• August Wilhelm von Schlegel , Caroline von Schelling to Johann Carl Fürchtegott Schlegel , Julie Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Hannover · Date: [Juli 1796]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel, Caroline von Schelling
  • Recipient: Johann Carl Fürchtegott Schlegel, Julie Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Hannover
  • Date: [Juli 1796]
  • Notations: Da der Brief im Druck nur unvollständig wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 34.
  • Incipit: „[1] Die Bewohner der Hügel und Felsen an den Ufern der reißenden Saale grüßen die Einwohner der Residenzstadt an den flachen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek Leipzig
  • Classification Number: II A IV 1528
  • Number of Pages: 4 S.
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Die Bewohner der Hügel und Felsen an den Ufern der reißenden Saale grüßen die Einwohner der Residenzstadt an den flachen Ufern der stillen Leine, und versichern daß ihnen recht wohl zu Muth ist. Vors erste werdet Ihr auch sicher nichts andres von uns erwarten. Ich habe Mütterchen gemeldet, auf welche Art es uns wohl geht, und bitte, ihr nur zu enträthseln, was sie in meinem Brief nicht sollte lesen können. – Göthe hat den lezten Theil des Wilh. Meister, hinter sich aufs Pferd gebunden (denn er reitet troz seiner Corpulenz wacker darauf los) in Mnscrpt. herüber gebracht und Schiller sagte gestern daß er uns in den nächsten Tagen zu einer Vorlesung deßelben [2] einladen würde. Ich wünschte daß Sie das ohne sich von der Stelle zu bewegen, mit anhören könten. Es hat mir große Freude gemacht Göthen, und zwar so holdseelig, wiederzusehn. Er sprach davon wie lustig und unbefangen wir damals noch alle gewesen wären, und wie sich das nachher so plözlich verändert habe. Fichten habe ich auf dem Clubb kennen lernen, ein kurzer untersäzziger Mann, mit feurigen Augen, sehr nachläßig gekleidet. Er hat seinen Sohn Immanuel Hartmann taufen laßen. Wir haben auch ein paar hallische Profeßoren, Beck und Gilbert hier gehabt. Jena scheint mir [3] ein grundgelehrtes aber doch recht lustiges Wirthshaus zu seyn. Unter uns, die Studenten sehn immer noch etwas Backvrischer wie in Gött. aus; es komt mir vor als hätten sie alle einen ganz verbrannten teint.
Es ist heiß gewesen in den lezten Tagen, und da hat uns Ihr Himbeereßig mein bestes Julchen, sehr erquickt. Haben Sie nochmals vielen Dank dafür. Ich hoffe Sie haben auch einiges Papier für sich behalten um uns dann und wann zu schreiben.

Liebster Karl, besorge doch so bald wie möglich den Brief an Moritz. Ich hoffe, ihr werdet die unsrigen, einen aus Gotha, und einen gleich in den ersten Tagen von hieraus bekommen haben. Es freut mich sehr daß Carolinen die hiesige Gegend so gut gefällt; mit ihr zusammen finde ich sie selbst schöner [4] da sie mir vorher fast melancholisch vorkam. Freylich war ich Dresden gewohnt. – Fritzen wird es nicht angenehm seyn, daß er Reichardt in Halle vermuthlich nicht findet. Dieser ist in Berlin, und wird, wie man mir sagt, seine Pension vielleicht wieder bekommen. – Ich weiß nicht ob Fr. nun noch bey Reichardts Familie in dem herrlichen Giebichenstein logiren wird. Er dachte einige Tage in Halle zu bleiben, hauptsächlich Wolfs wegen. Seine berüchtigte Rez. des Alm. steht im 6ten St. von Deutschland. Berüchtigt ist sie übrigens nur unter uns, mir ist noch sonst nichts von Unheil zu Ohren gekommen, das sie angerichtet hätte. Es ist himmelschreyend, daß Caroline so weitläuftig schreibt und mich in diesen engen Raum preßt. Adieu Carl, adieu liebe Schwester.
An Carl und Julchen,
[1] Die Bewohner der Hügel und Felsen an den Ufern der reißenden Saale grüßen die Einwohner der Residenzstadt an den flachen Ufern der stillen Leine, und versichern daß ihnen recht wohl zu Muth ist. Vors erste werdet Ihr auch sicher nichts andres von uns erwarten. Ich habe Mütterchen gemeldet, auf welche Art es uns wohl geht, und bitte, ihr nur zu enträthseln, was sie in meinem Brief nicht sollte lesen können. – Göthe hat den lezten Theil des Wilh. Meister, hinter sich aufs Pferd gebunden (denn er reitet troz seiner Corpulenz wacker darauf los) in Mnscrpt. herüber gebracht und Schiller sagte gestern daß er uns in den nächsten Tagen zu einer Vorlesung deßelben [2] einladen würde. Ich wünschte daß Sie das ohne sich von der Stelle zu bewegen, mit anhören könten. Es hat mir große Freude gemacht Göthen, und zwar so holdseelig, wiederzusehn. Er sprach davon wie lustig und unbefangen wir damals noch alle gewesen wären, und wie sich das nachher so plözlich verändert habe. Fichten habe ich auf dem Clubb kennen lernen, ein kurzer untersäzziger Mann, mit feurigen Augen, sehr nachläßig gekleidet. Er hat seinen Sohn Immanuel Hartmann taufen laßen. Wir haben auch ein paar hallische Profeßoren, Beck und Gilbert hier gehabt. Jena scheint mir [3] ein grundgelehrtes aber doch recht lustiges Wirthshaus zu seyn. Unter uns, die Studenten sehn immer noch etwas Backvrischer wie in Gött. aus; es komt mir vor als hätten sie alle einen ganz verbrannten teint.
Es ist heiß gewesen in den lezten Tagen, und da hat uns Ihr Himbeereßig mein bestes Julchen, sehr erquickt. Haben Sie nochmals vielen Dank dafür. Ich hoffe Sie haben auch einiges Papier für sich behalten um uns dann und wann zu schreiben.

Liebster Karl, besorge doch so bald wie möglich den Brief an Moritz. Ich hoffe, ihr werdet die unsrigen, einen aus Gotha, und einen gleich in den ersten Tagen von hieraus bekommen haben. Es freut mich sehr daß Carolinen die hiesige Gegend so gut gefällt; mit ihr zusammen finde ich sie selbst schöner [4] da sie mir vorher fast melancholisch vorkam. Freylich war ich Dresden gewohnt. – Fritzen wird es nicht angenehm seyn, daß er Reichardt in Halle vermuthlich nicht findet. Dieser ist in Berlin, und wird, wie man mir sagt, seine Pension vielleicht wieder bekommen. – Ich weiß nicht ob Fr. nun noch bey Reichardts Familie in dem herrlichen Giebichenstein logiren wird. Er dachte einige Tage in Halle zu bleiben, hauptsächlich Wolfs wegen. Seine berüchtigte Rez. des Alm. steht im 6ten St. von Deutschland. Berüchtigt ist sie übrigens nur unter uns, mir ist noch sonst nichts von Unheil zu Ohren gekommen, das sie angerichtet hätte. Es ist himmelschreyend, daß Caroline so weitläuftig schreibt und mich in diesen engen Raum preßt. Adieu Carl, adieu liebe Schwester.
An Carl und Julchen,
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