Erst vor wenigen Tagen erhielt ich mehrere Pakete zu gleicher Zeit. Ihre und Ihrer Mutter Briefe, die Sie vom 1. bis zum 12. August an mich gerichtet haben, sind in ganz kleinen Zwischenräumen angekommen. Diese Ungleichheit ist leicht aus der Länge unserer Verbindungslinien erklärlich. Aber, lieber August, sollte meinerseits einmal eine Pause eintreten, in der es aussieht, als ob ich schweige, so glauben Sie bitte, daß auf meiner Seite der gleiche Grund der Verzögerung vorliegt, und machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich habe seit den traurigen Briefen, auf die ich nun endlich Antwort habe, nicht aufgehört zu schreiben. Ihnen habe ich einen langen Bericht von meiner Reise nach Rostock geschickt. Durch den Maler Wallis habe ich dann noch die Säbel gesandt und am 21. August durch den Chevalier d’Yvernois alle Papiere, die ich gefunden habe. Schließlich habe ich noch in das Paket des Herrn von Rehausen einen Brief eingelegt und nur den letzten Kurier Herrn Thorntons versäumt, der Ihnen unsere Bulletins vom 28. und 30. übermittelt haben wird. An diesem Tage war ich zu verwirrt, ich kam von Potsdam, wohin ich geschickt war: das Hauptquartier wurde nach vorn verlegt, die ganze schwedische Armee zog durch Berlin und die Nachrichten jagten sich. Welcher Gegensatz! Ihre Briefe voller Trauer und diese aufgeregte, fröhliche Bewegung! Wenn ich daran denke, daß Ihr Bruder berufen war, daran teilzunehmen und einer der Tätigsten dabei zu sein!
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August Wilhelm von Schlegel to Auguste Louis de Staël-Holstein
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Place of Dispatch: Treuenbrietzen GND · Place of Destination: Unknown · Date: 02.09.1813
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Metadata Concerning Header
- Sender: August Wilhelm von Schlegel
- Recipient: Auguste Louis de Staël-Holstein
- Place of Dispatch: Treuenbrietzen GND
- Place of Destination: Unknown
- Date: 02.09.1813
- Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
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Printed Text
- Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 372.
- Incipit: „[An August von Staël] Treuenbrietzen, den 2. Sept[ember] 1813
Erst vor wenigen Tagen erhielt ich mehrere Pakete zu gleicher Zeit. Ihre [...]“
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Language
- German
[An August von Staël] Treuenbrietzen, den 2. Sept[ember] 1813
Erst vor wenigen Tagen erhielt ich mehrere Pakete zu gleicher Zeit. Ihre und Ihrer Mutter Briefe, die Sie vom 1. bis zum 12. August an mich gerichtet haben, sind in ganz kleinen Zwischenräumen angekommen. Diese Ungleichheit ist leicht aus der Länge unserer Verbindungslinien erklärlich. Aber, lieber August, sollte meinerseits einmal eine Pause eintreten, in der es aussieht, als ob ich schweige, so glauben Sie bitte, daß auf meiner Seite der gleiche Grund der Verzögerung vorliegt, und machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich habe seit den traurigen Briefen, auf die ich nun endlich Antwort habe, nicht aufgehört zu schreiben. Ihnen habe ich einen langen Bericht von meiner Reise nach Rostock geschickt. Durch den Maler Wallis habe ich dann noch die Säbel gesandt und am 21. August durch den Chevalier d’Yvernois alle Papiere, die ich gefunden habe. Schließlich habe ich noch in das Paket des Herrn von Rehausen einen Brief eingelegt und nur den letzten Kurier Herrn Thorntons versäumt, der Ihnen unsere Bulletins vom 28. und 30. übermittelt haben wird. An diesem Tage war ich zu verwirrt, ich kam von Potsdam, wohin ich geschickt war: das Hauptquartier wurde nach vorn verlegt, die ganze schwedische Armee zog durch Berlin und die Nachrichten jagten sich. Welcher Gegensatz! Ihre Briefe voller Trauer und diese aufgeregte, fröhliche Bewegung! Wenn ich daran denke, daß Ihr Bruder berufen war, daran teilzunehmen und einer der Tätigsten dabei zu sein!
Erst vor wenigen Tagen erhielt ich mehrere Pakete zu gleicher Zeit. Ihre und Ihrer Mutter Briefe, die Sie vom 1. bis zum 12. August an mich gerichtet haben, sind in ganz kleinen Zwischenräumen angekommen. Diese Ungleichheit ist leicht aus der Länge unserer Verbindungslinien erklärlich. Aber, lieber August, sollte meinerseits einmal eine Pause eintreten, in der es aussieht, als ob ich schweige, so glauben Sie bitte, daß auf meiner Seite der gleiche Grund der Verzögerung vorliegt, und machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich habe seit den traurigen Briefen, auf die ich nun endlich Antwort habe, nicht aufgehört zu schreiben. Ihnen habe ich einen langen Bericht von meiner Reise nach Rostock geschickt. Durch den Maler Wallis habe ich dann noch die Säbel gesandt und am 21. August durch den Chevalier d’Yvernois alle Papiere, die ich gefunden habe. Schließlich habe ich noch in das Paket des Herrn von Rehausen einen Brief eingelegt und nur den letzten Kurier Herrn Thorntons versäumt, der Ihnen unsere Bulletins vom 28. und 30. übermittelt haben wird. An diesem Tage war ich zu verwirrt, ich kam von Potsdam, wohin ich geschickt war: das Hauptquartier wurde nach vorn verlegt, die ganze schwedische Armee zog durch Berlin und die Nachrichten jagten sich. Welcher Gegensatz! Ihre Briefe voller Trauer und diese aufgeregte, fröhliche Bewegung! Wenn ich daran denke, daß Ihr Bruder berufen war, daran teilzunehmen und einer der Tätigsten dabei zu sein!