• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 04.04.1802
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 04.04.1802
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S.424–427.
  • Incipit: „[1] Jena 4ter Ap. 02.
    Haben Sie den wærmsten Dank, theurester Freund, für die so sehr freundschaftliche Bemühung wegen des Verlegers für [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.16
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 18,5 cm
    Language
  • German
[1] Jena 4ter Ap. 02.
Haben Sie den wærmsten Dank, theurester Freund, für die so sehr freundschaftliche Bemühung wegen des Verlegers für mein Gespræch. Wære ich so glüklich, Ihnen je einen ähnlichen Dienst, bei angenehmerer Veranlassung, zu erweisen!
Auch Ihr Brief ist 7 Tage unterwegs gewesen, u. erst gestern angekommen. Ist es nicht möglich gewesen, von einem andern Buchhändler etwa vortheilhaftere Bedingungen zu erhalten, so haben Sie die Güte, die mit H. Reimer in meinem Namen einzugehen, indem mir jezt keine Wahl mehr bleibt, u. ich lieber einige 20 Tr. verlieren, als diese Arbeit noch länger liegen lassen will. Jedoch bitte ich folgende Modificationen noch beyzubringen,
1) Ich habe die Größe des Ganzen zu 16. Bogen bestimmt. Dieß ist aber ungewiß, und es könnte auch wohl etwas unter 16. werden, jedoch mit den nothwendigen hinten anzufügenden Anmerkungen gewiß gegen 16. ˹wahrscheinlich drüber oder so viel.˺ Ich hoffe also, daß H. R[eimer] wenigstens so weit gehen wird, für das Ganze, ˹das nicht unter 15. Bogen seyn kann˺ ohne auf die bestimmte Bogenzahl zu sehen, 32. Fr[iedrich] d’or zu bezahlen. Will er aber dieses nicht eingehen, so ist nothwendig, daß ˹in dem Anschlag˺ das Format genau dasselbe bleibe, wie bey dem überschickten Abdruck.
Es versteht sich, daß was über dieß zu [2] erhalten ist, mir höchst erwünscht seyn wird. Sollte dieß noch eine Auskunft seyn: im Fall ich den Proceß gegen Gabler gewinne ˹oder auch keinen mit ihm erhalte, Reimern˺ das, was er über die Bogenzahl (diese zu 2 Fr[iedrich] d’or gerechnet) bezahlt hat ˹wenn er sich nämlich zu 200. r. verstünde˺, wieder erstattet werde? Dieses muß Ihrem Urtheil überlassen werden. – Ich habe übrigens gegen Gabler alle Beweise in den Händen, und kann nichts verlieren, als ˹höchstens˺ das sich von selbst versteht. Auf jeden Fall bekommt der neue Verleger nichts mit ihm zu schaffen.
2) Etwas müßte noch wegen des Drucks bedungen werden, daß er überhaupt anstændig, und was Papier und Lettern betrift liberal seye.
3) Mit dem Honorar müßte die Einrichtung auf jeden Fall so getroffen werden, daß es in der O[ster] Messe bezahlt wird, so wie
4) eine Conditio sine qua non ist, daß wenigstens Anfangs der Zahlwoche das Buch auf der Messe, oder doch so fertig gedruckt seye, daß es unmittelbar nachher verschickt werden kann.
Ich lege R[eimer]s Entwurf zu Ihrem Gebrauch wieder bei.
[3] Das fernere Manuscript, so wie einige Verænderungen auf dem 7ten Bogen sende ich von heute über 8. Tage, entweder ganz oder größtentheils, den Rest mit der darauf folgenden Post.
Mit Unger mich einzulassen habe ich nun auf keinen Fall nöthig, da Cotta die Zeitschrift angenommen hat. Ich griff auch nur aus Drang der Umstænde zu diesem Mittel.
Unendlich freut es mich, wenn Sie in dem Gespræch einen Styl finden können der Sie befriediget. Es ist der erste Versuch, ich hoffe aber nun weiter auf dieser Bahn fortzugehen, und mir diese Form immer mehr zu eigen zu machen.
Daß ein so harmonischer Geist wie Hülsen sich selbst in meinen philos. Ideen erkennen kann, freut mich ebenso sehr, als es mich freuen wird, wenn Fichte immer mehr gegen mich polemisirt. Über diesen bedarf ich keines weitern Zeugnisses mehr, und weiß woran ich mit ihm bin.
Wegen der angeblichen Reise nach B[erlin] wird Ihnen Caroline gesagt haben, welche Bewandtniß es damit hat. Ich brauchte sie gegen F[ichte] als eine Wendung, mich vorläufig von ihm zu verabschieden. Indeß habe ich doch den Plan dazu ernster wieder gefaßt, indem ich allerdings große Lust hätte, B[erlin] zu sehen, und wenigstens eine kurze Zeit dazuseyn. Allein es treten nun wieder andre Schwierigkeiten dazwischen, die mich kaum darauf sicher rechnen lassen, ihn ausführen zu können.
[4] Wegen des Alarcos bitte ich Sie Ihrem Bruder gelegenheitlich meinen Dank zu machen, so wie ich Ihnen danke. Er gehört gewiß zu seinen merkwürdigsten Productionen, durchaus von eigner besondrer Construction und wunderbarer Verbindung verschiedner Style, zugleich so antik und so modern, als mir noch nichts vorgekommen ist. Doch ich kann in diesem Augenblick noch kein Urtheil darüber haben.
Bei Goethe will ich entweder mündlich, wenn es Gelegenheit giebt, oder noch eher schriftlich anfragen. Dieser wirft sich wie es scheint ganz inʼs Theater. Er hat die vorige Woche wieder Mahomet gegeben, u. die Jagemann den Saide, die Maaß die Palmyra eingelehrt. Noch ehe die Truppe weggeht, soll alles durchgespielt werden, was als ein großer Schritt betrachtet wird, Ion, die Adelfen, Turandot, Tancred, und, was Sie auch Carolinen erzählen werden, Don Carlos ganz neu, und umgearbeitet von Schiller selbst.
Daß Sie diesen Sommer außer Ihren Vorles[ungen] nichts producirt haben, ist wohl nur von Productionen wie Ion zu verstehen. In Ansehung solcher aber kann durch das Pausiren unmöglich etwas verloren gehen. Gewiß überraschen Sie die Welt dafür mit etwas von Ion wieder ganz Verschiednem, und doch damit Harmonischem.
[5] Wegen des Intriguenstücks habe ich von Goethe nichts Neueres erfahren, als Sie bereits wissen.
Anderes was Sie vielleicht noch interessirt schreibe ich in dem Brief an Caroline, von der ich sehnlichst wünsche, gute Nachrichten zu erhalten.
Leben Sie wohl, und seyen Sie von meiner innigsten Dankbarkeit für Ihre freundschaftlichen Bemühungen, von denen ich auf jeden Fall einen ganz erfreulichen Erfolg erwarte, und zu welchen auch noch die Correctur hinzuzufügen ich billig Bedenken tragen muß, versichert.
Ganz
der Ihrige.
S.
[6]
[1] Jena 4ter Ap. 02.
Haben Sie den wærmsten Dank, theurester Freund, für die so sehr freundschaftliche Bemühung wegen des Verlegers für mein Gespræch. Wære ich so glüklich, Ihnen je einen ähnlichen Dienst, bei angenehmerer Veranlassung, zu erweisen!
Auch Ihr Brief ist 7 Tage unterwegs gewesen, u. erst gestern angekommen. Ist es nicht möglich gewesen, von einem andern Buchhändler etwa vortheilhaftere Bedingungen zu erhalten, so haben Sie die Güte, die mit H. Reimer in meinem Namen einzugehen, indem mir jezt keine Wahl mehr bleibt, u. ich lieber einige 20 Tr. verlieren, als diese Arbeit noch länger liegen lassen will. Jedoch bitte ich folgende Modificationen noch beyzubringen,
1) Ich habe die Größe des Ganzen zu 16. Bogen bestimmt. Dieß ist aber ungewiß, und es könnte auch wohl etwas unter 16. werden, jedoch mit den nothwendigen hinten anzufügenden Anmerkungen gewiß gegen 16. ˹wahrscheinlich drüber oder so viel.˺ Ich hoffe also, daß H. R[eimer] wenigstens so weit gehen wird, für das Ganze, ˹das nicht unter 15. Bogen seyn kann˺ ohne auf die bestimmte Bogenzahl zu sehen, 32. Fr[iedrich] d’or zu bezahlen. Will er aber dieses nicht eingehen, so ist nothwendig, daß ˹in dem Anschlag˺ das Format genau dasselbe bleibe, wie bey dem überschickten Abdruck.
Es versteht sich, daß was über dieß zu [2] erhalten ist, mir höchst erwünscht seyn wird. Sollte dieß noch eine Auskunft seyn: im Fall ich den Proceß gegen Gabler gewinne ˹oder auch keinen mit ihm erhalte, Reimern˺ das, was er über die Bogenzahl (diese zu 2 Fr[iedrich] d’or gerechnet) bezahlt hat ˹wenn er sich nämlich zu 200. r. verstünde˺, wieder erstattet werde? Dieses muß Ihrem Urtheil überlassen werden. – Ich habe übrigens gegen Gabler alle Beweise in den Händen, und kann nichts verlieren, als ˹höchstens˺ das sich von selbst versteht. Auf jeden Fall bekommt der neue Verleger nichts mit ihm zu schaffen.
2) Etwas müßte noch wegen des Drucks bedungen werden, daß er überhaupt anstændig, und was Papier und Lettern betrift liberal seye.
3) Mit dem Honorar müßte die Einrichtung auf jeden Fall so getroffen werden, daß es in der O[ster] Messe bezahlt wird, so wie
4) eine Conditio sine qua non ist, daß wenigstens Anfangs der Zahlwoche das Buch auf der Messe, oder doch so fertig gedruckt seye, daß es unmittelbar nachher verschickt werden kann.
Ich lege R[eimer]s Entwurf zu Ihrem Gebrauch wieder bei.
[3] Das fernere Manuscript, so wie einige Verænderungen auf dem 7ten Bogen sende ich von heute über 8. Tage, entweder ganz oder größtentheils, den Rest mit der darauf folgenden Post.
Mit Unger mich einzulassen habe ich nun auf keinen Fall nöthig, da Cotta die Zeitschrift angenommen hat. Ich griff auch nur aus Drang der Umstænde zu diesem Mittel.
Unendlich freut es mich, wenn Sie in dem Gespræch einen Styl finden können der Sie befriediget. Es ist der erste Versuch, ich hoffe aber nun weiter auf dieser Bahn fortzugehen, und mir diese Form immer mehr zu eigen zu machen.
Daß ein so harmonischer Geist wie Hülsen sich selbst in meinen philos. Ideen erkennen kann, freut mich ebenso sehr, als es mich freuen wird, wenn Fichte immer mehr gegen mich polemisirt. Über diesen bedarf ich keines weitern Zeugnisses mehr, und weiß woran ich mit ihm bin.
Wegen der angeblichen Reise nach B[erlin] wird Ihnen Caroline gesagt haben, welche Bewandtniß es damit hat. Ich brauchte sie gegen F[ichte] als eine Wendung, mich vorläufig von ihm zu verabschieden. Indeß habe ich doch den Plan dazu ernster wieder gefaßt, indem ich allerdings große Lust hätte, B[erlin] zu sehen, und wenigstens eine kurze Zeit dazuseyn. Allein es treten nun wieder andre Schwierigkeiten dazwischen, die mich kaum darauf sicher rechnen lassen, ihn ausführen zu können.
[4] Wegen des Alarcos bitte ich Sie Ihrem Bruder gelegenheitlich meinen Dank zu machen, so wie ich Ihnen danke. Er gehört gewiß zu seinen merkwürdigsten Productionen, durchaus von eigner besondrer Construction und wunderbarer Verbindung verschiedner Style, zugleich so antik und so modern, als mir noch nichts vorgekommen ist. Doch ich kann in diesem Augenblick noch kein Urtheil darüber haben.
Bei Goethe will ich entweder mündlich, wenn es Gelegenheit giebt, oder noch eher schriftlich anfragen. Dieser wirft sich wie es scheint ganz inʼs Theater. Er hat die vorige Woche wieder Mahomet gegeben, u. die Jagemann den Saide, die Maaß die Palmyra eingelehrt. Noch ehe die Truppe weggeht, soll alles durchgespielt werden, was als ein großer Schritt betrachtet wird, Ion, die Adelfen, Turandot, Tancred, und, was Sie auch Carolinen erzählen werden, Don Carlos ganz neu, und umgearbeitet von Schiller selbst.
Daß Sie diesen Sommer außer Ihren Vorles[ungen] nichts producirt haben, ist wohl nur von Productionen wie Ion zu verstehen. In Ansehung solcher aber kann durch das Pausiren unmöglich etwas verloren gehen. Gewiß überraschen Sie die Welt dafür mit etwas von Ion wieder ganz Verschiednem, und doch damit Harmonischem.
[5] Wegen des Intriguenstücks habe ich von Goethe nichts Neueres erfahren, als Sie bereits wissen.
Anderes was Sie vielleicht noch interessirt schreibe ich in dem Brief an Caroline, von der ich sehnlichst wünsche, gute Nachrichten zu erhalten.
Leben Sie wohl, und seyen Sie von meiner innigsten Dankbarkeit für Ihre freundschaftlichen Bemühungen, von denen ich auf jeden Fall einen ganz erfreulichen Erfolg erwarte, und zu welchen auch noch die Correctur hinzuzufügen ich billig Bedenken tragen muß, versichert.
Ganz
der Ihrige.
S.
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