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Mich ängstigen nur persönliche <span class="weight-bold ">Rencontres</span>. Im Übrigen hast Du mich spartanisch gewöhnt. Wenn ich Dir etwas rathen darf: sprich selbst in kleinen Zirkeln gar nicht von diesem Zeuge. Es ist nicht so wohl um meiner Furcht vor aergerlichen Dingen, als weil es vornehmer läßt. Beruhige mich bald über Deine Verhältnisse, lieber Wilhelm, ach und besonders über Deine Arbeiten, ob Du nicht ganz desperat bist. Ich habe <span class="index-425 tp-24186 weight-bold ">Fiorillo</span> geschrieben, um ihm vom Schicksal seiner Briefe Nachricht zu geben, und ihn getröstet, aber auch nicht verhehlt, wie eng es Dir um Deine Zeit geht. Es wär doch sehr schön, wenn zwey Bände <span class="index-4 tp-24185 index-344 tp-24208 weight-bold ">Shakesp.</span> kämen.<br><span class="weight-bold ">Àpropos</span>, das ersehe ich erst aus Deinem Brief, daß <span class="index-43 tp-24187 ">Schleiermacher</span> am <span class="index-146 tp-24188 index-275 tp-24219 ">Plato</span><span class="index-275 tp-24219 "> übersetzt</span>. Nun das ist gut, so ist Hoffnung da für mich ihn zu lesen, wenn er es sonst nur gut macht. – Ich habe <span class="index-792 tp-24212 index-4477 tp-24211 ">Stollbergs</span><span class="index-4477 tp-24211 "> Reisen</span> der Dame abgejagt, die spröder ist mit ihren Büchern wie mit ihren Besuchen; da ich diese Woche bey schönem Wetter das Kloster besuchte, traf ich sie wieder bey <span class="index-4476 tp-24209 ">der Domina</span>. Die Reisen sind sehr unbedeutend, und aller Christlichkeit ohngeachtet noch sehr protestantisch. Ich werde mir nichts draus merken als „die Herzen der Guten sind heilbar, sagt <span class="index-274 tp-24207 ">Homer</span>“. Im Homer habe ich das niemals gefunden, blos in meinem eignen Herzen. Wenn Du mir es mit den griechischen Worten nachweisen kannst, so schenk ich Dir etwas hübsches dafür. –<br>Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, <span class="index-7013 tp-47000 ">Dortchens</span> rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen. Er will ihr das Kind nicht außer Landes verabfolgen lassen (aus dem <span class="index-173 tp-46999 ">Hannöverischen</span> ins Braunschweigsche), sie ist spröde und sagt: ek mach dek nich mehr lien, sie mag ihn aber doch sehr gern leiden, und er ist galant und wirft ihr vor, sie sähe ja wie eine alte Frau aus und es wäre Zeit, daß sie wieder nach <span class="index-4478 tp-24214 ">Ribüttel</span> käme, dort wären alle Mädchen rund und roth. Vor Abends werden sie wohl einig werden. <span class="index-4261 tp-24189 ">Rose</span> ergötzt sich sehr an diesem Spektakel. <span class="index-3118 tp-77147 ">Emma</span> hat beykommendes an Dich mit Hülfe des Sekretairs geschrieben, aber nach großer Herren weise allein unterzeichnet. Sie kann sich nicht anders vorstellen, als daß Du in Ribüttel bist, wo Dortchen her ist. Sie stand vor dem Spiegel und sagte: ich bin eine kleine Puppe, daher das Thema ihres Sendschreibens. Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – <span class="index-2762 tp-24236 ">Wiedemann</span> wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.<br>So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich <span class="index-1928 tp-24192 ">Philipp</span> auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in <span class="index-58 tp-24191 ">Weimar</span> die zweite Aufführung <span class="index-4194 tp-24193 ">des Tancred</span> gesehn, die unter <span class="index-137 tp-24194 ">Goethens</span> Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter <span class="index-88 tp-24195 ">Schillers</span>, überhaupt das Ganze reicher wie <span class="index-4427 tp-24217 ">Mohammed</span>, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. Er setzt diesen <span class="index-1034 tp-24196 ">Voltaire</span> in Musik wie <span class="index-1450 tp-24197 ">Mozart</span> <span class="index-2970 tp-24216 ">den Schikaneder</span>, aber seine Arbeit ist doch nicht so dankbar.<br>Hast Du noch nichts von <span class="index-1267 tp-24218 ">Meyer</span> erhalten – wenn nicht, so will ich ihn durch Schelling erinnern lassen. Ich brauche Dich nicht zu bitten, daß dieses Geschäft Dein erstes seyn möge. Jener Boden erhält vielleicht einen andern Herrn – ich weiß gar nicht, wo sie mit <span class="index-4479 tp-24215 ">dem Grosherzog von Toscana</span> hinwollen.<br><br>Montag [2. März].<br>Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.<br>Ich habe <span class="index-55 tp-24198 index-4213 tp-24199 ">Fichtens</span><span class="index-4213 tp-24199 "> Ankündigung</span> studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß <span class="weight-bold ">die</span> beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen <span class="index-157 tp-24228 ">Wissenschaftslehre</span> – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, <span class="weight-bold ">wo</span> er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück <span class="index-2813 tp-24229 ">des Merkur</span> soll <span class="index-4481 tp-24230 ">etwas naives von </span><span class="index-4481 tp-24230 index-2748 tp-24200 ">Reinhold</span> stehn. – <span class="index-4271 tp-24231 ">Vieweg</span> hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch <span class="index-3111 tp-24223 ">die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von </span><span class="index-3111 tp-24223 index-253 tp-24222 ">Huber</span>. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <span class="index-3115 tp-24225 ">Eschenmayer</span> zu liefern in <span class="index-3092 tp-24224 ">die Erlanger Z.</span>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<br>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <span class="index-101 tp-24204 ">den Allmanach</span> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <span class="index-1043 tp-24201 ">Hesiodus</span>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <span class="index-48 tp-24226 ">Tiek</span> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <span class="index-4482 tp-24232 ">Sonette</span> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <span class="index-12 tp-24206 ">Jena</span> zu ihm gehalten haben würde.<br><span class="index-1929 tp-24202 ">Luisen</span> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <span class="weight-bold ">Link und Schulz</span> von <span class="weight-bold ">gedruckten Nesseltuch</span> oder <span class="weight-bold ">seidnen Bast</span> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für <span class="index-3118 tp-65961 index-9727 tp-65959 ">die beyden Kinder</span> möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch <span class="index-2762 tp-24234 ">Wiedemann</span>. Daß die Gesundheit <span class="index-4233 tp-24205 ">der Mutter</span> es verhindern wird, glaub ich nicht.<br>Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. 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Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit ihm zog sie nach Würzburg und München. 1809 erkrankte sie an der Ruhr und verstarb.', '39_geschlecht' => 'w', '39_beziehung' => 'Caroline von Schelling war die erste Ehefrau Schlegels; die Ehe wurde 1803 geschieden. 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Wenn Du mir es mit den griechischen Worten nachweisen kannst, so schenk ich Dir etwas hübsches dafür. –<br>Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, <span class="index-7013 tp-47000 ">Dortchens</span> rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen. Er will ihr das Kind nicht außer Landes verabfolgen lassen (aus dem <span class="index-173 tp-46999 ">Hannöverischen</span> ins Braunschweigsche), sie ist spröde und sagt: ek mach dek nich mehr lien, sie mag ihn aber doch sehr gern leiden, und er ist galant und wirft ihr vor, sie sähe ja wie eine alte Frau aus und es wäre Zeit, daß sie wieder nach <span class="index-4478 tp-24214 ">Ribüttel</span> käme, dort wären alle Mädchen rund und roth. Vor Abends werden sie wohl einig werden. <span class="index-4261 tp-24189 ">Rose</span> ergötzt sich sehr an diesem Spektakel. <span class="index-3118 tp-77147 ">Emma</span> hat beykommendes an Dich mit Hülfe des Sekretairs geschrieben, aber nach großer Herren weise allein unterzeichnet. Sie kann sich nicht anders vorstellen, als daß Du in Ribüttel bist, wo Dortchen her ist. Sie stand vor dem Spiegel und sagte: ich bin eine kleine Puppe, daher das Thema ihres Sendschreibens. Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – <span class="index-2762 tp-24236 ">Wiedemann</span> wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.<br>So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich <span class="index-1928 tp-24192 ">Philipp</span> auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in <span class="index-58 tp-24191 ">Weimar</span> die zweite Aufführung <span class="index-4194 tp-24193 ">des Tancred</span> gesehn, die unter <span class="index-137 tp-24194 ">Goethens</span> Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter <span class="index-88 tp-24195 ">Schillers</span>, überhaupt das Ganze reicher wie <span class="index-4427 tp-24217 ">Mohammed</span>, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. 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März].<br>Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.<br>Ich habe <span class="index-55 tp-24198 index-4213 tp-24199 ">Fichtens</span><span class="index-4213 tp-24199 "> Ankündigung</span> studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß <span class="weight-bold ">die</span> beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen <span class="index-157 tp-24228 ">Wissenschaftslehre</span> – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, <span class="weight-bold ">wo</span> er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück <span class="index-2813 tp-24229 ">des Merkur</span> soll <span class="index-4481 tp-24230 ">etwas naives von </span><span class="index-4481 tp-24230 index-2748 tp-24200 ">Reinhold</span> stehn. – <span class="index-4271 tp-24231 ">Vieweg</span> hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch <span class="index-3111 tp-24223 ">die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von </span><span class="index-3111 tp-24223 index-253 tp-24222 ">Huber</span>. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <span class="index-3115 tp-24225 ">Eschenmayer</span> zu liefern in <span class="index-3092 tp-24224 ">die Erlanger Z.</span>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<br>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <span class="index-101 tp-24204 ">den Allmanach</span> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <span class="index-1043 tp-24201 ">Hesiodus</span>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <span class="index-48 tp-24226 ">Tiek</span> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <span class="index-4482 tp-24232 ">Sonette</span> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <span class="index-12 tp-24206 ">Jena</span> zu ihm gehalten haben würde.<br><span class="index-1929 tp-24202 ">Luisen</span> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <span class="weight-bold ">Link und Schulz</span> von <span class="weight-bold ">gedruckten Nesseltuch</span> oder <span class="weight-bold ">seidnen Bast</span> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für <span class="index-3118 tp-65961 index-9727 tp-65959 ">die beyden Kinder</span> möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch <span class="index-2762 tp-24234 ">Wiedemann</span>. Daß die Gesundheit <span class="index-4233 tp-24205 ">der Mutter</span> es verhindern wird, glaub ich nicht.<br>Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. 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Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB24236"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE24236"/> wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.<lb/>So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB24192"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE24192"/> auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB24191"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE24191"/> die zweite Aufführung <anchor type="b" n="4194" ana="12" xml:id="NidB24193"/>des Tancred<anchor type="e" n="4194" ana="12" xml:id="NidE24193"/> gesehn, die unter <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB24194"/>Goethens<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE24194"/> Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB24195"/>Schillers<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE24195"/>, überhaupt das Ganze reicher wie <anchor type="b" n="4427" ana="12" xml:id="NidB24217"/>Mohammed<anchor type="e" n="4427" ana="12" xml:id="NidE24217"/>, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. Er setzt diesen <anchor type="b" n="1034" ana="11" xml:id="NidB24196"/>Voltaire<anchor type="e" n="1034" ana="11" xml:id="NidE24196"/> in Musik wie <anchor type="b" n="1450" ana="11" xml:id="NidB24197"/>Mozart<anchor type="e" n="1450" ana="11" xml:id="NidE24197"/> <anchor type="b" n="2970" ana="11" xml:id="NidB24216"/>den Schikaneder<anchor type="e" n="2970" ana="11" xml:id="NidE24216"/>, aber seine Arbeit ist doch nicht so dankbar.<lb/>Hast Du noch nichts von <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB24218"/>Meyer<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE24218"/> erhalten – wenn nicht, so will ich ihn durch Schelling erinnern lassen. Ich brauche Dich nicht zu bitten, daß dieses Geschäft Dein erstes seyn möge. Jener Boden erhält vielleicht einen andern Herrn – ich weiß gar nicht, wo sie mit <anchor type="b" n="4479" ana="11" xml:id="NidB24215"/>dem Grosherzog von Toscana<anchor type="e" n="4479" ana="11" xml:id="NidE24215"/> hinwollen.<lb/><lb/>Montag [2. März].<lb/>Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.<lb/>Ich habe <anchor type="b" n="4213" ana="12" xml:id="NidB24199"/><anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB24198"/>Fichtens<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE24198"/> Ankündigung<anchor type="e" n="4213" ana="12" xml:id="NidE24199"/> studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß <hi rend="weight:bold">die</hi> beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen <anchor type="b" n="157" ana="12" xml:id="NidB24228"/>Wissenschaftslehre<anchor type="e" n="157" ana="12" xml:id="NidE24228"/> – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, <hi rend="weight:bold">wo</hi> er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück <anchor type="b" n="2813" ana="13" xml:id="NidB24229"/>des Merkur<anchor type="e" n="2813" ana="13" xml:id="NidE24229"/> soll <anchor type="b" n="4481" ana="12" xml:id="NidB24230"/>etwas naives von <anchor type="b" n="2748" ana="11" xml:id="NidB24200"/>Reinhold<anchor type="e" n="2748" ana="11" xml:id="NidE24200"/><anchor type="e" n="4481" ana="12" xml:id="NidE24230"/> stehn. – <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB24231"/>Vieweg<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE24231"/> hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch <anchor type="b" n="3111" ana="12" xml:id="NidB24223"/>die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von <anchor type="b" n="253" ana="11" xml:id="NidB24222"/>Huber<anchor type="e" n="253" ana="11" xml:id="NidE24222"/><anchor type="e" n="3111" ana="12" xml:id="NidE24223"/>. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <anchor type="b" n="3115" ana="11" xml:id="NidB24225"/>Eschenmayer<anchor type="e" n="3115" ana="11" xml:id="NidE24225"/> zu liefern in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB24224"/>die Erlanger Z.<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE24224"/>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<lb/>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <anchor type="b" n="101" ana="13" xml:id="NidB24204"/>den Allmanach<anchor type="e" n="101" ana="13" xml:id="NidE24204"/> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <anchor type="b" n="1043" ana="11" xml:id="NidB24201"/>Hesiodus<anchor type="e" n="1043" ana="11" xml:id="NidE24201"/>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB24226"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE24226"/> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <anchor type="b" n="4482" ana="12" xml:id="NidB24232"/>Sonette<anchor type="e" n="4482" ana="12" xml:id="NidE24232"/> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB24206"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE24206"/> zu ihm gehalten haben würde.<lb/><anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB24202"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE24202"/> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <hi rend="weight:bold">Link und Schulz</hi> von <hi rend="weight:bold">gedruckten Nesseltuch</hi> oder <hi rend="weight:bold">seidnen Bast</hi> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für <anchor type="b" n="3118" ana="11" xml:id="NidB65961"/><anchor type="b" n="9727" ana="11" xml:id="NidB65959"/>die beyden Kinder<anchor type="e" n="9727" ana="11" xml:id="NidE65959"/><anchor type="e" n="3118" ana="11" xml:id="NidE65961"/> möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB24234"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE24234"/>. Daß die Gesundheit <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB24205"/>der Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE24205"/> es verhindern wird, glaub ich nicht.<lb/>Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. 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März 1801].<br>Gestern war ich bey <span class="index-3102 tp-43308 index-4271 tp-24183 ">Viewegs</span> – die hatten <span class="index-4221 tp-46998 ">den babyl. Thurm</span> schon lange gesehn und meynten sogar Dir davon gesagt zu haben, aber Du große Seele hast es überhört. Sie versichern, daß es vollkommen platter Boden und kein Thurm ist, sprechen aber immer von <span class="index-1267 tp-24213 ">M–[eyer]s</span> Angriff als von etwas sehr hämischen. Entweder wollen sie mir es nicht geben, oder es ist wirklich nicht mehr da. Vermuthlich hast Du es jetzt gelesen, denn man kann sich hierin nur auf eignes Urtheil verlassen. Noch so hämisch, kann ich mich nicht anders überreden, als daß es durch seinen Urheber gleich wieder vernichtet wird. Mich ängstigen nur persönliche <span class="weight-bold ">Rencontres</span>. Im Übrigen hast Du mich spartanisch gewöhnt. Wenn ich Dir etwas rathen darf: sprich selbst in kleinen Zirkeln gar nicht von diesem Zeuge. Es ist nicht so wohl um meiner Furcht vor aergerlichen Dingen, als weil es vornehmer läßt. Beruhige mich bald über Deine Verhältnisse, lieber Wilhelm, ach und besonders über Deine Arbeiten, ob Du nicht ganz desperat bist. Ich habe <span class="index-425 tp-24186 weight-bold ">Fiorillo</span> geschrieben, um ihm vom Schicksal seiner Briefe Nachricht zu geben, und ihn getröstet, aber auch nicht verhehlt, wie eng es Dir um Deine Zeit geht. Es wär doch sehr schön, wenn zwey Bände <span class="index-4 tp-24185 index-344 tp-24208 weight-bold ">Shakesp.</span> kämen.<br><span class="weight-bold ">Àpropos</span>, das ersehe ich erst aus Deinem Brief, daß <span class="index-43 tp-24187 ">Schleiermacher</span> am <span class="index-146 tp-24188 index-275 tp-24219 ">Plato</span><span class="index-275 tp-24219 "> übersetzt</span>. Nun das ist gut, so ist Hoffnung da für mich ihn zu lesen, wenn er es sonst nur gut macht. – Ich habe <span class="index-792 tp-24212 index-4477 tp-24211 ">Stollbergs</span><span class="index-4477 tp-24211 "> Reisen</span> der Dame abgejagt, die spröder ist mit ihren Büchern wie mit ihren Besuchen; da ich diese Woche bey schönem Wetter das Kloster besuchte, traf ich sie wieder bey <span class="index-4476 tp-24209 ">der Domina</span>. Die Reisen sind sehr unbedeutend, und aller Christlichkeit ohngeachtet noch sehr protestantisch. Ich werde mir nichts draus merken als „die Herzen der Guten sind heilbar, sagt <span class="index-274 tp-24207 ">Homer</span>“. Im Homer habe ich das niemals gefunden, blos in meinem eignen Herzen. Wenn Du mir es mit den griechischen Worten nachweisen kannst, so schenk ich Dir etwas hübsches dafür. –<br>Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, <span class="index-7013 tp-47000 ">Dortchens</span> rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen. Er will ihr das Kind nicht außer Landes verabfolgen lassen (aus dem <span class="index-173 tp-46999 ">Hannöverischen</span> ins Braunschweigsche), sie ist spröde und sagt: ek mach dek nich mehr lien, sie mag ihn aber doch sehr gern leiden, und er ist galant und wirft ihr vor, sie sähe ja wie eine alte Frau aus und es wäre Zeit, daß sie wieder nach <span class="index-4478 tp-24214 ">Ribüttel</span> käme, dort wären alle Mädchen rund und roth. Vor Abends werden sie wohl einig werden. <span class="index-4261 tp-24189 ">Rose</span> ergötzt sich sehr an diesem Spektakel. <span class="index-3118 tp-77147 ">Emma</span> hat beykommendes an Dich mit Hülfe des Sekretairs geschrieben, aber nach großer Herren weise allein unterzeichnet. Sie kann sich nicht anders vorstellen, als daß Du in Ribüttel bist, wo Dortchen her ist. Sie stand vor dem Spiegel und sagte: ich bin eine kleine Puppe, daher das Thema ihres Sendschreibens. Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – <span class="index-2762 tp-24236 ">Wiedemann</span> wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.<br>So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich <span class="index-1928 tp-24192 ">Philipp</span> auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in <span class="index-58 tp-24191 ">Weimar</span> die zweite Aufführung <span class="index-4194 tp-24193 ">des Tancred</span> gesehn, die unter <span class="index-137 tp-24194 ">Goethens</span> Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter <span class="index-88 tp-24195 ">Schillers</span>, überhaupt das Ganze reicher wie <span class="index-4427 tp-24217 ">Mohammed</span>, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. Er setzt diesen <span class="index-1034 tp-24196 ">Voltaire</span> in Musik wie <span class="index-1450 tp-24197 ">Mozart</span> <span class="index-2970 tp-24216 ">den Schikaneder</span>, aber seine Arbeit ist doch nicht so dankbar.<br>Hast Du noch nichts von <span class="index-1267 tp-24218 ">Meyer</span> erhalten – wenn nicht, so will ich ihn durch Schelling erinnern lassen. Ich brauche Dich nicht zu bitten, daß dieses Geschäft Dein erstes seyn möge. Jener Boden erhält vielleicht einen andern Herrn – ich weiß gar nicht, wo sie mit <span class="index-4479 tp-24215 ">dem Grosherzog von Toscana</span> hinwollen.<br><br>Montag [2. März].<br>Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.<br>Ich habe <span class="index-55 tp-24198 index-4213 tp-24199 ">Fichtens</span><span class="index-4213 tp-24199 "> Ankündigung</span> studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß <span class="weight-bold ">die</span> beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen <span class="index-157 tp-24228 ">Wissenschaftslehre</span> – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, <span class="weight-bold ">wo</span> er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück <span class="index-2813 tp-24229 ">des Merkur</span> soll <span class="index-4481 tp-24230 ">etwas naives von </span><span class="index-4481 tp-24230 index-2748 tp-24200 ">Reinhold</span> stehn. – <span class="index-4271 tp-24231 ">Vieweg</span> hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch <span class="index-3111 tp-24223 ">die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von </span><span class="index-3111 tp-24223 index-253 tp-24222 ">Huber</span>. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <span class="index-3115 tp-24225 ">Eschenmayer</span> zu liefern in <span class="index-3092 tp-24224 ">die Erlanger Z.</span>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<br>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <span class="index-101 tp-24204 ">den Allmanach</span> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <span class="index-1043 tp-24201 ">Hesiodus</span>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <span class="index-48 tp-24226 ">Tiek</span> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <span class="index-4482 tp-24232 ">Sonette</span> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <span class="index-12 tp-24206 ">Jena</span> zu ihm gehalten haben würde.<br><span class="index-1929 tp-24202 ">Luisen</span> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <span class="weight-bold ">Link und Schulz</span> von <span class="weight-bold ">gedruckten Nesseltuch</span> oder <span class="weight-bold ">seidnen Bast</span> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für <span class="index-3118 tp-65961 index-9727 tp-65959 ">die beyden Kinder</span> möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch <span class="index-2762 tp-24234 ">Wiedemann</span>. Daß die Gesundheit <span class="index-4233 tp-24205 ">der Mutter</span> es verhindern wird, glaub ich nicht.<br>Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. 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Sie versichern, daß es vollkommen platter Boden und kein Thurm ist, sprechen aber immer von <span class="index-1267 tp-24213 ">M–[eyer]s</span> Angriff als von etwas sehr hämischen. Entweder wollen sie mir es nicht geben, oder es ist wirklich nicht mehr da. Vermuthlich hast Du es jetzt gelesen, denn man kann sich hierin nur auf eignes Urtheil verlassen. Noch so hämisch, kann ich mich nicht anders überreden, als daß es durch seinen Urheber gleich wieder vernichtet wird. Mich ängstigen nur persönliche <span class="weight-bold ">Rencontres</span>. Im Übrigen hast Du mich spartanisch gewöhnt. Wenn ich Dir etwas rathen darf: sprich selbst in kleinen Zirkeln gar nicht von diesem Zeuge. Es ist nicht so wohl um meiner Furcht vor aergerlichen Dingen, als weil es vornehmer läßt. Beruhige mich bald über Deine Verhältnisse, lieber Wilhelm, ach und besonders über Deine Arbeiten, ob Du nicht ganz desperat bist. Ich habe <span class="index-425 tp-24186 weight-bold ">Fiorillo</span> geschrieben, um ihm vom Schicksal seiner Briefe Nachricht zu geben, und ihn getröstet, aber auch nicht verhehlt, wie eng es Dir um Deine Zeit geht. Es wär doch sehr schön, wenn zwey Bände <span class="index-4 tp-24185 index-344 tp-24208 weight-bold ">Shakesp.</span> kämen.<br><span class="weight-bold ">Àpropos</span>, das ersehe ich erst aus Deinem Brief, daß <span class="index-43 tp-24187 ">Schleiermacher</span> am <span class="index-146 tp-24188 index-275 tp-24219 ">Plato</span><span class="index-275 tp-24219 "> übersetzt</span>. Nun das ist gut, so ist Hoffnung da für mich ihn zu lesen, wenn er es sonst nur gut macht. – Ich habe <span class="index-792 tp-24212 index-4477 tp-24211 ">Stollbergs</span><span class="index-4477 tp-24211 "> Reisen</span> der Dame abgejagt, die spröder ist mit ihren Büchern wie mit ihren Besuchen; da ich diese Woche bey schönem Wetter das Kloster besuchte, traf ich sie wieder bey <span class="index-4476 tp-24209 ">der Domina</span>. Die Reisen sind sehr unbedeutend, und aller Christlichkeit ohngeachtet noch sehr protestantisch. Ich werde mir nichts draus merken als „die Herzen der Guten sind heilbar, sagt <span class="index-274 tp-24207 ">Homer</span>“. Im Homer habe ich das niemals gefunden, blos in meinem eignen Herzen. Wenn Du mir es mit den griechischen Worten nachweisen kannst, so schenk ich Dir etwas hübsches dafür. –<br>Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, <span class="index-7013 tp-47000 ">Dortchens</span> rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen. Er will ihr das Kind nicht außer Landes verabfolgen lassen (aus dem <span class="index-173 tp-46999 ">Hannöverischen</span> ins Braunschweigsche), sie ist spröde und sagt: ek mach dek nich mehr lien, sie mag ihn aber doch sehr gern leiden, und er ist galant und wirft ihr vor, sie sähe ja wie eine alte Frau aus und es wäre Zeit, daß sie wieder nach <span class="index-4478 tp-24214 ">Ribüttel</span> käme, dort wären alle Mädchen rund und roth. Vor Abends werden sie wohl einig werden. <span class="index-4261 tp-24189 ">Rose</span> ergötzt sich sehr an diesem Spektakel. <span class="index-3118 tp-77147 ">Emma</span> hat beykommendes an Dich mit Hülfe des Sekretairs geschrieben, aber nach großer Herren weise allein unterzeichnet. Sie kann sich nicht anders vorstellen, als daß Du in Ribüttel bist, wo Dortchen her ist. Sie stand vor dem Spiegel und sagte: ich bin eine kleine Puppe, daher das Thema ihres Sendschreibens. Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – <span class="index-2762 tp-24236 ">Wiedemann</span> wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.<br>So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich <span class="index-1928 tp-24192 ">Philipp</span> auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in <span class="index-58 tp-24191 ">Weimar</span> die zweite Aufführung <span class="index-4194 tp-24193 ">des Tancred</span> gesehn, die unter <span class="index-137 tp-24194 ">Goethens</span> Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter <span class="index-88 tp-24195 ">Schillers</span>, überhaupt das Ganze reicher wie <span class="index-4427 tp-24217 ">Mohammed</span>, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. Er setzt diesen <span class="index-1034 tp-24196 ">Voltaire</span> in Musik wie <span class="index-1450 tp-24197 ">Mozart</span> <span class="index-2970 tp-24216 ">den Schikaneder</span>, aber seine Arbeit ist doch nicht so dankbar.<br>Hast Du noch nichts von <span class="index-1267 tp-24218 ">Meyer</span> erhalten – wenn nicht, so will ich ihn durch Schelling erinnern lassen. Ich brauche Dich nicht zu bitten, daß dieses Geschäft Dein erstes seyn möge. Jener Boden erhält vielleicht einen andern Herrn – ich weiß gar nicht, wo sie mit <span class="index-4479 tp-24215 ">dem Grosherzog von Toscana</span> hinwollen.<br><br>Montag [2. März].<br>Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.<br>Ich habe <span class="index-55 tp-24198 index-4213 tp-24199 ">Fichtens</span><span class="index-4213 tp-24199 "> Ankündigung</span> studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß <span class="weight-bold ">die</span> beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen <span class="index-157 tp-24228 ">Wissenschaftslehre</span> – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, <span class="weight-bold ">wo</span> er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück <span class="index-2813 tp-24229 ">des Merkur</span> soll <span class="index-4481 tp-24230 ">etwas naives von </span><span class="index-4481 tp-24230 index-2748 tp-24200 ">Reinhold</span> stehn. – <span class="index-4271 tp-24231 ">Vieweg</span> hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch <span class="index-3111 tp-24223 ">die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von </span><span class="index-3111 tp-24223 index-253 tp-24222 ">Huber</span>. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <span class="index-3115 tp-24225 ">Eschenmayer</span> zu liefern in <span class="index-3092 tp-24224 ">die Erlanger Z.</span>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<br>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <span class="index-101 tp-24204 ">den Allmanach</span> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <span class="index-1043 tp-24201 ">Hesiodus</span>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <span class="index-48 tp-24226 ">Tiek</span> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <span class="index-4482 tp-24232 ">Sonette</span> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <span class="index-12 tp-24206 ">Jena</span> zu ihm gehalten haben würde.<br><span class="index-1929 tp-24202 ">Luisen</span> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <span class="weight-bold ">Link und Schulz</span> von <span class="weight-bold ">gedruckten Nesseltuch</span> oder <span class="weight-bold ">seidnen Bast</span> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für <span class="index-3118 tp-65961 index-9727 tp-65959 ">die beyden Kinder</span> möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch <span class="index-2762 tp-24234 ">Wiedemann</span>. Daß die Gesundheit <span class="index-4233 tp-24205 ">der Mutter</span> es verhindern wird, glaub ich nicht.<br>Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. 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Wenn ich Dir etwas rathen darf: sprich selbst in kleinen Zirkeln gar nicht von diesem Zeuge. Es ist nicht so wohl um meiner Furcht vor aergerlichen Dingen, als weil es vornehmer läßt. Beruhige mich bald über Deine Verhältnisse, lieber Wilhelm, ach und besonders über Deine Arbeiten, ob Du nicht ganz desperat bist. Ich habe <persName key="425"><hi rend="weight:bold">Fiorillo</hi></persName> geschrieben, um ihm vom Schicksal seiner Briefe Nachricht zu geben, und ihn getröstet, aber auch nicht verhehlt, wie eng es Dir um Deine Zeit geht. Es wär doch sehr schön, wenn zwey Bände <persName key="4"><name key="344" type="work"><hi rend="weight:bold">Shakesp.</hi></name></persName> kämen.<lb/><hi rend="weight:bold">Àpropos</hi>, das ersehe ich erst aus Deinem Brief, daß <persName key="43">Schleiermacher</persName> am <name key="275" type="work"><persName key="146">Plato</persName> übersetzt</name>. 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Wenn Du mir es mit den griechischen Worten nachweisen kannst, so schenk ich Dir etwas hübsches dafür. –<lb/>Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, <persName key="7013">Dortchens</persName> rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen. Er will ihr das Kind nicht außer Landes verabfolgen lassen (aus dem <placeName key="173">Hannöverischen</placeName> ins Braunschweigsche), sie ist spröde und sagt: ek mach dek nich mehr lien, sie mag ihn aber doch sehr gern leiden, und er ist galant und wirft ihr vor, sie sähe ja wie eine alte Frau aus und es wäre Zeit, daß sie wieder nach <placeName key="4478">Ribüttel</placeName> käme, dort wären alle Mädchen rund und roth. Vor Abends werden sie wohl einig werden. <persName key="4261">Rose</persName> ergötzt sich sehr an diesem Spektakel. <persName key="3118">Emma</persName> hat beykommendes an Dich mit Hülfe des Sekretairs geschrieben, aber nach großer Herren weise allein unterzeichnet. Sie kann sich nicht anders vorstellen, als daß Du in Ribüttel bist, wo Dortchen her ist. Sie stand vor dem Spiegel und sagte: ich bin eine kleine Puppe, daher das Thema ihres Sendschreibens. Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – <persName key="2762">Wiedemann</persName> wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.<lb/>So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich <persName key="1928">Philipp</persName> auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in <placeName key="58">Weimar</placeName> die zweite Aufführung <name key="4194" type="work">des Tancred</name> gesehn, die unter <persName key="137">Goethens</persName> Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter <persName key="88">Schillers</persName>, überhaupt das Ganze reicher wie <name key="4427" type="work">Mohammed</name>, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. Er setzt diesen <persName key="1034">Voltaire</persName> in Musik wie <persName key="1450">Mozart</persName> <persName key="2970">den Schikaneder</persName>, aber seine Arbeit ist doch nicht so dankbar.<lb/>Hast Du noch nichts von <persName key="1267">Meyer</persName> erhalten – wenn nicht, so will ich ihn durch Schelling erinnern lassen. Ich brauche Dich nicht zu bitten, daß dieses Geschäft Dein erstes seyn möge. Jener Boden erhält vielleicht einen andern Herrn – ich weiß gar nicht, wo sie mit <persName key="4479">dem Grosherzog von Toscana</persName> hinwollen.<lb/><lb/>Montag [2. März].<lb/>Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.<lb/>Ich habe <name key="4213" type="work"><persName key="55">Fichtens</persName> Ankündigung</name> studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß <hi rend="weight:bold">die</hi> beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen <name key="157" type="work">Wissenschaftslehre</name> – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, <hi rend="weight:bold">wo</hi> er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück <name key="2813" type="periodical">des Merkur</name> soll <name key="4481" type="work">etwas naives von <persName key="2748">Reinhold</persName></name> stehn. – <persName key="4271">Vieweg</persName> hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch <name key="3111" type="work">die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von <persName key="253">Huber</persName></name>. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <persName key="3115">Eschenmayer</persName> zu liefern in <name key="3092" type="periodical">die Erlanger Z.</name>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<lb/>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <name key="101" type="periodical">den Allmanach</name> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <persName key="1043">Hesiodus</persName>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <persName key="48">Tiek</persName> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <name key="4482" type="work">Sonette</name> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <placeName key="12">Jena</placeName> zu ihm gehalten haben würde.<lb/><persName key="1929">Luisen</persName> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <hi rend="weight:bold">Link und Schulz</hi> von <hi rend="weight:bold">gedruckten Nesseltuch</hi> oder <hi rend="weight:bold">seidnen Bast</hi> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. 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Entweder wollen sie mir es nicht geben, oder es ist wirklich nicht mehr da. Vermuthlich hast Du es jetzt gelesen, denn man kann sich hierin nur auf eignes Urtheil verlassen. Noch so hämisch, kann ich mich nicht anders überreden, als daß es durch seinen Urheber gleich wieder vernichtet wird. Mich ängstigen nur persönliche <hi rend="weight:bold">Rencontres</hi>. Im Übrigen hast Du mich spartanisch gewöhnt. Wenn ich Dir etwas rathen darf: sprich selbst in kleinen Zirkeln gar nicht von diesem Zeuge. Es ist nicht so wohl um meiner Furcht vor aergerlichen Dingen, als weil es vornehmer läßt. Beruhige mich bald über Deine Verhältnisse, lieber Wilhelm, ach und besonders über Deine Arbeiten, ob Du nicht ganz desperat bist. 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Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie <anchor type="b" n="3115" ana="11" xml:id="NidB24225"/>Eschenmayer<anchor type="e" n="3115" ana="11" xml:id="NidE24225"/> zu liefern in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB24224"/>die Erlanger Z.<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE24224"/>, aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.<lb/>Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in <anchor type="b" n="101" ana="13" xml:id="NidB24204"/>den Allmanach<anchor type="e" n="101" ana="13" xml:id="NidE24204"/> zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem <anchor type="b" n="1043" ana="11" xml:id="NidB24201"/>Hesiodus<anchor type="e" n="1043" ana="11" xml:id="NidE24201"/>. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB24226"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE24226"/> bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten <anchor type="b" n="4482" ana="12" xml:id="NidB24232"/>Sonette<anchor type="e" n="4482" ana="12" xml:id="NidE24232"/> anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB24206"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE24206"/> zu ihm gehalten haben würde.<lb/><anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB24202"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE24202"/> wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey <hi rend="weight:bold">Link und Schulz</hi> von <hi rend="weight:bold">gedruckten Nesseltuch</hi> oder <hi rend="weight:bold">seidnen Bast</hi> nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für <anchor type="b" n="3118" ana="11" xml:id="NidB65961"/><anchor type="b" n="9727" ana="11" xml:id="NidB65959"/>die beyden Kinder<anchor type="e" n="9727" ana="11" xml:id="NidE65959"/><anchor type="e" n="3118" ana="11" xml:id="NidE65961"/> möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB24234"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE24234"/>. Daß die Gesundheit <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB24205"/>der Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE24205"/> es verhindern wird, glaub ich nicht.<lb/>Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. 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[Braunschweig] Sontag früh [1.–2. März 1801].
Gestern war ich bey Viewegs – die hatten den babyl. Thurm schon lange gesehn und meynten sogar Dir davon gesagt zu haben, aber Du große Seele hast es überhört. Sie versichern, daß es vollkommen platter Boden und kein Thurm ist, sprechen aber immer von M–[eyer]s Angriff als von etwas sehr hämischen. Entweder wollen sie mir es nicht geben, oder es ist wirklich nicht mehr da. Vermuthlich hast Du es jetzt gelesen, denn man kann sich hierin nur auf eignes Urtheil verlassen. Noch so hämisch, kann ich mich nicht anders überreden, als daß es durch seinen Urheber gleich wieder vernichtet wird. Mich ängstigen nur persönliche Rencontres. Im Übrigen hast Du mich spartanisch gewöhnt. Wenn ich Dir etwas rathen darf: sprich selbst in kleinen Zirkeln gar nicht von diesem Zeuge. Es ist nicht so wohl um meiner Furcht vor aergerlichen Dingen, als weil es vornehmer läßt. Beruhige mich bald über Deine Verhältnisse, lieber Wilhelm, ach und besonders über Deine Arbeiten, ob Du nicht ganz desperat bist. Ich habe Fiorillo geschrieben, um ihm vom Schicksal seiner Briefe Nachricht zu geben, und ihn getröstet, aber auch nicht verhehlt, wie eng es Dir um Deine Zeit geht. Es wär doch sehr schön, wenn zwey Bände Shakesp. kämen.
Àpropos, das ersehe ich erst aus Deinem Brief, daß Schleiermacher am Plato übersetzt. Nun das ist gut, so ist Hoffnung da für mich ihn zu lesen, wenn er es sonst nur gut macht. – Ich habe Stollbergs Reisen der Dame abgejagt, die spröder ist mit ihren Büchern wie mit ihren Besuchen; da ich diese Woche bey schönem Wetter das Kloster besuchte, traf ich sie wieder bey der Domina. Die Reisen sind sehr unbedeutend, und aller Christlichkeit ohngeachtet noch sehr protestantisch. Ich werde mir nichts draus merken als „die Herzen der Guten sind heilbar, sagt Homer“. Im Homer habe ich das niemals gefunden, blos in meinem eignen Herzen. Wenn Du mir es mit den griechischen Worten nachweisen kannst, so schenk ich Dir etwas hübsches dafür. –
Es hat sich diesen Morgen ein Roman im Hause aufgethan, Dortchens rechter und ächter Bräutigam ist erschienen, und will nicht weichen und wanken von der, bis sie ihm das Versprechen giebt ihn zu heirathen. Er will ihr das Kind nicht außer Landes verabfolgen lassen (aus dem Hannöverischen ins Braunschweigsche), sie ist spröde und sagt: ek mach dek nich mehr lien, sie mag ihn aber doch sehr gern leiden, und er ist galant und wirft ihr vor, sie sähe ja wie eine alte Frau aus und es wäre Zeit, daß sie wieder nach Ribüttel käme, dort wären alle Mädchen rund und roth. Vor Abends werden sie wohl einig werden. Rose ergötzt sich sehr an diesem Spektakel. Emma hat beykommendes an Dich mit Hülfe des Sekretairs geschrieben, aber nach großer Herren weise allein unterzeichnet. Sie kann sich nicht anders vorstellen, als daß Du in Ribüttel bist, wo Dortchen her ist. Sie stand vor dem Spiegel und sagte: ich bin eine kleine Puppe, daher das Thema ihres Sendschreibens. Dorothea ist ja auch wohl eine kleine Puppe. – Wiedemann wird wahrscheinlich 600 rh. zu seiner Reise erhalten, und nächstens alles ganz gewiß seyn.
So sehr ich hier allein bin, und so schmerzlich ich es fühle, so habe ich doch nicht die mindeste Lust mich von der Stelle zu bewegen und Zerstreuung aufzusuchen. Sollt ich also des Glaubens und Vorsazes wegen noch Geld darum verwenden, was immer darauf gehn würde, wenn mich Philipp auch hier oder in der Nähe abholte? Ich habe ihn gebeten lieber doch hieher mit seiner Familie zu kommen. Auch Kräfte hab ich nicht übrig – der nahende Frühling scheint mir das wenige Blut noch vollends ablocken zu wollen. Wiedemann hat vors erste versucht das Nasenbluten örtlich zu hemmen. – Heut über 14 Tage wird das Theater wieder eröffnet. – Schelling hat in Weimar die zweite Aufführung des Tancred gesehn, die unter Goethens Direktion nach allgemeiner Sage weit besser ausgefallen seyn soll wie die erste unter Schillers, überhaupt das Ganze reicher wie Mohammed, die Worte unglaublich schön, alle Endigungen der Akte, Zusätze von Goethe und das französische Geripp, wie sich Schelling ungefähr ausdrückt, mit Goethens Fleisch und Bein bekleidet. Er setzt diesen Voltaire in Musik wie Mozart den Schikaneder, aber seine Arbeit ist doch nicht so dankbar.
Hast Du noch nichts von Meyer erhalten – wenn nicht, so will ich ihn durch Schelling erinnern lassen. Ich brauche Dich nicht zu bitten, daß dieses Geschäft Dein erstes seyn möge. Jener Boden erhält vielleicht einen andern Herrn – ich weiß gar nicht, wo sie mit dem Grosherzog von Toscana hinwollen.
Montag [2. März].
Gestern Nachmittag bracht ich ganz einsam mit dem trüben Wetter zu, Du kannst denken, nicht müßig, aber alle Kinderwehmuth des Sonntages lag auf mir, und wolte mir nicht zulassen, den Ausbruch des Schmerzens zu besiegen.
Ich habe Fichtens Ankündigung studirt, und es ließe sich wohl manches darüber schwazen, aber schreiben werde ich Dir nicht alles, was ich mündlich sagen würde. Sey Du vielmehr so gütig und theile mir Deine Ansicht mit. Zuvörderst hab ich mir vorgesetzt gewiß die beyden Bedingnisse zum Genuß der neuen Wissenschaftslehre – gleichsam wie man nüchtern das heilige Nachtmahl genießen muß – zu erfüllen: „meine aus andern Systemen geschöpfte philosophische Begriffe, ja sogar die aus den bisherigen Schriften über die Wissenschaftslehre von der leztern erzeugte Begriffe, völlig bey Seit zu setzen“. Du siehst ein, welche Entäußerung das bey mir erfordern wird. Darnach werd ich ihm ein wenig auf die Finger sehen, wo er denn etwa untersuchen wird, was er hier nicht untersuchen will: „ob es seinem geistvollen Mitarbeiter“ etc., und dann ob der Inhalt seiner Briefe an Schelling zum Vorschein kommen wird – und wie sein Idealismus sich wird erweitern, ob er wohl vom Bewustseyn und der Reflexion zur Produktion sich erhebt, und durch was für Mittel – ich bin gewiß, Du weißt nicht, ob Du hiezu lachen oder sauer sehn sollst. Ich bitte um das erste, mein lieber guter Wilhelm, und melde mir viel von Fichte; daß ich nichts misbrauche, weißt Du. – Im ersten Stück des Merkur soll etwas naives von Reinhold stehn. – Vieweg hat mir Fichtens Blatt gegeben, auch die übrigen Erzählungen in gedruckten Manusscripten von Huber. Sie sind sich ziemlich gleich, statt Abenteuer Herzensirrsale, Novellen aus dem Lande kranker Seelen. Ich bin aber doch gar nicht mit meiner Anzeige zufrieden, sie ist nicht ergiebig und gefällig genug. Sieh sie Dir darauf an. Dir läge es nun ob, auch so ein Meisterstück wie Eschenmayer zu liefern in die Erlanger Z., aber laß Dich nicht gelüsten! Es dauert mich, daß ich mir nicht einen Revers von Dir habe geben lassen Dich aller Kritik forthin zu enthalten. O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und daß nichts so wahrhaftig existirt als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die lezten lebendigen Funken seyn, die in das Haus Gottes gehn – dann erst komt Finsterniß.
Hier ist das kleine Lied, aber in der That weiß ich noch nicht, ob Schelling es bedeutend genug hält in den Allmanach zu kommen. Ich schicke es nur einstweilen. – Er macht allerley Studien und übt sich unter andern im antiken Sylbenmaß mit Übersetzungen aus dem Hesiodus. Ich wollte, er könnte Dich zu rath ziehn, an seine Hexameter glaub ich vors erste nicht. – Sage Tiek bey Gelegenheit, daß Schelling ihm gut ist, daß er seine lezten Sonette anbetet – daß er ohne Misverständnisse sich herzlich in Jena zu ihm gehalten haben würde.
Luisen wirst Du eine Gefälligkeit erzeigen können, wenn Du bald von einer eleganten Freundin Dir ein Umschlagetuch für sie aussuchen lässest, etwa bey Link und Schulz von gedruckten Nesseltuch oder seidnen Bast nach der neuesten Mode, den Preis jedoch nicht höher als 5 rh., die sie mir hier erstatten wollen. Für die beyden Kinder möcht ich Dich um die beyden hübschesten Jahrhunderts Medaillen in Silber bitten zum Andenken – die brauchst Du aber erst mit nach Jena zu bringen. Luise wünscht unendlich Deinen Vorschlag befolgen zu können, auch Wiedemann. Daß die Gesundheit der Mutter es verhindern wird, glaub ich nicht.
Eigentlich wolt ich dies heut nicht wegschicken, weil ich Briefe von Dir erwarte, aber dann kann ich erst Freitags schreiben, und ich weiß, Du hörst doch gern von mir – Laß es uns künftig so einrichten, daß Deine Briefe Donnerstags hier ankommen und ich Freytags antworte. Manches, was ich Dir zu sagen habe, verspare ich, bis ich erst etwas von Dir vernehme. Mein lieber Freund, ich bitte Dich, laß Dich in allem, was mich angeht, nur von Deinem eignen Gemüth leiten – nur Du kennst das meinige. Leb wohl und recht vergnügt.
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