• Caroline von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 8. Februar [1802]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Caroline von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 8. Februar [1802]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370516575
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 293‒295.
  • Incipit: „[1] [Jena] Montag d. 8 Febr. [1802].
    Dieses soll Dir nur in aller Kürze folgendes den Ion betreffendes melden.
    Böttiger hat nicht umhin [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36905
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.22,Nr.24
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,7 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] [Jena] Montag d. 8 Febr. [1802].
Dieses soll Dir nur in aller Kürze folgendes den Ion betreffendes melden.
Böttiger hat nicht umhin gekonnt, für das Modejournal einen Bericht über Ion abzufassen, der erstlich darthut: wenn man es anders wie Euripides machen wolle, müsse man es besser machen, und das habest Du nicht gethan; nebst allen dahin gehörigen Erörterungen; zweytens aber, Dein Stück sey von der grösten Anstößigkeit. Bis diese Stunde ist es indeß bey der Genugthuung des Abfassens geblieben, denn Goethe hat die Sache erfahren, und ist dergestalt ergrimmt, daß er sogar zu dem Donnerkeil seine Zuflucht genommen. Er hat dem Herzog und Voigt gesagt, er wolle mit der ganzen Direktion [2] nichts mehr zu thun haben, wenn solche Schmeisfliege immer hinterher kommen und sich auf das Beste, was sie lieferten, hinsetzen dürfe. Er verlange, daß künftig alles, was in Weimar über ihr Theater erschiene, seiner Censur unterworfen wäre. Man hat ihm denn das gern zugestanden, und er hat sie auch ganz gegen Böttiger aufgebracht und gegen dessen Hinterlist. (Denn die Vorstellung als Vorstellung hatte dieser mit Lob überschüttet). Hierauf hat er den formellen Beschluß Bertuchen deklarirt, und wie ich bis jetzt von der Froriep weiß, selbst den Theaterartikel übernommen, besonders aber den Ion; das Modejournal für diesen [3] Monat wartet nur auf seinen Aufsatz um zu erscheinen, ja er hat ihnen auch die Zeichnung der Costume versprochen. ‒ Böttiger hat nun wollen sein Geschriebenes in die ALZ. rücken lassen, diese aber, durch Bertuch prevenirt, hat nicht das Herz gehabt es aufzunehmen.
Zugleich hat der Unselige seine bisherige Arbeit an der allgemeinen Zeitung, für die ihm Cotta 400 rh. jährlich bezahlte, wegen dessen, was Hegel und Schelling darüber in ihrem Journal äußern, rein aufgegeben.
Also hinter den wären die Gerichte Gottes her.
Es thut mir leid, daß ich Dir nichts unmittelbares von Goethe für heute melden kann, Schelling hat ihn nicht gesprochen, seitdem [4] dies vorgefallen ist, denn wie wir vor 8 Tagen in Weimar waren, muste er sich einmal zu Schiller statt zu Goethe verfügen. Nun ist Goethe diesen Morgen wieder hier angekommen, allein es ist unmöglich, daß ihn Schelling noch vor Abgang der Post sieht. Ich aber will die Nachricht überhaupt nicht verspäten, besonders damit Du nicht zu sehr eilest, das durch dortige Freunde zu thun, was Goethe übernommen hat, und nachher noch immer durch jene ausgeführt werden könnte, im Fall einiges dennoch mangelhaft bliebe.
Wär es nur dort erst aufgeführt, dann möchten sie sämtlich thun, was sie wollten.
Wenn kein besondrer Unfall dazwischen kommt, so werde ich in der lezten Woche dieses Monats in Berlin seyn. Was Du also noch besorgt zu haben wünschest, das melde mir gleich.
[1] [Jena] Montag d. 8 Febr. [1802].
Dieses soll Dir nur in aller Kürze folgendes den Ion betreffendes melden.
Böttiger hat nicht umhin gekonnt, für das Modejournal einen Bericht über Ion abzufassen, der erstlich darthut: wenn man es anders wie Euripides machen wolle, müsse man es besser machen, und das habest Du nicht gethan; nebst allen dahin gehörigen Erörterungen; zweytens aber, Dein Stück sey von der grösten Anstößigkeit. Bis diese Stunde ist es indeß bey der Genugthuung des Abfassens geblieben, denn Goethe hat die Sache erfahren, und ist dergestalt ergrimmt, daß er sogar zu dem Donnerkeil seine Zuflucht genommen. Er hat dem Herzog und Voigt gesagt, er wolle mit der ganzen Direktion [2] nichts mehr zu thun haben, wenn solche Schmeisfliege immer hinterher kommen und sich auf das Beste, was sie lieferten, hinsetzen dürfe. Er verlange, daß künftig alles, was in Weimar über ihr Theater erschiene, seiner Censur unterworfen wäre. Man hat ihm denn das gern zugestanden, und er hat sie auch ganz gegen Böttiger aufgebracht und gegen dessen Hinterlist. (Denn die Vorstellung als Vorstellung hatte dieser mit Lob überschüttet). Hierauf hat er den formellen Beschluß Bertuchen deklarirt, und wie ich bis jetzt von der Froriep weiß, selbst den Theaterartikel übernommen, besonders aber den Ion; das Modejournal für diesen [3] Monat wartet nur auf seinen Aufsatz um zu erscheinen, ja er hat ihnen auch die Zeichnung der Costume versprochen. ‒ Böttiger hat nun wollen sein Geschriebenes in die ALZ. rücken lassen, diese aber, durch Bertuch prevenirt, hat nicht das Herz gehabt es aufzunehmen.
Zugleich hat der Unselige seine bisherige Arbeit an der allgemeinen Zeitung, für die ihm Cotta 400 rh. jährlich bezahlte, wegen dessen, was Hegel und Schelling darüber in ihrem Journal äußern, rein aufgegeben.
Also hinter den wären die Gerichte Gottes her.
Es thut mir leid, daß ich Dir nichts unmittelbares von Goethe für heute melden kann, Schelling hat ihn nicht gesprochen, seitdem [4] dies vorgefallen ist, denn wie wir vor 8 Tagen in Weimar waren, muste er sich einmal zu Schiller statt zu Goethe verfügen. Nun ist Goethe diesen Morgen wieder hier angekommen, allein es ist unmöglich, daß ihn Schelling noch vor Abgang der Post sieht. Ich aber will die Nachricht überhaupt nicht verspäten, besonders damit Du nicht zu sehr eilest, das durch dortige Freunde zu thun, was Goethe übernommen hat, und nachher noch immer durch jene ausgeführt werden könnte, im Fall einiges dennoch mangelhaft bliebe.
Wär es nur dort erst aufgeführt, dann möchten sie sämtlich thun, was sie wollten.
Wenn kein besondrer Unfall dazwischen kommt, so werde ich in der lezten Woche dieses Monats in Berlin seyn. Was Du also noch besorgt zu haben wünschest, das melde mir gleich.
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