Ich habe mit der heutigen Post ausführlich an Hrn. Koreff geantwortet, und es als den einzigen Ausweg angedeutet, der sich meinen Gedanken darbietet, wenn ich für jetzt einen speciellen wissenschaftlichen Auftrag bekäme; und welcher außerhalb des gewöhnlichen Kreises der akademischen Lehrämter läge. Längst hegte ich den Wunsch, das Studium des Sanskrit und der Indischen Litteratur in Deutschland auf eine gründliche Art einheimisch zu machen. Ich wollte nur erst weiter arbeiten und mehr vorbereiten, ehe ich dieses Anliegen vor das hohe Ministerium brächte. Eine lateinische Abhandlung De usu pp ist halb fertig geschrieben und ihre Vollendung bloß zufällig verzögert worden: diese wird aber nur Probe eines erschöpfenden sprachvergleichenden Werkes seyn. Ich habe mich bereitwillig erklärt, auf erhaltenen Befehl einen Bericht über die zu diesem Zwecke nöthigen Mittel und Veranstaltungen einzuliefern. Sollte dieser verlohrne Versuch über meine Erwartung Eingang finden, so wird natürlich das Ministerium des öffentlichen Unterrichts über die Thunlichkeit und Nützlichkeit der Sache zu entscheiden haben, und ich bitte Sie auf diesen Fall sich das Interesse der Wissenschaft empfohlen seyn zu lassen.
[3] Wenn Sie sich die Mühe nehmen wollen einen Aufsatz von mir im 2ten Heft der Bonner Jahrbücher: über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie flüchtig zu durchlaufen, so werden Sie sehen, daß ich einen solchen Plan schon früher im Sinne gehabt.
Wenn ich diesen Auftrag erhielte, so würde ich einige Jahre lang alle Hände voll zu thun haben, und wie bisher (meine Indischen Bücher kosten mir schon an 3000 Franken) mich weder Aufopferungen noch Mühe reuen lassen, um die Sache zu fördern. Vielleicht klärte sich unterdessen der Horizont wieder auf, und für den akademischen Lehrer wäre nicht mehr
– instabilis tellus, innabilis unda
wie es jetzt, wenigstens meiner erregbaren Einbildungskraft erscheint.
Ich wünsche durch diesen ganz uneigennützigen Vorschlag zu beweisen, daß zu dem gethanen Schritte nichts andres mich bewogen hat als das Bedürfniß mich in einer ruhigen Sphäre gelehrten Forschungen zu widmen. An der Publicität bin ich ganz unschuldig, ich habe mich nur im engsten Vertrauen wenigen Freunden eröffnet, und mich sogar für verpflichtet geachtet, da ich zu Anfang des neuen Jahres noch keine Entscheidung hatte, das Verzeichniß meiner Vorlesungen für das nächste Semester einzureichen.
Wie es nun auch kommen mag, im Auslande oder bey einem ferneren Aufenthalte in Deutschland, wünsche ich mir lebhaft die Fortdauer Ihres Wohlwollens, und bitte Sie die Versicherungen der ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen, womit ich die Ehre habe zu seyn pp.
abgesendet d. 19ten Januar 1820
[4]