• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Unknown · Date: 01.11.1802
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 01.11.1802
    Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S. 506–507.
  • Incipit: „[1] J[ena], d[en] 1. Nov. 02
    Hierbey folgt mit vielem Danke Ihr Manuscript so wie der Lacrymas zurück. Man könnte wünschen, daß [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.30
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 19,1 cm
    Language
  • German
[1] J[ena], d[en] 1. Nov. 02
Hierbey folgt mit vielem Danke Ihr Manuscript so wie der Lacrymas zurück. Man könnte wünschen, daß dieser vorerst eine Weile noch ungedruckt bliebe, vielleicht verlöre er etwas von seiner Ungelenkigkeit, und die Ideen, die sich der V[erfasser] über Poësie gemacht zu haben scheint, könnten indeß durch höhere, die mehr Metall haben, ersetzt werden. Ich bitte Sie, Sch[ütz]’n in meinem Namen bestens für die Mittheilung zu danken. Ende dieser Woche geh’n die Bücher ab, die schon seit dem Frühling gepackt stehen. Wegen der Papiere muß nun die Eine Kiste wieder ausgepackt werden, welches längern Aufenthalt verursacht.
Ihren Dante werde ich mitschicken; ich bin Ihnen für die Überlassung auf so lange Zeit genug verbunden: dagegen bitte ich Sie, mir meine kleine Ausgabe zu schicken, da ich mich diesen Winter viel mit ihm zu beschäftigen denke.
Was Sie von Calderon melden sind höchst erfreuliche Nachrichten. In der That weiß ich die Anschauung, die mir das Eine Stück gegeben hat, für mich nicht hoch genug anzuschlagen.
[2] Meine Vorlesungen über Philos[ophie] d[er] Kunst habe ich denn angefangen: und mit Ihrer Erlaubniß sende ich Ihnen vielleicht eine Abschrift der ersten Einleitung, um Sie mit meinem Plan bekannt zu machen.
Es ist wohl möglich daß meine astronomischen Ideen den Berl. Monatsschriftlern als kryptoastrologisch vorkommen, da diese Menschen nichts an sich beurtheilen können und außer flachen historischen Beziehungen keinen andern Maasstab haben: aber hüten nur Sie sich selbst, daß man Sie nicht als einen offenbaren Sterndeuter behandelt, wenn Sie noch ferner solche für Berlin höchst verwegne Ideen in Ihre ästhetische Vorlesungen aufnehmen. Man könnte sich freuen, über die Erde als Centrum der Welt einmal etwas Geistreiches zu lesen, nachdem Mercier mit seinen Paradoxen längst abgesetzt und Chateaubriands mit prätendirter Poësie vorgebrachte Einfälle doch großentheils fad, und eine ganz trüb empfindsame und übrigens höchst empirische Prosa sind.
[3] Als Ergänzung von dem, was ich in der Zeitschrift über das Verhältniß des Monds zur Erde (wenn Sie es gelesen) gesagt habe, trage ich nach: daß man, nach der neuesten Entdeckung, die gegründetste Hoffnung hat, den Mond noch ganz auf der Erde anlangen zu sehen. Außerdem daß es dann mit aller Poësie an über gegen und für den Mond zu Ende wäre, hätte man auch noch Hoffnung, daß manchem bey dieser Gelegenheit sein verlorner Verstand wieder käme.
Die Sache ist Ernst. Die bekannten vom Himmel gefallenen Massen kommen aus dem Mond, (La Place hat diese Idee zuerst gehabt). Alle, soviel man deren kennt, sind sich bis auf die kleinsten Bestandtheile gleich. Haben Sie doch die Güte in Berlin bekannt zu machen, daß der überwiegendste Nickel ist; welches für Nicolai einige Hoffnung erweckte.
Sonderbar daß dieses unedle Metall in der Erde sich genau als der Mond des Eisens, d. h. der Hauptsubstanz der Erde verhält. So scheint also der Nicolaitismus eine nothwendige Zugabe der Erde, ⌜und⌝ selbst des edleren Metalls mitunter zu seyn.
[4] Da wir doch bey den Berlinern sind, will ich noch anführen, daß am Rhein ein Dorf liegt, wo eine 2000. ℔ [Pfund] schwere, vor mehrern Jahrhunderten vom Himmel gefallne Masse in der Kirche an Ketten aufgehangen ist. Alle Aufklärer welche durchreisten ermahnten die Leute, doch nicht mehr so dumm zu seyn und diesen abergläubischen Unfug nicht länger bestehen zu lassen. Jetzt reisen aus allen Gegenden Naturforscher dahin um diese Masse zu untersuchen, so wie ⌜auch⌝ die alten Steinregen wieder zur Achtung kommen.

Die Bittschrift an den Herzog ist mit der ersten Gelegenheit nach W[eimar] geschickt worden.
Caro[line] läßt Sie bitten, sich zu der in beyliegendem Brief enthaltnen Foderung gegen den Mann zu bekennen, damit er sie nicht länger erinnert, da dies schon der zweyte Brief ist.
Leben Sie recht wohl u. lassen Sie mich Ihrem freundschaft[lichen] Andenken empfohlen seyn.
Schelling.
[1] J[ena], d[en] 1. Nov. 02
Hierbey folgt mit vielem Danke Ihr Manuscript so wie der Lacrymas zurück. Man könnte wünschen, daß dieser vorerst eine Weile noch ungedruckt bliebe, vielleicht verlöre er etwas von seiner Ungelenkigkeit, und die Ideen, die sich der V[erfasser] über Poësie gemacht zu haben scheint, könnten indeß durch höhere, die mehr Metall haben, ersetzt werden. Ich bitte Sie, Sch[ütz]’n in meinem Namen bestens für die Mittheilung zu danken. Ende dieser Woche geh’n die Bücher ab, die schon seit dem Frühling gepackt stehen. Wegen der Papiere muß nun die Eine Kiste wieder ausgepackt werden, welches längern Aufenthalt verursacht.
Ihren Dante werde ich mitschicken; ich bin Ihnen für die Überlassung auf so lange Zeit genug verbunden: dagegen bitte ich Sie, mir meine kleine Ausgabe zu schicken, da ich mich diesen Winter viel mit ihm zu beschäftigen denke.
Was Sie von Calderon melden sind höchst erfreuliche Nachrichten. In der That weiß ich die Anschauung, die mir das Eine Stück gegeben hat, für mich nicht hoch genug anzuschlagen.
[2] Meine Vorlesungen über Philos[ophie] d[er] Kunst habe ich denn angefangen: und mit Ihrer Erlaubniß sende ich Ihnen vielleicht eine Abschrift der ersten Einleitung, um Sie mit meinem Plan bekannt zu machen.
Es ist wohl möglich daß meine astronomischen Ideen den Berl. Monatsschriftlern als kryptoastrologisch vorkommen, da diese Menschen nichts an sich beurtheilen können und außer flachen historischen Beziehungen keinen andern Maasstab haben: aber hüten nur Sie sich selbst, daß man Sie nicht als einen offenbaren Sterndeuter behandelt, wenn Sie noch ferner solche für Berlin höchst verwegne Ideen in Ihre ästhetische Vorlesungen aufnehmen. Man könnte sich freuen, über die Erde als Centrum der Welt einmal etwas Geistreiches zu lesen, nachdem Mercier mit seinen Paradoxen längst abgesetzt und Chateaubriands mit prätendirter Poësie vorgebrachte Einfälle doch großentheils fad, und eine ganz trüb empfindsame und übrigens höchst empirische Prosa sind.
[3] Als Ergänzung von dem, was ich in der Zeitschrift über das Verhältniß des Monds zur Erde (wenn Sie es gelesen) gesagt habe, trage ich nach: daß man, nach der neuesten Entdeckung, die gegründetste Hoffnung hat, den Mond noch ganz auf der Erde anlangen zu sehen. Außerdem daß es dann mit aller Poësie an über gegen und für den Mond zu Ende wäre, hätte man auch noch Hoffnung, daß manchem bey dieser Gelegenheit sein verlorner Verstand wieder käme.
Die Sache ist Ernst. Die bekannten vom Himmel gefallenen Massen kommen aus dem Mond, (La Place hat diese Idee zuerst gehabt). Alle, soviel man deren kennt, sind sich bis auf die kleinsten Bestandtheile gleich. Haben Sie doch die Güte in Berlin bekannt zu machen, daß der überwiegendste Nickel ist; welches für Nicolai einige Hoffnung erweckte.
Sonderbar daß dieses unedle Metall in der Erde sich genau als der Mond des Eisens, d. h. der Hauptsubstanz der Erde verhält. So scheint also der Nicolaitismus eine nothwendige Zugabe der Erde, ⌜und⌝ selbst des edleren Metalls mitunter zu seyn.
[4] Da wir doch bey den Berlinern sind, will ich noch anführen, daß am Rhein ein Dorf liegt, wo eine 2000. ℔ [Pfund] schwere, vor mehrern Jahrhunderten vom Himmel gefallne Masse in der Kirche an Ketten aufgehangen ist. Alle Aufklärer welche durchreisten ermahnten die Leute, doch nicht mehr so dumm zu seyn und diesen abergläubischen Unfug nicht länger bestehen zu lassen. Jetzt reisen aus allen Gegenden Naturforscher dahin um diese Masse zu untersuchen, so wie ⌜auch⌝ die alten Steinregen wieder zur Achtung kommen.

Die Bittschrift an den Herzog ist mit der ersten Gelegenheit nach W[eimar] geschickt worden.
Caro[line] läßt Sie bitten, sich zu der in beyliegendem Brief enthaltnen Foderung gegen den Mann zu bekennen, damit er sie nicht länger erinnert, da dies schon der zweyte Brief ist.
Leben Sie recht wohl u. lassen Sie mich Ihrem freundschaft[lichen] Andenken empfohlen seyn.
Schelling.
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