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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-10-19/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="index-12 tp-22832 ">Jena</span> d. 22 Jun. [18]01.<br>Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei <span class="index-42 tp-22833 index-132 tp-22834 ">Bernhardis</span> im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt <span class="index-48 tp-47197 ">Tiek</span> ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, <span class="index-2984 tp-22836 index-2983 tp-22835 ">Loders</span> sind bey ihnen gewesen, und <span class="index-2984 tp-22837 ">die L.</span> hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen <span class="index-177 tp-22839 ">Steffens</span>, mit dem er in <span class="index-4324 tp-22887 ">Tarant</span> war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den <span class="weight-bold ">Ennuy</span> zu vertreiben. Von <span class="index-56 tp-22838 ">Fr. Tiek</span> verlautet noch nichts, auch <span class="index-2762 tp-22840 ">Wiedemann</span> hat ihn seitdem nicht erwähnt. <span class="index-137 tp-22841 ">Goethe</span> hat sich 8 Tage in <span class="index-2 tp-22843 ">Göttingen</span> aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an <span class="index-425 tp-22842 ">Fiorillo</span> darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf <span class="index-4405 tp-47198 ">Winkelmanns</span> Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und <span class="weight-bold ">sans culottes</span> gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein <span class="weight-bold ">Vivat</span> brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <span class="index-1293 tp-22877 ">der </span><span class="index-1293 tp-22877 weight-bold ">Numancia</span> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <span class="index-1267 tp-22888 ">Meyer</span> hat <span class="index-1929 tp-22889 ">Luise</span> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<br><span class="index-115 tp-22848 ">Deine Schwester</span> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <span class="index-1524 tp-22850 ">Pillnitz</span> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <span class="index-264 tp-22849 ">Deiner Mutter</span> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <span class="index-236 tp-22851 ">Bamberg</span> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <span class="index-4958 tp-27687 ">Freyberg</span> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <span class="index-7028 tp-72647 ">Die Recension über </span><span class="index-7028 tp-72647 index-62 tp-22853 index-1813 tp-47199 ">Schelling</span> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <span class="weight-bold ">Citaten</span>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <span class="index-12036 tp-72649 ">die erzdumme Recension </span><span class="index-12036 tp-72649 index-41 tp-22890 ">Deiner Gedichte</span><span class="index-12036 tp-72649 "> in </span><span class="index-12036 tp-72649 index-3092 tp-47201 ">jener Zeitung</span> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <span class="weight-bold ">tendresse</span> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <span class="weight-bold ">à la </span><span class="weight-bold index-50 tp-22854 index-7052 tp-47328 ">Kotzebue</span>. Apropos, dieser wird auf <span class="index-4352 tp-24467 ">seiner Mutter</span> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <span class="index-58 tp-22856 ">Weimar</span> gemiethet. Wenn <span class="index-25 tp-22857 ">Ifland</span> in <span class="index-15 tp-22858 ">Berlin</span> wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen <span class="index-4463 tp-47203 ">die Brüder von </span><span class="index-4463 tp-47203 index-2877 tp-47202 ">Terenz</span> in Masken gegeben werden, dann <span class="index-2515 tp-22878 ">Nathan</span> usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.<br>Kanst Du denken, daß <span class="index-88 tp-22859 ">Schiller</span> lezthin <span class="index-3128 tp-22860 ">Maria Stuart</span> an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil <span class="index-73 tp-22892 ">die Jagemann</span> <span class="index-4327 tp-22893 ">den kleinen Matrosen</span> nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von <span class="index-4258 tp-22861 ">der Serigny</span> zur <span class="index-73 tp-22862 ">Jagemann</span> stark gewesen sey. ‒ <span class="index-4328 tp-22894 ">Dein Macbeths Motto</span> ist gut und des unsrigen würdig!<br>Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <span class="index-55 tp-22863 ">Fichte</span> und überhaupt seiner Ansichten.<br>Was ich Dir von <span class="index-1928 tp-22895 ">Philipp</span> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<br>Ich habe noch keine Antwort von <span class="index-3102 tp-43310 ">der Vieweg</span>.<br>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <span class="index-1494 tp-22864 weight-bold ">Mad. de Nuys</span> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<br>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <span class="index-4338 tp-23027 ">Ludekus</span> in <span class="index-1633 tp-22865 ">Erfurt</span> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <span class="index-74 tp-22866 ">der Unzeline</span>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <span class="index-542 tp-47204 ">Unzelmann</span> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <span class="index-198 tp-22897 ">Woltmann</span> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <span class="index-1406 tp-56877 ">Bothe</span> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <span class="index-42 tp-22898 ">Bernhardi</span> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <span class="index-8 tp-22868 ">Friedrich</span> auf der <span class="weight-bold ">Charité</span> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<br>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <span class="index-4393 tp-47205 ">der alberne Augusti</span>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <span class="index-1849 tp-22869 ">eurem </span><span class="index-1849 tp-22869 weight-bold ">tractatum eroticum Lucinda</span> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <span class="index-4405 tp-47206 ">Winkelmann</span> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <span class="index-4325 tp-22884 ">Ulrich</span> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <span class="weight-bold ">scandalum</span> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <span class="index-4335 tp-47207 ">Gabler</span> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <span class="index-180 tp-22870 ">die Veit</span> geschmiedet wäre. Es wär nie so <span class="weight-bold ">geworden.</span> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <span class="weight-bold ">dépensen</span> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <span class="index-3595 tp-47208 ">Lichtenstein aus </span><span class="index-3595 tp-47208 index-60 tp-22872 ">Braunschweig</span>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <span class="index-180 tp-22871 ">Madam Veit</span> gehabt.<br><span class="index-3117 tp-22881 ">Julchen</span> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <span class="index-4233 tp-47209 ">Mutter</span> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <span class="index-4261 tp-22873 ">Rosen</span> mit rechter <span class="weight-bold ">rage</span>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <span class="index-274 tp-22879 ">Homer</span>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<br><span class="index-1415 tp-22874 ">Wallensteins Lager</span> wurde in Weimar gegeben. <span class="index-24 tp-22875 weight-bold ">Jean Paul</span> war mit <span class="index-4323 tp-22876 ">seiner </span><span class="index-4323 tp-22876 weight-bold ">Jeanette Pauline</span> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<br>Wie gewöhnlich kommt <span class="index-271 tp-47210 ">Voß</span> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <span class="index-244 tp-22880 ">des Schütz</span>. Er schreibt Dir heute.<br>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<br>Die Deinige.<br><br>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <span class="weight-bold ">moyen</span> desto besser arabisch zu lernen.<br>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => '', 'description' => 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 22.06.1801, Jena, Berlin', 'adressatort' => 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>', 'absendeort' => 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>', 'date' => '22.06.1801', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 1444 => array( 'ID' => '1444', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-04 12:36:20', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:18:28', 'key' => 'AWS-ap-0044', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Schelling, Caroline von', '39_namevar' => 'Michaelis, Dorothea Caroline Albertine von (Geburtsname) Böhmer, Dorothea Caroline Albertine (1. 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Staats- und Universitätsbibliothek Dresden <a target="_blank" href="http://slub-dresden.de"><i class="fa fa-external-link" aria-hidden="true"></i></a>', 'OAI Id' => '370516575 <a target="_blank" href="http://digital.slub-dresden.de/id370516575"><i class="fa fa-external-link" aria-hidden="true"></i></a>', 'Bibliographische Angabe' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <span class="index-1293 tp-22877 ">der </span><span class="index-1293 tp-22877 weight-bold ">Numancia</span> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <span class="index-1267 tp-22888 ">Meyer</span> hat <span class="index-1929 tp-22889 ">Luise</span> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<br><span class="index-115 tp-22848 ">Deine Schwester</span> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <span class="index-1524 tp-22850 ">Pillnitz</span> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <span class="index-264 tp-22849 ">Deiner Mutter</span> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <span class="index-236 tp-22851 ">Bamberg</span> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <span class="index-4958 tp-27687 ">Freyberg</span> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <span class="index-7028 tp-72647 ">Die Recension über </span><span class="index-7028 tp-72647 index-62 tp-22853 index-1813 tp-47199 ">Schelling</span> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <span class="weight-bold ">Citaten</span>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <span class="index-12036 tp-72649 ">die erzdumme Recension </span><span class="index-12036 tp-72649 index-41 tp-22890 ">Deiner Gedichte</span><span class="index-12036 tp-72649 "> in </span><span class="index-12036 tp-72649 index-3092 tp-47201 ">jener Zeitung</span> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <span class="weight-bold ">tendresse</span> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <span class="weight-bold ">à la </span><span class="weight-bold index-50 tp-22854 index-7052 tp-47328 ">Kotzebue</span>. Apropos, dieser wird auf <span class="index-4352 tp-24467 ">seiner Mutter</span> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <span class="index-58 tp-22856 ">Weimar</span> gemiethet. 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Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.<br>Kanst Du denken, daß <span class="index-88 tp-22859 ">Schiller</span> lezthin <span class="index-3128 tp-22860 ">Maria Stuart</span> an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil <span class="index-73 tp-22892 ">die Jagemann</span> <span class="index-4327 tp-22893 ">den kleinen Matrosen</span> nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von <span class="index-4258 tp-22861 ">der Serigny</span> zur <span class="index-73 tp-22862 ">Jagemann</span> stark gewesen sey. ‒ <span class="index-4328 tp-22894 ">Dein Macbeths Motto</span> ist gut und des unsrigen würdig!<br>Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <span class="index-55 tp-22863 ">Fichte</span> und überhaupt seiner Ansichten.<br>Was ich Dir von <span class="index-1928 tp-22895 ">Philipp</span> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<br>Ich habe noch keine Antwort von <span class="index-3102 tp-43310 ">der Vieweg</span>.<br>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <span class="index-1494 tp-22864 weight-bold ">Mad. de Nuys</span> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<br>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <span class="index-4338 tp-23027 ">Ludekus</span> in <span class="index-1633 tp-22865 ">Erfurt</span> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <span class="index-74 tp-22866 ">der Unzeline</span>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <span class="index-542 tp-47204 ">Unzelmann</span> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <span class="index-198 tp-22897 ">Woltmann</span> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <span class="index-1406 tp-56877 ">Bothe</span> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <span class="index-42 tp-22898 ">Bernhardi</span> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <span class="index-8 tp-22868 ">Friedrich</span> auf der <span class="weight-bold ">Charité</span> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<br>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <span class="index-4393 tp-47205 ">der alberne Augusti</span>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <span class="index-1849 tp-22869 ">eurem </span><span class="index-1849 tp-22869 weight-bold ">tractatum eroticum Lucinda</span> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <span class="index-4405 tp-47206 ">Winkelmann</span> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <span class="index-4325 tp-22884 ">Ulrich</span> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <span class="weight-bold ">scandalum</span> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <span class="index-4335 tp-47207 ">Gabler</span> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <span class="index-180 tp-22870 ">die Veit</span> geschmiedet wäre. Es wär nie so <span class="weight-bold ">geworden.</span> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <span class="weight-bold ">dépensen</span> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <span class="index-3595 tp-47208 ">Lichtenstein aus </span><span class="index-3595 tp-47208 index-60 tp-22872 ">Braunschweig</span>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <span class="index-180 tp-22871 ">Madam Veit</span> gehabt.<br><span class="index-3117 tp-22881 ">Julchen</span> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <span class="index-4233 tp-47209 ">Mutter</span> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <span class="index-4261 tp-22873 ">Rosen</span> mit rechter <span class="weight-bold ">rage</span>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <span class="index-274 tp-22879 ">Homer</span>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<br><span class="index-1415 tp-22874 ">Wallensteins Lager</span> wurde in Weimar gegeben. <span class="index-24 tp-22875 weight-bold ">Jean Paul</span> war mit <span class="index-4323 tp-22876 ">seiner </span><span class="index-4323 tp-22876 weight-bold ">Jeanette Pauline</span> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<br>Wie gewöhnlich kommt <span class="index-271 tp-47210 ">Voß</span> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <span class="index-244 tp-22880 ">des Schütz</span>. Er schreibt Dir heute.<br>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<br>Die Deinige.<br><br>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <span class="weight-bold ">moyen</span> desto besser arabisch zu lernen.<br>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.', '36_xml' => '<p><placeName key="12">Jena</placeName> d. 22 Jun. [18]01.<lb/>Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. 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Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <persName key="55">Fichte</persName> und überhaupt seiner Ansichten.<lb/>Was ich Dir von <persName key="1928">Philipp</persName> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<lb/>Ich habe noch keine Antwort von <persName key="3102">der Vieweg</persName>.<lb/>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <persName key="1494"><hi rend="weight:bold">Mad. de Nuys</hi></persName> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<lb/>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <persName key="4338">Ludekus</persName> in <placeName key="1633">Erfurt</placeName> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <persName key="74">der Unzeline</persName>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <persName key="542">Unzelmann</persName> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <persName key="198">Woltmann</persName> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <persName key="1406">Bothe</persName> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <persName key="42">Bernhardi</persName> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <persName key="8">Friedrich</persName> auf der <hi rend="weight:bold">Charité</hi> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<lb/>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <persName key="4393">der alberne Augusti</persName>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <name key="1849" type="work">eurem <hi rend="weight:bold">tractatum eroticum Lucinda</hi></name> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <persName key="4405">Winkelmann</persName> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <persName key="4325">Ulrich</persName> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <hi rend="weight:bold">scandalum</hi> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <persName key="4335">Gabler</persName> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <persName key="180">die Veit</persName> geschmiedet wäre. Es wär nie so <hi rend="weight:bold">geworden.</hi> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <hi rend="weight:bold">dépensen</hi> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <persName key="3595">Lichtenstein aus <placeName key="60">Braunschweig</placeName></persName>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <persName key="180">Madam Veit</persName> gehabt.<lb/><persName key="3117">Julchen</persName> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <persName key="4233">Mutter</persName> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <persName key="4261">Rosen</persName> mit rechter <hi rend="weight:bold">rage</hi>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <persName key="274">Homer</persName>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<lb/><name key="1415" type="work">Wallensteins Lager</name> wurde in Weimar gegeben. <persName key="24"><hi rend="weight:bold">Jean Paul</hi></persName> war mit <persName key="4323">seiner <hi rend="weight:bold">Jeanette Pauline</hi></persName> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<lb/>Wie gewöhnlich kommt <persName key="271">Voß</persName> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <persName key="244">des Schütz</persName>. Er schreibt Dir heute.<lb/>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<lb/>Die Deinige.<lb/><lb/>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <hi rend="weight:bold">moyen</hi> desto besser arabisch zu lernen.<lb/>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB22832"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE22832"/> d. 22 Jun. [18]01.<lb/>Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB22833"/><anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB22834"/>Bernhardis<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE22834"/><anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE22833"/> im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB47197"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE47197"/> ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, <anchor type="b" n="2984" ana="11" xml:id="NidB22836"/><anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22835"/>Loders<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22835"/><anchor type="e" n="2984" ana="11" xml:id="NidE22836"/> sind bey ihnen gewesen, und <anchor type="b" n="2984" ana="11" xml:id="NidB22837"/>die L.<anchor type="e" n="2984" ana="11" xml:id="NidE22837"/> hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen <anchor type="b" n="177" ana="11" xml:id="NidB22839"/>Steffens<anchor type="e" n="177" ana="11" xml:id="NidE22839"/>, mit dem er in <anchor type="b" n="4324" ana="10" xml:id="NidB22887"/>Tarant<anchor type="e" n="4324" ana="10" xml:id="NidE22887"/> war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den <hi rend="weight:bold">Ennuy</hi> zu vertreiben. Von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22838"/>Fr. Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22838"/> verlautet noch nichts, auch <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB22840"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE22840"/> hat ihn seitdem nicht erwähnt. <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22841"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22841"/> hat sich 8 Tage in <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB22843"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE22843"/> aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an <anchor type="b" n="425" ana="11" xml:id="NidB22842"/>Fiorillo<anchor type="e" n="425" ana="11" xml:id="NidE22842"/> darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf <anchor type="b" n="4405" ana="11" xml:id="NidB47198"/>Winkelmanns<anchor type="e" n="4405" ana="11" xml:id="NidE47198"/> Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und <hi rend="weight:bold">sans culottes</hi> gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein <hi rend="weight:bold">Vivat</hi> brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <anchor type="b" n="1293" ana="12" xml:id="NidB22877"/>der <hi rend="weight:bold">Numancia</hi><anchor type="e" n="1293" ana="12" xml:id="NidE22877"/> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB22888"/>Meyer<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE22888"/> hat <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22889"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22889"/> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<lb/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB22848"/>Deine Schwester<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE22848"/> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <anchor type="b" n="1524" ana="10" xml:id="NidB22850"/>Pillnitz<anchor type="e" n="1524" ana="10" xml:id="NidE22850"/> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB22849"/>Deiner Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE22849"/> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <anchor type="b" n="236" ana="10" xml:id="NidB22851"/>Bamberg<anchor type="e" n="236" ana="10" xml:id="NidE22851"/> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <anchor type="b" n="4958" ana="10" xml:id="NidB27687"/>Freyberg<anchor type="e" n="4958" ana="10" xml:id="NidE27687"/> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <anchor type="b" n="7028" ana="12" xml:id="NidB72647"/>Die Recension über <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22853"/><anchor type="b" n="1813" ana="12" xml:id="NidB47199"/>Schelling<anchor type="e" n="1813" ana="12" xml:id="NidE47199"/><anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22853"/><anchor type="e" n="7028" ana="12" xml:id="NidE72647"/> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <hi rend="weight:bold">Citaten</hi>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <anchor type="b" n="12036" ana="12" xml:id="NidB72649"/>die erzdumme Recension <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB22890"/>Deiner Gedichte<anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE22890"/> in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB47201"/>jener Zeitung<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE47201"/><anchor type="e" n="12036" ana="12" xml:id="NidE72649"/> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <hi rend="weight:bold">tendresse</hi> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <hi rend="weight:bold">à la <anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB22854"/><anchor type="b" n="7052" ana="11" xml:id="NidB47328"/>Kotzebue<anchor type="e" n="7052" ana="11" xml:id="NidE47328"/><anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE22854"/></hi>. Apropos, dieser wird auf <anchor type="b" n="4352" ana="11" xml:id="NidB24467"/>seiner Mutter<anchor type="e" n="4352" ana="11" xml:id="NidE24467"/> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22856"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22856"/> gemiethet. Wenn <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB22857"/>Ifland<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE22857"/> in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22858"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22858"/> wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen <anchor type="b" n="4463" ana="12" xml:id="NidB47203"/>die Brüder von <anchor type="b" n="2877" ana="11" xml:id="NidB47202"/>Terenz<anchor type="e" n="2877" ana="11" xml:id="NidE47202"/><anchor type="e" n="4463" ana="12" xml:id="NidE47203"/> in Masken gegeben werden, dann <anchor type="b" n="2515" ana="12" xml:id="NidB22878"/>Nathan<anchor type="e" n="2515" ana="12" xml:id="NidE22878"/> usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.<lb/>Kanst Du denken, daß <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB22859"/>Schiller<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE22859"/> lezthin <anchor type="b" n="3128" ana="12" xml:id="NidB22860"/>Maria Stuart<anchor type="e" n="3128" ana="12" xml:id="NidE22860"/> an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil <anchor type="b" n="73" ana="11" xml:id="NidB22892"/>die Jagemann<anchor type="e" n="73" ana="11" xml:id="NidE22892"/> <anchor type="b" n="4327" ana="12" xml:id="NidB22893"/>den kleinen Matrosen<anchor type="e" n="4327" ana="12" xml:id="NidE22893"/> nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von <anchor type="b" n="4258" ana="11" xml:id="NidB22861"/>der Serigny<anchor type="e" n="4258" ana="11" xml:id="NidE22861"/> zur <anchor type="b" n="73" ana="11" xml:id="NidB22862"/>Jagemann<anchor type="e" n="73" ana="11" xml:id="NidE22862"/> stark gewesen sey. ‒ <anchor type="b" n="4328" ana="12" xml:id="NidB22894"/>Dein Macbeths Motto<anchor type="e" n="4328" ana="12" xml:id="NidE22894"/> ist gut und des unsrigen würdig!<lb/>Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22863"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22863"/> und überhaupt seiner Ansichten.<lb/>Was ich Dir von <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22895"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22895"/> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<lb/>Ich habe noch keine Antwort von <anchor type="b" n="3102" ana="11" xml:id="NidB43310"/>der Vieweg<anchor type="e" n="3102" ana="11" xml:id="NidE43310"/>.<lb/>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <anchor type="b" n="1494" ana="11" xml:id="NidB22864"/><hi rend="weight:bold">Mad. de Nuys</hi><anchor type="e" n="1494" ana="11" xml:id="NidE22864"/> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<lb/>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <anchor type="b" n="4338" ana="11" xml:id="NidB23027"/>Ludekus<anchor type="e" n="4338" ana="11" xml:id="NidE23027"/> in <anchor type="b" n="1633" ana="10" xml:id="NidB22865"/>Erfurt<anchor type="e" n="1633" ana="10" xml:id="NidE22865"/> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22866"/>der Unzeline<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22866"/>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <anchor type="b" n="542" ana="11" xml:id="NidB47204"/>Unzelmann<anchor type="e" n="542" ana="11" xml:id="NidE47204"/> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <anchor type="b" n="198" ana="11" xml:id="NidB22897"/>Woltmann<anchor type="e" n="198" ana="11" xml:id="NidE22897"/> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <anchor type="b" n="1406" ana="11" xml:id="NidB56877"/>Bothe<anchor type="e" n="1406" ana="11" xml:id="NidE56877"/> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB22898"/>Bernhardi<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE22898"/> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22868"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22868"/> auf der <hi rend="weight:bold">Charité</hi> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<lb/>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <anchor type="b" n="4393" ana="11" xml:id="NidB47205"/>der alberne Augusti<anchor type="e" n="4393" ana="11" xml:id="NidE47205"/>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <anchor type="b" n="1849" ana="12" xml:id="NidB22869"/>eurem <hi rend="weight:bold">tractatum eroticum Lucinda</hi><anchor type="e" n="1849" ana="12" xml:id="NidE22869"/> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <anchor type="b" n="4405" ana="11" xml:id="NidB47206"/>Winkelmann<anchor type="e" n="4405" ana="11" xml:id="NidE47206"/> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <anchor type="b" n="4325" ana="11" xml:id="NidB22884"/>Ulrich<anchor type="e" n="4325" ana="11" xml:id="NidE22884"/> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <hi rend="weight:bold">scandalum</hi> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <anchor type="b" n="4335" ana="11" xml:id="NidB47207"/>Gabler<anchor type="e" n="4335" ana="11" xml:id="NidE47207"/> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22870"/>die Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22870"/> geschmiedet wäre. Es wär nie so <hi rend="weight:bold">geworden.</hi> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <hi rend="weight:bold">dépensen</hi> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <anchor type="b" n="3595" ana="11" xml:id="NidB47208"/>Lichtenstein aus <anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB22872"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE22872"/><anchor type="e" n="3595" ana="11" xml:id="NidE47208"/>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22871"/>Madam Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22871"/> gehabt.<lb/><anchor type="b" n="3117" ana="11" xml:id="NidB22881"/>Julchen<anchor type="e" n="3117" ana="11" xml:id="NidE22881"/> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB47209"/>Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE47209"/> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22873"/>Rosen<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22873"/> mit rechter <hi rend="weight:bold">rage</hi>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB22879"/>Homer<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE22879"/>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<lb/><anchor type="b" n="1415" ana="12" xml:id="NidB22874"/>Wallensteins Lager<anchor type="e" n="1415" ana="12" xml:id="NidE22874"/> wurde in Weimar gegeben. <anchor type="b" n="24" ana="11" xml:id="NidB22875"/><hi rend="weight:bold">Jean Paul</hi><anchor type="e" n="24" ana="11" xml:id="NidE22875"/> war mit <anchor type="b" n="4323" ana="11" xml:id="NidB22876"/>seiner <hi rend="weight:bold">Jeanette Pauline</hi><anchor type="e" n="4323" ana="11" xml:id="NidE22876"/> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<lb/>Wie gewöhnlich kommt <anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB47210"/>Voß<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE47210"/> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB22880"/>des Schütz<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE22880"/>. Er schreibt Dir heute.<lb/>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<lb/>Die Deinige.<lb/><lb/>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <hi rend="weight:bold">moyen</hi> desto besser arabisch zu lernen.<lb/>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_22061801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1801-06-22', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 173‒179 u. 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[18]01.<br>Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei <span class="index-42 tp-22833 index-132 tp-22834 ">Bernhardis</span> im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt <span class="index-48 tp-47197 ">Tiek</span> ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, <span class="index-2984 tp-22836 index-2983 tp-22835 ">Loders</span> sind bey ihnen gewesen, und <span class="index-2984 tp-22837 ">die L.</span> hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen <span class="index-177 tp-22839 ">Steffens</span>, mit dem er in <span class="index-4324 tp-22887 ">Tarant</span> war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den <span class="weight-bold ">Ennuy</span> zu vertreiben. Von <span class="index-56 tp-22838 ">Fr. Tiek</span> verlautet noch nichts, auch <span class="index-2762 tp-22840 ">Wiedemann</span> hat ihn seitdem nicht erwähnt. <span class="index-137 tp-22841 ">Goethe</span> hat sich 8 Tage in <span class="index-2 tp-22843 ">Göttingen</span> aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an <span class="index-425 tp-22842 ">Fiorillo</span> darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf <span class="index-4405 tp-47198 ">Winkelmanns</span> Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und <span class="weight-bold ">sans culottes</span> gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein <span class="weight-bold ">Vivat</span> brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <span class="index-1293 tp-22877 ">der </span><span class="index-1293 tp-22877 weight-bold ">Numancia</span> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <span class="index-1267 tp-22888 ">Meyer</span> hat <span class="index-1929 tp-22889 ">Luise</span> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<br><span class="index-115 tp-22848 ">Deine Schwester</span> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <span class="index-1524 tp-22850 ">Pillnitz</span> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <span class="index-264 tp-22849 ">Deiner Mutter</span> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <span class="index-236 tp-22851 ">Bamberg</span> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <span class="index-4958 tp-27687 ">Freyberg</span> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <span class="index-7028 tp-72647 ">Die Recension über </span><span class="index-7028 tp-72647 index-62 tp-22853 index-1813 tp-47199 ">Schelling</span> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <span class="weight-bold ">Citaten</span>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <span class="index-12036 tp-72649 ">die erzdumme Recension </span><span class="index-12036 tp-72649 index-41 tp-22890 ">Deiner Gedichte</span><span class="index-12036 tp-72649 "> in </span><span class="index-12036 tp-72649 index-3092 tp-47201 ">jener Zeitung</span> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <span class="weight-bold ">tendresse</span> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <span class="weight-bold ">à la </span><span class="weight-bold index-50 tp-22854 index-7052 tp-47328 ">Kotzebue</span>. Apropos, dieser wird auf <span class="index-4352 tp-24467 ">seiner Mutter</span> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <span class="index-58 tp-22856 ">Weimar</span> gemiethet. Wenn <span class="index-25 tp-22857 ">Ifland</span> in <span class="index-15 tp-22858 ">Berlin</span> wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen <span class="index-4463 tp-47203 ">die Brüder von </span><span class="index-4463 tp-47203 index-2877 tp-47202 ">Terenz</span> in Masken gegeben werden, dann <span class="index-2515 tp-22878 ">Nathan</span> usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.<br>Kanst Du denken, daß <span class="index-88 tp-22859 ">Schiller</span> lezthin <span class="index-3128 tp-22860 ">Maria Stuart</span> an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil <span class="index-73 tp-22892 ">die Jagemann</span> <span class="index-4327 tp-22893 ">den kleinen Matrosen</span> nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von <span class="index-4258 tp-22861 ">der Serigny</span> zur <span class="index-73 tp-22862 ">Jagemann</span> stark gewesen sey. ‒ <span class="index-4328 tp-22894 ">Dein Macbeths Motto</span> ist gut und des unsrigen würdig!<br>Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <span class="index-55 tp-22863 ">Fichte</span> und überhaupt seiner Ansichten.<br>Was ich Dir von <span class="index-1928 tp-22895 ">Philipp</span> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<br>Ich habe noch keine Antwort von <span class="index-3102 tp-43310 ">der Vieweg</span>.<br>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <span class="index-1494 tp-22864 weight-bold ">Mad. de Nuys</span> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<br>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <span class="index-4338 tp-23027 ">Ludekus</span> in <span class="index-1633 tp-22865 ">Erfurt</span> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <span class="index-74 tp-22866 ">der Unzeline</span>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <span class="index-542 tp-47204 ">Unzelmann</span> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <span class="index-198 tp-22897 ">Woltmann</span> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <span class="index-1406 tp-56877 ">Bothe</span> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <span class="index-42 tp-22898 ">Bernhardi</span> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <span class="index-8 tp-22868 ">Friedrich</span> auf der <span class="weight-bold ">Charité</span> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<br>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <span class="index-4393 tp-47205 ">der alberne Augusti</span>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <span class="index-1849 tp-22869 ">eurem </span><span class="index-1849 tp-22869 weight-bold ">tractatum eroticum Lucinda</span> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <span class="index-4405 tp-47206 ">Winkelmann</span> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <span class="index-4325 tp-22884 ">Ulrich</span> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <span class="weight-bold ">scandalum</span> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <span class="index-4335 tp-47207 ">Gabler</span> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <span class="index-180 tp-22870 ">die Veit</span> geschmiedet wäre. Es wär nie so <span class="weight-bold ">geworden.</span> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <span class="weight-bold ">dépensen</span> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <span class="index-3595 tp-47208 ">Lichtenstein aus </span><span class="index-3595 tp-47208 index-60 tp-22872 ">Braunschweig</span>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <span class="index-180 tp-22871 ">Madam Veit</span> gehabt.<br><span class="index-3117 tp-22881 ">Julchen</span> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <span class="index-4233 tp-47209 ">Mutter</span> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <span class="index-4261 tp-22873 ">Rosen</span> mit rechter <span class="weight-bold ">rage</span>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <span class="index-274 tp-22879 ">Homer</span>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<br><span class="index-1415 tp-22874 ">Wallensteins Lager</span> wurde in Weimar gegeben. <span class="index-24 tp-22875 weight-bold ">Jean Paul</span> war mit <span class="index-4323 tp-22876 ">seiner </span><span class="index-4323 tp-22876 weight-bold ">Jeanette Pauline</span> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<br>Wie gewöhnlich kommt <span class="index-271 tp-47210 ">Voß</span> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <span class="index-244 tp-22880 ">des Schütz</span>. Er schreibt Dir heute.<br>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<br>Die Deinige.<br><br>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <span class="weight-bold ">moyen</span> desto besser arabisch zu lernen.<br>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 22.06.1801, Jena, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '22.06.1801' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1444 => array( 'ID' => '1444', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-04 12:36:20', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:18:28', 'key' => 'AWS-ap-0044', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Schelling, Caroline von', '39_namevar' => 'Michaelis, Dorothea Caroline Albertine von (Geburtsname) Böhmer, Dorothea Caroline Albertine (1. 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Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit ihm zog sie nach Würzburg und München. 1809 erkrankte sie an der Ruhr und verstarb.', '39_geschlecht' => 'w', '39_beziehung' => 'Caroline von Schelling war die erste Ehefrau Schlegels; die Ehe wurde 1803 geschieden. 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[18]01.<br>Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei <span class="index-42 tp-22833 index-132 tp-22834 ">Bernhardis</span> im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt <span class="index-48 tp-47197 ">Tiek</span> ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, <span class="index-2984 tp-22836 index-2983 tp-22835 ">Loders</span> sind bey ihnen gewesen, und <span class="index-2984 tp-22837 ">die L.</span> hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen <span class="index-177 tp-22839 ">Steffens</span>, mit dem er in <span class="index-4324 tp-22887 ">Tarant</span> war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den <span class="weight-bold ">Ennuy</span> zu vertreiben. Von <span class="index-56 tp-22838 ">Fr. Tiek</span> verlautet noch nichts, auch <span class="index-2762 tp-22840 ">Wiedemann</span> hat ihn seitdem nicht erwähnt. <span class="index-137 tp-22841 ">Goethe</span> hat sich 8 Tage in <span class="index-2 tp-22843 ">Göttingen</span> aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an <span class="index-425 tp-22842 ">Fiorillo</span> darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf <span class="index-4405 tp-47198 ">Winkelmanns</span> Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und <span class="weight-bold ">sans culottes</span> gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein <span class="weight-bold ">Vivat</span> brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <span class="index-1293 tp-22877 ">der </span><span class="index-1293 tp-22877 weight-bold ">Numancia</span> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <span class="index-1267 tp-22888 ">Meyer</span> hat <span class="index-1929 tp-22889 ">Luise</span> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<br><span class="index-115 tp-22848 ">Deine Schwester</span> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <span class="index-1524 tp-22850 ">Pillnitz</span> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <span class="index-264 tp-22849 ">Deiner Mutter</span> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <span class="index-236 tp-22851 ">Bamberg</span> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <span class="index-4958 tp-27687 ">Freyberg</span> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <span class="index-7028 tp-72647 ">Die Recension über </span><span class="index-7028 tp-72647 index-62 tp-22853 index-1813 tp-47199 ">Schelling</span> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <span class="weight-bold ">Citaten</span>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <span class="index-12036 tp-72649 ">die erzdumme Recension </span><span class="index-12036 tp-72649 index-41 tp-22890 ">Deiner Gedichte</span><span class="index-12036 tp-72649 "> in </span><span class="index-12036 tp-72649 index-3092 tp-47201 ">jener Zeitung</span> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <span class="weight-bold ">tendresse</span> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <span class="weight-bold ">à la </span><span class="weight-bold index-50 tp-22854 index-7052 tp-47328 ">Kotzebue</span>. Apropos, dieser wird auf <span class="index-4352 tp-24467 ">seiner Mutter</span> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <span class="index-58 tp-22856 ">Weimar</span> gemiethet. Wenn <span class="index-25 tp-22857 ">Ifland</span> in <span class="index-15 tp-22858 ">Berlin</span> wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen <span class="index-4463 tp-47203 ">die Brüder von </span><span class="index-4463 tp-47203 index-2877 tp-47202 ">Terenz</span> in Masken gegeben werden, dann <span class="index-2515 tp-22878 ">Nathan</span> usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.<br>Kanst Du denken, daß <span class="index-88 tp-22859 ">Schiller</span> lezthin <span class="index-3128 tp-22860 ">Maria Stuart</span> an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil <span class="index-73 tp-22892 ">die Jagemann</span> <span class="index-4327 tp-22893 ">den kleinen Matrosen</span> nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von <span class="index-4258 tp-22861 ">der Serigny</span> zur <span class="index-73 tp-22862 ">Jagemann</span> stark gewesen sey. ‒ <span class="index-4328 tp-22894 ">Dein Macbeths Motto</span> ist gut und des unsrigen würdig!<br>Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <span class="index-55 tp-22863 ">Fichte</span> und überhaupt seiner Ansichten.<br>Was ich Dir von <span class="index-1928 tp-22895 ">Philipp</span> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<br>Ich habe noch keine Antwort von <span class="index-3102 tp-43310 ">der Vieweg</span>.<br>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <span class="index-1494 tp-22864 weight-bold ">Mad. de Nuys</span> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<br>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <span class="index-4338 tp-23027 ">Ludekus</span> in <span class="index-1633 tp-22865 ">Erfurt</span> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <span class="index-74 tp-22866 ">der Unzeline</span>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <span class="index-542 tp-47204 ">Unzelmann</span> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <span class="index-198 tp-22897 ">Woltmann</span> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <span class="index-1406 tp-56877 ">Bothe</span> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <span class="index-42 tp-22898 ">Bernhardi</span> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <span class="index-8 tp-22868 ">Friedrich</span> auf der <span class="weight-bold ">Charité</span> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<br>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <span class="index-4393 tp-47205 ">der alberne Augusti</span>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <span class="index-1849 tp-22869 ">eurem </span><span class="index-1849 tp-22869 weight-bold ">tractatum eroticum Lucinda</span> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <span class="index-4405 tp-47206 ">Winkelmann</span> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <span class="index-4325 tp-22884 ">Ulrich</span> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <span class="weight-bold ">scandalum</span> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <span class="index-4335 tp-47207 ">Gabler</span> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <span class="index-180 tp-22870 ">die Veit</span> geschmiedet wäre. Es wär nie so <span class="weight-bold ">geworden.</span> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <span class="weight-bold ">dépensen</span> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <span class="index-3595 tp-47208 ">Lichtenstein aus </span><span class="index-3595 tp-47208 index-60 tp-22872 ">Braunschweig</span>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <span class="index-180 tp-22871 ">Madam Veit</span> gehabt.<br><span class="index-3117 tp-22881 ">Julchen</span> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <span class="index-4233 tp-47209 ">Mutter</span> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <span class="index-4261 tp-22873 ">Rosen</span> mit rechter <span class="weight-bold ">rage</span>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <span class="index-274 tp-22879 ">Homer</span>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<br><span class="index-1415 tp-22874 ">Wallensteins Lager</span> wurde in Weimar gegeben. <span class="index-24 tp-22875 weight-bold ">Jean Paul</span> war mit <span class="index-4323 tp-22876 ">seiner </span><span class="index-4323 tp-22876 weight-bold ">Jeanette Pauline</span> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<br>Wie gewöhnlich kommt <span class="index-271 tp-47210 ">Voß</span> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <span class="index-244 tp-22880 ">des Schütz</span>. Er schreibt Dir heute.<br>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<br>Die Deinige.<br><br>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <span class="weight-bold ">moyen</span> desto besser arabisch zu lernen.<br>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.', '36_xml' => '<p><placeName key="12">Jena</placeName> d. 22 Jun. [18]01.<lb/>Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei <persName key="42"><persName key="132">Bernhardis</persName></persName> im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt <persName key="48">Tiek</persName> ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, <persName key="2984"><persName key="2983">Loders</persName></persName> sind bey ihnen gewesen, und <persName key="2984">die L.</persName> hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen <persName key="177">Steffens</persName>, mit dem er in <placeName key="4324">Tarant</placeName> war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den <hi rend="weight:bold">Ennuy</hi> zu vertreiben. Von <persName key="56">Fr. Tiek</persName> verlautet noch nichts, auch <persName key="2762">Wiedemann</persName> hat ihn seitdem nicht erwähnt. <persName key="137">Goethe</persName> hat sich 8 Tage in <placeName key="2">Göttingen</placeName> aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an <persName key="425">Fiorillo</persName> darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf <persName key="4405">Winkelmanns</persName> Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und <hi rend="weight:bold">sans culottes</hi> gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein <hi rend="weight:bold">Vivat</hi> brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <name key="1293" type="work">der <hi rend="weight:bold">Numancia</hi></name> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <persName key="1267">Meyer</persName> hat <persName key="1929">Luise</persName> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<lb/><persName key="115">Deine Schwester</persName> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <placeName key="1524">Pillnitz</placeName> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <persName key="264">Deiner Mutter</persName> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <placeName key="236">Bamberg</placeName> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <placeName key="4958">Freyberg</placeName> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <name key="7028" type="work">Die Recension über <persName key="62"><name key="1813" type="work">Schelling</name></persName></name> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <hi rend="weight:bold">Citaten</hi>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <name key="12036" type="work">die erzdumme Recension <name key="41" type="work">Deiner Gedichte</name> in <name key="3092" type="periodical">jener Zeitung</name></name> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <hi rend="weight:bold">tendresse</hi> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <hi rend="weight:bold">à la <persName key="50"><persName key="7052">Kotzebue</persName></persName></hi>. Apropos, dieser wird auf <persName key="4352">seiner Mutter</persName> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <placeName key="58">Weimar</placeName> gemiethet. Wenn <persName key="25">Ifland</persName> in <placeName key="15">Berlin</placeName> wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen <name key="4463" type="work">die Brüder von <persName key="2877">Terenz</persName></name> in Masken gegeben werden, dann <name key="2515" type="work">Nathan</name> usw. 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Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <persName key="55">Fichte</persName> und überhaupt seiner Ansichten.<lb/>Was ich Dir von <persName key="1928">Philipp</persName> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<lb/>Ich habe noch keine Antwort von <persName key="3102">der Vieweg</persName>.<lb/>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <persName key="1494"><hi rend="weight:bold">Mad. de Nuys</hi></persName> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<lb/>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <persName key="4338">Ludekus</persName> in <placeName key="1633">Erfurt</placeName> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <persName key="74">der Unzeline</persName>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <persName key="542">Unzelmann</persName> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <persName key="198">Woltmann</persName> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <persName key="1406">Bothe</persName> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <persName key="42">Bernhardi</persName> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <persName key="8">Friedrich</persName> auf der <hi rend="weight:bold">Charité</hi> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<lb/>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <persName key="4393">der alberne Augusti</persName>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <name key="1849" type="work">eurem <hi rend="weight:bold">tractatum eroticum Lucinda</hi></name> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <persName key="4405">Winkelmann</persName> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <persName key="4325">Ulrich</persName> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <hi rend="weight:bold">scandalum</hi> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <persName key="4335">Gabler</persName> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <persName key="180">die Veit</persName> geschmiedet wäre. Es wär nie so <hi rend="weight:bold">geworden.</hi> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. 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Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <persName key="274">Homer</persName>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. 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Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, <anchor type="b" n="2984" ana="11" xml:id="NidB22836"/><anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22835"/>Loders<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22835"/><anchor type="e" n="2984" ana="11" xml:id="NidE22836"/> sind bey ihnen gewesen, und <anchor type="b" n="2984" ana="11" xml:id="NidB22837"/>die L.<anchor type="e" n="2984" ana="11" xml:id="NidE22837"/> hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen <anchor type="b" n="177" ana="11" xml:id="NidB22839"/>Steffens<anchor type="e" n="177" ana="11" xml:id="NidE22839"/>, mit dem er in <anchor type="b" n="4324" ana="10" xml:id="NidB22887"/>Tarant<anchor type="e" n="4324" ana="10" xml:id="NidE22887"/> war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den <hi rend="weight:bold">Ennuy</hi> zu vertreiben. Von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22838"/>Fr. Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22838"/> verlautet noch nichts, auch <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB22840"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE22840"/> hat ihn seitdem nicht erwähnt. <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22841"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22841"/> hat sich 8 Tage in <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB22843"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE22843"/> aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an <anchor type="b" n="425" ana="11" xml:id="NidB22842"/>Fiorillo<anchor type="e" n="425" ana="11" xml:id="NidE22842"/> darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf <anchor type="b" n="4405" ana="11" xml:id="NidB47198"/>Winkelmanns<anchor type="e" n="4405" ana="11" xml:id="NidE47198"/> Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und <hi rend="weight:bold">sans culottes</hi> gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein <hi rend="weight:bold">Vivat</hi> brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen <anchor type="b" n="1293" ana="12" xml:id="NidB22877"/>der <hi rend="weight:bold">Numancia</hi><anchor type="e" n="1293" ana="12" xml:id="NidE22877"/> mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB22888"/>Meyer<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE22888"/> hat <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22889"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22889"/> gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.<lb/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB22848"/>Deine Schwester<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE22848"/> haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in <anchor type="b" n="1524" ana="10" xml:id="NidB22850"/>Pillnitz<anchor type="e" n="1524" ana="10" xml:id="NidE22850"/> und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB22849"/>Deiner Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE22849"/> geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus <anchor type="b" n="236" ana="10" xml:id="NidB22851"/>Bamberg<anchor type="e" n="236" ana="10" xml:id="NidE22851"/> gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in <anchor type="b" n="4958" ana="10" xml:id="NidB27687"/>Freyberg<anchor type="e" n="4958" ana="10" xml:id="NidE27687"/> halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. <anchor type="b" n="7028" ana="12" xml:id="NidB72647"/>Die Recension über <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22853"/><anchor type="b" n="1813" ana="12" xml:id="NidB47199"/>Schelling<anchor type="e" n="1813" ana="12" xml:id="NidE47199"/><anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22853"/><anchor type="e" n="7028" ana="12" xml:id="NidE72647"/> ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen <hi rend="weight:bold">Citaten</hi>. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber <anchor type="b" n="12036" ana="12" xml:id="NidB72649"/>die erzdumme Recension <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB22890"/>Deiner Gedichte<anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE22890"/> in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB47201"/>jener Zeitung<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE47201"/><anchor type="e" n="12036" ana="12" xml:id="NidE72649"/> gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus <hi rend="weight:bold">tendresse</hi> für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute <hi rend="weight:bold">à la <anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB22854"/><anchor type="b" n="7052" ana="11" xml:id="NidB47328"/>Kotzebue<anchor type="e" n="7052" ana="11" xml:id="NidE47328"/><anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE22854"/></hi>. Apropos, dieser wird auf <anchor type="b" n="4352" ana="11" xml:id="NidB24467"/>seiner Mutter<anchor type="e" n="4352" ana="11" xml:id="NidE24467"/> Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22856"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22856"/> gemiethet. Wenn <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB22857"/>Ifland<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE22857"/> in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22858"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22858"/> wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen <anchor type="b" n="4463" ana="12" xml:id="NidB47203"/>die Brüder von <anchor type="b" n="2877" ana="11" xml:id="NidB47202"/>Terenz<anchor type="e" n="2877" ana="11" xml:id="NidE47202"/><anchor type="e" n="4463" ana="12" xml:id="NidE47203"/> in Masken gegeben werden, dann <anchor type="b" n="2515" ana="12" xml:id="NidB22878"/>Nathan<anchor type="e" n="2515" ana="12" xml:id="NidE22878"/> usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.<lb/>Kanst Du denken, daß <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB22859"/>Schiller<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE22859"/> lezthin <anchor type="b" n="3128" ana="12" xml:id="NidB22860"/>Maria Stuart<anchor type="e" n="3128" ana="12" xml:id="NidE22860"/> an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil <anchor type="b" n="73" ana="11" xml:id="NidB22892"/>die Jagemann<anchor type="e" n="73" ana="11" xml:id="NidE22892"/> <anchor type="b" n="4327" ana="12" xml:id="NidB22893"/>den kleinen Matrosen<anchor type="e" n="4327" ana="12" xml:id="NidE22893"/> nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von <anchor type="b" n="4258" ana="11" xml:id="NidB22861"/>der Serigny<anchor type="e" n="4258" ana="11" xml:id="NidE22861"/> zur <anchor type="b" n="73" ana="11" xml:id="NidB22862"/>Jagemann<anchor type="e" n="73" ana="11" xml:id="NidE22862"/> stark gewesen sey. ‒ <anchor type="b" n="4328" ana="12" xml:id="NidB22894"/>Dein Macbeths Motto<anchor type="e" n="4328" ana="12" xml:id="NidE22894"/> ist gut und des unsrigen würdig!<lb/>Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22863"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22863"/> und überhaupt seiner Ansichten.<lb/>Was ich Dir von <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22895"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22895"/> schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.<lb/>Ich habe noch keine Antwort von <anchor type="b" n="3102" ana="11" xml:id="NidB43310"/>der Vieweg<anchor type="e" n="3102" ana="11" xml:id="NidE43310"/>.<lb/>Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an <anchor type="b" n="1494" ana="11" xml:id="NidB22864"/><hi rend="weight:bold">Mad. de Nuys</hi><anchor type="e" n="1494" ana="11" xml:id="NidE22864"/> nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.<lb/>Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was <anchor type="b" n="4338" ana="11" xml:id="NidB23027"/>Ludekus<anchor type="e" n="4338" ana="11" xml:id="NidE23027"/> in <anchor type="b" n="1633" ana="10" xml:id="NidB22865"/>Erfurt<anchor type="e" n="1633" ana="10" xml:id="NidE22865"/> im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22866"/>der Unzeline<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22866"/>, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von <anchor type="b" n="542" ana="11" xml:id="NidB47204"/>Unzelmann<anchor type="e" n="542" ana="11" xml:id="NidE47204"/> scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber <anchor type="b" n="198" ana="11" xml:id="NidB22897"/>Woltmann<anchor type="e" n="198" ana="11" xml:id="NidE22897"/> so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von <anchor type="b" n="1406" ana="11" xml:id="NidB56877"/>Bothe<anchor type="e" n="1406" ana="11" xml:id="NidE56877"/> her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB22898"/>Bernhardi<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE22898"/> nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22868"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22868"/> auf der <hi rend="weight:bold">Charité</hi> abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.<lb/>Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war <anchor type="b" n="4393" ana="11" xml:id="NidB47205"/>der alberne Augusti<anchor type="e" n="4393" ana="11" xml:id="NidE47205"/>, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in <anchor type="b" n="1849" ana="12" xml:id="NidB22869"/>eurem <hi rend="weight:bold">tractatum eroticum Lucinda</hi><anchor type="e" n="1849" ana="12" xml:id="NidE22869"/> behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, <anchor type="b" n="4405" ana="11" xml:id="NidB47206"/>Winkelmann<anchor type="e" n="4405" ana="11" xml:id="NidE47206"/> und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; <anchor type="b" n="4325" ana="11" xml:id="NidB22884"/>Ulrich<anchor type="e" n="4325" ana="11" xml:id="NidE22884"/> schrie: seit 30 Jahren habe ein solch <hi rend="weight:bold">scandalum</hi> die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß <anchor type="b" n="4335" ana="11" xml:id="NidB47207"/>Gabler<anchor type="e" n="4335" ana="11" xml:id="NidE47207"/> nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22870"/>die Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22870"/> geschmiedet wäre. Es wär nie so <hi rend="weight:bold">geworden.</hi> Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In <hi rend="weight:bold">dépensen</hi> hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. <anchor type="b" n="3595" ana="11" xml:id="NidB47208"/>Lichtenstein aus <anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB22872"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE22872"/><anchor type="e" n="3595" ana="11" xml:id="NidE47208"/>, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22871"/>Madam Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22871"/> gehabt.<lb/><anchor type="b" n="3117" ana="11" xml:id="NidB22881"/>Julchen<anchor type="e" n="3117" ana="11" xml:id="NidE22881"/> ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB47209"/>Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE47209"/> wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22873"/>Rosen<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22873"/> mit rechter <hi rend="weight:bold">rage</hi>. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB22879"/>Homer<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE22879"/>, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.<lb/><anchor type="b" n="1415" ana="12" xml:id="NidB22874"/>Wallensteins Lager<anchor type="e" n="1415" ana="12" xml:id="NidE22874"/> wurde in Weimar gegeben. <anchor type="b" n="24" ana="11" xml:id="NidB22875"/><hi rend="weight:bold">Jean Paul</hi><anchor type="e" n="24" ana="11" xml:id="NidE22875"/> war mit <anchor type="b" n="4323" ana="11" xml:id="NidB22876"/>seiner <hi rend="weight:bold">Jeanette Pauline</hi><anchor type="e" n="4323" ana="11" xml:id="NidE22876"/> drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.<lb/>Wie gewöhnlich kommt <anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB47210"/>Voß<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE47210"/> nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB22880"/>des Schütz<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE22880"/>. Er schreibt Dir heute.<lb/>Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe<lb/>Die Deinige.<lb/><lb/>Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein <hi rend="weight:bold">moyen</hi> desto besser arabisch zu lernen.<lb/>Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_22061801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '12', 'content' => 'Jena', 'bemerkung' => 'GND:4028557-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datumvon' => '1801-06-22', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7212', 'content' => 'Caroline von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Caroline von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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Die Ehe mit Johann Franz Wilhelm Böhmer war von kurzer Dauer, er verstarb 1788. Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. 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Kleßmann, Eckart: "Ich war kühn, aber nicht frevelhaft": das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. Ungek. Ausg., 1. Aufl. Berlin 2009.', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0044-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-10-19' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19/letters/view/687' $state = '15.10.2019' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [15.10.2019]; Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel; 22.06.1801' $lettermsg1 = 'August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-10-19]' $lettermsg2 = ' <a href="https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19/letters/view/687">https://august-wilhelm-schlegel.de/version-10-19/letters/view/687</a>.' $changeLeit = array( (int) 0 => 'Schelling', (int) 1 => ' Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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Jena d. 22 Jun. [18]01.
Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei Bernhardis im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt Tiek ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, Loders sind bey ihnen gewesen, und die L. hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen Steffens, mit dem er in Tarant war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den Ennuy zu vertreiben. Von Fr. Tiek verlautet noch nichts, auch Wiedemann hat ihn seitdem nicht erwähnt. Goethe hat sich 8 Tage in Göttingen aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an Fiorillo darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf Winkelmanns Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und sans culottes gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein Vivat brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen der Numancia mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. Meyer hat Luise gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.
Deine Schwester haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in Pillnitz und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch Deiner Mutter geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus Bamberg gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in Freyberg halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. Die Recension über Schelling ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen Citaten. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber die erzdumme Recension Deiner Gedichte in jener Zeitung gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus tendresse für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute à la Kotzebue. Apropos, dieser wird auf seiner Mutter Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in Weimar gemiethet. Wenn Ifland in Berlin wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen die Brüder von Terenz in Masken gegeben werden, dann Nathan usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.
Kanst Du denken, daß Schiller lezthin Maria Stuart an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil die Jagemann den kleinen Matrosen nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von der Serigny zur Jagemann stark gewesen sey. ‒ Dein Macbeths Motto ist gut und des unsrigen würdig!
Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit Fichte und überhaupt seiner Ansichten.
Was ich Dir von Philipp schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.
Ich habe noch keine Antwort von der Vieweg.
Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an Mad. de Nuys nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.
Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was Ludekus in Erfurt im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit der Unzeline, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von Unzelmann scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber Woltmann so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von Bothe her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß Bernhardi nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an Friedrich auf der Charité abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.
Hat Dir denn Friedrich gar nichts von seiner Disputazion gemeldet? Man hat ihn sehr chikanirt, ihm, was unerhört ist, obgleich nicht gegen die Statuten, Opponenten aufgedrungen, einer war der alberne Augusti, der sich sehr impertinent betrug, Friedrich spashaft behandeln wollte, und zulezt gar sagte „in eurem tractatum eroticum Lucinda behauptet ihr das und das etc.“, worauf ihm Friedrich trocken erwiederte, er wäre ein Narr. Nun gab das Aufruhr, Winkelmann und seine Parthey scharrten für Friedrich, die Kümmeltürken für Augusti; Ulrich schrie: seit 30 Jahren habe ein solch scandalum die philosophische Bühne nicht entweihet. Friedrich antwortete, seit 30 Jahren habe man auch niemand so ungerecht behandelt. Die Fakultät hat sich hernach über seine Äußerungen beschwert, ich weiß aber wahrlich nicht, ob die Sache noch in Klage ist. Sie ist auf keinen Fall von Wichtigkeit, und es ist weit schlimmer, daß Gabler nun doch Friedrich wirklich verklagt hat. Schelling hat es indeß abbezahlt. ‒ Ja, ich gäbe auch etwas darum, wenn Friedrich nicht an die Veit geschmiedet wäre. Es wär nie so geworden. Aber wie soll er sie los werden? er ist in ihrer Hand von der oekonomischen Seite. Friedrich hat sich doch rettungslos hineingestürzt. In dépensen hat sie ihn oder sich auch, über der Wuth gesellige Verhältnisse zu unterhalten, verwickelt. Lichtenstein aus Braunschweig, dessen Du Dich wohl erinnern wirst, er war bey unsern kleinen Bällen, sagte lezthin bey Gelegenheit des Claviers, sie hätten Concerte bey Madam Veit gehabt.
Julchen ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die Mutter wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen Rosen mit rechter rage. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem Homer, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.
Wallensteins Lager wurde in Weimar gegeben. Jean Paul war mit seiner Jeanette Pauline drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.
Wie gewöhnlich kommt Voß nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, des Schütz. Er schreibt Dir heute.
Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe
Die Deinige.
Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein moyen desto besser arabisch zu lernen.
Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.
Wohl ist Dein Brief lange ausgeblieben und ich fürchtete fast, das kalte Wetter hätte Dich auch krank gemacht, wie ich mich denn noch immer nicht erholen kann und auch heute vor Kopfweh nicht im Stande bin in die Breite und Länge zu schreiben. Ich bin seit meinem lezten nicht aus dem Hause gekommen. Eben läßt sich Gottlob die Sonne wieder blicken. ‒ Es freut mich, daß Du bei Bernhardis im Hause bist und Bequemlichkeiten hast. Schreibt Tiek ihnen auch nicht? Auf selbigen zu schimpfen finde ich höchst billig und gerecht; er soll sich wirklich sehr wohl befinden, Loders sind bey ihnen gewesen, und die L. hat mir von dem Besuch erzählt, und wie komisch es ausgesehn hätte, wenn die vier Mannhohen Schwestern zusammen wären auf die Gallerie anmarschirt gekommen. Er ist aber auch ganz toll darüber und hat gegen Steffens, mit dem er in Tarant war oder noch ist, geflucht und gewettert um sich den Ennuy zu vertreiben. Von Fr. Tiek verlautet noch nichts, auch Wiedemann hat ihn seitdem nicht erwähnt. Goethe hat sich 8 Tage in Göttingen aufgehalten, wie mag er das angefangen haben? Die Loder wuste nichts genaues davon, weil ihre Eltern nicht da sind, sie war selbst neugierig und hat mich ordentlich gebeten an Fiorillo darüber zu schreiben um das Nähere zu erfahren. Die Studenten haben ihm eine Musik gebracht, sicher auf Winkelmanns Anstiften, er hat darauf seinen Geist herunter geschickt mit einem Gegenkompliment, weil er schon ausgekleidet sey. Sie hatten es freylich darauf angelegt ihn selbst reden zu hören, wäre es auch mit der Nachtmüze auf dem Kopf und sans culottes gewesen. Auch den allgemeinen Clubb hat er besucht, wo denn die sämtliche Gesellschaft ihm ein Vivat brachte. Übrigens hat er wohl allerley zu sehn gehabt, und die Loder meynte, die Bibliothek hätte ihn gewiß sehr beschäftigt, denn ich könnte nur glauben, er gäbe sich seit einiger Zeit sehr viel mit reellen Wissenschaften ab. ‒ Ich habe selbst Lust an Fiorillo zu schreiben und ihn wegen der Numancia mahnen zu helfen; F. hat ihn doch zuverlässig gesehn und ich vermuthe, daß er wegen Soeder etwas mit ihm verabredet hat. Meyer hat Luise gesagt, er hätte sich vorgenommen hinzugehn.
Deine Schwester haben Loders nicht gesehn, sie waren nur einen Nachmittag in Pillnitz und es hieß, sie wäre noch krank. Weißt Du etwas von ihr? Ich habe auch Deiner Mutter geschrieben und alle andre empfohlne Briefe, aber aus Franken keine Antwort. Es waren einige junge Leute hier, die Steffens aus Bamberg gefolgt waren, um sich Vorlesungen von ihm in Freyberg halten zu lassen, sie haben vorher hier studirt. Er kommt bald her. Die Recension über Schelling ist von ihm, wie wir zum Theil erriethen, zum Teil nicht glauben konnten wegen der griechischen Citaten. Aber die jungen Leute erzählen, daß er das Griechische mit Eifer studirt. Das ist recht brav, wenn er sich nur ein bischen mehr Verstand aneignen könnte, an Geist oder Vernunft fehlt es ihm nicht. ‒ Hast Du denn aber die erzdumme Recension Deiner Gedichte in jener Zeitung gesehn? Es ist ordentlich, wenn die Leute einen Beweis von Unpartheylichkeit etwa geben wollen, als wenn sie Dich zum Stichblatt wählen müsten. Ich gestehe, ich habe mich geärgert, vielleicht thörichter Weise, Schelling hat mich wenigstens ausgelacht. Gott wird hoffentlich auch im Lauf der Zeitlichkeit noch besser richten als wie das Volk, vielleicht auch die Berliner Justiz. Gefaßt mache ich mich auf den Verlust des Prozesses, sorge darum nicht. Eine närrische Szene habe ich mir ausgedacht, wenn ihr nun zusammenkämet zur Verbrennung jener Auflage, und indem das Kind ins Feuer geworfen werden sollte, griffet ihr beyde zu, Du aus Zärtlichkeit für den Dichter, und Unger aus tendresse für die Lettern und das schöne Papier, und ihr versöhntet euch wie ein paar Eheleute à la Kotzebue. Apropos, dieser wird auf seiner Mutter Geburtstag erwartet und ist bereits ein Hotel in Weimar gemiethet. Wenn Ifland in Berlin wäre bey der Durchreise, so wäre er im Stande Kotzebue eine triumphatorische Szene im Schauspielhaus zu bereiten. ‒ Man glaubt in Weimar noch immer, daß Iffland dorthin kommt im Herbst und die Schauspieler alsdenn früher zurück gerufen werden. Ich will mich ferner auf Kundschaft legen, zweifle aber fast. Sie haben große Plane gehabt, es sollen die Brüder von Terenz in Masken gegeben werden, dann Nathan usw. Die Nichtsnuzigkeit der Schauspieler hat es vereitelt und Goethen verdrießlich gemacht.
Kanst Du denken, daß Schiller lezthin Maria Stuart an einem so ungelegnen Tage aufführen ließ, weil die Jagemann den kleinen Matrosen nicht an dem vor der Königin Elisabeth hergehenden Vorstellungstage spielen sollte? Solch eine Angst hat er um die Illusion, und für so schlecht hält er das Publikum. Es war übrigens wohl eher zu fürchten, daß der kleine Matrose an die Elisabeth erinnern möchte als umgekehrt. Luise sagt, daß der Abstand von der Serigny zur Jagemann stark gewesen sey. ‒ Dein Macbeths Motto ist gut und des unsrigen würdig!
Du versprichst vieles aufs mündliche, Du hast viel zu halten, mein lieber Schlegel. Am meisten freue ich mich auf Dein Werk, und es kann es nicht im voraus errathen. Auch auf die Referirung der philosophischen Gespräche mit Fichte und überhaupt seiner Ansichten.
Was ich Dir von Philipp schrieb, war nur eine vorläufige Äußerung von ihm gewesen; Du hättest Dich an seine überschickte Assignation nach dem Datum halten müssen; er wird Dir ja wohl wieder geantwortet haben, daß Du sie für Dich präsentiren kannst. Auch ohne das darfst Du es auf diese meine Autorität hin sicher thun.
Ich habe noch keine Antwort von der Vieweg.
Wenn Dirs angenehm ist, so sollen mich einige Worte an Mad. de Nuys nicht dauren. Aber Du rekommandirst sie sehr schlecht bey mir, indem Du sie eben meiner Artigkeit empfehlen willst. Die Unvollendung kann ich ja eben nicht leiden, und ich würde ihr wahrhaftig nicht böse darum seyn, wenn Du Dich ihrer besser zu rühmen hättest.
Ach, da muß ich Dir doch erzählen, was Ludekus in Erfurt im römischen Kayser gehört und Luisen wieder gesagt hat. Du ständest Dich so gut mit der Unzeline, daß Du sie heirathen wolltest, sie ließe sich von Unzelmann scheiden und Du Dich von mir. Darüber wäre aber Woltmann so eifersüchtig, daß er mir einen anonymen Brief schreiben wollte um mich bey Zeiten von diesem Plan zu benachrichtigen. ‒ Kann man es toller ersinnen? Ludekus hat nicht gewußt, wer die Leute waren, aber es kommt gewiß von Bothe her, der Subproconrektor in Erfurt ist. Es ist mir eine rechte Erleichterung, daß Bernhardi nur Sub ist ‒ ich schäme mich fast immer so sehr, wenn ich diese Adresse mache, wie sonst an Friedrich auf der Charité abzugeben. Die Jungfernbrücke ist etwas drollicht.
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Julchen ist mir äußerst nüzlich, und ich denke, die Mutter wird sie mir ja vors erste lassen. Luise nimmt mir nichts ab, im Gegentheil, Asmodi ist ein bischen über sie gekommen, und sie macht mir Verdruß, besonders seit sie aus Weimar zurück ist. Es ging sehr gut in den ersten 6 Wochen. Aber sie muß Galle machen. Es wird recht schön seyn, wenn Du kommst und sie in Zucht hältst. Sie verfolgt nur meine beyden unschuldigen Rosen mit rechter rage. Gut ist es, daß ihr Zorn nicht auf Schelling gefallen ist, der geht recht hübsch mit ihr um, und hat es stets vor Augen keine Gelegenheit zum Zwist geben zu wollen. Sie ist gar zu wunderlich. Es wird sehr selten vorgelesen, denn Schelling kann es im Grunde weder ertragen zu hören noch anhaltend selbst vorzulesen; wenn es einmal geschieht, wie ZE. gestern einige Gesänge aus dem Homer, und wir das Kind dann hinunter schicken wollen, so läuft sie glühend vor Zorn selbst mit weg und sagt, es wäre mir immer zur Last usw. Du wirst eine recht gute Wirkung thun, hoffe ich. Für jezt deprecirt sie Deine Küsse, Julchen aber wird etwas roth. Bring denn auch für Julchen etwa eine Kleinigkeit mit.
Wallensteins Lager wurde in Weimar gegeben. Jean Paul war mit seiner Jeanette Pauline drinn, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief, ach was ist das für barbarisches Zeug! Sie folgte ihm.
Wie gewöhnlich kommt Voß nun doch nicht, ich habe vergessen, aus welcher Ursache. Schelling hätte ihn besucht selbst in dem Hause seines ärgsten Feindes, des Schütz. Er schreibt Dir heute.
Hast Du denn den Brief von Friedrich begehrt ‒ und was hat er erwiedert? Lebe wohl, mein guter Freund, es kann seyn, daß ich Dir noch manches zu schreiben gehabt hätte, aber ein dumpfes Kopfweh macht mich dumm, solchergestalt verbleibe
Die Deinige.
Du weist auch wohl nicht, daß Friedrich Arabisch lernt und auf die Reitbahn geht? Ich behaupte, er thut das erste, weil die Araber die Pferdezucht gut verstanden, und hält das lezte für ein moyen desto besser arabisch zu lernen.
Schelling hat seinen Brief nicht geendigt ‒ also nächsten Postag.