• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: 27.05.1836
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 27.05.1836
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 208‒209.
  • Incipit: „[1] Bonn, den 27. Mai 1836
    Geliebtester Freund und Bruder,
    Gestern brachte mir Herr Löbell zu meiner großen Freude deinen Brief. Wir gingen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(79)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 20,8 x 12,9 cm
    Language
  • German
[1] Bonn, den 27. Mai 1836
Geliebtester Freund und Bruder,
Gestern brachte mir Herr Löbell zu meiner großen Freude deinen Brief. Wir gingen sogleich auf meine Bibliothek, um den fraglichen Theil der Schauspiele des Lope de Vega zu suchen; aber, o Jammer! es fand sich, daß es derselbe sey, den du schon doppelt hast. Barcelona 1630. 4. Parte veynte. La discreta vengança. Lo cierto por lo dudoso. Pobreza no es vileza. Arauco domado etc. etc. Aus Verdruß, dir nichts angenehmes schicken zu können, möchte ich dir nun dieses dritte Exemplar zu deinen zweien persönlich an den Kopf werfen, wozu du mir hoffentlich Gelegenheit schaffen wirst.
Mit den Blumensträußen ist es leider eben so. Ich habe nur ein einziges Exemplar auf Velin, nicht einmal ein gewöhnliches zum Behuf des Setzers, bei einem etwanigen neuen Druck. Ich begreife es aber nicht recht. Reimer lamentirte ja immer so, es habe wenig Absatz gefunden. Hat er etwa alles [2] zu Maculatur gemacht? Unser gemeinschaftlicher Musenalmanach ist eine große Seltenheit geworden: mein wieder ergattertes Exemplar halte ich unter Schloß und Riegel. Das Athenäum ist vergriffen, die Charakteristiken und Kritiken vergriffen, mein Calderon vergriffen. Auch meine französische Schrift über die Phädra des Racine ist, wie mich ein von Paris kommender Italiäner versichert, dort nicht aufzutreiben.
Wenn du die Kur in Baden gebrauchst, so führe doch ja deinen Vorsatz aus, hieher zu kommen. Durch die erweiterte Dampfschifffahrt ist ja alles näher gerückt, und man kommt den Rhein mit Blitzesschnelle hinunter. Von Mainz ist man zeitig den Nachmittag hier. Komm nur ja. Ich kann der Gräfin Finkenstein, dir und deiner Tochter recht hübsch eingerichtete Zimmer einräumen, da ich jetzt ganz allein mein Haus bewohne. Aber nur drei Tage, mein Freund, das wäre in der That nicht vernünftig. Richte dich gleich wenigstens auf acht Tage ein. Den Rückweg kannst du dann auf dem Rhein bis Mainz und über Frankfurt nehmen, oder auch [3] nur bis Coblenz und dann quer über nach Cassel: Es ist wahrlich kein großer Umweg. Melde mir nur recht bald, ob deine Reise nach Baden Statt findet, und von dort aus, wann ich euren Besuch zu erwarten habe. Zu allem was das Haus vermag, sollt ihr bestens willkommen seyn.
Ich bin sehr erfreut, daß die Nachrichten von deiner Gesundheit einigermaßen günstig lauten. Oft habe ich deine Geduld, deine gute Laune und heitre Thätigkeit bei so vielen körperlichen Beschwerden bewundert. Wenn es nur mit deiner lieben Frau besser stände! Grüße sie herzlich von mir, so wie deine Töchter und die edle Gräfin. Löbel will dieses einschließen: um seine Antwort nicht zu verzögern, verspare ich alles übrige auf einen zweiten Brief. Mit unveränderlicher Liebe
Dein A W v Schlegel.
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[1] Bonn, den 27. Mai 1836
Geliebtester Freund und Bruder,
Gestern brachte mir Herr Löbell zu meiner großen Freude deinen Brief. Wir gingen sogleich auf meine Bibliothek, um den fraglichen Theil der Schauspiele des Lope de Vega zu suchen; aber, o Jammer! es fand sich, daß es derselbe sey, den du schon doppelt hast. Barcelona 1630. 4. Parte veynte. La discreta vengança. Lo cierto por lo dudoso. Pobreza no es vileza. Arauco domado etc. etc. Aus Verdruß, dir nichts angenehmes schicken zu können, möchte ich dir nun dieses dritte Exemplar zu deinen zweien persönlich an den Kopf werfen, wozu du mir hoffentlich Gelegenheit schaffen wirst.
Mit den Blumensträußen ist es leider eben so. Ich habe nur ein einziges Exemplar auf Velin, nicht einmal ein gewöhnliches zum Behuf des Setzers, bei einem etwanigen neuen Druck. Ich begreife es aber nicht recht. Reimer lamentirte ja immer so, es habe wenig Absatz gefunden. Hat er etwa alles [2] zu Maculatur gemacht? Unser gemeinschaftlicher Musenalmanach ist eine große Seltenheit geworden: mein wieder ergattertes Exemplar halte ich unter Schloß und Riegel. Das Athenäum ist vergriffen, die Charakteristiken und Kritiken vergriffen, mein Calderon vergriffen. Auch meine französische Schrift über die Phädra des Racine ist, wie mich ein von Paris kommender Italiäner versichert, dort nicht aufzutreiben.
Wenn du die Kur in Baden gebrauchst, so führe doch ja deinen Vorsatz aus, hieher zu kommen. Durch die erweiterte Dampfschifffahrt ist ja alles näher gerückt, und man kommt den Rhein mit Blitzesschnelle hinunter. Von Mainz ist man zeitig den Nachmittag hier. Komm nur ja. Ich kann der Gräfin Finkenstein, dir und deiner Tochter recht hübsch eingerichtete Zimmer einräumen, da ich jetzt ganz allein mein Haus bewohne. Aber nur drei Tage, mein Freund, das wäre in der That nicht vernünftig. Richte dich gleich wenigstens auf acht Tage ein. Den Rückweg kannst du dann auf dem Rhein bis Mainz und über Frankfurt nehmen, oder auch [3] nur bis Coblenz und dann quer über nach Cassel: Es ist wahrlich kein großer Umweg. Melde mir nur recht bald, ob deine Reise nach Baden Statt findet, und von dort aus, wann ich euren Besuch zu erwarten habe. Zu allem was das Haus vermag, sollt ihr bestens willkommen seyn.
Ich bin sehr erfreut, daß die Nachrichten von deiner Gesundheit einigermaßen günstig lauten. Oft habe ich deine Geduld, deine gute Laune und heitre Thätigkeit bei so vielen körperlichen Beschwerden bewundert. Wenn es nur mit deiner lieben Frau besser stände! Grüße sie herzlich von mir, so wie deine Töchter und die edle Gräfin. Löbel will dieses einschließen: um seine Antwort nicht zu verzögern, verspare ich alles übrige auf einen zweiten Brief. Mit unveränderlicher Liebe
Dein A W v Schlegel.
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