• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Berlin · Date: 13.11.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 13.11.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 176‒177.
  • Incipit: „[1] Nennhausen am 13ten November 1803
    Nur mit wenigen Worten, theuerster Freund, ist es mir vergönnt, meinen Rübezahl zu begleiten, indem ich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(10)
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 23,1 x 19,4 cm
    Language
  • German
[1] Nennhausen am 13ten November 1803
Nur mit wenigen Worten, theuerster Freund, ist es mir vergönnt, meinen Rübezahl zu begleiten, indem ich ihn eben erst, in später Abendstunde, abgeschrieben erhalte, und nach den nöthigen Correcturen mir nur wenige Zeit zur freien Unterhaltung mit Dir übrig bleibt. Daß Du mit dem beikommenden Product ganz nach Willkühr verfahren magst, hat Dir schon mein letzter Brief gesagt, und ich füge nur noch bestimmter hinzu, daß ich diese Vollmacht (im Fall Du mein Gedicht willst drucken laßen, und es der Feile werth hältst) auch auf die möglichen Verbeßerungen ausdehne. Bei Erwähnung dieser letztern fällt es mir ein, daß uns wahrscheinlich beim Abhobeln des Aquilin eine Stelle entgangen ist, die mir dieser Tage ins Gedächtniß kam. Sie heißt nämlich (im Anfang der letzten Scene, wo Aquilin den Herzog anredet) wenn ich nicht irre, folgendermaßen:

– – – – –
Jeder Zweifel sei verschwunden
Dir, dem dieses Täflein sage:
So an Geist als Schönheit trage
Die Du liebst, vor andern Preis.
Herzog (die Tafel nehmend, für sich)
Wüßtʼ ich erst, was jene weiß!
Prinzeßin (für sich)
Darfʼs der Unverschämte wagen!

Ich schlage, wenn Dir keine beßre einfällt, [2] folgende Lesart vor:

– – – – –
Dir, dem dieses Täflein sage:
So an Geist als Schönheit trage
Preis vor andern Deine Braut.
(er giebt dem Herzoge die Tafel)
Prinzessin (für sich)
Wer sich Schwätzern anvertraut,
Duldet billig solche Plage!

Du mußt gestehn, daß ich ein fleißiger Criticus meiner Werke bin. Sogar die Ferne mag sie nicht vor dem Ausfeilen schützen. Was würde nicht erst damit geschehn, wenn ich sie neun Jahr im Pulte behielte! Aus einem Gedicht würde alsdann nach Polypenart immer wieder ein andres, und der Tod eines jeden brächte neues Leben hervor, ohne daß damit der frühen Sterblichkeit des Jüngsten vorgebaut würde.
Solchen tragischen Ansichten mich entschlagend, melde ich Dir, daß hier alles gesund und wohl ist, und Dich nebst Bernhardi und seiner Frau freundlichst grüßt. Ich bitte Dich, unserm Freund die spanische Grammatik baldigst abzugewinnen, und leugne es nicht, daß ich nach dem Cochem und dem Buch der Liebe mit Sehnsucht ausschaue. – Gieb mir, wenn es Deine Geschäffte erlauben, baldige und gute Nachricht von Dir und dem theuern Familiencirkel, in welchem Du lebst. Ich bin
ewig der Deinige,
Fouqué
[1] Nennhausen am 13ten November 1803
Nur mit wenigen Worten, theuerster Freund, ist es mir vergönnt, meinen Rübezahl zu begleiten, indem ich ihn eben erst, in später Abendstunde, abgeschrieben erhalte, und nach den nöthigen Correcturen mir nur wenige Zeit zur freien Unterhaltung mit Dir übrig bleibt. Daß Du mit dem beikommenden Product ganz nach Willkühr verfahren magst, hat Dir schon mein letzter Brief gesagt, und ich füge nur noch bestimmter hinzu, daß ich diese Vollmacht (im Fall Du mein Gedicht willst drucken laßen, und es der Feile werth hältst) auch auf die möglichen Verbeßerungen ausdehne. Bei Erwähnung dieser letztern fällt es mir ein, daß uns wahrscheinlich beim Abhobeln des Aquilin eine Stelle entgangen ist, die mir dieser Tage ins Gedächtniß kam. Sie heißt nämlich (im Anfang der letzten Scene, wo Aquilin den Herzog anredet) wenn ich nicht irre, folgendermaßen:

– – – – –
Jeder Zweifel sei verschwunden
Dir, dem dieses Täflein sage:
So an Geist als Schönheit trage
Die Du liebst, vor andern Preis.
Herzog (die Tafel nehmend, für sich)
Wüßtʼ ich erst, was jene weiß!
Prinzeßin (für sich)
Darfʼs der Unverschämte wagen!

Ich schlage, wenn Dir keine beßre einfällt, [2] folgende Lesart vor:

– – – – –
Dir, dem dieses Täflein sage:
So an Geist als Schönheit trage
Preis vor andern Deine Braut.
(er giebt dem Herzoge die Tafel)
Prinzessin (für sich)
Wer sich Schwätzern anvertraut,
Duldet billig solche Plage!

Du mußt gestehn, daß ich ein fleißiger Criticus meiner Werke bin. Sogar die Ferne mag sie nicht vor dem Ausfeilen schützen. Was würde nicht erst damit geschehn, wenn ich sie neun Jahr im Pulte behielte! Aus einem Gedicht würde alsdann nach Polypenart immer wieder ein andres, und der Tod eines jeden brächte neues Leben hervor, ohne daß damit der frühen Sterblichkeit des Jüngsten vorgebaut würde.
Solchen tragischen Ansichten mich entschlagend, melde ich Dir, daß hier alles gesund und wohl ist, und Dich nebst Bernhardi und seiner Frau freundlichst grüßt. Ich bitte Dich, unserm Freund die spanische Grammatik baldigst abzugewinnen, und leugne es nicht, daß ich nach dem Cochem und dem Buch der Liebe mit Sehnsucht ausschaue. – Gieb mir, wenn es Deine Geschäffte erlauben, baldige und gute Nachricht von Dir und dem theuern Familiencirkel, in welchem Du lebst. Ich bin
ewig der Deinige,
Fouqué
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