• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Bern · Place of Destination: Unknown · Date: 16.02.1812
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Bern
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 16.02.1812
  • Typ: Deutsche Übersetzung
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 290–291.
  • Incipit: „[Sonntag] Bern, den 16. Februar 1812.
    Liebe Freundin! Ich übertreibe nicht gern Neuigkeiten. Es ist gegen meinen Willen geschehen, daß ich [...]“
    Language
  • German
[Sonntag] Bern, den 16. Februar 1812.
Liebe Freundin! Ich übertreibe nicht gern Neuigkeiten. Es ist gegen meinen Willen geschehen, daß ich die Überstürzung, mit der die bayrischen Offiziere reisen mußten, ein wenig übertrieben habe. Die jungen Leute haben doch noch Zeit gefunden, einen Ball mitzumachen, der am Donnerstag gegeben wurde – allerdings sind sie dann am Freitagmorgen unmittelbar über Brück und Rheinheim gereist, wo man Postpferde vorfindet.
Hier wird behauptet, die bayrischen und württembergischen Truppen seien nicht dazu bestimmt, im Norden zu operieren, sondern sie würden nach Frankreich marschieren, um französische Regimenter zu ersetzen, die bis jetzt im Innern und an der Küste Dienst getan haben.
Ein Herr, der gewöhnlich gut orientiert ist, sagte mir, die Feindseligkeiten hätten im Norden schon begonnen –, aber da er zugab, daß er die Quelle dieser Nachricht nicht ganz genau festgestellt habe, so gebe ich Ihnen dieses nur als unbestimmtes Gerücht, über das man bald Klarheit haben wird.
Man rät hier herum, ob der Kaiser in Person den Krieg gegen Rußland leiten wird – der große Mann müßte sich vervielfachen, um überall seine Erfolge zu sichern. Man weiß aber nicht, welcher General an seiner Stelle das Kommando erhalten könnte. Auf der anderen Seite müssen natürlich die spanischen Angelegenheiten, falls er sich so weit hinwegbegibt, während seiner Abwesenheit etwas zurückgestellt werden; man sieht noch nicht klar, ob die Einnahme von Valencia die großen Erfolge hatte, die man sich ihr versprechen durfte. Von portugiesischer Seite wird durch Privatbriefe gemeldet, daß das Hauptquartier sich in Valladolid befindet.
In Wien scheint noch niemand an den Krieg zu denken. Als einzige Vorsichtsmaßnahme hat man in Galizien eine Absperrungslinie gezogen. Ein Sohn Herrn von Mulinens, der mehrere Monate mit Herrn Aloys Reding in Wien zusammen war, kam vor acht Tagen von dort zurück: er spricht sich sehr lobend darüber aus, wie freundlich man ihn dort empfangen hat.
Tieck ist immer noch bei mir. Er muß nach Unterwalden wegen seiner Nachforschungen über das Bild des Nikolaus von der Flüe. Von dort denkt er, über den Sankt Gotthard zu Fuß zu wandern. Es gehört wirklich Mut dazu, diese Reise in der jetzigen Jahreszeit zu machen, da zur Zeit des Tauwetters die Lawinengefahr besonders groß ist. Seit einigen Tagen haben wir hier Regen, und der Schnee ist schon zu einem großen Teil verschwunden.
Ich freue mich sehr darauf, liebe Freundin, Sie in Ihrem Schloß wiederzusehen und hoffe, daß das Wetter unsern Landaufenthalt begünstigen wird.
[Sonntag] Bern, den 16. Februar 1812.
Liebe Freundin! Ich übertreibe nicht gern Neuigkeiten. Es ist gegen meinen Willen geschehen, daß ich die Überstürzung, mit der die bayrischen Offiziere reisen mußten, ein wenig übertrieben habe. Die jungen Leute haben doch noch Zeit gefunden, einen Ball mitzumachen, der am Donnerstag gegeben wurde – allerdings sind sie dann am Freitagmorgen unmittelbar über Brück und Rheinheim gereist, wo man Postpferde vorfindet.
Hier wird behauptet, die bayrischen und württembergischen Truppen seien nicht dazu bestimmt, im Norden zu operieren, sondern sie würden nach Frankreich marschieren, um französische Regimenter zu ersetzen, die bis jetzt im Innern und an der Küste Dienst getan haben.
Ein Herr, der gewöhnlich gut orientiert ist, sagte mir, die Feindseligkeiten hätten im Norden schon begonnen –, aber da er zugab, daß er die Quelle dieser Nachricht nicht ganz genau festgestellt habe, so gebe ich Ihnen dieses nur als unbestimmtes Gerücht, über das man bald Klarheit haben wird.
Man rät hier herum, ob der Kaiser in Person den Krieg gegen Rußland leiten wird – der große Mann müßte sich vervielfachen, um überall seine Erfolge zu sichern. Man weiß aber nicht, welcher General an seiner Stelle das Kommando erhalten könnte. Auf der anderen Seite müssen natürlich die spanischen Angelegenheiten, falls er sich so weit hinwegbegibt, während seiner Abwesenheit etwas zurückgestellt werden; man sieht noch nicht klar, ob die Einnahme von Valencia die großen Erfolge hatte, die man sich ihr versprechen durfte. Von portugiesischer Seite wird durch Privatbriefe gemeldet, daß das Hauptquartier sich in Valladolid befindet.
In Wien scheint noch niemand an den Krieg zu denken. Als einzige Vorsichtsmaßnahme hat man in Galizien eine Absperrungslinie gezogen. Ein Sohn Herrn von Mulinens, der mehrere Monate mit Herrn Aloys Reding in Wien zusammen war, kam vor acht Tagen von dort zurück: er spricht sich sehr lobend darüber aus, wie freundlich man ihn dort empfangen hat.
Tieck ist immer noch bei mir. Er muß nach Unterwalden wegen seiner Nachforschungen über das Bild des Nikolaus von der Flüe. Von dort denkt er, über den Sankt Gotthard zu Fuß zu wandern. Es gehört wirklich Mut dazu, diese Reise in der jetzigen Jahreszeit zu machen, da zur Zeit des Tauwetters die Lawinengefahr besonders groß ist. Seit einigen Tagen haben wir hier Regen, und der Schnee ist schon zu einem großen Teil verschwunden.
Ich freue mich sehr darauf, liebe Freundin, Sie in Ihrem Schloß wiederzusehen und hoffe, daß das Wetter unsern Landaufenthalt begünstigen wird.
· Original , 16.02.1812
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 363.
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