• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Unknown · Date: 22.09.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 22.09.1803
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 170‒172.
  • Incipit: „[1] Nennhausen am 22ten September 1803
    Wehrtester Freund,
    Die herzlichsten Grüße und Danksagungen von uns allen für Sie und Bernhardi sende ich Ihnen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(8)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,3 x 19,1 cm
    Language
  • German
[1] Nennhausen am 22ten September 1803
Wehrtester Freund,
Die herzlichsten Grüße und Danksagungen von uns allen für Sie und Bernhardi sende ich Ihnen voraus, wegen der fröhlichen Aussicht, welche Sie uns auf Ihre baldige Erscheinung in unserm Kreise eröffnen. Wir wollen das Fest zusammen recht innig begehʼn, und es durch manchen geistigen Genuß heiligen, wenn es noch möglich wäre, gewiß aber verschönern. Damit wir nun recht ungestört und heiter dabei sein mögen, vor allem aber die Mutter des Kindleins rechten Theil an der Freude nehmen könne, haben wir den Tag dazu Sonntags auf den 23ten October festgesetzt. Ich eile, Sie Beide frühzeitig davon zu benachrichtigen, damit Sie Ihre Einrichtungen bald und bequem treffen können. Je früher Sie vor dem feierlichen Tage eintreffen, und je später Sie Nennhausen nach demselben verlaßen, mit je lebhafterem Vergnügen werden wir Sie empfangen.
Die Wöchnerinn ist durch Ihr liebliches Geschenk außerordentlich erfreut worden. Bis jetzt darf sie sich nur an dem Anschauen der süßen Blüthen von ferne laben, da solche würzige Düfte zu stark für ihren gegenwärtigen Zustand sind, auch sie zu sehr auf den herrlichen Genuß rechnet, um sich denselben durch stückweises, mäßiges Zertheilen zu schwächen, sondern lieber voll lebendiger Kraft mit Eins in den ersehnten Garten treten will. Ich dagegen wandle schon freudigen Muths darin umher, und suche die südliche Blumensprache der zarten Kinder zu deuten. – Meine Line befindet [2] sich übrigens wohl. Die heutige Nacht, die ich bei ihr durchwachte, war vorzüglich günstig, und eben steht sie zum Erstenmale von ihrem Lager auf. – Auch die kleine noch Ungenannte ist voller Lebenskraft und Gesundheit. – Meine Existenz ist gegenwärtig in solchem Grade auf die Wochen- und Kinder-Stube beschränkt, daß ich noch nicht gewiß bestimmen kann, ob ich den Plan zu einer Reise nach Berlin ausführen werde, denn dergleichen erscheint mir selbst fast so weitläuftig als andern Leuten eine Entdeckungsreise oder Weltumseeglung. Es lockt mich jedoch so freundlich die Hoffnung Ihren Umgang zu genießen, daß ich gewiß thue, was ich kann. Sollte es nicht sein, und würden Sie auch durch Ihre Geschäffte von einer baldigen Antwort abgehalten, so rechne ich doch, Ihrem erfreulichen Versprechen gemäß, mit Sicherheit auf Ihre und Bernhardiʼs Ankunft, so früh als möglich vor dem angesetzten Tage. – Käme ich nach Berlin, so geschähe es wohl zu Pferde, und ich würde daher nicht im Stande sein den Hans Sachs und Olearius, welcher letztre gleichfalls sehr stark ist, mitzubringen. Liegt Ihnen indeßen daran, Beide oder Einen davon früher zu haben, so erbitte ich mir Nachricht darüber, wo sie dann auf das Schleunigste besorgt werden sollen; sonst könnten Sie beide Bücher von hier mitnehmen. – Was die Herausgabe meiner geistlichen Dramen anbelangt, so wißen Sie, wie gänzlich das Ob und Wie in Ihre Willkühr gestellt ist. Wollten Sie jedoch etwas Näheres darüber verabreden, so schreiben Sie mir lieber deshalb einige Worte, wenn eine mündliche Unterredung bei Ihrer Anwesen[3]heit hierselbst zu spät sein sollte. – Ihr gütiges Anerbieten wegen Mittheilung des Heldenbuches nehme ich mit Dank an, und erbitte mir solches, sobald Sie es entbehren können. Ich werde mich fleißig darzu halten, und daher im Voraus versprechen dürfen, es Ihnen aufs Baldigste wieder zuzustellen. Ob ich mich gleich aus einem Gespräche mit Tieck überzeugt habe, daß ich es nicht direct für meinen Sifrid brauchen kann, so ist es doch nicht wohl möglich von der alten ritterlichen Wunderwelt zu viel zu lesen, leicht aber zu wenig, für Jemand der, wie ich, gesonnen ist, seine ganze Kraft der Darstellung jener Herrlichkeiten zu widmen. – Wenn Sie hier sind, werde ich Ihnen einige meiner neuern Versuche vorlegen. – Empfangen Sie noch meinen herzlichen Dank, wegen Ihres gütigen Vornehmens, mit Steffens über die isländischen Werke zu sprechen. Möge es von günstigem Erfolge sein. Ich habe letzthin noch Einmal verlohren an Maurer geschrieben, und ihm aufgetragen, sich geradezu nach Upsala zu wenden. – Die Nachricht, welche Sie mir über die Entstehung einer neuen kritischen Zeitung, von solchen Männern gelenkt und unterstützt, geben, hat mich unaussprechlich erfreut. Wann ehr haben wir Hoffnung zu deren Erscheinung? Ich sehe ihr mit der größten Begierde entgegen. Es muß einem Deutschen nach grade wunderbar vorkommen, sich wieder einer fortgesetzten kritischen Anstalt mit Andacht und Vertrauen nähern zu können. – In diesem Winter hoffe ich auf jeden Fall einige von Ihren [4] Vorlesungen zu benutzen, wenn Sie den Wunsch des Publikumʼs darüber erfüllen.
Meine Frau und ich empfehlen uns Mad. Bernhardiʼs Andenken, desgleichen mein Schwiegervater. Unserm wackern Freunde, dem ich die zugeknöpfte Tonne abgetreten, würde ich selbst für seine innige Theilnahme gedankt haben, wenn mir die Zeit nicht unter den Händen weggeeilt wäre. Grüßen Sie ihn herzlich von mir und uns allen. Ich bin ewig
der Ihrige,
Fouqué
[1] Nennhausen am 22ten September 1803
Wehrtester Freund,
Die herzlichsten Grüße und Danksagungen von uns allen für Sie und Bernhardi sende ich Ihnen voraus, wegen der fröhlichen Aussicht, welche Sie uns auf Ihre baldige Erscheinung in unserm Kreise eröffnen. Wir wollen das Fest zusammen recht innig begehʼn, und es durch manchen geistigen Genuß heiligen, wenn es noch möglich wäre, gewiß aber verschönern. Damit wir nun recht ungestört und heiter dabei sein mögen, vor allem aber die Mutter des Kindleins rechten Theil an der Freude nehmen könne, haben wir den Tag dazu Sonntags auf den 23ten October festgesetzt. Ich eile, Sie Beide frühzeitig davon zu benachrichtigen, damit Sie Ihre Einrichtungen bald und bequem treffen können. Je früher Sie vor dem feierlichen Tage eintreffen, und je später Sie Nennhausen nach demselben verlaßen, mit je lebhafterem Vergnügen werden wir Sie empfangen.
Die Wöchnerinn ist durch Ihr liebliches Geschenk außerordentlich erfreut worden. Bis jetzt darf sie sich nur an dem Anschauen der süßen Blüthen von ferne laben, da solche würzige Düfte zu stark für ihren gegenwärtigen Zustand sind, auch sie zu sehr auf den herrlichen Genuß rechnet, um sich denselben durch stückweises, mäßiges Zertheilen zu schwächen, sondern lieber voll lebendiger Kraft mit Eins in den ersehnten Garten treten will. Ich dagegen wandle schon freudigen Muths darin umher, und suche die südliche Blumensprache der zarten Kinder zu deuten. – Meine Line befindet [2] sich übrigens wohl. Die heutige Nacht, die ich bei ihr durchwachte, war vorzüglich günstig, und eben steht sie zum Erstenmale von ihrem Lager auf. – Auch die kleine noch Ungenannte ist voller Lebenskraft und Gesundheit. – Meine Existenz ist gegenwärtig in solchem Grade auf die Wochen- und Kinder-Stube beschränkt, daß ich noch nicht gewiß bestimmen kann, ob ich den Plan zu einer Reise nach Berlin ausführen werde, denn dergleichen erscheint mir selbst fast so weitläuftig als andern Leuten eine Entdeckungsreise oder Weltumseeglung. Es lockt mich jedoch so freundlich die Hoffnung Ihren Umgang zu genießen, daß ich gewiß thue, was ich kann. Sollte es nicht sein, und würden Sie auch durch Ihre Geschäffte von einer baldigen Antwort abgehalten, so rechne ich doch, Ihrem erfreulichen Versprechen gemäß, mit Sicherheit auf Ihre und Bernhardiʼs Ankunft, so früh als möglich vor dem angesetzten Tage. – Käme ich nach Berlin, so geschähe es wohl zu Pferde, und ich würde daher nicht im Stande sein den Hans Sachs und Olearius, welcher letztre gleichfalls sehr stark ist, mitzubringen. Liegt Ihnen indeßen daran, Beide oder Einen davon früher zu haben, so erbitte ich mir Nachricht darüber, wo sie dann auf das Schleunigste besorgt werden sollen; sonst könnten Sie beide Bücher von hier mitnehmen. – Was die Herausgabe meiner geistlichen Dramen anbelangt, so wißen Sie, wie gänzlich das Ob und Wie in Ihre Willkühr gestellt ist. Wollten Sie jedoch etwas Näheres darüber verabreden, so schreiben Sie mir lieber deshalb einige Worte, wenn eine mündliche Unterredung bei Ihrer Anwesen[3]heit hierselbst zu spät sein sollte. – Ihr gütiges Anerbieten wegen Mittheilung des Heldenbuches nehme ich mit Dank an, und erbitte mir solches, sobald Sie es entbehren können. Ich werde mich fleißig darzu halten, und daher im Voraus versprechen dürfen, es Ihnen aufs Baldigste wieder zuzustellen. Ob ich mich gleich aus einem Gespräche mit Tieck überzeugt habe, daß ich es nicht direct für meinen Sifrid brauchen kann, so ist es doch nicht wohl möglich von der alten ritterlichen Wunderwelt zu viel zu lesen, leicht aber zu wenig, für Jemand der, wie ich, gesonnen ist, seine ganze Kraft der Darstellung jener Herrlichkeiten zu widmen. – Wenn Sie hier sind, werde ich Ihnen einige meiner neuern Versuche vorlegen. – Empfangen Sie noch meinen herzlichen Dank, wegen Ihres gütigen Vornehmens, mit Steffens über die isländischen Werke zu sprechen. Möge es von günstigem Erfolge sein. Ich habe letzthin noch Einmal verlohren an Maurer geschrieben, und ihm aufgetragen, sich geradezu nach Upsala zu wenden. – Die Nachricht, welche Sie mir über die Entstehung einer neuen kritischen Zeitung, von solchen Männern gelenkt und unterstützt, geben, hat mich unaussprechlich erfreut. Wann ehr haben wir Hoffnung zu deren Erscheinung? Ich sehe ihr mit der größten Begierde entgegen. Es muß einem Deutschen nach grade wunderbar vorkommen, sich wieder einer fortgesetzten kritischen Anstalt mit Andacht und Vertrauen nähern zu können. – In diesem Winter hoffe ich auf jeden Fall einige von Ihren [4] Vorlesungen zu benutzen, wenn Sie den Wunsch des Publikumʼs darüber erfüllen.
Meine Frau und ich empfehlen uns Mad. Bernhardiʼs Andenken, desgleichen mein Schwiegervater. Unserm wackern Freunde, dem ich die zugeknöpfte Tonne abgetreten, würde ich selbst für seine innige Theilnahme gedankt haben, wenn mir die Zeit nicht unter den Händen weggeeilt wäre. Grüßen Sie ihn herzlich von mir und uns allen. Ich bin ewig
der Ihrige,
Fouqué
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