• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Mühlhausen/Thüringen , Heilbad Heiligenstadt · Place of Destination: Unknown · Date: 29.10.1813 bis 01.11.1813
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Mühlhausen/Thüringen , Heilbad Heiligenstadt
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 29.10.1813 bis 01.11.1813
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 380–385.
  • Incipit: „Mülhausen, den 29. Oktober [18]13.
    Liebe Freundin! Ich schicke Ihnen Bruchstücke von angefangenen Briefen, damit Sie sehen, daß ich immer an [...]“
    Language
  • German
Mülhausen, den 29. Oktober [18]13.
Liebe Freundin! Ich schicke Ihnen Bruchstücke von angefangenen Briefen, damit Sie sehen, daß ich immer an Sie gedacht habe. Ich habe seitdem an August und an Sie aus Leipzig einen kurzen Brief geschrieben. Die Dinge treiben rüstig vorwärts. Der Kronprinz sagte mir gestern in einem vorwurfsvollen Ton: ›Ich habe Sie ja eine Ewigkeit nicht gesehen.‹ ›Hoheit‹, erwiderte ich ihm, ›Sie rücken so geschwind vor, daß, wenn man einmal hinten geblieben ist, man die größte Mühe hat, das Hauptquartier wieder zu erreichen.‹ Ich war tatsächlich mit Herrn von Wetterstedt einen Tag länger in Leipzig geblieben, um den Druck des großen Bulletins zu besorgen, das ich Ihnen gesandt habe. Wir mußten mit denselben Pferden drei bis vier Meilen täglich auf fürchterlichen Wegen und oft von ungeheuren Troßzügen aufgehalten zurücklegen. Jetzt haben wir hier einen Augenblick Ruhe. Wir bleiben zwei ganze Tage in dieser guten Stadt, aber der Kronprinz reist heute ab. In drei oder vier Tagen sind wir voraussichtlich in Kassel. Welche Freude, Deutschland so mit einer siegreichen Armee zu durchziehen! Die Freude der Einwohner ist überall, wohin wir kommen, namentlich aber im Königreich Westfalen, garnicht zu beschreiben. Alle Glöckner sind kreuzlahm: sie läuten die Glocken schon drei Stunden vor des Kronprinzen Ankunft; kaum sehen sie eine Abteilung Reiterei von einem Turm aus, sofort lassen sie Glockas nostras, nostra tintin ertönen. In Sondershausen war die ganze Bevölkerung auf den Straßen, und Hurras ohne Ende wurden ausgebracht, als der Kronprinz zum Schloß ritt. Wir probieren nacheinander die sämtlichen Küchen des Rheinbundes; die von Dessau, von Bernburg und Sondershausen. Die des Königs von Sachsen in Leipzig war völlig aufgelöst und arbeitete nur mit kleiner Besetzung für die königliche Familie. Indessen, ich erhielt bei meinem Schwager eine Portion davon, es hatte einen gewissen Geschmack von einem ›Königreichsragout‹. Die Küche des Königs von Westfalen, die eine der besten von Paris sein muß, wird, fürchte ich, mit ihm die Flucht ergriffen haben. Wahrscheinlich war alles schon durcheinander, als Tschernitschew den König zugleich aus dem Bett und vom Thron jagte, d. h. als er das Schloß seinen braven Kosaken überließ und sich selber der Favoritin bemächtigte. Jetzt hat er sich zum Generalquartiermeister Kais[er] Napoleons gemacht; er überholt ihn überall, brennt die Brücken ab und berichtet, er hoffe, dies bis nach Frankfurt am Main fortsetzen zu können. Napoleon hat seinen Rückzug aus Leipzig ungefähr am Jahrestag des Rückzuges von Moskau begonnen. Es wird genau die gleiche Katastrophe für ihn werden. Diesmal wird er aber nicht die Jahreszeit dafür verantwortlich machen können. Er kann sein Heer nicht verlassen, weil seine Nachhut dauernd bedrängt ist, und wird in einem jämmerlichen Zustand in Frankreich ankommen.
In Halle war die Freude über die Befreiung ebenfalls sehr groß. Rührend war es, die leichtverwundeten preußischen Soldaten, die noch marschieren konnten, ankommen zu sehen. Kleine Jungen liefen herbei, um ihnen die Gewehre zu tragen und sie zu stützen. Das Hauptqu[artier] befand sich nicht in Halle, aber ich blieb mit Herrn von Wetterstedt vom 16.–18. Oktober dort. Als am Abend des letzten Tages der Sieg schon auf allen Seiten entschieden war, wurde in dieser guten Stadt ein falscher Alarm geschlagen, der mich eine schlaflose Nacht kostete. Sie hatten große Angst, die Franzosen könnten zurückkehren, weil Bonap[arte] ihnen besonderen Haß geschworen hatte. Während des Waffenstillstandes hielt er auf seiner Fahrt nach Magdeburg den Magistratsvertretern und Professoren eine Rede, die mit den Worten begann: ›Ihr seid alle Schufte, ich sollte euch alle hängen lassen!‹ Dann folgte ein Haufen von gemeinen Schimpfwörtern, die man nicht wiederholen kann. Gegen diesen Tyrannen war Caligula fein und Caracalla gebildet, garnicht zu sprechen von Nero, der der Gipfel der Eleganz in diesem Tyrannengenre war. Man kann sie nicht in einem Atem nennen.
Liebe Freundin! Sie dürfen mich nicht tadeln, wenn ich dieses gute, anständige Deutschland liebe. Zunächst sehen Sie, wie herrlich es sich bewährt, dann werde ich auch privatim überall gern willkommen geheißen. In Halle gehe ich in das Quartierbüro, um um einen Quartierschein zu bitten. Da sagt man mir: ›Sie haben keinen Schein nötig, der und der Professor hat ausdrücklich darum gebeten, Sie aufnehmen zu dürfen.‹ Ich ging dorthin, und das war ein Empfang! Und jeden Augenblick hörte ich: ›Die Ehre und das Glück, einen solchen Mann bewirten zu dürfen!‹ Ich mußte mich davor hüten, irgendeinen Wunsch nach etwas zu äußern, weil sie sich sofort darum rissen, ihn mir zu erfüllen. Hier bin ich in derselben Weise bei dem Rektor der Schule untergebracht.
In Leipzig war ich nur kurze Zeit und war sehr froh, als ich diesen trostlosen Ort verlassen konnte. Die vordem so wohlhabende, volkreiche Stadt, deren Umgebung so gepflegt und schmuck angelegt war, wies in diesem Augenblick nur einen Wirrwarr von allen möglichen Gegenständen auf. Am 19. Oktober um 10 Uhr hatte Napoleon die Stadt verlassen, und um 12 Uhr zogen die Unsrigen ein. Am 20. Oktober, um die gleiche Zeit, kam ich zu Pferd aus der Richtung von Landsberg an. Obwohl ich nicht von der Seite kam, wo die Hauptkämpfe stattgefunden hatten, waren die Felder mit Toten und Sterbenden besät. Einige Verwundete hatten sich in die Gräben, die Chausseen entlang, geschleppt; man hörte das Röcheln ihrer brechenden Stimmen. Mitten unter diesen Gruppen irrten Kosaken über das Land hin, um noch einige Beute zu finden. In der Stadt selbst, hinter dem Tore der Vorstadt, lagen Leichen über Leichen. Die sonst so entzückende Promenade zwischen Stadt und Vorstadt war noch zwei Tage später mit Pferdekadavern, mit Kleiderfetzen, Tschakos, zerbrochenen Gewehren übersät. Dazu kamen noch – stellen Sie sich das vor –: 23 bis 30000 (wer gäbe sich die Mühe, sie zu zählen) Verwundete, die der Feind in den Hospitälern zurückgelassen hatte. Sofern sie nicht an einer Krankheit sterben, müssen sie elend verhungern; das Land ist ausgesogen, wie soll man sie ernähren? – Die, die noch gehen konnten, schleppten sich auf Krücken durch die Straßen. Ich selber sah, wie manche nach Nahrung in Schmutzhaufen suchten. Gegenüber von Herrn von Wetterstedt war ein Hospital. Ein Mann starb am Tor. Halbnackt lag er mehrere Stunden da. Am Abend verschwand das alles in dunkeln Schlupfwinkeln, wo sie übereinander lagen, und man konnte nicht ausgehen, ohne gegen einen Toten zu stoßen; dabei hörte man, durch dicke Mauern hindurch Stöhnen. Bei soviel Unglück versagt das Mitleid – – es ist, als sollte man ein Meer austrinken. – Und nun daneben die lebhafte, frohe Stimmung der Sieger. Leipzig scheint die ganze Welt zu beherbergen. Zu gleicher Zeit waren die beiden echten Kaiser da, dazu der König von Preußen mit seinem ältesten Sohn, der Kronprinz von Schweden, der gefangene König von Sachsen und soundso viele Staatsminister, Generäle, Truppen aller Nationen, überall Offiziere, die durch die Straßen galoppierten, dazu die Militärmusik und die Fanfaren. Löwenhjelm äußerte, Leipzig sei ein Wilna im kleinen, und sicher war der Rückzug von dort wie ein zweiter Übergang über die Beresina. Ich war bei Herrn von Metternich und dem Großkanzler von Hardenberg. Beide haben mich sehr liebenswürdig aufgenommen. Auch Humboldt habe ich getroffen. Wir kamen gleich in ein Gespräch über Sie. Karl Löwenhjelm und Herr Brandel haben mir viele Grüße aufgetragen. Stein habe ich nicht finden können, obwohl er da war.
Heiligenstadt, den 31. Oktober [1813]
Sagen Sie doch Herrn de la Maisonfort, daß sein Sohn und Löchner sich bei der Einnahme Leipzigs sehr ausgezeichnet haben. Sie haben sich des Grimmaischen Tores an der Spitze einiger preußischer Truppen bemächtigt und sind unter einem Hagel von Kugeln in die Vorstadt eingedrungen. Dort wurde der tapfere Major Döbeln getötet, als er in der Straße eine Kanone richtete. Ich hätte es sehr gern gesehen, ihr Name wäre in das Bulletin hineingekommen, aber ich konnte das nicht durchsetzen. Ich fand in dem Bericht des russischen G[enerals] den Namen Crassowski, und mußte ihn hineinsetzen, obwohl ich wußte, daß sie die Heldentat vollbracht hatten. Diese Unterlassung wird aber wiedergutgemacht werden. Sie erhalten den Schwertorden und werden durch einen Brief des Kr[on]pr[inzen] an ihren General dem Kais[er] von Rußland empfohlen.
Das Wiedersehen zwischen dem Kr[on]pr[inzen] und Neipperg war wirklich wie im Roman. Der erste wußte noch nicht, daß das Korps Bubna seinen linken Flügel erreicht hatte, als Neipperg in gestrecktem Galopp dort ankam und den Prinzen auf diesem ruhmvollen Schlachtfeld begrüßte. Der Prinz erkannte ihn schon von weitem. Sie können sich ihre beiderseitige Freude vorstellen. Ich habe Neipperg nicht mehr gesehen: er ist mit seinem Korps weiter vormarschiert.
Ihren Brief vom 25. mit der Abschrift des Moreauschen Briefes habe ich vor einigen Tagen erhalten und habe Ihre Bestellungen dem Pr[inzen] ausgerichtet, der sie sehr freundlich aufnahm. Nur die Mahnungen, er solle sich nicht allzu sehr der Gefahr aussetzen, machen keinen Eindruck auf ihn. Sie wissen, daß das eine Pferd von Suchtelen getötet ist; der Bursche eines preußischen Offiziers wurde zehn Schritt von seinem Herrn verwundet.
Den 1. Nov[ember 1813]
Ich dachte, ich könnte Ihnen noch unendlich viele Dinge erzählen, aber ich muß schließen. Wir sind in diesem Augenblick dabei, nach Göttingen aufzubrechen, und die schwedische Post wird noch von hier abgesandt. Zunächst möchte ich Ihnen von Geschäften schreiben: den Hamburger Gläubiger Alberts habe ich noch nicht bezahlt, auch noch nicht den Auftrag dazu gegeben. Ich werde ihn auf Ihre Entscheidung verweisen und ihm anheimstellen, sich an Arfwedson zu wenden. Als ich in Leipzig war und nicht wußte, wann sich wieder Gelegenheit bieten würde, habe ich von meinem Kreditbrief Gebrauch gemacht und ihn bis aufs letzte abgehoben. Es sind noch ungefähr 50 Louisdor übrig. Ich freue mich, daß Sie meine Anordnungen in dem Brief vom 25. Sept[ember] billigen. Ich hatte folgende Gründe: 1.) Ich konnte die Friedrichsdors noch nicht wiederbekommen, die ein schwedischer Offizier für Alberts Wechsel schuldet, und ich wollte zwei Gläubiger aus dem Gefolge des Prinzen [Namen unleserlich] nicht warten lassen, auch nicht den Zahnarzt Dubost, deren Rechnungen zusammen 21 Friedrichsdor ausmachen. 2.) Ich habe mir endlich auch ein Sattelpferd gekauft, das war dringend nötig. Hätte ich mich zwei Monate vorher dazu entschlossen, so hätte ich viel mehr gesehen und hätte den Feldzug mit größerer Freude mitgemacht. Jeder sitzt zu Pferde, Herr Thornton seit langem, Herr Wirsin und auch Herr von Wetterstedt. Im übrigen nehme ich Ihr liebenswürdiges Anerbieten eines neuen Kredits nicht an. Ich habe viel Geld, wie man es im Kriege haben muß, und der Pr[inz] hat mir mehr als dreimal gesagt, ich sollte mir soviel Geld auszahlen lassen, wie ich wollte. Aber ich habe meine Gründe, damit zurückzuhalten. Ich schulde Ihnen ungefähr 100 Louisdor; mit der anderen Hälfte des Kreditbriefes habe ich Alberts Schulden bezahlt.
Gestern kam [Charles de] Villers zu mir; er ist jetzt ein wütender Deutscher, ich bin gegen ihn ganz zahm. Stellen Sie sich vor, Herr [Benjamin] Constant hat sich durch seine Pute von Frau dazu bewegen lassen, nach Braunschweig zu gehen, und so ist er nun im interessanten gegenwärtigen Augenblick nicht in Göttingen. Heute werde ich auch meinen älteren Bruder wiedersehen, der ein ebenso guter Patriot ist wie ich. Von meiner Schwester habe ich noch keine Nachricht. Sie muß schwere Tage in Dresden hinter sich haben, besonders da sie dort ein Haus besitzt. Mein Schwager ist ein so glühender Parteigänger der guten Sache, daß er wegen seines eigenen Schicksals resigniert, das doch ganz von dem des Königs von Sachsen abhängt. Friedrich ist in Wien geblieben, aber er hat viel zu tun. Er hat für den Minister mehrere Denkschriften über die deutschen Angelegenheiten verfaßt, wie dieser mir selbst gesagt hat.
Endlich hat Bonaparte sein Schweigen über unsern Prinzen gebrochen. Er fing an mit den gemeinsten Beschimpfungen in der Leipziger Zeitung vom 5. Oktober – ich weiß nicht, ob Sie den Artikel gelesen haben – ich bin darin zweifellos mit allen Ehren genannt, befinde mich aber in schlechter Gesellschaft mit Kotzebue, Sarrazin und Goldsmith. Ich habe in französischer Sprache eine Antwort geschrieben, die gerade in Leipzig gedruckt wird. Sie sollen sie sobald wie möglich erhalten; sie ist so abgefaßt, um in Frankreich verbreitet zu werden. Die Dänen schreiben weiter gegen mich, in Prosa und in Versen, in deutsch, dänisch und französisch.
Ich habe jetzt den Auftrag, die von Tschernitschew und unsern anderen Verbündeten abgefangenen Briefe und andere Stücke drucken zu lassen, denn abgesehen davon, daß sich dieser Teufelskerl von Tschernitschew zum Generalquartiermeister Bonapartes gemacht hat, hat er auch noch die Funktion eines Archivars bei ihm übernommen. Das ist eine hochinteressante Sache, und wenn ich diesen Sack voll von Schriftstücken in England hätte, würde er mir 500 Pfund Sterling einbringen. Alle Geheimnisse der Polizei stecken darin. Ich hoffe, man wird mir Spielraum lassen. In diesem Schatz befindet sich ein langer Brief der Kaiserin an ihren Mann – er ist natürlich von der Veröffentlichung ausgeschlossen, aber recht eigentlich dazu angetan, das Interesse für diese Frau und ihr Söhnchen von Rom zu erwecken, abgesehen von ihrer Zärtlichkeit für das Ungeheuer. Dieser Brief ist zu mindest echt weiblich, meinte Herr Thornton.
Ich habe hier einen sehr geistvollen Brief von August vom 5. Oktober erhalten. Aber ich bin nicht imstande, jetzt darauf zu antworten. Ihnen möchte ich nur sagen, ich bin froh, daß er in seinen persönlichen Wünschen hin und her schwankt. Ich hätte Sie nicht während des ganzen Winters allein wissen mögen. Wenn aber Aug[ust] nach drei Wochen Aufenthalt im Hauptqu[artier] nach England hätte zurückkehren wollen, so wäre das eine verrückte Idee gewesen. Ich habe ihm alle Gründe geschrieben, die dagegen sprechen; hätte er selbst in kürzester Frist einen zusagenden Bescheid bekommen, so hätte er doch immer erst nach der Schlacht bei Leipzig hier ankommen können. Jetzt darf man wohl kaum mehr darauf hoffen, großen Ereignissen in diesem Feldzugsjahr beizuwohnen – dazu liegt kein Anlaß vor: um aber aus der Nähe zuzusehen, wie ein Kaiser ausreißt, dazu müßte man ein Kosak sein. Außerdem aber wäre es ärgerlich gewesen, eine beschwerlich lange Seefahrt zu machen, wo doch die unmittelbaren Verbindungen zwischen uns und England in etwa vierzehn Tagen wieder eröffnet werden. Stellen Sie sich vor, noch in Köthen fürchteten wir einen Augenblick, unsere Verbindung mit Schweden könnte für einige Zeit unterbrochen werden. Noch viele andere Gründe wäre es mir ein Leichtes anzugeben und Sie zu überzeugen, daß August gut daran getan hat, seinen Plan nicht auszuführen. Übrigens: wer weiß, wann sich wieder einmal Gelegenheit dazu bietet, einen Winter in England zuzubringen.
Und die liebe Albertine hat die Masern! Das arme Kind! Ich hoffe, Sie werden mir bald schreiben, daß sie ganz wiederhergestellt ist. Ich habe es solange hingezogen, ihr zu schreiben, daß ich jetzt keinen anständigen Brief mehr zusammenbringe, um mich zu entschuldigen. Auch Herrn Rocca bin ich noch eine Antwort schuldig.
Liebe Freundin! Für mein ganzes Leben bin ich Ihr ergebener Freund. Alles, was ich sehe und erlebe, werden wir an unseren Abenden durchsprechen. Aber ich hoffe, künftig wird die Welt so neu geordnet werden, daß Sie Ihren Aufenthaltsort dort wählen können, wo Sie wollen, und daß Sie dann mich langweiligen Kerl nicht mehr nötig haben.
Tausend Grüße!
Mülhausen, den 29. Oktober [18]13.
Liebe Freundin! Ich schicke Ihnen Bruchstücke von angefangenen Briefen, damit Sie sehen, daß ich immer an Sie gedacht habe. Ich habe seitdem an August und an Sie aus Leipzig einen kurzen Brief geschrieben. Die Dinge treiben rüstig vorwärts. Der Kronprinz sagte mir gestern in einem vorwurfsvollen Ton: ›Ich habe Sie ja eine Ewigkeit nicht gesehen.‹ ›Hoheit‹, erwiderte ich ihm, ›Sie rücken so geschwind vor, daß, wenn man einmal hinten geblieben ist, man die größte Mühe hat, das Hauptquartier wieder zu erreichen.‹ Ich war tatsächlich mit Herrn von Wetterstedt einen Tag länger in Leipzig geblieben, um den Druck des großen Bulletins zu besorgen, das ich Ihnen gesandt habe. Wir mußten mit denselben Pferden drei bis vier Meilen täglich auf fürchterlichen Wegen und oft von ungeheuren Troßzügen aufgehalten zurücklegen. Jetzt haben wir hier einen Augenblick Ruhe. Wir bleiben zwei ganze Tage in dieser guten Stadt, aber der Kronprinz reist heute ab. In drei oder vier Tagen sind wir voraussichtlich in Kassel. Welche Freude, Deutschland so mit einer siegreichen Armee zu durchziehen! Die Freude der Einwohner ist überall, wohin wir kommen, namentlich aber im Königreich Westfalen, garnicht zu beschreiben. Alle Glöckner sind kreuzlahm: sie läuten die Glocken schon drei Stunden vor des Kronprinzen Ankunft; kaum sehen sie eine Abteilung Reiterei von einem Turm aus, sofort lassen sie Glockas nostras, nostra tintin ertönen. In Sondershausen war die ganze Bevölkerung auf den Straßen, und Hurras ohne Ende wurden ausgebracht, als der Kronprinz zum Schloß ritt. Wir probieren nacheinander die sämtlichen Küchen des Rheinbundes; die von Dessau, von Bernburg und Sondershausen. Die des Königs von Sachsen in Leipzig war völlig aufgelöst und arbeitete nur mit kleiner Besetzung für die königliche Familie. Indessen, ich erhielt bei meinem Schwager eine Portion davon, es hatte einen gewissen Geschmack von einem ›Königreichsragout‹. Die Küche des Königs von Westfalen, die eine der besten von Paris sein muß, wird, fürchte ich, mit ihm die Flucht ergriffen haben. Wahrscheinlich war alles schon durcheinander, als Tschernitschew den König zugleich aus dem Bett und vom Thron jagte, d. h. als er das Schloß seinen braven Kosaken überließ und sich selber der Favoritin bemächtigte. Jetzt hat er sich zum Generalquartiermeister Kais[er] Napoleons gemacht; er überholt ihn überall, brennt die Brücken ab und berichtet, er hoffe, dies bis nach Frankfurt am Main fortsetzen zu können. Napoleon hat seinen Rückzug aus Leipzig ungefähr am Jahrestag des Rückzuges von Moskau begonnen. Es wird genau die gleiche Katastrophe für ihn werden. Diesmal wird er aber nicht die Jahreszeit dafür verantwortlich machen können. Er kann sein Heer nicht verlassen, weil seine Nachhut dauernd bedrängt ist, und wird in einem jämmerlichen Zustand in Frankreich ankommen.
In Halle war die Freude über die Befreiung ebenfalls sehr groß. Rührend war es, die leichtverwundeten preußischen Soldaten, die noch marschieren konnten, ankommen zu sehen. Kleine Jungen liefen herbei, um ihnen die Gewehre zu tragen und sie zu stützen. Das Hauptqu[artier] befand sich nicht in Halle, aber ich blieb mit Herrn von Wetterstedt vom 16.–18. Oktober dort. Als am Abend des letzten Tages der Sieg schon auf allen Seiten entschieden war, wurde in dieser guten Stadt ein falscher Alarm geschlagen, der mich eine schlaflose Nacht kostete. Sie hatten große Angst, die Franzosen könnten zurückkehren, weil Bonap[arte] ihnen besonderen Haß geschworen hatte. Während des Waffenstillstandes hielt er auf seiner Fahrt nach Magdeburg den Magistratsvertretern und Professoren eine Rede, die mit den Worten begann: ›Ihr seid alle Schufte, ich sollte euch alle hängen lassen!‹ Dann folgte ein Haufen von gemeinen Schimpfwörtern, die man nicht wiederholen kann. Gegen diesen Tyrannen war Caligula fein und Caracalla gebildet, garnicht zu sprechen von Nero, der der Gipfel der Eleganz in diesem Tyrannengenre war. Man kann sie nicht in einem Atem nennen.
Liebe Freundin! Sie dürfen mich nicht tadeln, wenn ich dieses gute, anständige Deutschland liebe. Zunächst sehen Sie, wie herrlich es sich bewährt, dann werde ich auch privatim überall gern willkommen geheißen. In Halle gehe ich in das Quartierbüro, um um einen Quartierschein zu bitten. Da sagt man mir: ›Sie haben keinen Schein nötig, der und der Professor hat ausdrücklich darum gebeten, Sie aufnehmen zu dürfen.‹ Ich ging dorthin, und das war ein Empfang! Und jeden Augenblick hörte ich: ›Die Ehre und das Glück, einen solchen Mann bewirten zu dürfen!‹ Ich mußte mich davor hüten, irgendeinen Wunsch nach etwas zu äußern, weil sie sich sofort darum rissen, ihn mir zu erfüllen. Hier bin ich in derselben Weise bei dem Rektor der Schule untergebracht.
In Leipzig war ich nur kurze Zeit und war sehr froh, als ich diesen trostlosen Ort verlassen konnte. Die vordem so wohlhabende, volkreiche Stadt, deren Umgebung so gepflegt und schmuck angelegt war, wies in diesem Augenblick nur einen Wirrwarr von allen möglichen Gegenständen auf. Am 19. Oktober um 10 Uhr hatte Napoleon die Stadt verlassen, und um 12 Uhr zogen die Unsrigen ein. Am 20. Oktober, um die gleiche Zeit, kam ich zu Pferd aus der Richtung von Landsberg an. Obwohl ich nicht von der Seite kam, wo die Hauptkämpfe stattgefunden hatten, waren die Felder mit Toten und Sterbenden besät. Einige Verwundete hatten sich in die Gräben, die Chausseen entlang, geschleppt; man hörte das Röcheln ihrer brechenden Stimmen. Mitten unter diesen Gruppen irrten Kosaken über das Land hin, um noch einige Beute zu finden. In der Stadt selbst, hinter dem Tore der Vorstadt, lagen Leichen über Leichen. Die sonst so entzückende Promenade zwischen Stadt und Vorstadt war noch zwei Tage später mit Pferdekadavern, mit Kleiderfetzen, Tschakos, zerbrochenen Gewehren übersät. Dazu kamen noch – stellen Sie sich das vor –: 23 bis 30000 (wer gäbe sich die Mühe, sie zu zählen) Verwundete, die der Feind in den Hospitälern zurückgelassen hatte. Sofern sie nicht an einer Krankheit sterben, müssen sie elend verhungern; das Land ist ausgesogen, wie soll man sie ernähren? – Die, die noch gehen konnten, schleppten sich auf Krücken durch die Straßen. Ich selber sah, wie manche nach Nahrung in Schmutzhaufen suchten. Gegenüber von Herrn von Wetterstedt war ein Hospital. Ein Mann starb am Tor. Halbnackt lag er mehrere Stunden da. Am Abend verschwand das alles in dunkeln Schlupfwinkeln, wo sie übereinander lagen, und man konnte nicht ausgehen, ohne gegen einen Toten zu stoßen; dabei hörte man, durch dicke Mauern hindurch Stöhnen. Bei soviel Unglück versagt das Mitleid – – es ist, als sollte man ein Meer austrinken. – Und nun daneben die lebhafte, frohe Stimmung der Sieger. Leipzig scheint die ganze Welt zu beherbergen. Zu gleicher Zeit waren die beiden echten Kaiser da, dazu der König von Preußen mit seinem ältesten Sohn, der Kronprinz von Schweden, der gefangene König von Sachsen und soundso viele Staatsminister, Generäle, Truppen aller Nationen, überall Offiziere, die durch die Straßen galoppierten, dazu die Militärmusik und die Fanfaren. Löwenhjelm äußerte, Leipzig sei ein Wilna im kleinen, und sicher war der Rückzug von dort wie ein zweiter Übergang über die Beresina. Ich war bei Herrn von Metternich und dem Großkanzler von Hardenberg. Beide haben mich sehr liebenswürdig aufgenommen. Auch Humboldt habe ich getroffen. Wir kamen gleich in ein Gespräch über Sie. Karl Löwenhjelm und Herr Brandel haben mir viele Grüße aufgetragen. Stein habe ich nicht finden können, obwohl er da war.
Heiligenstadt, den 31. Oktober [1813]
Sagen Sie doch Herrn de la Maisonfort, daß sein Sohn und Löchner sich bei der Einnahme Leipzigs sehr ausgezeichnet haben. Sie haben sich des Grimmaischen Tores an der Spitze einiger preußischer Truppen bemächtigt und sind unter einem Hagel von Kugeln in die Vorstadt eingedrungen. Dort wurde der tapfere Major Döbeln getötet, als er in der Straße eine Kanone richtete. Ich hätte es sehr gern gesehen, ihr Name wäre in das Bulletin hineingekommen, aber ich konnte das nicht durchsetzen. Ich fand in dem Bericht des russischen G[enerals] den Namen Crassowski, und mußte ihn hineinsetzen, obwohl ich wußte, daß sie die Heldentat vollbracht hatten. Diese Unterlassung wird aber wiedergutgemacht werden. Sie erhalten den Schwertorden und werden durch einen Brief des Kr[on]pr[inzen] an ihren General dem Kais[er] von Rußland empfohlen.
Das Wiedersehen zwischen dem Kr[on]pr[inzen] und Neipperg war wirklich wie im Roman. Der erste wußte noch nicht, daß das Korps Bubna seinen linken Flügel erreicht hatte, als Neipperg in gestrecktem Galopp dort ankam und den Prinzen auf diesem ruhmvollen Schlachtfeld begrüßte. Der Prinz erkannte ihn schon von weitem. Sie können sich ihre beiderseitige Freude vorstellen. Ich habe Neipperg nicht mehr gesehen: er ist mit seinem Korps weiter vormarschiert.
Ihren Brief vom 25. mit der Abschrift des Moreauschen Briefes habe ich vor einigen Tagen erhalten und habe Ihre Bestellungen dem Pr[inzen] ausgerichtet, der sie sehr freundlich aufnahm. Nur die Mahnungen, er solle sich nicht allzu sehr der Gefahr aussetzen, machen keinen Eindruck auf ihn. Sie wissen, daß das eine Pferd von Suchtelen getötet ist; der Bursche eines preußischen Offiziers wurde zehn Schritt von seinem Herrn verwundet.
Den 1. Nov[ember 1813]
Ich dachte, ich könnte Ihnen noch unendlich viele Dinge erzählen, aber ich muß schließen. Wir sind in diesem Augenblick dabei, nach Göttingen aufzubrechen, und die schwedische Post wird noch von hier abgesandt. Zunächst möchte ich Ihnen von Geschäften schreiben: den Hamburger Gläubiger Alberts habe ich noch nicht bezahlt, auch noch nicht den Auftrag dazu gegeben. Ich werde ihn auf Ihre Entscheidung verweisen und ihm anheimstellen, sich an Arfwedson zu wenden. Als ich in Leipzig war und nicht wußte, wann sich wieder Gelegenheit bieten würde, habe ich von meinem Kreditbrief Gebrauch gemacht und ihn bis aufs letzte abgehoben. Es sind noch ungefähr 50 Louisdor übrig. Ich freue mich, daß Sie meine Anordnungen in dem Brief vom 25. Sept[ember] billigen. Ich hatte folgende Gründe: 1.) Ich konnte die Friedrichsdors noch nicht wiederbekommen, die ein schwedischer Offizier für Alberts Wechsel schuldet, und ich wollte zwei Gläubiger aus dem Gefolge des Prinzen [Namen unleserlich] nicht warten lassen, auch nicht den Zahnarzt Dubost, deren Rechnungen zusammen 21 Friedrichsdor ausmachen. 2.) Ich habe mir endlich auch ein Sattelpferd gekauft, das war dringend nötig. Hätte ich mich zwei Monate vorher dazu entschlossen, so hätte ich viel mehr gesehen und hätte den Feldzug mit größerer Freude mitgemacht. Jeder sitzt zu Pferde, Herr Thornton seit langem, Herr Wirsin und auch Herr von Wetterstedt. Im übrigen nehme ich Ihr liebenswürdiges Anerbieten eines neuen Kredits nicht an. Ich habe viel Geld, wie man es im Kriege haben muß, und der Pr[inz] hat mir mehr als dreimal gesagt, ich sollte mir soviel Geld auszahlen lassen, wie ich wollte. Aber ich habe meine Gründe, damit zurückzuhalten. Ich schulde Ihnen ungefähr 100 Louisdor; mit der anderen Hälfte des Kreditbriefes habe ich Alberts Schulden bezahlt.
Gestern kam [Charles de] Villers zu mir; er ist jetzt ein wütender Deutscher, ich bin gegen ihn ganz zahm. Stellen Sie sich vor, Herr [Benjamin] Constant hat sich durch seine Pute von Frau dazu bewegen lassen, nach Braunschweig zu gehen, und so ist er nun im interessanten gegenwärtigen Augenblick nicht in Göttingen. Heute werde ich auch meinen älteren Bruder wiedersehen, der ein ebenso guter Patriot ist wie ich. Von meiner Schwester habe ich noch keine Nachricht. Sie muß schwere Tage in Dresden hinter sich haben, besonders da sie dort ein Haus besitzt. Mein Schwager ist ein so glühender Parteigänger der guten Sache, daß er wegen seines eigenen Schicksals resigniert, das doch ganz von dem des Königs von Sachsen abhängt. Friedrich ist in Wien geblieben, aber er hat viel zu tun. Er hat für den Minister mehrere Denkschriften über die deutschen Angelegenheiten verfaßt, wie dieser mir selbst gesagt hat.
Endlich hat Bonaparte sein Schweigen über unsern Prinzen gebrochen. Er fing an mit den gemeinsten Beschimpfungen in der Leipziger Zeitung vom 5. Oktober – ich weiß nicht, ob Sie den Artikel gelesen haben – ich bin darin zweifellos mit allen Ehren genannt, befinde mich aber in schlechter Gesellschaft mit Kotzebue, Sarrazin und Goldsmith. Ich habe in französischer Sprache eine Antwort geschrieben, die gerade in Leipzig gedruckt wird. Sie sollen sie sobald wie möglich erhalten; sie ist so abgefaßt, um in Frankreich verbreitet zu werden. Die Dänen schreiben weiter gegen mich, in Prosa und in Versen, in deutsch, dänisch und französisch.
Ich habe jetzt den Auftrag, die von Tschernitschew und unsern anderen Verbündeten abgefangenen Briefe und andere Stücke drucken zu lassen, denn abgesehen davon, daß sich dieser Teufelskerl von Tschernitschew zum Generalquartiermeister Bonapartes gemacht hat, hat er auch noch die Funktion eines Archivars bei ihm übernommen. Das ist eine hochinteressante Sache, und wenn ich diesen Sack voll von Schriftstücken in England hätte, würde er mir 500 Pfund Sterling einbringen. Alle Geheimnisse der Polizei stecken darin. Ich hoffe, man wird mir Spielraum lassen. In diesem Schatz befindet sich ein langer Brief der Kaiserin an ihren Mann – er ist natürlich von der Veröffentlichung ausgeschlossen, aber recht eigentlich dazu angetan, das Interesse für diese Frau und ihr Söhnchen von Rom zu erwecken, abgesehen von ihrer Zärtlichkeit für das Ungeheuer. Dieser Brief ist zu mindest echt weiblich, meinte Herr Thornton.
Ich habe hier einen sehr geistvollen Brief von August vom 5. Oktober erhalten. Aber ich bin nicht imstande, jetzt darauf zu antworten. Ihnen möchte ich nur sagen, ich bin froh, daß er in seinen persönlichen Wünschen hin und her schwankt. Ich hätte Sie nicht während des ganzen Winters allein wissen mögen. Wenn aber Aug[ust] nach drei Wochen Aufenthalt im Hauptqu[artier] nach England hätte zurückkehren wollen, so wäre das eine verrückte Idee gewesen. Ich habe ihm alle Gründe geschrieben, die dagegen sprechen; hätte er selbst in kürzester Frist einen zusagenden Bescheid bekommen, so hätte er doch immer erst nach der Schlacht bei Leipzig hier ankommen können. Jetzt darf man wohl kaum mehr darauf hoffen, großen Ereignissen in diesem Feldzugsjahr beizuwohnen – dazu liegt kein Anlaß vor: um aber aus der Nähe zuzusehen, wie ein Kaiser ausreißt, dazu müßte man ein Kosak sein. Außerdem aber wäre es ärgerlich gewesen, eine beschwerlich lange Seefahrt zu machen, wo doch die unmittelbaren Verbindungen zwischen uns und England in etwa vierzehn Tagen wieder eröffnet werden. Stellen Sie sich vor, noch in Köthen fürchteten wir einen Augenblick, unsere Verbindung mit Schweden könnte für einige Zeit unterbrochen werden. Noch viele andere Gründe wäre es mir ein Leichtes anzugeben und Sie zu überzeugen, daß August gut daran getan hat, seinen Plan nicht auszuführen. Übrigens: wer weiß, wann sich wieder einmal Gelegenheit dazu bietet, einen Winter in England zuzubringen.
Und die liebe Albertine hat die Masern! Das arme Kind! Ich hoffe, Sie werden mir bald schreiben, daß sie ganz wiederhergestellt ist. Ich habe es solange hingezogen, ihr zu schreiben, daß ich jetzt keinen anständigen Brief mehr zusammenbringe, um mich zu entschuldigen. Auch Herrn Rocca bin ich noch eine Antwort schuldig.
Liebe Freundin! Für mein ganzes Leben bin ich Ihr ergebener Freund. Alles, was ich sehe und erlebe, werden wir an unseren Abenden durchsprechen. Aber ich hoffe, künftig wird die Welt so neu geordnet werden, daß Sie Ihren Aufenthaltsort dort wählen können, wo Sie wollen, und daß Sie dann mich langweiligen Kerl nicht mehr nötig haben.
Tausend Grüße!
· Original , 29.10.1813
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 461‒466.
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