• August Wilhelm von Schlegel to Sophie Bernhardi

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Rom · Date: 09.07.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Sophie Bernhardi
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Rom
  • Date: 09.07.1805
  • Notations: Empfangsort erschlossen. – Datierung: Vgl. Krisenjahre, Bd. 3, S. 124.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 210‒213.
  • Incipit: „Coppet d. 7 Jul. 1805
    Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor [...]“
    Language
  • German
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 329]/version-10-19/letters/view/88" data-language="">
Coppet d. 7 Jul. 1805
Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über B.[ernhardi]ʼs Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.
Mich dünkt, das Preussische Gesetz gegen die ausländische Erziehung der Kinder kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit B.[ernhardi] unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. B.[ernhardi]ʼs Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie Ihre Kinder mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, die Kinder seyen ja im Hause ihres Oheims der selbst in Preussischen Diensten stehe. B.[ernhardi] habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder seinen Eltern verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte B.[ernhardi] wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie dem Residenten in Rom aufgäbe die Zurücksendung der Kinder zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, B.[ernhardi] muß also selbst nach Rom kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern die Kinder anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.
Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an den König ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und Hrn. v. H.[umboldt] aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und Ihre Kinder einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes Ihr Bruder schon in Rom, da er mir von München aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An Hufeland habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.
Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den Römischen Schutz für sich und Ihre Kinder sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des päbstlichen Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in Berlin die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und Hufeland würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.
Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie Rom auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann H. v. H.[umboldt] nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.
Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an B.[ernhardi] zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in Rom sind hätte er nicht von Ihnen oder Ihrem Bruder zu erfahren brauchen.
Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an Kn.[orring], wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand B.[ernhardi] zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre Kn.[orring] unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis B.[ernhardi] ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach Berlin zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn B.[ernhardi] aber nach Rom käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf Schützens Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und Schierstädt die Hand im Spiele haben, weil B.[ernhardi] ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.
Die Ankunft Ihres Bruders wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß B.[ernhardi] selbst nach Rom kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.
Ich bin begierig zu erfahren ob der älteste Bruder auch nach Italien, und insbesondre nach Rom kommt. In seinem ersten Briefe aus München schrieb der Bildhauer, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von Pisa gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob L. Tieck wohl genug ist, um mit den Riepenhausens, Raumer und seinem Bruder zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in Rom nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.
An Cotta habe ich wegen Egidio und Isabella geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich das Manuscript erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.
In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in Rom vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich den projectirten Aufsatz über die Künstler in Rom u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung] nach Jena senden.
Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf Paris gestellt, Torloniaʼs Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. Der Banquier in Genf sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf Torlonia selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch Genf kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in die Stadt fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.
Dem Bildhauer meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung des Basreliefs eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.
Die freundschaftlichsten Grüße an Kn.[orring]. – Ich umarme und herze die Kinder. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt Ihrer Kinder vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit meiner Freundin aufbieten können.
Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 411]/version-10-19/letters/view/88" data-language="">
Coppet d. 7 Jul. 1805
Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über B.[ernhardi]ʼs Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.
Mich dünkt, das Preussische Gesetz gegen die ausländische Erziehung der Kinder kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit B.[ernhardi] unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. B.[ernhardi]ʼs Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie Ihre Kinder mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, die Kinder seyen ja im Hause ihres Oheims der selbst in Preussischen Diensten stehe. B.[ernhardi] habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder seinen Eltern verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte B.[ernhardi] wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie dem Residenten in Rom aufgäbe die Zurücksendung der Kinder zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, B.[ernhardi] muß also selbst nach Rom kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern die Kinder anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.
Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an den König ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und Hrn. v. H.[umboldt] aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und Ihre Kinder einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes Ihr Bruder schon in Rom, da er mir von München aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An Hufeland habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.
Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den Römischen Schutz für sich und Ihre Kinder sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des päbstlichen Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in Berlin die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und Hufeland würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.
Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie Rom auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann H. v. H.[umboldt] nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.
Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an B.[ernhardi] zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in Rom sind hätte er nicht von Ihnen oder Ihrem Bruder zu erfahren brauchen.
Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an Kn.[orring], wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand B.[ernhardi] zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre Kn.[orring] unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis B.[ernhardi] ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach Berlin zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn B.[ernhardi] aber nach Rom käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf Schützens Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und Schierstädt die Hand im Spiele haben, weil B.[ernhardi] ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.
Die Ankunft Ihres Bruders wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß B.[ernhardi] selbst nach Rom kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.
Ich bin begierig zu erfahren ob der älteste Bruder auch nach Italien, und insbesondre nach Rom kommt. In seinem ersten Briefe aus München schrieb der Bildhauer, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von Pisa gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob L. Tieck wohl genug ist, um mit den Riepenhausens, Raumer und seinem Bruder zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in Rom nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.
An Cotta habe ich wegen Egidio und Isabella geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich das Manuscript erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.
In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in Rom vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich den projectirten Aufsatz über die Künstler in Rom u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung] nach Jena senden.
Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf Paris gestellt, Torloniaʼs Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. Der Banquier in Genf sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf Torlonia selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch Genf kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in die Stadt fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.
Dem Bildhauer meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung des Basreliefs eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.
Die freundschaftlichsten Grüße an Kn.[orring]. – Ich umarme und herze die Kinder. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt Ihrer Kinder vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit meiner Freundin aufbieten können.
Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.
×
×