• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 28.04.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 28.04.1801
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 64‒66.
  • Incipit: „[1] B[erlin], den 28. April 1801
    Liebster Freund, ich danke dir sehr für die Nachricht von meiner Schwester Gesundheit, und bitte dich, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(12)
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 23,6 x 18,9 cm
    Language
  • German
[1] B[erlin], den 28. April 1801
Liebster Freund, ich danke dir sehr für die Nachricht von meiner Schwester Gesundheit, und bitte dich, ihr und den ihrigen meine herzlichste Freude und Glückwünsche auszudrücken.
Daß du nicht nach Jena gehst, ist sehr traurig. Alle werden sehr in ihrer Erwartung getäuscht seyn, Caroline, die jetzt wieder dort ist, Schelling und Friedrich. Schelling schreibt, er hoffe viel mit dir zu verkehren, und habe dir manches mitzutheilen, worüber er deine Meynung zu hören wünsche. – Noch übler ist es, daß deine Gesundheit der Grund deines aufgegebnen Planes ist. Ich beschwöre dich, pflege sie ja recht. Ich glaube, laue Bäder würden dir vor allem wohl thun, in Dresden ist dazu sehr reinliche und wohlfeile Anstalt.
Der Streit wegen des Logirens fällt jetzt von selbst weg; indessen, wenn du im Herbste hinkommst, dann werde ich ja vermuthlich dort seyn, und dann wäre es doch wohl natürlicher, daß du bey mir wohntest. Indessen will ich es deinem Gefühl überlassen, man kann niemanden mit Gewalt einladen.
Höre, das Partey nehmen ist gar nicht meine Sache, – ich bin für den allgemeinen Frieden, und suche ihn auf alle Weise zu bewerkstelligen. Schwerlich möchtest du aber die rechte Partey ergreifen, wenn du die von Fr[iedrich] gegen C[aroline] nimmst. Glaube mir, er hat sich in diese Sache auf eine auch mir zu nahe tretende Art indiscret eingemischt, und das zwar aus bloßer Empfindlichkeit, da er leider von diesen Kleinligkeiten nicht frey ist. Was von der V[eit] zu sagen ist, weißt du selbst so gut wie ich. Wenn ich nach Jena komme, muß von derley Parteywesen nicht weiter die Rede seyn, oder ich würde dann selbst gegen Fr[iedrich] Partey nehmen.
Nun von den Geschäften wegen des Almanachs. Über den Druck rede ausführlich mit Cotta; ich habe schriftlich bey ihm [2] angefragt, wo und wann ich die 60 Louisdʼor Grundhonorar in Empfang nehmen könnte, um die Beyträge der Freunde bald möglichst zu honoriren; denn ich habe vorausgesetzt, daß du mir mit dem Archivariat auch dieses Geschäft übertragen, da du nicht für dergleichen Besorgungen bist. Es versteht sich, daß wir den Betrag für die Beyträge, die nicht honorirt werden, unter uns theilen, so wie auch die 40 Louisdʼor, wenn wir sie nachgezahlt erhalten.
Von deiner großen Romanze habe ich eigenhändig eine saubre Abschrift gemacht, und das Original an Bernhardi gegeben, um es für dich abschreiben zu lassen oder dir zu schicken. Die paar Lesearten habe ich nach deiner Vorschrift verändert. Nur mit dem Wuste wußte ich nicht, wie du es haben wolltest. Die Zeilen heißen so: „Alles Glück der ganzen Erde Lag umher versteckt im Wuste.“
Von Friedrich habe ich eine Abschrift von Hardenbergs Gedicht an dich und eine Anzahl meist kleiner Sachen von ihm selbst erhalten, die zum Theil neu sind, außer denen uns schon vorher bestimmten. Fichte hat mir ein kleines Gedicht gezeigt, das er uns geben will, und giebt vielleicht noch mehres andre, doch vermuthlich ohne seinen Namen. – Röschlaub hat an Schelling einige Distichen auf Reinhold geschickt, wovon er erlaubt mit seinem Namen Gebrauch zu machen, welches schon der Merkwürdigkeit wegen etwas werth ist. Ich soll sie bald erhalten. – Schelling hat sich für seine Sachen die Chiffre Venturus gewählt, hat für jetzt noch nichts weiter zu geben. – Ich habe ein Sonett auf Buriʼs Bild der Tolstoi gemacht, und eine Romanze im Sinne. Sobald du von Leipzig zurück bist, will ich eine große Sendung an dich von allem hinzugekommenen besorgen. Ich bringe das Archiv in die schönste Ordnung.
Schick nun auch in des Teufels Namen die geistlichen Lieder von Hardenberg und den Camaldulenser. Ferner bitte ich dich, an Carl Hardenberg über seine Gedichte zu schreiben, die du in Händen haben mußt.
Das Bamberger Gesangbuch wird sich wohl bey Bernhardi finden. Ich habe von dir 1) Shakspeare Folio, 2) Shakspeare Johnson einen Band, 3) die Sprachlehre von Bernhardi, die aus Versehen hier geblieben, 4) den Tobias von Meyer. – In Jena ist noch dein Weckherlin. Wenn du von Leipzig zurückkommst, so nimm dich nur gleich recht zusammen, und mach fertig was du geben willst, damit der Druck zeitig anfangen kann. Lebe recht wohl, und grüße deine liebe Frau. Schreibe auch bald wieder.
Dein
A. W. Schl.
Meinen Handel mit Unger wirst du schon wissen, oder kannst ihn von Cotta oder Sander genau erfahren.
[1] B[erlin], den 28. April 1801
Liebster Freund, ich danke dir sehr für die Nachricht von meiner Schwester Gesundheit, und bitte dich, ihr und den ihrigen meine herzlichste Freude und Glückwünsche auszudrücken.
Daß du nicht nach Jena gehst, ist sehr traurig. Alle werden sehr in ihrer Erwartung getäuscht seyn, Caroline, die jetzt wieder dort ist, Schelling und Friedrich. Schelling schreibt, er hoffe viel mit dir zu verkehren, und habe dir manches mitzutheilen, worüber er deine Meynung zu hören wünsche. – Noch übler ist es, daß deine Gesundheit der Grund deines aufgegebnen Planes ist. Ich beschwöre dich, pflege sie ja recht. Ich glaube, laue Bäder würden dir vor allem wohl thun, in Dresden ist dazu sehr reinliche und wohlfeile Anstalt.
Der Streit wegen des Logirens fällt jetzt von selbst weg; indessen, wenn du im Herbste hinkommst, dann werde ich ja vermuthlich dort seyn, und dann wäre es doch wohl natürlicher, daß du bey mir wohntest. Indessen will ich es deinem Gefühl überlassen, man kann niemanden mit Gewalt einladen.
Höre, das Partey nehmen ist gar nicht meine Sache, – ich bin für den allgemeinen Frieden, und suche ihn auf alle Weise zu bewerkstelligen. Schwerlich möchtest du aber die rechte Partey ergreifen, wenn du die von Fr[iedrich] gegen C[aroline] nimmst. Glaube mir, er hat sich in diese Sache auf eine auch mir zu nahe tretende Art indiscret eingemischt, und das zwar aus bloßer Empfindlichkeit, da er leider von diesen Kleinligkeiten nicht frey ist. Was von der V[eit] zu sagen ist, weißt du selbst so gut wie ich. Wenn ich nach Jena komme, muß von derley Parteywesen nicht weiter die Rede seyn, oder ich würde dann selbst gegen Fr[iedrich] Partey nehmen.
Nun von den Geschäften wegen des Almanachs. Über den Druck rede ausführlich mit Cotta; ich habe schriftlich bey ihm [2] angefragt, wo und wann ich die 60 Louisdʼor Grundhonorar in Empfang nehmen könnte, um die Beyträge der Freunde bald möglichst zu honoriren; denn ich habe vorausgesetzt, daß du mir mit dem Archivariat auch dieses Geschäft übertragen, da du nicht für dergleichen Besorgungen bist. Es versteht sich, daß wir den Betrag für die Beyträge, die nicht honorirt werden, unter uns theilen, so wie auch die 40 Louisdʼor, wenn wir sie nachgezahlt erhalten.
Von deiner großen Romanze habe ich eigenhändig eine saubre Abschrift gemacht, und das Original an Bernhardi gegeben, um es für dich abschreiben zu lassen oder dir zu schicken. Die paar Lesearten habe ich nach deiner Vorschrift verändert. Nur mit dem Wuste wußte ich nicht, wie du es haben wolltest. Die Zeilen heißen so: „Alles Glück der ganzen Erde Lag umher versteckt im Wuste.“
Von Friedrich habe ich eine Abschrift von Hardenbergs Gedicht an dich und eine Anzahl meist kleiner Sachen von ihm selbst erhalten, die zum Theil neu sind, außer denen uns schon vorher bestimmten. Fichte hat mir ein kleines Gedicht gezeigt, das er uns geben will, und giebt vielleicht noch mehres andre, doch vermuthlich ohne seinen Namen. – Röschlaub hat an Schelling einige Distichen auf Reinhold geschickt, wovon er erlaubt mit seinem Namen Gebrauch zu machen, welches schon der Merkwürdigkeit wegen etwas werth ist. Ich soll sie bald erhalten. – Schelling hat sich für seine Sachen die Chiffre Venturus gewählt, hat für jetzt noch nichts weiter zu geben. – Ich habe ein Sonett auf Buriʼs Bild der Tolstoi gemacht, und eine Romanze im Sinne. Sobald du von Leipzig zurück bist, will ich eine große Sendung an dich von allem hinzugekommenen besorgen. Ich bringe das Archiv in die schönste Ordnung.
Schick nun auch in des Teufels Namen die geistlichen Lieder von Hardenberg und den Camaldulenser. Ferner bitte ich dich, an Carl Hardenberg über seine Gedichte zu schreiben, die du in Händen haben mußt.
Das Bamberger Gesangbuch wird sich wohl bey Bernhardi finden. Ich habe von dir 1) Shakspeare Folio, 2) Shakspeare Johnson einen Band, 3) die Sprachlehre von Bernhardi, die aus Versehen hier geblieben, 4) den Tobias von Meyer. – In Jena ist noch dein Weckherlin. Wenn du von Leipzig zurückkommst, so nimm dich nur gleich recht zusammen, und mach fertig was du geben willst, damit der Druck zeitig anfangen kann. Lebe recht wohl, und grüße deine liebe Frau. Schreibe auch bald wieder.
Dein
A. W. Schl.
Meinen Handel mit Unger wirst du schon wissen, oder kannst ihn von Cotta oder Sander genau erfahren.
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