch aus, besonders in Supertenden Geschäfften u wird daher sehr geschätz. Friedrich ist vor mich so gut als Tot. u noch schlimmer, da ich mir immer Sorgen vor ihm Mache. Gieb mir doch ja Nachricht von ihm. Du schreibst mir in Deinem letzten Briefe bis Ostern wäre er gewiß noch in Köllen. u wo denn nachher hin? Die Welt ist doch so voller Bedienungen, daß doch bey seinen Talenten, kein gewißes Blätzchen [3] vor ihm. ist Könnte ich durch mein Tägliches Bründiges Gebeth daß ich vor alle meine Kinder thue, u besonders auch vor diesen meinen Sohn, was erringen, wie Lavater geglaubt hat, daß man dadurch Berge versetzen könnte, so würdet Ihr alle recht glücklich seyn.
Ich habe kurtz darauf noch dem ich Deinen lxxten Brief erhalten hatte, an Dich geschrieben. Ich gab Dir unter andern die Traurige Nachricht, von den Totte der guten Caroline Rehberg, mit allen Umständen.
Nun ich fange Stieglitz ist Leibmedicuß geworden er macht viel glück als Artzt. hat 2 aller Liebst Söhne. Rehberg hat den Tittel als Hofrath bekommen. Seine gute artige Frau, u 2 Kinder sind alle schwächlich, vermuthlich eine Folge seiner vormahlichen Schlechten Lebens Art. Nun Lieber Bester Willhelm verlaß Deine alte Mutter nicht, die Dich über alle Beschreibung Liebt Sollte ein Brief von Dir Liegen geblieben seyn, so müste noch geforscht werden. Ich hoffe nun bald was von Dir zu hören, ehe Ihr wieder verreist, u ich wüste nicht wohin, daß würde sehr hart vor mich seyn. Carls grüßen Dich Hertzlich Lebe recht wohl
Mutter Schlegel
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