• Julie Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Genf · Date: 05.02.1809
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Julie Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 05.02.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,46
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U. Julie
  • Format: 19 x 11,6 cm
  • Incipit: „[1] Hannover d. 5t Febr.
    1809
    Liebster Bruder!
    Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 350]/version-10-19/letters/view/6668" data-language="">
[1] Hannover d. 5t Febr.
1809
Liebster Bruder!
Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit Sie mich schon so bald nach Ihrer Ankunft in Coppet erfreuten. aber ich fühle es auch daß meine Briefe Ihnen nur langeweile machen können u ich ehre Sie zu sehr u bin Ihnen zu gut, als daß ich Ihnen die machen könnte, um mir das Vergnügen zu gewähren, mich mit Ihnen zu unterhalten. ich kann Ihnen nichts wichtiges oder intreßantes schreiben, ja ich habe auch nicht einmahl die schöne Gabe gleichgültige Dinge in einem so schönen Gewande vorzutragen daß ein Mann wie Sie, um dessentwillen gern eine virtelstunde aufopferte, u bey dieser festen Überzeugung kommt nun noch, daß ich einen Fehler recht gut kenne den ich besitze, gegen den ich aber vergebens kämpfe u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.
Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, der Mutter etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich [2] geantworthet, auch nachher noch einmahl geschrieben als Ihnen mein Mann schrieb u Ihnen sein kleines Werk über die Ehescheidung schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6t Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl [3] aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch Papens in Gefahr dennen Karl treulich beystand u welche mir die Nacht ihre Kinder schickten.
Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit meiner Minna, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu[4]chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?
Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie Frau v. Staehl eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die Pattenser Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht [5] gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.
Daß Sie den alten Voß so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in seiner Louise eine Haubtrolle! ist sein Sohn: der Julius Voß?
Solte der Frau von Stael einmahl zufällig das kleine Buch daß Ihnen Karl geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in Dresden einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich [6] boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich?
mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im Muilmanschen Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: Redlich u ist JustitzRath in Waldekschen Diensten. er hat 30,000 r. vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 r. Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, Fr. v. Stael u vielen Ihrer Freunde, als daß er [7] Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er ein gutes Mädchen bekommen hat. auch im Möserschen Hause ist er lange gewesen.
Karl grüßt Sie herzlich. Sind Ihre Vorlesungen schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. H. Dockter Nolte empfiehlt sich Ihnen bestens. auch Minna bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte
[8] Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!
Ihre
Sie zärtlich liebende
Schwester Julie.
nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge der Mutter ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 432]/version-10-19/letters/view/6668" data-language="">
[1] Hannover d. 5t Febr.
1809
Liebster Bruder!
Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit Sie mich schon so bald nach Ihrer Ankunft in Coppet erfreuten. aber ich fühle es auch daß meine Briefe Ihnen nur langeweile machen können u ich ehre Sie zu sehr u bin Ihnen zu gut, als daß ich Ihnen die machen könnte, um mir das Vergnügen zu gewähren, mich mit Ihnen zu unterhalten. ich kann Ihnen nichts wichtiges oder intreßantes schreiben, ja ich habe auch nicht einmahl die schöne Gabe gleichgültige Dinge in einem so schönen Gewande vorzutragen daß ein Mann wie Sie, um dessentwillen gern eine virtelstunde aufopferte, u bey dieser festen Überzeugung kommt nun noch, daß ich einen Fehler recht gut kenne den ich besitze, gegen den ich aber vergebens kämpfe u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.
Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, der Mutter etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich [2] geantworthet, auch nachher noch einmahl geschrieben als Ihnen mein Mann schrieb u Ihnen sein kleines Werk über die Ehescheidung schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6t Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl [3] aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch Papens in Gefahr dennen Karl treulich beystand u welche mir die Nacht ihre Kinder schickten.
Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit meiner Minna, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu[4]chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?
Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie Frau v. Staehl eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die Pattenser Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht [5] gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.
Daß Sie den alten Voß so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in seiner Louise eine Haubtrolle! ist sein Sohn: der Julius Voß?
Solte der Frau von Stael einmahl zufällig das kleine Buch daß Ihnen Karl geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in Dresden einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich [6] boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich?
mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im Muilmanschen Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: Redlich u ist JustitzRath in Waldekschen Diensten. er hat 30,000 r. vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 r. Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, Fr. v. Stael u vielen Ihrer Freunde, als daß er [7] Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er ein gutes Mädchen bekommen hat. auch im Möserschen Hause ist er lange gewesen.
Karl grüßt Sie herzlich. Sind Ihre Vorlesungen schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. H. Dockter Nolte empfiehlt sich Ihnen bestens. auch Minna bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte
[8] Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!
Ihre
Sie zärtlich liebende
Schwester Julie.
nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge der Mutter ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.
×