• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Aubergenville · Date: 23.02.1807
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Aubergenville
  • Date: 23.02.1807
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,25
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 19,1 cm
  • Incipit: „[1] den 23 ten Februar
    1807.
    Mein Lieber Bester Sohn,
    Ich habe Deinen Lieben Brief, dem ich so sehnlich erwartet hatte, mit Freuden [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
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[1] den 23 ten Februar
1807.
Mein Lieber Bester Sohn,
Ich habe Deinen Lieben Brief, dem ich so sehnlich erwartet hatte, mit Freuden tränen, den 20 ten Februar erhalten den 10 ten war derselbe geschrieben, also 10 Tage unterwegs daß geht wohl an. Vor allen dingen Dancke ich Dir recht hertzlich vor Dein geschenck, was mir allerdings sehr zu statten kömmt. Carl hat es mit den Gelde gleich in Richtigkeit gebracht.
Ich habe etwan vor 4 Wochen an Dich geschrieben, der Brief war nach Deiner Vorschrift, nach der Schweitz auf Copet gerichtet. Ich hoffe daß Du nun den Brief noch erhalten hast. Ich hatte Dir manche Nachricht gegäben, ich weiß nun nicht mehr welche, mein Gedächtniß ist itzo schwach. 2 mal mag ich doch eine Sache nicht schreiben, Melde mir doch in Deinen nächsten Briefe ob Du ihm erhalten hast. Ich möchte wißen In diesen Briefe werde ich mich blos darauf einschräncken, von unseren Befünden zu melden. Mein Befünden ist bis auf Alterschwähe gut. der Winter ist aber so naß u Feicht was nicht gut auf die Gesundheit würckt. Carl hat auch eine unpäßlichkeit gehabt, was übel hätte werden können, aber gottlob über gegangen ist, Julchen ist gröstentheils gut, läst sich aber noch immer Mangnedisiren. Von Dresten bekomme ich sehr selten Briefe, u bekomme ich entlich ein mal welche, so sind beyde traurig gestimmt, ohne mir die ursache davon an zugäben, u nach meiner Bösen gewohnheit dencke ich mir das Schlimste davon, zum beweiß von seiner Gesundheit, den ohne große Noth haben sie gewiß nicht die Kostbaarreiße nach dem Karlsbathe 2 mal gemacht. Zwar haben [2] sie vor kurtzen auch einen Großen Verlust gehabt. der Bruder von Ernst der Hauptmann war, ist mit bey Jäna geblieben. 14 Tage wusten sie nicht wo er geblieben war. Er hat eine Frau, doch aber gottlob keine Kinder verlaßen. Er hatte noch keine Companie folglich hatte die Arme Frau das Ihrige zugesetzt um ihn in Stand zu setzen, u nichts als ledige Kuffer wieder bekommen Ernst wird auch viel an der Witwe thun müßen, u eine Kränckliche Schwester, hat er auch meist zu erhalten. Er ist aber auch wie Du ein Edelgesinter Mann, wie Du mein Bester, ich glaube gewiß daß Du auch schon oft was an Friedrich gethan hast. über Friedrich muß ich noch ein paar worte mit Dir im Vertrauen sprächen. Es kränckt mich in der Seele, daß es sich gar nicht einmal paßen will, daß ein er ein gewißes Blätzchen in der Welt bekommen kann, es sind doch der Stellen so viel. Freylich glaube ich wohl, daß seine Besondern Meynungen die er gewiß hat mit schuld daran sind, aber es giebt mehr der gleichen, als zum Exempel Fichte, u der hat doch einen Ruf nach dem anderen erhalden. Es tauret mich daß er sich so behelfen muß, u da traue ich ihm keine Große Stärcke in zu, u noch mehr schmertz es mich wenn wenn er Sorgen, u Verlegenheiten hat. was will nun werden, wenn F v Stahl u Du wieder verreißen? Auf seine Neue Hofnung rechne ich wenig. Melde mir doch etwas mehr von seiner itzigen Lage. Wohnt Friedrich bey Frau von Stahl im Hauße u ist die Frau mit da? Ist ihre Schwächlichkeit von der Art [3] daß was zu fürchten Stünde? Unter allen Diesen Umständen, würde ich es vor kein unglück halten, u mich darüber zu gäben, denn ein Lediger Mann mit Talenden kann sich dann ehr helfen. Ich wollte Dir eine Bitte u Vorschlag thun, lieber Sohn, wenn Du das jenige was Du mir künftig noch zu gedacht hast an Friedrich gäbst, so lange er es nöthig hat. Ich will mich gern noch mehr ein schräncken, u sollte mir einmal meine Pancion nicht aus gezahlt werden, so will mir Carl so lange was vorschießen. Bisher habe ich sie noch immer bekommen, zu weilen spötter, aber mann hat nur immer die Besorgniß. Carl steht sich itzo sehr gut, u könnte der Er immer handeln wie er wollte, so würde er viel an den Seinigen thun, die es nöthig hätten, etwas giebt er mir auch. Bey Moritz ist auch immer geldnoth, die Frau ist auch keine Wirthin. Die Älteste Tochter ist gut gerathen, die 2te wird es auch, aber dem Sohne traue ich nicht, böse ist er nicht, aber sonderbaar. Ich will nur schließen, ich bin nicht recht aufgelegt zum schreiben, ich wollte Dir nur gleich den richtigen Entfang Deines Briefs melden. Lebe recht wohl bester Sohn, sey versichert daß kein Tag vergeht, wo ich meine mit meinen Guten wünschen nicht bey Dir bin. Den Berliner Mußen almanach habe ich gehabt daß Bildniß von F v Stahl, habe ich mit vielen Intereße betrachtet, ich habe sie mir nicht so hübsch vorgestellt. aber was von Dir darin ist, hat mir viel Freude gemacht. Mein Respect an F v Stahl Mutter Schlegel.
[4] [leer]
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[1] den 23 ten Februar
1807.
Mein Lieber Bester Sohn,
Ich habe Deinen Lieben Brief, dem ich so sehnlich erwartet hatte, mit Freuden tränen, den 20 ten Februar erhalten den 10 ten war derselbe geschrieben, also 10 Tage unterwegs daß geht wohl an. Vor allen dingen Dancke ich Dir recht hertzlich vor Dein geschenck, was mir allerdings sehr zu statten kömmt. Carl hat es mit den Gelde gleich in Richtigkeit gebracht.
Ich habe etwan vor 4 Wochen an Dich geschrieben, der Brief war nach Deiner Vorschrift, nach der Schweitz auf Copet gerichtet. Ich hoffe daß Du nun den Brief noch erhalten hast. Ich hatte Dir manche Nachricht gegäben, ich weiß nun nicht mehr welche, mein Gedächtniß ist itzo schwach. 2 mal mag ich doch eine Sache nicht schreiben, Melde mir doch in Deinen nächsten Briefe ob Du ihm erhalten hast. Ich möchte wißen In diesen Briefe werde ich mich blos darauf einschräncken, von unseren Befünden zu melden. Mein Befünden ist bis auf Alterschwähe gut. der Winter ist aber so naß u Feicht was nicht gut auf die Gesundheit würckt. Carl hat auch eine unpäßlichkeit gehabt, was übel hätte werden können, aber gottlob über gegangen ist, Julchen ist gröstentheils gut, läst sich aber noch immer Mangnedisiren. Von Dresten bekomme ich sehr selten Briefe, u bekomme ich entlich ein mal welche, so sind beyde traurig gestimmt, ohne mir die ursache davon an zugäben, u nach meiner Bösen gewohnheit dencke ich mir das Schlimste davon, zum beweiß von seiner Gesundheit, den ohne große Noth haben sie gewiß nicht die Kostbaarreiße nach dem Karlsbathe 2 mal gemacht. Zwar haben [2] sie vor kurtzen auch einen Großen Verlust gehabt. der Bruder von Ernst der Hauptmann war, ist mit bey Jäna geblieben. 14 Tage wusten sie nicht wo er geblieben war. Er hat eine Frau, doch aber gottlob keine Kinder verlaßen. Er hatte noch keine Companie folglich hatte die Arme Frau das Ihrige zugesetzt um ihn in Stand zu setzen, u nichts als ledige Kuffer wieder bekommen Ernst wird auch viel an der Witwe thun müßen, u eine Kränckliche Schwester, hat er auch meist zu erhalten. Er ist aber auch wie Du ein Edelgesinter Mann, wie Du mein Bester, ich glaube gewiß daß Du auch schon oft was an Friedrich gethan hast. über Friedrich muß ich noch ein paar worte mit Dir im Vertrauen sprächen. Es kränckt mich in der Seele, daß es sich gar nicht einmal paßen will, daß ein er ein gewißes Blätzchen in der Welt bekommen kann, es sind doch der Stellen so viel. Freylich glaube ich wohl, daß seine Besondern Meynungen die er gewiß hat mit schuld daran sind, aber es giebt mehr der gleichen, als zum Exempel Fichte, u der hat doch einen Ruf nach dem anderen erhalden. Es tauret mich daß er sich so behelfen muß, u da traue ich ihm keine Große Stärcke in zu, u noch mehr schmertz es mich wenn wenn er Sorgen, u Verlegenheiten hat. was will nun werden, wenn F v Stahl u Du wieder verreißen? Auf seine Neue Hofnung rechne ich wenig. Melde mir doch etwas mehr von seiner itzigen Lage. Wohnt Friedrich bey Frau von Stahl im Hauße u ist die Frau mit da? Ist ihre Schwächlichkeit von der Art [3] daß was zu fürchten Stünde? Unter allen Diesen Umständen, würde ich es vor kein unglück halten, u mich darüber zu gäben, denn ein Lediger Mann mit Talenden kann sich dann ehr helfen. Ich wollte Dir eine Bitte u Vorschlag thun, lieber Sohn, wenn Du das jenige was Du mir künftig noch zu gedacht hast an Friedrich gäbst, so lange er es nöthig hat. Ich will mich gern noch mehr ein schräncken, u sollte mir einmal meine Pancion nicht aus gezahlt werden, so will mir Carl so lange was vorschießen. Bisher habe ich sie noch immer bekommen, zu weilen spötter, aber mann hat nur immer die Besorgniß. Carl steht sich itzo sehr gut, u könnte der Er immer handeln wie er wollte, so würde er viel an den Seinigen thun, die es nöthig hätten, etwas giebt er mir auch. Bey Moritz ist auch immer geldnoth, die Frau ist auch keine Wirthin. Die Älteste Tochter ist gut gerathen, die 2te wird es auch, aber dem Sohne traue ich nicht, böse ist er nicht, aber sonderbaar. Ich will nur schließen, ich bin nicht recht aufgelegt zum schreiben, ich wollte Dir nur gleich den richtigen Entfang Deines Briefs melden. Lebe recht wohl bester Sohn, sey versichert daß kein Tag vergeht, wo ich meine mit meinen Guten wünschen nicht bey Dir bin. Den Berliner Mußen almanach habe ich gehabt daß Bildniß von F v Stahl, habe ich mit vielen Intereße betrachtet, ich habe sie mir nicht so hübsch vorgestellt. aber was von Dir darin ist, hat mir viel Freude gemacht. Mein Respect an F v Stahl Mutter Schlegel.
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