• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Unknown · Date: 14.07.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 14.07.1803
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 155‒157.
  • Incipit: „[1] Nennhausen, am 14ten Julj 1803
    Wehrtester Freund,
    Vor einigen Tagen sind wir alle von unsrer Reise nach Dresden glücklich zurückgekommen, und versuchen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(4)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,4 x 19 cm
    Language
  • German
[1] Nennhausen, am 14ten Julj 1803
Wehrtester Freund,
Vor einigen Tagen sind wir alle von unsrer Reise nach Dresden glücklich zurückgekommen, und versuchen es nun, uns nach und nach in die stillere tägliche Ordnung wieder einzuwohnen. Ich befinde mich sehr wohl dabei. Mein Schreibtisch und meine Bücher haben nach der langen Entfernung fast ein erneutes Intereße für mich gewonnen; auch mittelt man in der häuslichen Stille leichter einen Punkt zur Uebersicht der erlebten Genüße aus. – So sehr mich meine Reise in vieler Hinsicht befriedigt hat, so wenig that sie mir dennoch in zwei wehrten Hoffnungen Gnüge. Madam Bernhardi erschien nämlich erst am Tage vor unsrer Abreise in Dresden, Tieck verließ es zwei Tage nach unsrer Ankunft. Ich habe indeß in den wenigen Stunden seines Umgangs Vieles gewonnen, um so mehr, da er sich gegenwärtig besonders mit dem Liede der Nibelungen und den dahin gehörigen Gegenständen beschäftigt, und jenes, emendirt und für Neu-Deutsche verständlich, herauszugeben denkt. Er hat mir wieder einen neuen Kreis für den Sifried eröffnet, den ich aber freilich erst nach Erhaltung zweier nordischen Werke, der Edda des Sturleson, und der Wilkina-Saga, zu durchlaufen beginnen kann. In Leipzig habe ich schon vergeblich darnach geforscht; man macht mir von dortaus Hoffnung, das Gesuchte durch die Langesche Buchhandlung in Berlin zu bekommen. Ich schreibe heute deshalb an Maurer, als meinen einmal angenommnen Comissionär, und bitte Sie, wenn Sie Ge[2]legenheit haben, Tieck davon zu benachrichtigen, da er mir aufgetragen, auch für ihn Exemplare der genannten Werke zu besorgen, und ihm solche durch Sie zu überschicken. Ich werde daher Maurer den Auftrag geben, sobald er die Bücher erhalten, die zwei Exemplare an Sie abzuliefern. – Meine Arbeit wird freilich dadurch viel weiter hinausgeschoben, als ich Anfangs dachte; um so mehr da ich mich nicht gern mit der lateinischen Version begnügen möchte, sondern den mit abgedruckten isländischen Text selbst studiren will. Hoffentlich aber soll das Ganze bei dieser Verzögrung gewinnen. – Ich arbeite indeß an einem geistlichen Trauerspiel, dem Märtyrer-Tode Johannis Nepomucenis. – Wenn es Ihre Zeit erlaubt, so haben Sie wohl die Güte, mich von dem zu benachrichtigen, was Sie über mein zuletzt übersandtes Manuscript beschließen. Aus einem Briefe von Bernhardi, welchen ich noch vor meiner Abreise bekam, erfuhr ich, daß es Ihre Meinung sei, noch mehrere Manuscripte von mir hinzuzufügen; ich weiß indeß nicht, ob von schon vollendeten die Rede war, oder ob Sie auf etwas Künftiges hindeuteten. Es ist dieses Alles völlig in Ihre Willkür gestellt, und ich kann nur um Verzeihung der Unbescheidenheit bitten, mit welcher ich durch jenes Ersuchen in den Gang Ihrer Arbeiten eingriff. Ich bin jedoch schon durch Ihre freundliche Nachsicht verwöhnt, und Sie haben sich meine Unart selbst zuzuschreiben. –
[3] Im Fall Bernhardi schon nach Dresden abgereist ist, und Sie sich in dem großen Berlin jetzt nicht gefallen, wißen Sie es wohl, daß es einen Ort giebt, wo man Ihrer Ankunft mit der herzlichsten Freude entgegensehn würde; wie es dann Ihnen am bequemsten wäre, Ihren Aufenthalt einzurichten, für Tage oder für Wochen. Ich füge nur noch hinzu, daß ich im Herbst auf jeden Fall hoffe, Sie hier zu sehn. Meine Frau erwartet im October ihre Niederkunft, und wir werden Sie bitten, der ersten heiligen Handlung, die mit dem Neugebornen vorgenommen wird, beizuwohnen. Wir möchten gern recht viele Bande finden, welche Sie an uns feßelten. – Leben Sie wohl geliebter Freund! Die herzlichsten Grüße von allen für Sie, und für Bernhardi, wenn er noch bei Ihnen ist.
Ganz der Ihrige
Fouqué
Auf die Gefahr, Ihnen etwas Bekanntes zu erzählen, sage ich Ihnen, daß ich in Lauchstaedt gehört habe, man werde im nächsten Winter die drei Stücke des ersten Bandes vom Spanischen Theater, in Weimar aufführen. Von der Andacht zum Kreuze war am bestimmtesten die Rede.
[4]
[1] Nennhausen, am 14ten Julj 1803
Wehrtester Freund,
Vor einigen Tagen sind wir alle von unsrer Reise nach Dresden glücklich zurückgekommen, und versuchen es nun, uns nach und nach in die stillere tägliche Ordnung wieder einzuwohnen. Ich befinde mich sehr wohl dabei. Mein Schreibtisch und meine Bücher haben nach der langen Entfernung fast ein erneutes Intereße für mich gewonnen; auch mittelt man in der häuslichen Stille leichter einen Punkt zur Uebersicht der erlebten Genüße aus. – So sehr mich meine Reise in vieler Hinsicht befriedigt hat, so wenig that sie mir dennoch in zwei wehrten Hoffnungen Gnüge. Madam Bernhardi erschien nämlich erst am Tage vor unsrer Abreise in Dresden, Tieck verließ es zwei Tage nach unsrer Ankunft. Ich habe indeß in den wenigen Stunden seines Umgangs Vieles gewonnen, um so mehr, da er sich gegenwärtig besonders mit dem Liede der Nibelungen und den dahin gehörigen Gegenständen beschäftigt, und jenes, emendirt und für Neu-Deutsche verständlich, herauszugeben denkt. Er hat mir wieder einen neuen Kreis für den Sifried eröffnet, den ich aber freilich erst nach Erhaltung zweier nordischen Werke, der Edda des Sturleson, und der Wilkina-Saga, zu durchlaufen beginnen kann. In Leipzig habe ich schon vergeblich darnach geforscht; man macht mir von dortaus Hoffnung, das Gesuchte durch die Langesche Buchhandlung in Berlin zu bekommen. Ich schreibe heute deshalb an Maurer, als meinen einmal angenommnen Comissionär, und bitte Sie, wenn Sie Ge[2]legenheit haben, Tieck davon zu benachrichtigen, da er mir aufgetragen, auch für ihn Exemplare der genannten Werke zu besorgen, und ihm solche durch Sie zu überschicken. Ich werde daher Maurer den Auftrag geben, sobald er die Bücher erhalten, die zwei Exemplare an Sie abzuliefern. – Meine Arbeit wird freilich dadurch viel weiter hinausgeschoben, als ich Anfangs dachte; um so mehr da ich mich nicht gern mit der lateinischen Version begnügen möchte, sondern den mit abgedruckten isländischen Text selbst studiren will. Hoffentlich aber soll das Ganze bei dieser Verzögrung gewinnen. – Ich arbeite indeß an einem geistlichen Trauerspiel, dem Märtyrer-Tode Johannis Nepomucenis. – Wenn es Ihre Zeit erlaubt, so haben Sie wohl die Güte, mich von dem zu benachrichtigen, was Sie über mein zuletzt übersandtes Manuscript beschließen. Aus einem Briefe von Bernhardi, welchen ich noch vor meiner Abreise bekam, erfuhr ich, daß es Ihre Meinung sei, noch mehrere Manuscripte von mir hinzuzufügen; ich weiß indeß nicht, ob von schon vollendeten die Rede war, oder ob Sie auf etwas Künftiges hindeuteten. Es ist dieses Alles völlig in Ihre Willkür gestellt, und ich kann nur um Verzeihung der Unbescheidenheit bitten, mit welcher ich durch jenes Ersuchen in den Gang Ihrer Arbeiten eingriff. Ich bin jedoch schon durch Ihre freundliche Nachsicht verwöhnt, und Sie haben sich meine Unart selbst zuzuschreiben. –
[3] Im Fall Bernhardi schon nach Dresden abgereist ist, und Sie sich in dem großen Berlin jetzt nicht gefallen, wißen Sie es wohl, daß es einen Ort giebt, wo man Ihrer Ankunft mit der herzlichsten Freude entgegensehn würde; wie es dann Ihnen am bequemsten wäre, Ihren Aufenthalt einzurichten, für Tage oder für Wochen. Ich füge nur noch hinzu, daß ich im Herbst auf jeden Fall hoffe, Sie hier zu sehn. Meine Frau erwartet im October ihre Niederkunft, und wir werden Sie bitten, der ersten heiligen Handlung, die mit dem Neugebornen vorgenommen wird, beizuwohnen. Wir möchten gern recht viele Bande finden, welche Sie an uns feßelten. – Leben Sie wohl geliebter Freund! Die herzlichsten Grüße von allen für Sie, und für Bernhardi, wenn er noch bei Ihnen ist.
Ganz der Ihrige
Fouqué
Auf die Gefahr, Ihnen etwas Bekanntes zu erzählen, sage ich Ihnen, daß ich in Lauchstaedt gehört habe, man werde im nächsten Winter die drei Stücke des ersten Bandes vom Spanischen Theater, in Weimar aufführen. Von der Andacht zum Kreuze war am bestimmtesten die Rede.
[4]
×
×