• Johannes Schulze to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 19.02.1820
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johannes Schulze
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 19.02.1820
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 369‒371.
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgebornen haben mir durch Ihr verehrliches Schreiben vom 19ten v. M. einen so schätzbaren Beweis Ihres Vertrauens gegeben, daß [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.50
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,3 x 20,5 cm
    Language
  • German
[1] Ew. Hochwohlgebornen haben mir durch Ihr verehrliches Schreiben vom 19ten v. M. einen so schätzbaren Beweis Ihres Vertrauens gegeben, daß ich nichts angelegentlicher wünsche, als demselben auf eine thätige Weise entsprechen zu können. Den Grund meiner bis jetzt verzögerten Antwort werden Sie gefälligst in dem Umstande suchen, daß ich von Tage zu Tage auf eine Entscheidung in Ihrer Angelegenheit von Seiten Seiner Durchlaucht des Herrn Fürsten Staatskanzlers hoffte, welchem Ihr EntlassungsGesuch ohne Verzug war vorgelegt worden. Allein diese Entscheidung ist bis jetzt nicht erfolgt, wahrscheinlich weil es dem Fürsten eben so schmerzlich, als dem Herrn Minister ist, Ew. Hochwohlgebornen aus dem Königlichen Dienste scheiden zu lassen. – Ich hielt mich für verpflichtet, Ihr an mich gerichtetes Schreiben dem Herrn Minister mitzutheilen, theils um ihn von Ihren Wünschen zu unterrichten, theils um ihn zu überzeugen, daß Sie nur aus Zartheit bis jetzt Anstand genommen haben, Sich an ihn persönlich zu wenden. Vor wenigen Tagen hat er mir Ihr Schreiben mit der Versicherung zurückgegeben, daß die [2] Erfüllung Ihres Wunsches, einen speciellen wissenschaftlichen Auftrag zu erhalten, welcher außerhalb des gewöhnlichen Kreises der akademischen Lehrämter läge, ganz unbedenklich und leicht ausführbar würde gewesen seyn, wenn Sie denselben, statt Ihre Entlassung unbedingt zu fordern, gleich Anfangs geäußert hätten. Aber auch jetzt durften Sie Sich versichert halten, daß Herr von Altenstein bei seiner hohen Achtung Ihrer Verdienste mit Vergnügen von seiner Seite alles thun werde, um Sie auf eine Ihren Wünschen angemessene Art dem Dienste des Staats zu erhalten.
Wie Ihre Angelegenheit jetzt liegt, scheint es mir am gerathensten, daß Sie Sich vertraulich und persönlich an den Herrn von Altenstein wenden, und ihm Ihren Wunsch um eine anderweitige Beschäftigung wiederhohlen. Er wird dadurch die schicklichste Veranlassung erhalten, auf dem amtlichen Wege Ihre Angelegenheit höhern oder vielmehr allerhöchsten Orts zu bevorworten, und baldigst eine Entscheidung herbeizuführen, welche Ihnen angenehm und ihm erwünscht seyn wird. In Zeiten, wie die gegenwärtigen sind, scheint es mir noth[3]wendiger als je, daß alle, die es redlich mit der Wissenschaft meinen, sich gegenseitig mit Vertrauen begegnen, damit sie Hand in Hand dem von Seiten der Regierungen gefaßten Mistrauen gegen deutsche BildungsAnstalten und ihre Lehrer kräftig entgegenwirken und in die trübe und verworrene Gegenwart Licht und Klarheit bringen können. – Und Herr von Altenstein gehört wahrlich zu denen, welche der Wissenschaft mit reiner Liebe huldigen und eben deshalb einen um so tieferen Schmerz fühlen, wenn durch eine unglückliche Verkettung von Umständen Maaßregeln herbeigeführt werden, welche, wenn auch nicht gegen die Wissenschaft gerichtet, dennoch den Freunden und Vertretern derselben lästig und unerfreulich sind. Aus dem festen Glauben, daß die Ungunst, welche die deutschen gelehrten BildungsAnstalten und ihre Lehrer neulich erfahren haben, nicht nur nicht von Dauer seyn werde, sondern sich schon jetzt wieder in Gunst und Wohlwollen verkehrt habe, erwächst mir zugleich die Hoffnung, daß Ew. Hochwohlgeboren Ihren früheren Entschluß, den Preussischen Staatsdienst zu verlassen, nicht weiter verfolgen, sondern [4] vielmehr auf die oben angedeutete Weise den Herrn von Altenstein in den Stand setzen werden, dem Staate einen Mann zu erhalten, um dessen Besitz er mit Grund beneidet wird.
Bei dieser Veranlassung ist es mir eine heilige Pflicht, Ew. Hochwohlgebornen meinen tief gefühlten Dank für die vielfachen Belehrungen zu bezeigen, welche ich aus Ihren Schriften, die auf meine wissenschaftliche Bildung von einem entscheidenden Einflusse waren, im Laufe meines bisherigen Lebens geschöpft habe.
Genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichnetsten Verehrung, mit welcher ich bin und seyn werde
Ew. Hochwohlgebornen
dankbar gehorsamster
J. Schulze
Berlin
den 19ten Februar
1920
[1] Ew. Hochwohlgebornen haben mir durch Ihr verehrliches Schreiben vom 19ten v. M. einen so schätzbaren Beweis Ihres Vertrauens gegeben, daß ich nichts angelegentlicher wünsche, als demselben auf eine thätige Weise entsprechen zu können. Den Grund meiner bis jetzt verzögerten Antwort werden Sie gefälligst in dem Umstande suchen, daß ich von Tage zu Tage auf eine Entscheidung in Ihrer Angelegenheit von Seiten Seiner Durchlaucht des Herrn Fürsten Staatskanzlers hoffte, welchem Ihr EntlassungsGesuch ohne Verzug war vorgelegt worden. Allein diese Entscheidung ist bis jetzt nicht erfolgt, wahrscheinlich weil es dem Fürsten eben so schmerzlich, als dem Herrn Minister ist, Ew. Hochwohlgebornen aus dem Königlichen Dienste scheiden zu lassen. – Ich hielt mich für verpflichtet, Ihr an mich gerichtetes Schreiben dem Herrn Minister mitzutheilen, theils um ihn von Ihren Wünschen zu unterrichten, theils um ihn zu überzeugen, daß Sie nur aus Zartheit bis jetzt Anstand genommen haben, Sich an ihn persönlich zu wenden. Vor wenigen Tagen hat er mir Ihr Schreiben mit der Versicherung zurückgegeben, daß die [2] Erfüllung Ihres Wunsches, einen speciellen wissenschaftlichen Auftrag zu erhalten, welcher außerhalb des gewöhnlichen Kreises der akademischen Lehrämter läge, ganz unbedenklich und leicht ausführbar würde gewesen seyn, wenn Sie denselben, statt Ihre Entlassung unbedingt zu fordern, gleich Anfangs geäußert hätten. Aber auch jetzt durften Sie Sich versichert halten, daß Herr von Altenstein bei seiner hohen Achtung Ihrer Verdienste mit Vergnügen von seiner Seite alles thun werde, um Sie auf eine Ihren Wünschen angemessene Art dem Dienste des Staats zu erhalten.
Wie Ihre Angelegenheit jetzt liegt, scheint es mir am gerathensten, daß Sie Sich vertraulich und persönlich an den Herrn von Altenstein wenden, und ihm Ihren Wunsch um eine anderweitige Beschäftigung wiederhohlen. Er wird dadurch die schicklichste Veranlassung erhalten, auf dem amtlichen Wege Ihre Angelegenheit höhern oder vielmehr allerhöchsten Orts zu bevorworten, und baldigst eine Entscheidung herbeizuführen, welche Ihnen angenehm und ihm erwünscht seyn wird. In Zeiten, wie die gegenwärtigen sind, scheint es mir noth[3]wendiger als je, daß alle, die es redlich mit der Wissenschaft meinen, sich gegenseitig mit Vertrauen begegnen, damit sie Hand in Hand dem von Seiten der Regierungen gefaßten Mistrauen gegen deutsche BildungsAnstalten und ihre Lehrer kräftig entgegenwirken und in die trübe und verworrene Gegenwart Licht und Klarheit bringen können. – Und Herr von Altenstein gehört wahrlich zu denen, welche der Wissenschaft mit reiner Liebe huldigen und eben deshalb einen um so tieferen Schmerz fühlen, wenn durch eine unglückliche Verkettung von Umständen Maaßregeln herbeigeführt werden, welche, wenn auch nicht gegen die Wissenschaft gerichtet, dennoch den Freunden und Vertretern derselben lästig und unerfreulich sind. Aus dem festen Glauben, daß die Ungunst, welche die deutschen gelehrten BildungsAnstalten und ihre Lehrer neulich erfahren haben, nicht nur nicht von Dauer seyn werde, sondern sich schon jetzt wieder in Gunst und Wohlwollen verkehrt habe, erwächst mir zugleich die Hoffnung, daß Ew. Hochwohlgeboren Ihren früheren Entschluß, den Preussischen Staatsdienst zu verlassen, nicht weiter verfolgen, sondern [4] vielmehr auf die oben angedeutete Weise den Herrn von Altenstein in den Stand setzen werden, dem Staate einen Mann zu erhalten, um dessen Besitz er mit Grund beneidet wird.
Bei dieser Veranlassung ist es mir eine heilige Pflicht, Ew. Hochwohlgebornen meinen tief gefühlten Dank für die vielfachen Belehrungen zu bezeigen, welche ich aus Ihren Schriften, die auf meine wissenschaftliche Bildung von einem entscheidenden Einflusse waren, im Laufe meines bisherigen Lebens geschöpft habe.
Genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichnetsten Verehrung, mit welcher ich bin und seyn werde
Ew. Hochwohlgebornen
dankbar gehorsamster
J. Schulze
Berlin
den 19ten Februar
1920
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