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August 1809.<br>Nach lieber langer Zeit, endlich ein mal wieder ein <span class="underline-1 ">Brieflein</span>, ein einzelnes Sternlein, in öder düsterer Nacht. Sie haben freilich recht, mein hochverehrter Freund, Uebersetzungen <span class="index-1990 tp-47854 ">einzelner </span><span class="index-1990 tp-47854 index-4 tp-40320 ">Shakespearschen</span><span class="index-1990 tp-47854 "> Schöpfungen</span>, werden uns nicht schaden, besonders, Ihrem Ruhn nicht schaden; indeß, wenn Menschen Leben drauf gehen, wenn mein eignes Leben drauf geth, ehe <span class="index-344 tp-47855 ">der Ihrige</span> erscheint? sagen Sie selbst mein Freund? – Freilich, sieth man die Welt & ihre Begebenheiten als ein Ganzes an, so kann es recht sein, ob in diesem oder jenem Jahrzehnte etwas erscheint, aber für <span class="family-courier ">individuen</span>? Mögen Sie es bei Ihren Zeitgenossen, und gegen <span class="index-380 tp-47856 index-67 tp-40321 ">Ungers</span><span class="index-380 tp-47856 "> Wittwe</span> verantworten; Unger, der Ihr Freund war, der sie liebte, wie Sie nicht oft geliebt werden. <span class="cite tp-44845 ">Ja käme er bald, der so lang verheißne, und so </span><span class="cite tp-44845 index-1400 tp-40322 ">sehr ersehnte Shakespear</span><span class="cite tp-44845 ">!</span> Daß er noch zum <span class="family-courier ">october</span> versendet würde; später ja da ists Buchhändler Sitte, noch ein ganzes Jahr, mit der Zahlung zu zögern, so daß fast ein zweijähriger Kredit herauskommt.<br>Ihre Bibliothek mein Verehrter Freund, stehet in meinem Hause, in 3. Kisten gepakt, zum Absenden bereit. Die Übrigen Bücher und der Schrank, ist Ihrem Verlangen gemäß, dem <span class="family-courier ">Auctionnator</span> übergeben: wovon Sie aber erst einen späten <span class="family-courier ">Avis</span> bekommen werden, da die <span class="family-courier ">Auction</span> erst im October ist. Bei diesen Verhängnißschweren Zeiten, geth es überall wo nur von Er- & Gewerb die Rede ist, sehr <span class="family-courier ">piano</span>. Auf uns hier, drükt noch mit ganzer Allgewalt, die Last, einer Verarmung und einer ganz aufgeloßten Regierung.<br><span class="index-1434 tp-40324 family-courier ">Mohr</span><span class="index-1434 tp-40324 "> & Zimmer</span> in <span class="index-574 tp-40323 ">Heidelberg</span> haben nichts gezahlt; da wir gar keine Nachricht darüber erhalten hatten, wurde <span class="doc-6262 ">die Sache</span> in <span class="index-6044 tp-47857 ">meiner Handlung</span> als ein Mißverstand beachtet, haben nicht auf <span class="index-1204 tp-47859 index-1444 tp-47858 ">jene Herren</span> angewiesen; dem zu Folge wurde die Anweisung an <span class="index-176 tp-40325 ">Hhn: </span><span class="index-176 tp-40325 family-courier ">Reimer</span> auch nicht bezahlt. Es ist freilich eine fatale Sache, wenn in solchen Entfernungen, Mißverständnisse obwalten, deren Aufhellung Monate erheischen, ehe es wieder hier und dorthin, ins Geleiß gebracht wird; und es ist Schade um Zeit und Geld. –<br><span class="index-8 tp-40326 ">Fridrich Schlegels</span> Schuld ist noch unbedeutend von 97. <span class="notice-22796 ">r.</span> – 12. <span class="notice-22797 ">G:</span> in Fridʼdʼor. Mehr Schade ists, daß ein so rühmlich begonnenes Werk, wie es <span class="index-1466 tp-40329 ">die G. der G: & R. Poesie</span> ist, als Ladenhüter oder Maculatur draufgehen soll. <span class="index-67 tp-47860 ">Ungers</span> <span class="notice-19578 ">[2]</span> schneller Verarbeitender Geist, hat ihn nur zu häufig in solche Verbindungen gest<span class="notice-22830 ">opft</span>, die ich nun gegen das Publikum unvollendet & unabgethan lassen muß: welches <span class="index-6044 tp-47861 ">einer Handlung</span> die nur so viel dergleichen obliegt, nicht allein bedeutenden Handelsverlust, sondern auch eine Art von Ridücüle gibt. Was weder Ungers großmüthiger betriebsamer Geist, noch mein redlicher Wille verdient. Das Zeit Alter rükt in jeder Hinsicht so rasch vorwärts, daß man gierig nach den Moment haschen muß, um nicht zu spät zu kommen. Der Zeit Geist, der uns mit sich fortreißt, ist ein gar gewaltiger Mann.<br>Wie soll ich an <span class="index-48 tp-40330 ">Tieck</span> kommen! ich werde einen Brief an ihn avantüriren müssen: unsre Verhältnisse machen es Nothwendig; der erste Theil <span class="index-2048 tp-40331 ">des </span><span class="index-2048 tp-40331 family-courier ">Don Quichotte</span> ist vergriffen. Unter <span class="index-67 tp-47862 ">Ungers</span> Papiren finde ich keinen Contrakt über diese Angelegenheit. Hat <span class="index-48 tp-40332 ">er der Arme Gute</span> eine durch Gicht gelähmte Hand, wird er kaum noch Messerklingerlieder dichten.<br>Mein Theurer Freund, ich schike Ihnen <span class="index-963 tp-47863 ">das reitzende Bild </span><span class="index-963 tp-47863 index-222 tp-40333 ">Ihrer Freundin</span> nicht mit Ihrer Bibliothek. Wie ich Ihnen schon sagte: Sie sind zu geitzig: beides Original & <span class="family-courier ">Copie</span> besitzen zu wollen. Lassen Sie mir ich bitte wenigstens noch einige Zeit die leztern, die in mein Musäum der schönste Kern ist. Bestehen Sie aber dennoch darauf, so werde ich schon eine Gelegenheit finden, es wohlaufbehalten in Ihre Hände zu liefern, wenn ich es nicht etwan selbst überbringe, da <span class="index-5979 tp-40431 ">meine Freundin Fr </span><span class="index-5979 tp-40431 family-courier ">v: Morand</span> mich so gastfreundlich einlud.<br>So trübe meine Zeiten waren, habe ich dennoch ein kleines Büchlein, über die lezten Ereignisse, ausgehen lassen; und zwar in <span class="index-6070 tp-40339 ">einem fremden Verlage</span>. Unter dem Titel <span class="index-1736 tp-40338 family-courier ">Serenas Briefe an Clementinen</span>. Den Geist des Buches sagt Ihnen das Motto, aus <span class="index-6071 tp-40340 index-6072 tp-40341 ">Florian</span>:<br><span class="index-6073 tp-40342 family-courier ">Loin de moi ces préjugés vulgaires</span><span class="family-courier "><br>Sources de haine et de division.<br>en tous pais tous les bon cœur sont freres<br>mais sans hair les autres nations. etc.</span><br><span class="family-courier ">Cʼetait simplement pour faire taire les crieurs et les haineux que jʼai choisie ce mot, qui d ailleurs nʼest nullement de grand Sens poetique. Il falloit toute fois dire quelque chose la dessus, pour detourner les haineux de ma pauvre petite personne,</span> die doch schon geplagt genug ist.<br>Ich empfehle mich <span class="index-1400 tp-40334 ">Sr Majestät König Heinrich dem Achten</span>, dessen Bekandschaft zu machen, ich sehr begierig bin. Die Musen feyern; das ist eine natürliche schlimme Wirkung der Zeit. Und doch welche Fortschritte machten sie nicht je & je in unserm seit Jahrhunderten verheeretem Vaterlande! <span class="index-1094 tp-40335 ">Frid: der II.</span> sagt, als <span class="index-7984 tp-47852 ">Louvois</span> & <span class="index-7985 tp-47853 ">die Maintenon</span> die Pfalz verbrannten, sangen die Deutschen wahrlich keine <span class="family-courier ">Sonnette</span>. Und doch brüsten unsre Nachbarn sich immer so kek, mit dem Vorschritt, den sie voraus zu haben meinen. Sie! in ihrem wohl wehrtem mit Festungen gespikten Lande! Ich empfehle mich der Fortdauer Ihres freundschaftlichen Wohlwollens und bin von ganzem Herzen Ihre hochachtungsvoll<br>Ergebn <span class="family-courier ">Unger</span>. <span class="family-courier "><br></span><span class="notice-19577 ">[1]</span> <span class="notice-19579 ">Haben Sie geehrter Freund weiter an </span><span class="notice-19579 index-356 tp-40336 index-524 tp-40337 family-courier ">Rom</span><span class="notice-19579 "> gedacht? Sie hatten ja einen Entwurf, einer Erweitrung dieses Gedichtes? Wir haben auch </span><span class="notice-19579 index-972 tp-40343 ">ein </span><span class="notice-19579 index-972 tp-40343 family-courier ">Rom</span><span class="notice-19579 index-972 tp-40343 "> von </span><span class="notice-19579 index-972 tp-40343 index-9 tp-40344 family-courier ">Humbold</span><span class="notice-19579 ">. 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Und doch welche Fortschritte machten sie nicht je & je in unserm seit Jahrhunderten verheeretem Vaterlande! <persName key="1094">Frid: der II.</persName> sagt, als <persName key="7984">Louvois</persName> & <persName key="7985">die Maintenon</persName> die Pfalz verbrannten, sangen die Deutschen wahrlich keine <hi rend="family:Courier">Sonnette</hi>. Und doch brüsten unsre Nachbarn sich immer so kek, mit dem Vorschritt, den sie voraus zu haben meinen. Sie! in ihrem wohl wehrtem mit Festungen gespikten Lande! Ich empfehle mich der Fortdauer Ihres freundschaftlichen Wohlwollens und bin von ganzem Herzen Ihre hochachtungsvoll<lb/>Ergebn <hi rend="family:Courier">Unger</hi>. <hi rend="family:Courier"><lb/></hi><milestone unit="start" n="19577"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="19577"/> <milestone unit="start" n="19579"/>Haben Sie geehrter Freund weiter an <placeName key="356"><name key="524" type="work"><hi rend="family:Courier">Rom</hi></name></placeName> gedacht? Sie hatten ja einen Entwurf, einer Erweitrung dieses Gedichtes? Wir haben auch <name key="972" type="work">ein <hi rend="family:Courier">Rom</hi> von <persName key="9"><hi rend="family:Courier">Humbold</hi></persName></name>. Kennen Sie das? – Ich empfehle mich, <hi rend="family:Courier">HUnger</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Randbeschriftung</title></note><milestone unit="end" n="19579"/> </p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="19576"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="19576"/> <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB40319"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE40319"/> d. 8. August 1809.<lb/>Nach lieber langer Zeit, endlich ein mal wieder ein <hi rend="underline:1">Brieflein</hi>, ein einzelnes Sternlein, in öder düsterer Nacht. Sie haben freilich recht, mein hochverehrter Freund, Uebersetzungen <anchor type="b" n="1990" ana="12" xml:id="NidB47854"/>einzelner <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB40320"/>Shakespearschen<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE40320"/> Schöpfungen<anchor type="e" n="1990" ana="12" xml:id="NidE47854"/>, werden uns nicht schaden, besonders, Ihrem Ruhn nicht schaden; indeß, wenn Menschen Leben drauf gehen, wenn mein eignes Leben drauf geth, ehe <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB47855"/>der Ihrige<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE47855"/> erscheint? sagen Sie selbst mein Freund? – Freilich, sieth man die Welt & ihre Begebenheiten als ein Ganzes an, so kann es recht sein, ob in diesem oder jenem Jahrzehnte etwas erscheint, aber für <hi rend="family:Courier">individuen</hi>? Mögen Sie es bei Ihren Zeitgenossen, und gegen <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB47856"/><anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB40321"/>Ungers<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE40321"/> Wittwe<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE47856"/> verantworten; Unger, der Ihr Freund war, der sie liebte, wie Sie nicht oft geliebt werden. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB44845"/>Ja käme er bald, der so lang verheißne, und so <anchor type="b" n="1400" ana="12" xml:id="NidB40322"/>sehr ersehnte Shakespear<anchor type="e" n="1400" ana="12" xml:id="NidE40322"/>!<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE44845"/> Daß er noch zum <hi rend="family:Courier">october</hi> versendet würde; später ja da ists Buchhändler Sitte, noch ein ganzes Jahr, mit der Zahlung zu zögern, so daß fast ein zweijähriger Kredit herauskommt.<lb/>Ihre Bibliothek mein Verehrter Freund, stehet in meinem Hause, in 3. Kisten gepakt, zum Absenden bereit. Die Übrigen Bücher und der Schrank, ist Ihrem Verlangen gemäß, dem <hi rend="family:Courier">Auctionnator</hi> übergeben: wovon Sie aber erst einen späten <hi rend="family:Courier">Avis</hi> bekommen werden, da die <hi rend="family:Courier">Auction</hi> erst im October ist. Bei diesen Verhängnißschweren Zeiten, geth es überall wo nur von Er- & Gewerb die Rede ist, sehr <hi rend="family:Courier">piano</hi>. Auf uns hier, drükt noch mit ganzer Allgewalt, die Last, einer Verarmung und einer ganz aufgeloßten Regierung.<lb/><hi rend="family:Courier"><anchor type="b" n="1434" ana="15" xml:id="NidB40324"/>Mohr</hi> & Zimmer<anchor type="e" n="1434" ana="15" xml:id="NidE40324"/> in <anchor type="b" n="574" ana="10" xml:id="NidB40323"/>Heidelberg<anchor type="e" n="574" ana="10" xml:id="NidE40323"/> haben nichts gezahlt; da wir gar keine Nachricht darüber erhalten hatten, wurde <ref target="fud://6262">die Sache</ref> in <anchor type="b" n="6044" ana="15" xml:id="NidB47857"/>meiner Handlung<anchor type="e" n="6044" ana="15" xml:id="NidE47857"/> als ein Mißverstand beachtet, haben nicht auf <anchor type="b" n="1204" ana="11" xml:id="NidB47859"/><anchor type="b" n="1444" ana="11" xml:id="NidB47858"/>jene Herren<anchor type="e" n="1444" ana="11" xml:id="NidE47858"/><anchor type="e" n="1204" ana="11" xml:id="NidE47859"/> angewiesen; dem zu Folge wurde die Anweisung an <anchor type="b" n="176" ana="11" xml:id="NidB40325"/>Hhn: <hi rend="family:Courier">Reimer</hi><anchor type="e" n="176" ana="11" xml:id="NidE40325"/> auch nicht bezahlt. Es ist freilich eine fatale Sache, wenn in solchen Entfernungen, Mißverständnisse obwalten, deren Aufhellung Monate erheischen, ehe es wieder hier und dorthin, ins Geleiß gebracht wird; und es ist Schade um Zeit und Geld. –<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB40326"/>Fridrich Schlegels<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE40326"/> Schuld ist noch unbedeutend von 97. <milestone unit="start" n="22796"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="22796"/> – 12. <milestone unit="start" n="22797"/>G:<note type="Sachkommentar"><title>Groschen</title></note><milestone unit="end" n="22797"/> in Fridʼdʼor. Mehr Schade ists, daß ein so rühmlich begonnenes Werk, wie es <anchor type="b" n="1466" ana="12" xml:id="NidB40329"/>die G. der G: & R. Poesie<anchor type="e" n="1466" ana="12" xml:id="NidE40329"/> ist, als Ladenhüter oder Maculatur draufgehen soll. <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB47860"/>Ungers<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE47860"/> <milestone unit="start" n="19578"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="19578"/> schneller Verarbeitender Geist, hat ihn nur zu häufig in solche Verbindungen gest<milestone unit="start" n="22830"/>opft<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="22830"/>, die ich nun gegen das Publikum unvollendet & unabgethan lassen muß: welches <anchor type="b" n="6044" ana="15" xml:id="NidB47861"/>einer Handlung<anchor type="e" n="6044" ana="15" xml:id="NidE47861"/> die nur so viel dergleichen obliegt, nicht allein bedeutenden Handelsverlust, sondern auch eine Art von Ridücüle gibt. Was weder Ungers großmüthiger betriebsamer Geist, noch mein redlicher Wille verdient. Das Zeit Alter rükt in jeder Hinsicht so rasch vorwärts, daß man gierig nach den Moment haschen muß, um nicht zu spät zu kommen. Der Zeit Geist, der uns mit sich fortreißt, ist ein gar gewaltiger Mann.<lb/>Wie soll ich an <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB40330"/>Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE40330"/> kommen! ich werde einen Brief an ihn avantüriren müssen: unsre Verhältnisse machen es Nothwendig; der erste Theil <anchor type="b" n="2048" ana="12" xml:id="NidB40331"/>des <hi rend="family:Courier">Don Quichotte</hi><anchor type="e" n="2048" ana="12" xml:id="NidE40331"/> ist vergriffen. Unter <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB47862"/>Ungers<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE47862"/> Papiren finde ich keinen Contrakt über diese Angelegenheit. Hat <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB40332"/>er der Arme Gute<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE40332"/> eine durch Gicht gelähmte Hand, wird er kaum noch Messerklingerlieder dichten.<lb/>Mein Theurer Freund, ich schike Ihnen <anchor type="b" n="963" ana="12" xml:id="NidB47863"/>das reitzende Bild <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB40333"/>Ihrer Freundin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE40333"/><anchor type="e" n="963" ana="12" xml:id="NidE47863"/> nicht mit Ihrer Bibliothek. Wie ich Ihnen schon sagte: Sie sind zu geitzig: beides Original & <hi rend="family:Courier">Copie</hi> besitzen zu wollen. Lassen Sie mir ich bitte wenigstens noch einige Zeit die leztern, die in mein Musäum der schönste Kern ist. Bestehen Sie aber dennoch darauf, so werde ich schon eine Gelegenheit finden, es wohlaufbehalten in Ihre Hände zu liefern, wenn ich es nicht etwan selbst überbringe, da <anchor type="b" n="5979" ana="11" xml:id="NidB40431"/>meine Freundin Fr <hi rend="family:Courier">v: Morand</hi><anchor type="e" n="5979" ana="11" xml:id="NidE40431"/> mich so gastfreundlich einlud.<lb/>So trübe meine Zeiten waren, habe ich dennoch ein kleines Büchlein, über die lezten Ereignisse, ausgehen lassen; und zwar in <anchor type="b" n="6070" ana="15" xml:id="NidB40339"/>einem fremden Verlage<anchor type="e" n="6070" ana="15" xml:id="NidE40339"/>. Unter dem Titel <anchor type="b" n="1736" ana="12" xml:id="NidB40338"/><hi rend="family:Courier">Serenas Briefe an Clementinen</hi><anchor type="e" n="1736" ana="12" xml:id="NidE40338"/>. 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[1] Berlin d. 8. August 1809.
Nach lieber langer Zeit, endlich ein mal wieder ein Brieflein, ein einzelnes Sternlein, in öder düsterer Nacht. Sie haben freilich recht, mein hochverehrter Freund, Uebersetzungen einzelner Shakespearschen Schöpfungen, werden uns nicht schaden, besonders, Ihrem Ruhn nicht schaden; indeß, wenn Menschen Leben drauf gehen, wenn mein eignes Leben drauf geth, ehe der Ihrige erscheint? sagen Sie selbst mein Freund? – Freilich, sieth man die Welt & ihre Begebenheiten als ein Ganzes an, so kann es recht sein, ob in diesem oder jenem Jahrzehnte etwas erscheint, aber für individuen? Mögen Sie es bei Ihren Zeitgenossen, und gegen Ungers Wittwe verantworten; Unger, der Ihr Freund war, der sie liebte, wie Sie nicht oft geliebt werden. Ja käme er bald, der so lang verheißne, und so sehr ersehnte Shakespear! Daß er noch zum october versendet würde; später ja da ists Buchhändler Sitte, noch ein ganzes Jahr, mit der Zahlung zu zögern, so daß fast ein zweijähriger Kredit herauskommt.
Ihre Bibliothek mein Verehrter Freund, stehet in meinem Hause, in 3. Kisten gepakt, zum Absenden bereit. Die Übrigen Bücher und der Schrank, ist Ihrem Verlangen gemäß, dem Auctionnator übergeben: wovon Sie aber erst einen späten Avis bekommen werden, da die Auction erst im October ist. Bei diesen Verhängnißschweren Zeiten, geth es überall wo nur von Er- & Gewerb die Rede ist, sehr piano. Auf uns hier, drükt noch mit ganzer Allgewalt, die Last, einer Verarmung und einer ganz aufgeloßten Regierung.
Mohr & Zimmer in Heidelberg haben nichts gezahlt; da wir gar keine Nachricht darüber erhalten hatten, wurde die Sache in meiner Handlung als ein Mißverstand beachtet, haben nicht auf jene Herren angewiesen; dem zu Folge wurde die Anweisung an Hhn: Reimer auch nicht bezahlt. Es ist freilich eine fatale Sache, wenn in solchen Entfernungen, Mißverständnisse obwalten, deren Aufhellung Monate erheischen, ehe es wieder hier und dorthin, ins Geleiß gebracht wird; und es ist Schade um Zeit und Geld. –
Fridrich Schlegels Schuld ist noch unbedeutend von 97. r. – 12. G: in Fridʼdʼor. Mehr Schade ists, daß ein so rühmlich begonnenes Werk, wie es die G. der G: & R. Poesie ist, als Ladenhüter oder Maculatur draufgehen soll. Ungers [2] schneller Verarbeitender Geist, hat ihn nur zu häufig in solche Verbindungen gestopft, die ich nun gegen das Publikum unvollendet & unabgethan lassen muß: welches einer Handlung die nur so viel dergleichen obliegt, nicht allein bedeutenden Handelsverlust, sondern auch eine Art von Ridücüle gibt. Was weder Ungers großmüthiger betriebsamer Geist, noch mein redlicher Wille verdient. Das Zeit Alter rükt in jeder Hinsicht so rasch vorwärts, daß man gierig nach den Moment haschen muß, um nicht zu spät zu kommen. Der Zeit Geist, der uns mit sich fortreißt, ist ein gar gewaltiger Mann.
Wie soll ich an Tieck kommen! ich werde einen Brief an ihn avantüriren müssen: unsre Verhältnisse machen es Nothwendig; der erste Theil des Don Quichotte ist vergriffen. Unter Ungers Papiren finde ich keinen Contrakt über diese Angelegenheit. Hat er der Arme Gute eine durch Gicht gelähmte Hand, wird er kaum noch Messerklingerlieder dichten.
Mein Theurer Freund, ich schike Ihnen das reitzende Bild Ihrer Freundin nicht mit Ihrer Bibliothek. Wie ich Ihnen schon sagte: Sie sind zu geitzig: beides Original & Copie besitzen zu wollen. Lassen Sie mir ich bitte wenigstens noch einige Zeit die leztern, die in mein Musäum der schönste Kern ist. Bestehen Sie aber dennoch darauf, so werde ich schon eine Gelegenheit finden, es wohlaufbehalten in Ihre Hände zu liefern, wenn ich es nicht etwan selbst überbringe, da meine Freundin Fr v: Morand mich so gastfreundlich einlud.
So trübe meine Zeiten waren, habe ich dennoch ein kleines Büchlein, über die lezten Ereignisse, ausgehen lassen; und zwar in einem fremden Verlage. Unter dem Titel Serenas Briefe an Clementinen. Den Geist des Buches sagt Ihnen das Motto, aus Florian:
Loin de moi ces préjugés vulgaires
Sources de haine et de division.
en tous pais tous les bon cœur sont freres
mais sans hair les autres nations. etc.
Cʼetait simplement pour faire taire les crieurs et les haineux que jʼai choisie ce mot, qui d ailleurs nʼest nullement de grand Sens poetique. Il falloit toute fois dire quelque chose la dessus, pour detourner les haineux de ma pauvre petite personne, die doch schon geplagt genug ist.
Ich empfehle mich Sr Majestät König Heinrich dem Achten, dessen Bekandschaft zu machen, ich sehr begierig bin. Die Musen feyern; das ist eine natürliche schlimme Wirkung der Zeit. Und doch welche Fortschritte machten sie nicht je & je in unserm seit Jahrhunderten verheeretem Vaterlande! Frid: der II. sagt, als Louvois & die Maintenon die Pfalz verbrannten, sangen die Deutschen wahrlich keine Sonnette. Und doch brüsten unsre Nachbarn sich immer so kek, mit dem Vorschritt, den sie voraus zu haben meinen. Sie! in ihrem wohl wehrtem mit Festungen gespikten Lande! Ich empfehle mich der Fortdauer Ihres freundschaftlichen Wohlwollens und bin von ganzem Herzen Ihre hochachtungsvoll
Ergebn Unger.
[1] Haben Sie geehrter Freund weiter an Rom gedacht? Sie hatten ja einen Entwurf, einer Erweitrung dieses Gedichtes? Wir haben auch ein Rom von Humbold. Kennen Sie das? – Ich empfehle mich, HUnger
Nach lieber langer Zeit, endlich ein mal wieder ein Brieflein, ein einzelnes Sternlein, in öder düsterer Nacht. Sie haben freilich recht, mein hochverehrter Freund, Uebersetzungen einzelner Shakespearschen Schöpfungen, werden uns nicht schaden, besonders, Ihrem Ruhn nicht schaden; indeß, wenn Menschen Leben drauf gehen, wenn mein eignes Leben drauf geth, ehe der Ihrige erscheint? sagen Sie selbst mein Freund? – Freilich, sieth man die Welt & ihre Begebenheiten als ein Ganzes an, so kann es recht sein, ob in diesem oder jenem Jahrzehnte etwas erscheint, aber für individuen? Mögen Sie es bei Ihren Zeitgenossen, und gegen Ungers Wittwe verantworten; Unger, der Ihr Freund war, der sie liebte, wie Sie nicht oft geliebt werden. Ja käme er bald, der so lang verheißne, und so sehr ersehnte Shakespear! Daß er noch zum october versendet würde; später ja da ists Buchhändler Sitte, noch ein ganzes Jahr, mit der Zahlung zu zögern, so daß fast ein zweijähriger Kredit herauskommt.
Ihre Bibliothek mein Verehrter Freund, stehet in meinem Hause, in 3. Kisten gepakt, zum Absenden bereit. Die Übrigen Bücher und der Schrank, ist Ihrem Verlangen gemäß, dem Auctionnator übergeben: wovon Sie aber erst einen späten Avis bekommen werden, da die Auction erst im October ist. Bei diesen Verhängnißschweren Zeiten, geth es überall wo nur von Er- & Gewerb die Rede ist, sehr piano. Auf uns hier, drükt noch mit ganzer Allgewalt, die Last, einer Verarmung und einer ganz aufgeloßten Regierung.
Mohr & Zimmer in Heidelberg haben nichts gezahlt; da wir gar keine Nachricht darüber erhalten hatten, wurde die Sache in meiner Handlung als ein Mißverstand beachtet, haben nicht auf jene Herren angewiesen; dem zu Folge wurde die Anweisung an Hhn: Reimer auch nicht bezahlt. Es ist freilich eine fatale Sache, wenn in solchen Entfernungen, Mißverständnisse obwalten, deren Aufhellung Monate erheischen, ehe es wieder hier und dorthin, ins Geleiß gebracht wird; und es ist Schade um Zeit und Geld. –
Fridrich Schlegels Schuld ist noch unbedeutend von 97. r. – 12. G: in Fridʼdʼor. Mehr Schade ists, daß ein so rühmlich begonnenes Werk, wie es die G. der G: & R. Poesie ist, als Ladenhüter oder Maculatur draufgehen soll. Ungers [2] schneller Verarbeitender Geist, hat ihn nur zu häufig in solche Verbindungen gestopft, die ich nun gegen das Publikum unvollendet & unabgethan lassen muß: welches einer Handlung die nur so viel dergleichen obliegt, nicht allein bedeutenden Handelsverlust, sondern auch eine Art von Ridücüle gibt. Was weder Ungers großmüthiger betriebsamer Geist, noch mein redlicher Wille verdient. Das Zeit Alter rükt in jeder Hinsicht so rasch vorwärts, daß man gierig nach den Moment haschen muß, um nicht zu spät zu kommen. Der Zeit Geist, der uns mit sich fortreißt, ist ein gar gewaltiger Mann.
Wie soll ich an Tieck kommen! ich werde einen Brief an ihn avantüriren müssen: unsre Verhältnisse machen es Nothwendig; der erste Theil des Don Quichotte ist vergriffen. Unter Ungers Papiren finde ich keinen Contrakt über diese Angelegenheit. Hat er der Arme Gute eine durch Gicht gelähmte Hand, wird er kaum noch Messerklingerlieder dichten.
Mein Theurer Freund, ich schike Ihnen das reitzende Bild Ihrer Freundin nicht mit Ihrer Bibliothek. Wie ich Ihnen schon sagte: Sie sind zu geitzig: beides Original & Copie besitzen zu wollen. Lassen Sie mir ich bitte wenigstens noch einige Zeit die leztern, die in mein Musäum der schönste Kern ist. Bestehen Sie aber dennoch darauf, so werde ich schon eine Gelegenheit finden, es wohlaufbehalten in Ihre Hände zu liefern, wenn ich es nicht etwan selbst überbringe, da meine Freundin Fr v: Morand mich so gastfreundlich einlud.
So trübe meine Zeiten waren, habe ich dennoch ein kleines Büchlein, über die lezten Ereignisse, ausgehen lassen; und zwar in einem fremden Verlage. Unter dem Titel Serenas Briefe an Clementinen. Den Geist des Buches sagt Ihnen das Motto, aus Florian:
Loin de moi ces préjugés vulgaires
Sources de haine et de division.
en tous pais tous les bon cœur sont freres
mais sans hair les autres nations. etc.
Cʼetait simplement pour faire taire les crieurs et les haineux que jʼai choisie ce mot, qui d ailleurs nʼest nullement de grand Sens poetique. Il falloit toute fois dire quelque chose la dessus, pour detourner les haineux de ma pauvre petite personne, die doch schon geplagt genug ist.
Ich empfehle mich Sr Majestät König Heinrich dem Achten, dessen Bekandschaft zu machen, ich sehr begierig bin. Die Musen feyern; das ist eine natürliche schlimme Wirkung der Zeit. Und doch welche Fortschritte machten sie nicht je & je in unserm seit Jahrhunderten verheeretem Vaterlande! Frid: der II. sagt, als Louvois & die Maintenon die Pfalz verbrannten, sangen die Deutschen wahrlich keine Sonnette. Und doch brüsten unsre Nachbarn sich immer so kek, mit dem Vorschritt, den sie voraus zu haben meinen. Sie! in ihrem wohl wehrtem mit Festungen gespikten Lande! Ich empfehle mich der Fortdauer Ihres freundschaftlichen Wohlwollens und bin von ganzem Herzen Ihre hochachtungsvoll
Ergebn Unger.
[1] Haben Sie geehrter Freund weiter an Rom gedacht? Sie hatten ja einen Entwurf, einer Erweitrung dieses Gedichtes? Wir haben auch ein Rom von Humbold. Kennen Sie das? – Ich empfehle mich, HUnger