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Wenn ich erst damit in Ordnung bin, dann habe ich ganz freye Hand, und Sie sollen gewiß mit der ununterbrochnen Fortdauer meiner Sorge auch in der weitesten Entfernung zufrieden seyn.<lb/>Pflegen Sie mir Ihre Gesundheit recht, und entschlagen Sie sich der ängstlichen Gedanken. Was Ihre Verhältnisse mit <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> betrifft, so stehen ja alle Ihre Freunde für Einen Mann, und die Festigkeit Ihrer eignen Entschlüsse muß Ihnen zur größten Beruhigung dienen. Bald wird die Freude an dem schönen Gedeihen <persName key="96"><persName key="44">Ihrer Kinder</persName></persName>, an der Zärtlichkeit <persName key="56"><persName key="48">Ihrer Brüder</persName></persName>, an jeder freundschaftlichen Theilnahme, endlich an dem Genusse eines schöneren Himmels und einer erheiternden Umgebung ganz rein und ungetrübt [seyn]. Der Himmel gebe nur einen gelinden Winter, bey allem schlimmen Wetter denke ich immer, ob es Sie nicht unangenehm trifft. Um die hiesige Gegend nach meinem frühern Vorschlage nach Wunsch zu genießen, hätten Sie freylich den September hier zubringen müssen, der unvergleichlich schön war, seit dem Anfange des Octobers ist meistens rauhe Luft und Regenwetter gewesen, und auf den entferntern Bergen uns gegenüber liegt schon viel Schnee. Ich besorge, unsre Reise über die Alpen wird ziemlich in die schlimmste Jahrszeit fallen, da sie sich bis gegen die Mitte Novembers zu verzögern scheint. <persName key="222">Fr[au] v. St.[aël]</persName> muß wegen ihrer <placeName key="171">Parisischen</placeName> Angelegenheiten die Rückkehr <persName key="446">des Kaisers</persName> in <placeName key="171">Paris</placeName> und die Krönung abwarten. <persName key="8">Mein Bruder</persName> bleibt vermuthlich eben so lange mit uns hier, und geht dann über <placeName key="171">Paris</placeName> nach <placeName key="172">Cöln</placeName> zurück. 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Um die hiesige Gegend nach meinem frühern Vorschlage nach Wunsch zu genießen, hätten Sie freylich den September hier zubringen müssen, der unvergleichlich schön war, seit dem Anfange des Octobers ist meistens rauhe Luft und Regenwetter gewesen, und auf den entferntern Bergen uns gegenüber liegt schon viel Schnee. Ich besorge, unsre Reise über die Alpen wird ziemlich in die schlimmste Jahrszeit fallen, da sie sich bis gegen die Mitte Novembers zu verzögern scheint. <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2286"/>Fr[au] v. 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[180]4.<br>Ihr langer Brief aus <span class="index-13 tp-2265 ">Dresden</span>, meine geliebte Freundin, ist ziemlich lange unterwegs gewesen, und dann haben sich verschiedne Umstände verschworen, mich mit der Antwort und Besorgung Ihres Auftrags an <span class="index-48 tp-2266 ">den ältesten Bruder</span> zu schreiben, einige Posttage versäumen zu lassen. Wir sind unterdessen von <span class="index-280 tp-2267 ">Genf</span> wieder <span class="index-228 tp-2268 ">aufs Land</span> gezogen, was mir viele Abschiedsbesuche gekostet, und Unruhe verursacht hat; dann war ich ängstlich wegen der verzögerten Ankunft <span class="index-8 tp-2269 ">meines Bruders</span>, und nach derselben natürlich die ersten Tage sehr mit ihm beschäftigt, viel Gesellschaft ist diese Zeit auch hier gewesen, da <span class="index-423 tp-2270 ">die Herzogin von Curland</span> immer noch in <span class="index-280 tp-2271 ">Genf</span> ist; ein Paar Tage habe ich einen Rheumatismus gehabt, der mich am Schreiben hinderte, und am vorigen Posttage wurde ich mit dem inliegenden Briefe an <span class="index-48 tp-2272 ">Ihren Bruder</span> nur um eine Viertelstunde zu spät fertig. Ich glaubte es wäre Ihnen lieber, ihn etwas später zu erhalten als wenn ich ihn übereilte, und so habe ich ihn mit aller möglichen Besonnenheit geschrieben, und hoffe Sie werden damit zufrieden seyn. Es hätte sich noch weit mehr sagen lassen, aber ich denke das gegenwärtige ist mehr als hinreichend, und wo fände man ein Ende, wenn man <span class="index-42 tp-2273 ">Bernh.[ardi]s</span> Schlechtigkeiten ganz erschöpfen wollte? Ich sende Ihnen den Brief offen damit Sie nach Belieben Gebrauch davon machen, oder ihn zurückbehalten können.<br>Von <span class="index-56 tp-2280 ">Ihrem Bruder aus </span><span class="index-56 tp-2280 index-58 tp-2274 ">Weimar</span> habe ich einen Brief vom 24 September gehabt, aber ohne Nachricht von Ihnen, ich sehe nun mit Verlangen der von Ihrer Rückkehr nach <span class="index-58 tp-2275 ">Weimar</span> entgegen. Nach dem was Sie mir von <span class="index-42 tp-2276 ">B.[ernhardi]s</span> Lebensart melden, glaube ich schwerlich, daß er Sie dort heimsuchen wird, er scheint ganz versunken, und ist wahrscheinlich auch beständig in oekonomischen Verlegenheiten.<br>Die wiederhohlte Erwähnung des Auftrags, den ich zu erfüllen, durch die an <span class="index-281 tp-2277 ">Fischer</span> bezahlte Schuld von 150 rth außer Stand gesetzt wurde, hat mich von neuem bekümmert. Ich wäre untröstlich, wenn Sie mich des geringsten Nachlassens in meinem Eifer auch nur auf kurze Zeit verdächtig hielten; denn für die Folge hoffe ich dieß freylich genugsam zu wiederlegen. Ich habe jetzt einige Hoffnung, vor der Abreise nach Italien noch wieder in besseren Umständen zu seyn, und dann schicke ich, soviel ich nur irgend erübrigen kann. Etwas werde ich leider noch für die Schulden in <span class="index-15 tp-2279 ">Berlin</span> thun müssen. Wenn ich erst damit in Ordnung bin, dann habe ich ganz freye Hand, und Sie sollen gewiß mit der ununterbrochnen Fortdauer meiner Sorge auch in der weitesten Entfernung zufrieden seyn.<br>Pflegen Sie mir Ihre Gesundheit recht, und entschlagen Sie sich der ängstlichen Gedanken. Was Ihre Verhältnisse mit <span class="index-42 tp-2281 ">B.[ernhardi]</span> betrifft, so stehen ja alle Ihre Freunde für Einen Mann, und die Festigkeit Ihrer eignen Entschlüsse muß Ihnen zur größten Beruhigung dienen. Bald wird die Freude an dem schönen Gedeihen <span class="index-96 tp-2283 index-44 tp-2282 ">Ihrer Kinder</span>, an der Zärtlichkeit <span class="index-56 tp-2284 index-48 tp-2285 ">Ihrer Brüder</span>, an jeder freundschaftlichen Theilnahme, endlich an dem Genusse eines schöneren Himmels und einer erheiternden Umgebung ganz rein und ungetrübt [seyn]. Der Himmel gebe nur einen gelinden Winter, bey allem schlimmen Wetter denke ich immer, ob es Sie nicht unangenehm trifft. Um die hiesige Gegend nach meinem frühern Vorschlage nach Wunsch zu genießen, hätten Sie freylich den September hier zubringen müssen, der unvergleichlich schön war, seit dem Anfange des Octobers ist meistens rauhe Luft und Regenwetter gewesen, und auf den entferntern Bergen uns gegenüber liegt schon viel Schnee. Ich besorge, unsre Reise über die Alpen wird ziemlich in die schlimmste Jahrszeit fallen, da sie sich bis gegen die Mitte Novembers zu verzögern scheint. <span class="index-222 tp-2286 ">Fr[au] v. St.[aël]</span> muß wegen ihrer <span class="index-171 tp-2287 ">Parisischen</span> Angelegenheiten die Rückkehr <span class="index-446 tp-2289 ">des Kaisers</span> in <span class="index-171 tp-2288 ">Paris</span> und die Krönung abwarten. <span class="index-8 tp-2290 ">Mein Bruder</span> bleibt vermuthlich eben so lange mit uns hier, und geht dann über <span class="index-171 tp-2291 ">Paris</span> nach <span class="index-172 tp-2292 ">Cöln</span> zurück. Er hat hieher eine lange und verdrießliche Reise gehabt, da durch den Besuch <span class="index-446 tp-2293 ">des Kaisers</span> in jenen Gegenden viel unwillkührlicher Aufenthalt verursacht wurde. Ich rechne es ihm als einen wahren Beweis von Freundschaft an, daß er die 90 Meilen und so viel Beschwerde und Zeitverlust nicht gescheut, um mich wiederzusehen. Auch können Sie sich denken daß unsre Freude sehr lebhaft war. Er ist gesund, und ziemlich stark geworden, jedoch keinesweges wie durch Unmäßigkeit oder Trägheit, sondern bloß aus Fülle der Kräfte. Er gefällt sich hier sehr in unserm Zirkel, und ich darf hinzufügen er gefällt auch selbst außerordentlich. In <span class="index-172 tp-2294 ">Cöln</span> scheint er sich einen schönen Wirkungskreis gebildet zu haben, die altdeutsch- und frommgesinnten Leute dort, auch die Geistlichkeit, haben ein großes Zutrauen zu ihm, und er möchte sich wohl ganz da ansiedeln. <span class="index-172 tp-2295 ">Die Stadt</span> ist in Rücksicht auf altdeutsche Kunst, Sitte und historische Erinnerungen unendlich viel merkwürdiger als es auswärts bekannt ist; besonders <span class="index-465 tp-2309 index-466 tp-2310 ">rühmt</span> <span class="index-8 tp-2296 ">mein Bruder</span> die Menge vortrefflicher Kirchlicher Gemählde von der alten Schule, und behauptet <span class="index-48 tp-2297 ">Ihr ältester Bruder</span> würde gar nicht wieder wegwollen, wenn er <span class="index-172 tp-2298 ">Cöln</span> einmal gesehn hätte.<br>Im Indischen hat er viel gearbeitet, und darüber die interessante[ste]n Aufschlüsse über die Verwandschaft der Sprachen, die Urgeschichte des Menschengeschlechts und die ältesten Offenbarungen geschöpft. Das 4te Stück der <span class="index-144 tp-2300 ">Europa</span> wird nächstens erscheinen und vieles über die Kunstsachen in <span class="index-172 tp-2301 ">Cöln</span> enthalten. <span class="index-200 tp-2303 ">Seinen </span><span class="index-200 tp-2303 index-181 tp-2302 ">Lessing</span> hat er mir mitgebracht, lesen Sie doch ja, was er dabey geschrieben.<br>Leben Sie recht wohl, und wenn Sie wollen, daß mich Ihre Antwort noch hier treffen soll, so schreiben Sie ja bald, und vergelten Sie mir meine unwillkührliche Verzögerung nicht.<br>Ich herze <span class="index-96 tp-2305 index-44 tp-2304 ">die Engelskinder</span> mit der innigsten Liebe, ich bitte Sie <span class="index-102 tp-2306 ">Knorring</span> freundschaftlichst zu grüssen. An <span class="index-56 tp-2307 ">Fr.[iedrich] Tieck</span> will ich in Eil noch einige Zeilen schreiben.<br>Daß ich in Ansehung <span class="index-8 tp-2308 ">meines Bruders</span> Ihre Erinnerung auf das gewissenhafteste beobachte versteht sich von selbst.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/66' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Sophie Bernhardi am 16.10.1804, Coppet' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Coppet <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1027948-9">GND</a>' $date = '16.10.1804' $adressat = array( (int) 4598 => array( 'ID' => '4598', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-10 10:31:52', 'timelastchg' => '2018-01-11 19:15:27', 'key' => 'AWS-ap-00fg', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Bernhardi, Sophie', '39_namevar' => 'Tieck, Sophie (geborene) Knorring, Sophie von (verheiratete) Bernhardi, Sophie von', '39_geschlecht' => 'w', '39_gebdatum' => '1775-02-28', '39_toddatum' => '1833-09-30', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Sophie Tieck war die Tochter des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Ehefrau Anna Sophie Tieck. 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[180]4.<br>Ihr langer Brief aus <span class="index-13 tp-2265 ">Dresden</span>, meine geliebte Freundin, ist ziemlich lange unterwegs gewesen, und dann haben sich verschiedne Umstände verschworen, mich mit der Antwort und Besorgung Ihres Auftrags an <span class="index-48 tp-2266 ">den ältesten Bruder</span> zu schreiben, einige Posttage versäumen zu lassen. Wir sind unterdessen von <span class="index-280 tp-2267 ">Genf</span> wieder <span class="index-228 tp-2268 ">aufs Land</span> gezogen, was mir viele Abschiedsbesuche gekostet, und Unruhe verursacht hat; dann war ich ängstlich wegen der verzögerten Ankunft <span class="index-8 tp-2269 ">meines Bruders</span>, und nach derselben natürlich die ersten Tage sehr mit ihm beschäftigt, viel Gesellschaft ist diese Zeit auch hier gewesen, da <span class="index-423 tp-2270 ">die Herzogin von Curland</span> immer noch in <span class="index-280 tp-2271 ">Genf</span> ist; ein Paar Tage habe ich einen Rheumatismus gehabt, der mich am Schreiben hinderte, und am vorigen Posttage wurde ich mit dem inliegenden Briefe an <span class="index-48 tp-2272 ">Ihren Bruder</span> nur um eine Viertelstunde zu spät fertig. Ich glaubte es wäre Ihnen lieber, ihn etwas später zu erhalten als wenn ich ihn übereilte, und so habe ich ihn mit aller möglichen Besonnenheit geschrieben, und hoffe Sie werden damit zufrieden seyn. Es hätte sich noch weit mehr sagen lassen, aber ich denke das gegenwärtige ist mehr als hinreichend, und wo fände man ein Ende, wenn man <span class="index-42 tp-2273 ">Bernh.[ardi]s</span> Schlechtigkeiten ganz erschöpfen wollte? Ich sende Ihnen den Brief offen damit Sie nach Belieben Gebrauch davon machen, oder ihn zurückbehalten können.<br>Von <span class="index-56 tp-2280 ">Ihrem Bruder aus </span><span class="index-56 tp-2280 index-58 tp-2274 ">Weimar</span> habe ich einen Brief vom 24 September gehabt, aber ohne Nachricht von Ihnen, ich sehe nun mit Verlangen der von Ihrer Rückkehr nach <span class="index-58 tp-2275 ">Weimar</span> entgegen. Nach dem was Sie mir von <span class="index-42 tp-2276 ">B.[ernhardi]s</span> Lebensart melden, glaube ich schwerlich, daß er Sie dort heimsuchen wird, er scheint ganz versunken, und ist wahrscheinlich auch beständig in oekonomischen Verlegenheiten.<br>Die wiederhohlte Erwähnung des Auftrags, den ich zu erfüllen, durch die an <span class="index-281 tp-2277 ">Fischer</span> bezahlte Schuld von 150 rth außer Stand gesetzt wurde, hat mich von neuem bekümmert. Ich wäre untröstlich, wenn Sie mich des geringsten Nachlassens in meinem Eifer auch nur auf kurze Zeit verdächtig hielten; denn für die Folge hoffe ich dieß freylich genugsam zu wiederlegen. Ich habe jetzt einige Hoffnung, vor der Abreise nach Italien noch wieder in besseren Umständen zu seyn, und dann schicke ich, soviel ich nur irgend erübrigen kann. Etwas werde ich leider noch für die Schulden in <span class="index-15 tp-2279 ">Berlin</span> thun müssen. Wenn ich erst damit in Ordnung bin, dann habe ich ganz freye Hand, und Sie sollen gewiß mit der ununterbrochnen Fortdauer meiner Sorge auch in der weitesten Entfernung zufrieden seyn.<br>Pflegen Sie mir Ihre Gesundheit recht, und entschlagen Sie sich der ängstlichen Gedanken. Was Ihre Verhältnisse mit <span class="index-42 tp-2281 ">B.[ernhardi]</span> betrifft, so stehen ja alle Ihre Freunde für Einen Mann, und die Festigkeit Ihrer eignen Entschlüsse muß Ihnen zur größten Beruhigung dienen. Bald wird die Freude an dem schönen Gedeihen <span class="index-96 tp-2283 index-44 tp-2282 ">Ihrer Kinder</span>, an der Zärtlichkeit <span class="index-56 tp-2284 index-48 tp-2285 ">Ihrer Brüder</span>, an jeder freundschaftlichen Theilnahme, endlich an dem Genusse eines schöneren Himmels und einer erheiternden Umgebung ganz rein und ungetrübt [seyn]. Der Himmel gebe nur einen gelinden Winter, bey allem schlimmen Wetter denke ich immer, ob es Sie nicht unangenehm trifft. Um die hiesige Gegend nach meinem frühern Vorschlage nach Wunsch zu genießen, hätten Sie freylich den September hier zubringen müssen, der unvergleichlich schön war, seit dem Anfange des Octobers ist meistens rauhe Luft und Regenwetter gewesen, und auf den entferntern Bergen uns gegenüber liegt schon viel Schnee. Ich besorge, unsre Reise über die Alpen wird ziemlich in die schlimmste Jahrszeit fallen, da sie sich bis gegen die Mitte Novembers zu verzögern scheint. <span class="index-222 tp-2286 ">Fr[au] v. St.[aël]</span> muß wegen ihrer <span class="index-171 tp-2287 ">Parisischen</span> Angelegenheiten die Rückkehr <span class="index-446 tp-2289 ">des Kaisers</span> in <span class="index-171 tp-2288 ">Paris</span> und die Krönung abwarten. <span class="index-8 tp-2290 ">Mein Bruder</span> bleibt vermuthlich eben so lange mit uns hier, und geht dann über <span class="index-171 tp-2291 ">Paris</span> nach <span class="index-172 tp-2292 ">Cöln</span> zurück. Er hat hieher eine lange und verdrießliche Reise gehabt, da durch den Besuch <span class="index-446 tp-2293 ">des Kaisers</span> in jenen Gegenden viel unwillkührlicher Aufenthalt verursacht wurde. Ich rechne es ihm als einen wahren Beweis von Freundschaft an, daß er die 90 Meilen und so viel Beschwerde und Zeitverlust nicht gescheut, um mich wiederzusehen. Auch können Sie sich denken daß unsre Freude sehr lebhaft war. Er ist gesund, und ziemlich stark geworden, jedoch keinesweges wie durch Unmäßigkeit oder Trägheit, sondern bloß aus Fülle der Kräfte. Er gefällt sich hier sehr in unserm Zirkel, und ich darf hinzufügen er gefällt auch selbst außerordentlich. In <span class="index-172 tp-2294 ">Cöln</span> scheint er sich einen schönen Wirkungskreis gebildet zu haben, die altdeutsch- und frommgesinnten Leute dort, auch die Geistlichkeit, haben ein großes Zutrauen zu ihm, und er möchte sich wohl ganz da ansiedeln. <span class="index-172 tp-2295 ">Die Stadt</span> ist in Rücksicht auf altdeutsche Kunst, Sitte und historische Erinnerungen unendlich viel merkwürdiger als es auswärts bekannt ist; besonders <span class="index-465 tp-2309 index-466 tp-2310 ">rühmt</span> <span class="index-8 tp-2296 ">mein Bruder</span> die Menge vortrefflicher Kirchlicher Gemählde von der alten Schule, und behauptet <span class="index-48 tp-2297 ">Ihr ältester Bruder</span> würde gar nicht wieder wegwollen, wenn er <span class="index-172 tp-2298 ">Cöln</span> einmal gesehn hätte.<br>Im Indischen hat er viel gearbeitet, und darüber die interessante[ste]n Aufschlüsse über die Verwandschaft der Sprachen, die Urgeschichte des Menschengeschlechts und die ältesten Offenbarungen geschöpft. Das 4te Stück der <span class="index-144 tp-2300 ">Europa</span> wird nächstens erscheinen und vieles über die Kunstsachen in <span class="index-172 tp-2301 ">Cöln</span> enthalten. <span class="index-200 tp-2303 ">Seinen </span><span class="index-200 tp-2303 index-181 tp-2302 ">Lessing</span> hat er mir mitgebracht, lesen Sie doch ja, was er dabey geschrieben.<br>Leben Sie recht wohl, und wenn Sie wollen, daß mich Ihre Antwort noch hier treffen soll, so schreiben Sie ja bald, und vergelten Sie mir meine unwillkührliche Verzögerung nicht.<br>Ich herze <span class="index-96 tp-2305 index-44 tp-2304 ">die Engelskinder</span> mit der innigsten Liebe, ich bitte Sie <span class="index-102 tp-2306 ">Knorring</span> freundschaftlichst zu grüssen. 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Coppet d. 16 Oct. [180]4.
Ihr langer Brief aus Dresden, meine geliebte Freundin, ist ziemlich lange unterwegs gewesen, und dann haben sich verschiedne Umstände verschworen, mich mit der Antwort und Besorgung Ihres Auftrags an den ältesten Bruder zu schreiben, einige Posttage versäumen zu lassen. Wir sind unterdessen von Genf wieder aufs Land gezogen, was mir viele Abschiedsbesuche gekostet, und Unruhe verursacht hat; dann war ich ängstlich wegen der verzögerten Ankunft meines Bruders, und nach derselben natürlich die ersten Tage sehr mit ihm beschäftigt, viel Gesellschaft ist diese Zeit auch hier gewesen, da die Herzogin von Curland immer noch in Genf ist; ein Paar Tage habe ich einen Rheumatismus gehabt, der mich am Schreiben hinderte, und am vorigen Posttage wurde ich mit dem inliegenden Briefe an Ihren Bruder nur um eine Viertelstunde zu spät fertig. Ich glaubte es wäre Ihnen lieber, ihn etwas später zu erhalten als wenn ich ihn übereilte, und so habe ich ihn mit aller möglichen Besonnenheit geschrieben, und hoffe Sie werden damit zufrieden seyn. Es hätte sich noch weit mehr sagen lassen, aber ich denke das gegenwärtige ist mehr als hinreichend, und wo fände man ein Ende, wenn man Bernh.[ardi]s Schlechtigkeiten ganz erschöpfen wollte? Ich sende Ihnen den Brief offen damit Sie nach Belieben Gebrauch davon machen, oder ihn zurückbehalten können.
Von Ihrem Bruder aus Weimar habe ich einen Brief vom 24 September gehabt, aber ohne Nachricht von Ihnen, ich sehe nun mit Verlangen der von Ihrer Rückkehr nach Weimar entgegen. Nach dem was Sie mir von B.[ernhardi]s Lebensart melden, glaube ich schwerlich, daß er Sie dort heimsuchen wird, er scheint ganz versunken, und ist wahrscheinlich auch beständig in oekonomischen Verlegenheiten.
Die wiederhohlte Erwähnung des Auftrags, den ich zu erfüllen, durch die an Fischer bezahlte Schuld von 150 rth außer Stand gesetzt wurde, hat mich von neuem bekümmert. Ich wäre untröstlich, wenn Sie mich des geringsten Nachlassens in meinem Eifer auch nur auf kurze Zeit verdächtig hielten; denn für die Folge hoffe ich dieß freylich genugsam zu wiederlegen. Ich habe jetzt einige Hoffnung, vor der Abreise nach Italien noch wieder in besseren Umständen zu seyn, und dann schicke ich, soviel ich nur irgend erübrigen kann. Etwas werde ich leider noch für die Schulden in Berlin thun müssen. Wenn ich erst damit in Ordnung bin, dann habe ich ganz freye Hand, und Sie sollen gewiß mit der ununterbrochnen Fortdauer meiner Sorge auch in der weitesten Entfernung zufrieden seyn.
Pflegen Sie mir Ihre Gesundheit recht, und entschlagen Sie sich der ängstlichen Gedanken. Was Ihre Verhältnisse mit B.[ernhardi] betrifft, so stehen ja alle Ihre Freunde für Einen Mann, und die Festigkeit Ihrer eignen Entschlüsse muß Ihnen zur größten Beruhigung dienen. Bald wird die Freude an dem schönen Gedeihen Ihrer Kinder, an der Zärtlichkeit Ihrer Brüder, an jeder freundschaftlichen Theilnahme, endlich an dem Genusse eines schöneren Himmels und einer erheiternden Umgebung ganz rein und ungetrübt [seyn]. Der Himmel gebe nur einen gelinden Winter, bey allem schlimmen Wetter denke ich immer, ob es Sie nicht unangenehm trifft. Um die hiesige Gegend nach meinem frühern Vorschlage nach Wunsch zu genießen, hätten Sie freylich den September hier zubringen müssen, der unvergleichlich schön war, seit dem Anfange des Octobers ist meistens rauhe Luft und Regenwetter gewesen, und auf den entferntern Bergen uns gegenüber liegt schon viel Schnee. Ich besorge, unsre Reise über die Alpen wird ziemlich in die schlimmste Jahrszeit fallen, da sie sich bis gegen die Mitte Novembers zu verzögern scheint. Fr[au] v. St.[aël] muß wegen ihrer Parisischen Angelegenheiten die Rückkehr des Kaisers in Paris und die Krönung abwarten. Mein Bruder bleibt vermuthlich eben so lange mit uns hier, und geht dann über Paris nach Cöln zurück. Er hat hieher eine lange und verdrießliche Reise gehabt, da durch den Besuch des Kaisers in jenen Gegenden viel unwillkührlicher Aufenthalt verursacht wurde. Ich rechne es ihm als einen wahren Beweis von Freundschaft an, daß er die 90 Meilen und so viel Beschwerde und Zeitverlust nicht gescheut, um mich wiederzusehen. Auch können Sie sich denken daß unsre Freude sehr lebhaft war. Er ist gesund, und ziemlich stark geworden, jedoch keinesweges wie durch Unmäßigkeit oder Trägheit, sondern bloß aus Fülle der Kräfte. Er gefällt sich hier sehr in unserm Zirkel, und ich darf hinzufügen er gefällt auch selbst außerordentlich. In Cöln scheint er sich einen schönen Wirkungskreis gebildet zu haben, die altdeutsch- und frommgesinnten Leute dort, auch die Geistlichkeit, haben ein großes Zutrauen zu ihm, und er möchte sich wohl ganz da ansiedeln. Die Stadt ist in Rücksicht auf altdeutsche Kunst, Sitte und historische Erinnerungen unendlich viel merkwürdiger als es auswärts bekannt ist; besonders rühmt mein Bruder die Menge vortrefflicher Kirchlicher Gemählde von der alten Schule, und behauptet Ihr ältester Bruder würde gar nicht wieder wegwollen, wenn er Cöln einmal gesehn hätte.
Im Indischen hat er viel gearbeitet, und darüber die interessante[ste]n Aufschlüsse über die Verwandschaft der Sprachen, die Urgeschichte des Menschengeschlechts und die ältesten Offenbarungen geschöpft. Das 4te Stück der Europa wird nächstens erscheinen und vieles über die Kunstsachen in Cöln enthalten. Seinen Lessing hat er mir mitgebracht, lesen Sie doch ja, was er dabey geschrieben.
Leben Sie recht wohl, und wenn Sie wollen, daß mich Ihre Antwort noch hier treffen soll, so schreiben Sie ja bald, und vergelten Sie mir meine unwillkührliche Verzögerung nicht.
Ich herze die Engelskinder mit der innigsten Liebe, ich bitte Sie Knorring freundschaftlichst zu grüssen. An Fr.[iedrich] Tieck will ich in Eil noch einige Zeilen schreiben.
Daß ich in Ansehung meines Bruders Ihre Erinnerung auf das gewissenhafteste beobachte versteht sich von selbst.
Ihr langer Brief aus Dresden, meine geliebte Freundin, ist ziemlich lange unterwegs gewesen, und dann haben sich verschiedne Umstände verschworen, mich mit der Antwort und Besorgung Ihres Auftrags an den ältesten Bruder zu schreiben, einige Posttage versäumen zu lassen. Wir sind unterdessen von Genf wieder aufs Land gezogen, was mir viele Abschiedsbesuche gekostet, und Unruhe verursacht hat; dann war ich ängstlich wegen der verzögerten Ankunft meines Bruders, und nach derselben natürlich die ersten Tage sehr mit ihm beschäftigt, viel Gesellschaft ist diese Zeit auch hier gewesen, da die Herzogin von Curland immer noch in Genf ist; ein Paar Tage habe ich einen Rheumatismus gehabt, der mich am Schreiben hinderte, und am vorigen Posttage wurde ich mit dem inliegenden Briefe an Ihren Bruder nur um eine Viertelstunde zu spät fertig. Ich glaubte es wäre Ihnen lieber, ihn etwas später zu erhalten als wenn ich ihn übereilte, und so habe ich ihn mit aller möglichen Besonnenheit geschrieben, und hoffe Sie werden damit zufrieden seyn. Es hätte sich noch weit mehr sagen lassen, aber ich denke das gegenwärtige ist mehr als hinreichend, und wo fände man ein Ende, wenn man Bernh.[ardi]s Schlechtigkeiten ganz erschöpfen wollte? Ich sende Ihnen den Brief offen damit Sie nach Belieben Gebrauch davon machen, oder ihn zurückbehalten können.
Von Ihrem Bruder aus Weimar habe ich einen Brief vom 24 September gehabt, aber ohne Nachricht von Ihnen, ich sehe nun mit Verlangen der von Ihrer Rückkehr nach Weimar entgegen. Nach dem was Sie mir von B.[ernhardi]s Lebensart melden, glaube ich schwerlich, daß er Sie dort heimsuchen wird, er scheint ganz versunken, und ist wahrscheinlich auch beständig in oekonomischen Verlegenheiten.
Die wiederhohlte Erwähnung des Auftrags, den ich zu erfüllen, durch die an Fischer bezahlte Schuld von 150 rth außer Stand gesetzt wurde, hat mich von neuem bekümmert. Ich wäre untröstlich, wenn Sie mich des geringsten Nachlassens in meinem Eifer auch nur auf kurze Zeit verdächtig hielten; denn für die Folge hoffe ich dieß freylich genugsam zu wiederlegen. Ich habe jetzt einige Hoffnung, vor der Abreise nach Italien noch wieder in besseren Umständen zu seyn, und dann schicke ich, soviel ich nur irgend erübrigen kann. Etwas werde ich leider noch für die Schulden in Berlin thun müssen. Wenn ich erst damit in Ordnung bin, dann habe ich ganz freye Hand, und Sie sollen gewiß mit der ununterbrochnen Fortdauer meiner Sorge auch in der weitesten Entfernung zufrieden seyn.
Pflegen Sie mir Ihre Gesundheit recht, und entschlagen Sie sich der ängstlichen Gedanken. Was Ihre Verhältnisse mit B.[ernhardi] betrifft, so stehen ja alle Ihre Freunde für Einen Mann, und die Festigkeit Ihrer eignen Entschlüsse muß Ihnen zur größten Beruhigung dienen. Bald wird die Freude an dem schönen Gedeihen Ihrer Kinder, an der Zärtlichkeit Ihrer Brüder, an jeder freundschaftlichen Theilnahme, endlich an dem Genusse eines schöneren Himmels und einer erheiternden Umgebung ganz rein und ungetrübt [seyn]. Der Himmel gebe nur einen gelinden Winter, bey allem schlimmen Wetter denke ich immer, ob es Sie nicht unangenehm trifft. Um die hiesige Gegend nach meinem frühern Vorschlage nach Wunsch zu genießen, hätten Sie freylich den September hier zubringen müssen, der unvergleichlich schön war, seit dem Anfange des Octobers ist meistens rauhe Luft und Regenwetter gewesen, und auf den entferntern Bergen uns gegenüber liegt schon viel Schnee. Ich besorge, unsre Reise über die Alpen wird ziemlich in die schlimmste Jahrszeit fallen, da sie sich bis gegen die Mitte Novembers zu verzögern scheint. Fr[au] v. St.[aël] muß wegen ihrer Parisischen Angelegenheiten die Rückkehr des Kaisers in Paris und die Krönung abwarten. Mein Bruder bleibt vermuthlich eben so lange mit uns hier, und geht dann über Paris nach Cöln zurück. Er hat hieher eine lange und verdrießliche Reise gehabt, da durch den Besuch des Kaisers in jenen Gegenden viel unwillkührlicher Aufenthalt verursacht wurde. Ich rechne es ihm als einen wahren Beweis von Freundschaft an, daß er die 90 Meilen und so viel Beschwerde und Zeitverlust nicht gescheut, um mich wiederzusehen. Auch können Sie sich denken daß unsre Freude sehr lebhaft war. Er ist gesund, und ziemlich stark geworden, jedoch keinesweges wie durch Unmäßigkeit oder Trägheit, sondern bloß aus Fülle der Kräfte. Er gefällt sich hier sehr in unserm Zirkel, und ich darf hinzufügen er gefällt auch selbst außerordentlich. In Cöln scheint er sich einen schönen Wirkungskreis gebildet zu haben, die altdeutsch- und frommgesinnten Leute dort, auch die Geistlichkeit, haben ein großes Zutrauen zu ihm, und er möchte sich wohl ganz da ansiedeln. Die Stadt ist in Rücksicht auf altdeutsche Kunst, Sitte und historische Erinnerungen unendlich viel merkwürdiger als es auswärts bekannt ist; besonders rühmt mein Bruder die Menge vortrefflicher Kirchlicher Gemählde von der alten Schule, und behauptet Ihr ältester Bruder würde gar nicht wieder wegwollen, wenn er Cöln einmal gesehn hätte.
Im Indischen hat er viel gearbeitet, und darüber die interessante[ste]n Aufschlüsse über die Verwandschaft der Sprachen, die Urgeschichte des Menschengeschlechts und die ältesten Offenbarungen geschöpft. Das 4te Stück der Europa wird nächstens erscheinen und vieles über die Kunstsachen in Cöln enthalten. Seinen Lessing hat er mir mitgebracht, lesen Sie doch ja, was er dabey geschrieben.
Leben Sie recht wohl, und wenn Sie wollen, daß mich Ihre Antwort noch hier treffen soll, so schreiben Sie ja bald, und vergelten Sie mir meine unwillkührliche Verzögerung nicht.
Ich herze die Engelskinder mit der innigsten Liebe, ich bitte Sie Knorring freundschaftlichst zu grüssen. An Fr.[iedrich] Tieck will ich in Eil noch einige Zeilen schreiben.
Daß ich in Ansehung meines Bruders Ihre Erinnerung auf das gewissenhafteste beobachte versteht sich von selbst.