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Jan 1809.<br>Ich eile Ihnen mein geehrter Freund <span class="notice-22825 ">zu</span> melden, daß <span class="index-1399 tp-40010 ">S. Majästat König </span><span class="index-1399 tp-40010 family-courier ">Richard</span><span class="index-1399 tp-40010 "> III.</span> glüklich arriviret ist, und wie nun große Herren selten reisen ohne großen Aufwand zu verursachen, so hat die Herreise dieses Monarchen, 8. <span class="notice-22790 ">r.</span> 16 <span class="notice-22994 ">gr:</span> Preuß <span class="family-courier ">Courant</span> gekostet. Dem ohngeachtet bitte ich mein Vererhttester, lassen Sie <span class="index-1400 tp-40011 ">den andren Herrn</span> <span class="notice-22826 ">so</span> bald als möglich nachfolgen: Damit bei den Druk kein zu großer Auffenhalt erfolge. Wie freue ich mich! der <span class="underline-1 ">Sache</span> wegen, das können Sie mir glauben. Nur die eiserne Nothwendigkeit, der eisernen Zeit, läßt mich zuweilen als Buch<span class="underline-1 ">händlerin</span> erscheinen. <br><span class="index-220 tp-40013 ">H. </span><span class="index-220 tp-40013 family-courier ">von Fouqué</span> hat mir durch <span class="index-821 tp-47982 ">Hhn: </span><span class="index-821 tp-47982 family-courier ">vom</span><span class="index-821 tp-47982 "> </span><span class="index-821 tp-47982 family-courier ">Chamuseau</span> <span class="index-266 tp-40015 ">den </span><span class="index-266 tp-40015 index-166 tp-40014 ">Calderon</span> zustellen lassen. Noch liegt er bei mir: aber es ist indeß alles im Gange gesezt wegen Ihrer Bibliothek. So bald <span class="index-42 tp-40016 family-courier ">Bernhardy</span> von <span class="index-354 tp-40019 ">München</span> zurük ist, von wo er <span class="index-96 tp-40017 index-44 tp-40018 ">seine Kinder</span> abholt, soll alles nach Ihrem Wunsche ausgeführt werden. Dann bin ich so frei Ihnen beizulegen, <span class="index-1736 tp-47832 ">was ich seit unsrer Trenung schrieb</span><br>Von <span class="index-8 tp-40020 ">Ihren Herrn Bruder Frid. </span><span class="index-8 tp-40020 family-courier ">Schlegel</span> höre ich doch auch kein Wörtchen. <span class="notice-22827 ">D</span>as ist eine Noth, mit dem <span class="family-courier ">ambulanten</span> Volke: da ist mir nun auch wieder <span class="index-48 tp-40021 ">der </span><span class="index-48 tp-40021 notice-19542 ">[2]</span><span class="index-48 tp-40021 "> </span><span class="index-48 tp-40021 family-courier ">Tieck</span> abhänden gekommen, der mir die Hand drauf gab, und ein ängstliches Wesens machte, ob <span class="underline-1 ">ich</span> Wort halten würde, und zu vorigem Neujahr 1808. mit einer periodischen Schrift erscheinen würde: wo eine Würdigung <span class="index-344 tp-40023 ">Ihres </span><span class="index-344 tp-40023 index-4 tp-40024 ">Shakespears</span> den Anfang machen sollte <span class="notice-22828 ">& s</span> ferner, sollte von ihm erscheinen, die Fortsezzung <span class="index-163 tp-40022 ">des </span><span class="index-163 tp-40022 family-courier ">Sternbald</span> – aber wo war mein <span class="family-courier ">Tieck</span> als es zur Sache kamm. Ich möchte von oben herunter zusehen können, wie der Geist der Herren so treibt, nördlich & südlich. & in Ost & Westen. <br>In <span class="index-280 tp-40025 family-courier ">Geneve</span> möchte ich sein, und sehen wie <span class="index-8304 tp-50992 index-766 tp-40026 ">mein Freund </span><span class="index-8304 tp-50992 index-766 tp-40026 family-courier ">A W Schlegel</span><span class="index-8304 tp-50992 "> & </span><span class="index-8304 tp-50992 family-courier ">Clairon </span><span class="index-8304 tp-50992 family-courier index-222 tp-47834 ">Stael</span> weteifern, die Meister Werke der Kunst, meisterhaft darzustellen ich sprach jemand, der in vorigen Jahren Sie sahe; er sprach mit Bewundrung davon & auch davon, daß weder in Sprache noch in Ausdruk noch Haltung, der Deutsche durchsähe. Erstaunend wenn ein Franzose das zugesteth, ein Deutscher habe ein gallisches Ideal erreicht! –<br>Unsre hiesige Lage ist zwar verändert durch die Räumung des Landes; aber noch, wenig verbessert: oder lieber gar nicht: wir leben kümmerlich aus einen Tag <span class="notice-19543 ">[3]</span> in den andren h<span class="notice-22829 ">inein</span>, und fühlen lebendig daß jeder Tag, seine eigne Plage habe. Man hat uns wiedergeboren, und jede Geburt ist ja nakt.<br>Ihr Vaterland bedaure ich sehr; doch wäre es zu seiner Zeit, <span class="family-courier ">dociler</span> gewesen, und hätte auf die Zeichen der Zeit gemerkt, wer weiß wäre es nicht alles, alles anders.<br>Die Kunst, auch die Theatralische geth hier sorgenvoll, nach Brodt. <span class="index-25 tp-40027 ">Iffland</span> hält die Bühne, daß sie nicht eingehe, durch ein Paar gern gesehene Ballets voll <span class="family-courier ">Harlequinaden</span> was wird nun aus der Kunst? u wohin sollen die Musen fliehen? <span class="index-7981 tp-47835 ">Thalie</span> & <span class="index-7982 tp-47836 ">Melpomenen</span><br>Ich muß nicht vergessen Sie zu bitten, wenn Sie <span class="index-1400 tp-40012 ">Heinrich den Achten</span> den Reise Paß schreiben zu bemerken, daß es Druksachen sind: das mildert den ungeheuren Preiß des Porto der in meiner Wirthschaft zu einer beträchtlichen jährlichen Summe anwächst.<br>Ich empfehle mich Ihnen mein sehr geehrter Freund. Fahren Sie fort, mich Ihrer Freundschaft werth zu achten. Sie ist mein Stolz, und meine Freude. Mit einem Herzen voll Verehrung bin ich unausgesezt<br>Ihre<br>ergebenste Freundin <br>verw. <span class="family-courier ">Unger</span>.<br><span class="notice-19544 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1689' $description = 'Friederike Helene Unger an August Wilhelm von Schlegel am 21.01.1809, Berlin, Genf' $adressatort = 'Genf <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4020137-5">GND</a>' $absendeort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $date = '21.01.1809' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4709 => array( 'ID' => '4709', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-03-21 13:33:27', 'timelastchg' => '2017-08-15 16:26:52', 'key' => 'AWS-ap-00ij', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Unger, Friederike Helene', '39_namevar' => 'Rothenburg, Friederike H. von Unger, Friederike Helene Rothenburg, Friederike Helene von', '39_geschlecht' => 'w', '39_toddatum' => '1813-09-29', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin, Buchdruckerin, Verlegerin, Übersetzerin Friederike Helene Unger war die Tochter des preußischen Generals Rudolf Graf von Rothenburg und der Marquise de Vieuville. Sie wuchs in Potsdam auf und erhielt eine für Frauen ungewöhnlich gute Erziehung. Später begann sie als Erzieherin im Hause des Buchdruckers Johann Georg Unger zu arbeiten. Mit Johann Friedrich Unger, dem Sohn des Buchdruckers, ging sie eine Ehe ein. Die Beziehung zum aufstrebenden Verleger war durch eine enge berufliche Zusammenarbeit gekennzeichnet. Sie unterstützte ihren Ehemann durch ihre Beziehungen zum preußischen Hof und veröffentlichte ihre Werke in seinem Verlag. Nach dem Tod Ungers 1804 übernahm sie die Leitung des Verlags, bis er 1809 in Konkurs ging. Friederike Helene Unger war in vielfältiger Weise literarisch tätig; sie verfasste Unterhaltungsromane, Erzählungen und Übersetzungsarbeiten. 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Den ersten Roman Ungers, „Julchen Grünthal“ (1797), besprach er in einer Rezension für die Jenaer Allgemeine Literaturzeitung wohlwollend. Zur Entzweiung mit Unger kam es 1800/1801, als August Wilhelm Schlegel feststellte, dass Unger einen Nachdruck des ersten Bandes der Shakespeare-Übersetzungen angefertigt hatte, ohne den Autor in Kenntnis darüber zu setzen. Über seinen Anwalt Grattenauer prozessierte August Wilhelm Schlegel, doch seiner Forderung nach Entschädigung entsprach das Gerichtsurteil nicht. Das Verhältnis blieb infolge dessen angespannt. 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Jan 1809.<br>Ich eile Ihnen mein geehrter Freund <span class="notice-22825 ">zu</span> melden, daß <span class="index-1399 tp-40010 ">S. Majästat König </span><span class="index-1399 tp-40010 family-courier ">Richard</span><span class="index-1399 tp-40010 "> III.</span> glüklich arriviret ist, und wie nun große Herren selten reisen ohne großen Aufwand zu verursachen, so hat die Herreise dieses Monarchen, 8. <span class="notice-22790 ">r.</span> 16 <span class="notice-22994 ">gr:</span> Preuß <span class="family-courier ">Courant</span> gekostet. Dem ohngeachtet bitte ich mein Vererhttester, lassen Sie <span class="index-1400 tp-40011 ">den andren Herrn</span> <span class="notice-22826 ">so</span> bald als möglich nachfolgen: Damit bei den Druk kein zu großer Auffenhalt erfolge. Wie freue ich mich! der <span class="underline-1 ">Sache</span> wegen, das können Sie mir glauben. Nur die eiserne Nothwendigkeit, der eisernen Zeit, läßt mich zuweilen als Buch<span class="underline-1 ">händlerin</span> erscheinen. <br><span class="index-220 tp-40013 ">H. </span><span class="index-220 tp-40013 family-courier ">von Fouqué</span> hat mir durch <span class="index-821 tp-47982 ">Hhn: </span><span class="index-821 tp-47982 family-courier ">vom</span><span class="index-821 tp-47982 "> </span><span class="index-821 tp-47982 family-courier ">Chamuseau</span> <span class="index-266 tp-40015 ">den </span><span class="index-266 tp-40015 index-166 tp-40014 ">Calderon</span> zustellen lassen. Noch liegt er bei mir: aber es ist indeß alles im Gange gesezt wegen Ihrer Bibliothek. So bald <span class="index-42 tp-40016 family-courier ">Bernhardy</span> von <span class="index-354 tp-40019 ">München</span> zurük ist, von wo er <span class="index-96 tp-40017 index-44 tp-40018 ">seine Kinder</span> abholt, soll alles nach Ihrem Wunsche ausgeführt werden. Dann bin ich so frei Ihnen beizulegen, <span class="index-1736 tp-47832 ">was ich seit unsrer Trenung schrieb</span><br>Von <span class="index-8 tp-40020 ">Ihren Herrn Bruder Frid. </span><span class="index-8 tp-40020 family-courier ">Schlegel</span> höre ich doch auch kein Wörtchen. <span class="notice-22827 ">D</span>as ist eine Noth, mit dem <span class="family-courier ">ambulanten</span> Volke: da ist mir nun auch wieder <span class="index-48 tp-40021 ">der </span><span class="index-48 tp-40021 notice-19542 ">[2]</span><span class="index-48 tp-40021 "> </span><span class="index-48 tp-40021 family-courier ">Tieck</span> abhänden gekommen, der mir die Hand drauf gab, und ein ängstliches Wesens machte, ob <span class="underline-1 ">ich</span> Wort halten würde, und zu vorigem Neujahr 1808. mit einer periodischen Schrift erscheinen würde: wo eine Würdigung <span class="index-344 tp-40023 ">Ihres </span><span class="index-344 tp-40023 index-4 tp-40024 ">Shakespears</span> den Anfang machen sollte <span class="notice-22828 ">& s</span> ferner, sollte von ihm erscheinen, die Fortsezzung <span class="index-163 tp-40022 ">des </span><span class="index-163 tp-40022 family-courier ">Sternbald</span> – aber wo war mein <span class="family-courier ">Tieck</span> als es zur Sache kamm. Ich möchte von oben herunter zusehen können, wie der Geist der Herren so treibt, nördlich & südlich. & in Ost & Westen. <br>In <span class="index-280 tp-40025 family-courier ">Geneve</span> möchte ich sein, und sehen wie <span class="index-8304 tp-50992 index-766 tp-40026 ">mein Freund </span><span class="index-8304 tp-50992 index-766 tp-40026 family-courier ">A W Schlegel</span><span class="index-8304 tp-50992 "> & </span><span class="index-8304 tp-50992 family-courier ">Clairon </span><span class="index-8304 tp-50992 family-courier index-222 tp-47834 ">Stael</span> weteifern, die Meister Werke der Kunst, meisterhaft darzustellen ich sprach jemand, der in vorigen Jahren Sie sahe; er sprach mit Bewundrung davon & auch davon, daß weder in Sprache noch in Ausdruk noch Haltung, der Deutsche durchsähe. Erstaunend wenn ein Franzose das zugesteth, ein Deutscher habe ein gallisches Ideal erreicht! –<br>Unsre hiesige Lage ist zwar verändert durch die Räumung des Landes; aber noch, wenig verbessert: oder lieber gar nicht: wir leben kümmerlich aus einen Tag <span class="notice-19543 ">[3]</span> in den andren h<span class="notice-22829 ">inein</span>, und fühlen lebendig daß jeder Tag, seine eigne Plage habe. 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Mit Johann Friedrich Unger, dem Sohn des Buchdruckers, ging sie eine Ehe ein. Die Beziehung zum aufstrebenden Verleger war durch eine enge berufliche Zusammenarbeit gekennzeichnet. Sie unterstützte ihren Ehemann durch ihre Beziehungen zum preußischen Hof und veröffentlichte ihre Werke in seinem Verlag. Nach dem Tod Ungers 1804 übernahm sie die Leitung des Verlags, bis er 1809 in Konkurs ging. Friederike Helene Unger war in vielfältiger Weise literarisch tätig; sie verfasste Unterhaltungsromane, Erzählungen und Übersetzungsarbeiten. Besondere Beachtung fanden ihr Roman „Julchen Grünthal“ (1784) und die Herausgabe ihrer Rousseau-Übersetzungen.', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array() ), '39_quellen' => 'ADB@http://www.deutsche-biographie.de/pnd117293091.html?anchor=adb@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D446-388-2@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. 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[1] Berlin d. 21. Jan 1809.
Ich eile Ihnen mein geehrter Freund zu melden, daß S. Majästat König Richard III. glüklich arriviret ist, und wie nun große Herren selten reisen ohne großen Aufwand zu verursachen, so hat die Herreise dieses Monarchen, 8. r. 16 gr: Preuß Courant gekostet. Dem ohngeachtet bitte ich mein Vererhttester, lassen Sie den andren Herrn so bald als möglich nachfolgen: Damit bei den Druk kein zu großer Auffenhalt erfolge. Wie freue ich mich! der Sache wegen, das können Sie mir glauben. Nur die eiserne Nothwendigkeit, der eisernen Zeit, läßt mich zuweilen als Buchhändlerin erscheinen.
H. von Fouqué hat mir durch Hhn: vom Chamuseau den Calderon zustellen lassen. Noch liegt er bei mir: aber es ist indeß alles im Gange gesezt wegen Ihrer Bibliothek. So bald Bernhardy von München zurük ist, von wo er seine Kinder abholt, soll alles nach Ihrem Wunsche ausgeführt werden. Dann bin ich so frei Ihnen beizulegen, was ich seit unsrer Trenung schrieb
Von Ihren Herrn Bruder Frid. Schlegel höre ich doch auch kein Wörtchen. Das ist eine Noth, mit dem ambulanten Volke: da ist mir nun auch wieder der [2] Tieck abhänden gekommen, der mir die Hand drauf gab, und ein ängstliches Wesens machte, ob ich Wort halten würde, und zu vorigem Neujahr 1808. mit einer periodischen Schrift erscheinen würde: wo eine Würdigung Ihres Shakespears den Anfang machen sollte & s ferner, sollte von ihm erscheinen, die Fortsezzung des Sternbald – aber wo war mein Tieck als es zur Sache kamm. Ich möchte von oben herunter zusehen können, wie der Geist der Herren so treibt, nördlich & südlich. & in Ost & Westen.
In Geneve möchte ich sein, und sehen wie mein Freund A W Schlegel & Clairon Stael weteifern, die Meister Werke der Kunst, meisterhaft darzustellen ich sprach jemand, der in vorigen Jahren Sie sahe; er sprach mit Bewundrung davon & auch davon, daß weder in Sprache noch in Ausdruk noch Haltung, der Deutsche durchsähe. Erstaunend wenn ein Franzose das zugesteth, ein Deutscher habe ein gallisches Ideal erreicht! –
Unsre hiesige Lage ist zwar verändert durch die Räumung des Landes; aber noch, wenig verbessert: oder lieber gar nicht: wir leben kümmerlich aus einen Tag [3] in den andren hinein, und fühlen lebendig daß jeder Tag, seine eigne Plage habe. Man hat uns wiedergeboren, und jede Geburt ist ja nakt.
Ihr Vaterland bedaure ich sehr; doch wäre es zu seiner Zeit, dociler gewesen, und hätte auf die Zeichen der Zeit gemerkt, wer weiß wäre es nicht alles, alles anders.
Die Kunst, auch die Theatralische geth hier sorgenvoll, nach Brodt. Iffland hält die Bühne, daß sie nicht eingehe, durch ein Paar gern gesehene Ballets voll Harlequinaden was wird nun aus der Kunst? u wohin sollen die Musen fliehen? Thalie & Melpomenen
Ich muß nicht vergessen Sie zu bitten, wenn Sie Heinrich den Achten den Reise Paß schreiben zu bemerken, daß es Druksachen sind: das mildert den ungeheuren Preiß des Porto der in meiner Wirthschaft zu einer beträchtlichen jährlichen Summe anwächst.
Ich empfehle mich Ihnen mein sehr geehrter Freund. Fahren Sie fort, mich Ihrer Freundschaft werth zu achten. Sie ist mein Stolz, und meine Freude. Mit einem Herzen voll Verehrung bin ich unausgesezt
Ihre
ergebenste Freundin
verw. Unger.
[4] [leer]
Ich eile Ihnen mein geehrter Freund zu melden, daß S. Majästat König Richard III. glüklich arriviret ist, und wie nun große Herren selten reisen ohne großen Aufwand zu verursachen, so hat die Herreise dieses Monarchen, 8. r. 16 gr: Preuß Courant gekostet. Dem ohngeachtet bitte ich mein Vererhttester, lassen Sie den andren Herrn so bald als möglich nachfolgen: Damit bei den Druk kein zu großer Auffenhalt erfolge. Wie freue ich mich! der Sache wegen, das können Sie mir glauben. Nur die eiserne Nothwendigkeit, der eisernen Zeit, läßt mich zuweilen als Buchhändlerin erscheinen.
H. von Fouqué hat mir durch Hhn: vom Chamuseau den Calderon zustellen lassen. Noch liegt er bei mir: aber es ist indeß alles im Gange gesezt wegen Ihrer Bibliothek. So bald Bernhardy von München zurük ist, von wo er seine Kinder abholt, soll alles nach Ihrem Wunsche ausgeführt werden. Dann bin ich so frei Ihnen beizulegen, was ich seit unsrer Trenung schrieb
Von Ihren Herrn Bruder Frid. Schlegel höre ich doch auch kein Wörtchen. Das ist eine Noth, mit dem ambulanten Volke: da ist mir nun auch wieder der [2] Tieck abhänden gekommen, der mir die Hand drauf gab, und ein ängstliches Wesens machte, ob ich Wort halten würde, und zu vorigem Neujahr 1808. mit einer periodischen Schrift erscheinen würde: wo eine Würdigung Ihres Shakespears den Anfang machen sollte & s ferner, sollte von ihm erscheinen, die Fortsezzung des Sternbald – aber wo war mein Tieck als es zur Sache kamm. Ich möchte von oben herunter zusehen können, wie der Geist der Herren so treibt, nördlich & südlich. & in Ost & Westen.
In Geneve möchte ich sein, und sehen wie mein Freund A W Schlegel & Clairon Stael weteifern, die Meister Werke der Kunst, meisterhaft darzustellen ich sprach jemand, der in vorigen Jahren Sie sahe; er sprach mit Bewundrung davon & auch davon, daß weder in Sprache noch in Ausdruk noch Haltung, der Deutsche durchsähe. Erstaunend wenn ein Franzose das zugesteth, ein Deutscher habe ein gallisches Ideal erreicht! –
Unsre hiesige Lage ist zwar verändert durch die Räumung des Landes; aber noch, wenig verbessert: oder lieber gar nicht: wir leben kümmerlich aus einen Tag [3] in den andren hinein, und fühlen lebendig daß jeder Tag, seine eigne Plage habe. Man hat uns wiedergeboren, und jede Geburt ist ja nakt.
Ihr Vaterland bedaure ich sehr; doch wäre es zu seiner Zeit, dociler gewesen, und hätte auf die Zeichen der Zeit gemerkt, wer weiß wäre es nicht alles, alles anders.
Die Kunst, auch die Theatralische geth hier sorgenvoll, nach Brodt. Iffland hält die Bühne, daß sie nicht eingehe, durch ein Paar gern gesehene Ballets voll Harlequinaden was wird nun aus der Kunst? u wohin sollen die Musen fliehen? Thalie & Melpomenen
Ich muß nicht vergessen Sie zu bitten, wenn Sie Heinrich den Achten den Reise Paß schreiben zu bemerken, daß es Druksachen sind: das mildert den ungeheuren Preiß des Porto der in meiner Wirthschaft zu einer beträchtlichen jährlichen Summe anwächst.
Ich empfehle mich Ihnen mein sehr geehrter Freund. Fahren Sie fort, mich Ihrer Freundschaft werth zu achten. Sie ist mein Stolz, und meine Freude. Mit einem Herzen voll Verehrung bin ich unausgesezt
Ihre
ergebenste Freundin
verw. Unger.
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