Das gnädige Wohlwollen, das Ew. Excellenz mir bewiesen, seit mir die Ehre widerfuhr, unter Ihren Auspicien in Königlich Preußische Dienste berufen zu werden, macht mich so kühn, Hochdenselben ein unterthäniges Gesuch vorzutragen, dessen Gewährung mir unendlich angelegen ist.
Ich wünsche, Ew. Excellenz möge geruhen, den speciellen Auftrag, vermöge dessen ich, ungeachtet meines auf Berlin lautenden Rufs, mein Lehramt vorläufig an hiesiger Universität angetreten, vom Schlusse dieses Semesters an noch auf ein Jahr zu verlängern.
Die Annehmlichkeit des Ortes; das mildere Klima, welches für meine Gesundheit nach so langer Gewöhnung [2] nicht gleichgültig ist; das gute Vernehmen mit meinen Amtsgenossen; die Hoffnung, mit ihnen Zeuge des schnell zunehmenden Flores dieser durch königliche Freygebigkeit und weise Sorgfalt gedeihenden Anstalt zu seyn: alle diese Beweggründe würden den Vortheilen, welche der bedeutendere Wirkungskreis in Berlin unter der unmittelbaren Leitung Ew. Excellenz mir darbietet, schwerlich das Gegengewicht halten können. Was für jetzt meinen Wunsch bestimmt, ist eine durchaus persönliche und zwar eine sehr unglückliche Angelegenheit, von der Art, daß ich nur vertrauten Freunden mein Herz darüber ausschütten, einem hohen Gönner aber nicht mit näheren Erörterungen beschwerlich fallen darf. Nur so viel sey mir erlaubt zu sagen: meine redlichen Gesinnungen bey dem wichtigsten Verhältnisse des Lebens sind durch Feindseligkeit erwiedert worden; nur meine Mäßigung hat dem Aufsehen eines öffentlichen Bruches vorgebeugt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, eine früh gestörte, mir dennoch heilig gebliebene Verbindung auf dem friedlichen und sittlichen Wege wieder herzustellen; allein dazu ist es unumgänglich nothwendig, daß ich bis zu einer schließlichen Entscheidung einstweilen hier verbleibe. Meine Versetzung unter eine andere Gerichtsverfassung würde diese Angelegenheit auf den [3] unglücklichen äußersten Fall, daß die Gesetze zu Bewirkung einer Auflösung angesprochen werden müßten, aufs neue verwirren.
Überdieß fühle ich nicht die Kraft in mir, mit einem tief gekränkten Gemüthe in eine neue und schwierigere Laufbahn einzutreten, wiewohl ich mich bis jetzt durch so schwere Bekümmernisse nicht in der Ausübung meiner Amtspflichten habe stören lassen.
Mit unbedingtem Vertrauen auf die großmüthigen Gesinnungen Ew. Excellenz sehe ich einer für mich höchst wesentlichen Entscheidung entgegen, der ich in tiefster Ehrerbietung verharre
Ew. Excellenz
unterthänig gehorsamster
A. W. von Schlegel
Bonn d. 24sten Mai 1819
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