• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Unknown · Date: 06.09.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 06.09.1808
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 609‒613.
  • Incipit: „[1] Wien, den 6ten Sept. 1808.
    Das versprochene Bülletin von acht zu acht Tagen hat am letzten Posttage doch nicht abgehen können, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,57
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U
  • Format: 19,4 x 12,2 cm
    Language
  • German
[1] Wien, den 6ten Sept. 1808.
Das versprochene Bülletin von acht zu acht Tagen hat am letzten Posttage doch nicht abgehen können, weil außer einigen andern Hindernissen unvermuthet einmal nach langen zu Hause sitzen eine etwas weitere Spatzierfarth unternommen wurde. Ich hohle es also heute nach und hoffe es soll von nun an nicht an Stoff fehlen, es recht regelmäßig fortzusetzen.
Von meiner Frau habe ich Gott sei Dank endlich Nachricht aus Pillnitz, wo sie den 26ten Aug. angekommen ist. Nicht ohne manche Unannehmlichkeiten überstanden zu haben. Sie hatte in Frankfurt keine andre Reisegelegenheit gefunden als über Bamberg und Cronach pp. Hier gerieth sie in die ganze aus Schlesien zurückkehrende Armee. Sie mußte an mehren Orten liegen bleiben, noch mehr Umwege machen; indessen ist alles glücklich abgegangen und sie bloß mit der Angst davon gekommen.
Hier ist alles noch beim Alten. Sophiens Gesundheit leidet fortdauernd sehr; ich zweifle daher ob sie Dir bis morgen noch wird schreiben können. Sobald sie mehr bei Kräften und wieder erholt ist, will sie es recht ausführlich thun. –
[2] Gestern war ich bei Albert in der Freistunde von 1–2, traf ihn aber nicht, weil er mit den andren zum Feldmessen hinausgegangen war. Das ist immer sehr verdrießlich bei der gewaltig weiten Entfernung. Sobald ich in der Stadt bin, will ich es einrichten, daß er regelmäßig zu mir kommt wegen der lateinischen Stunde. – Ich habe jetzt eine Wohnung in der Stadt, vor dem 15ten werde ich sie aber wohl nicht beziehn. Es ist in der Seilerstadt N° 854, an der Ecke der Weihburgstraße. Addressire aber nur, wie ich dünkt mich schon neulich bat, bei Schinner und Klinger auf dem Peters Platz; da man immer nicht weiß, wie lange man eine solche Wohnung behält. Es ist nur ein Zimmer im 3ten Stock, mit der Bettwäsche pp gebe ich 40 fl. Ich konnte eine andre viel bessre Wohnung haben, die mir die Fürstin Salm zuwieß; sie war mir aber zu theuer. Hätte ich gewiß gewußt daß Du kämst, so wäre sie für uns beide gut gewesen.
Unbeschreiblich groß ist die Freude und Begeisterung, welche die letzten Nachrichten aus Sp.[anien] hier verbreitet haben. Ruhe wird schwerlich lange bleiben.
Iffland findet viel Beifall hier und man macht ihm sehr glänzende Anträge hier zu bleiben. Geschieht es, so wird es für die gute Sache sehr nachtheilig sein.
[3] Mit dem Prometheus sieht es schlecht aus. Das 5te und 6te Stück ist endlich in einem Doppelhefte fertig gedruckt; der Drucker aber hat erklärt, daß er nicht weiter drucken wolle, bis er von Geistinger bezahlt sei. Er will auch glaube ich die Exemplare nicht herausgeben. Ob unter diesen Umständen der Prometheus noch zu retten steht, und ob man Dir rathen soll, noch mehr Aufopferungen dafür zu machen, das weiß ich nicht. Seckendorf thut was er kann, und giebt sich die redlichste Mühe. Alle Beiträge von Dir würden ihm sehr willkommen sein, doch glaube ich unter allen am liebsten wohl Stücke aus Deinen Berliner Vorlesungen, dergleichen Du ihm ja schon gegeben hast.
Deine Wiener Vorlesungen laß ja so bald als möglich drucken; sind Mohr und Zimmer etwa zu sehr besetzt, so nimmt es Cotta gewiß gleich.
Was Du mir von S.[ophiens] Empfindlichkeit schreibst, habe ich schon einigemal Gelegenheit gehabt, auch zu bemerken. Da Du es aber einmal versprochen, und das Manuscript von Florio schon so lange in Händen hast, so wirst Du schon etwas dafür thun müssen. Ich wäre der Meinung, Du arbeitetest einen oder zwei Gesänge ganz so aus, wie es nach Deiner Ueberzeugung mit dem Ganzen nothwendig ist. Fehlt es Dir nachher an Zeit, oder eilt sie zu sehr mit dem Druck [4] so hat sie an diesen ersten Gesängen nachher wenigstens ein Vorbild, wonach sie dann die übrigen selbst vollenden und ins Reine arbeiten könnte.
Daß Du wieder arbeitest, freut mich unaussprechlich. Ich habe auch wieder gar viel einzelne Gedichte im Kopf, aber ich erlaube mir nicht, mich darin zu zersplittern, bis ich erst ein Stück von Karl V fertig habe. – Ich weiß nicht, ob ich nicht folgendes vielleicht Dir zu melden vergessen. Meier aus St. Gallen war hier, und trug mir nebst vielen freundschaftlichen Empfehlungen auf Dir zu melden, daß die Varianten aus dem dortigen Codex der Niebelungen für Dich ausgezogen seien, und Du sie jeden Augenblick erhalten könnest. Er muß jetzt schon geraume Zeit in St. Gallen zurück sein. – Warum schreibst Du mir so wenig von Henriette? Ich hätte ihr gern geschrieben wenn ich wüßte ob sie noch in Bern sei.
Hormayr ist sehr freundschaftlich gegen mich. Bis Ende der Woche ist er auf dem Lande. Sobald er zurückkommt werden wir dann mit ganzem Eifer dazu thun, die Erlaubniß zu den Vorlesungen zu erhalten. Sein Patriotismus ist sehr liebenswürdig und bildet ein Band der Freundschaft zwischen uns.
Die Nuys ist gestern von Baden zurückgekehrt. [5] Ich denke sie heute noch zu sehn, und kann vielleicht vor Abgang des Briefs noch eine Nachricht darüber anfügen.
Von dem Gelde habe ich bis jetzt die Hälfte empfangen. Ich zweifle auch nicht, daß ich die andre bald erhalten werde. Noch sind zwar Kn.[orring]s Geschäfte wie es scheint, nicht ganz so in Ordnung, wie es vor der Reise sein muß. Wenn es da unerwarteter Weise fehlen sollte, so würde ich freilich in Verlegenheit gerathen, da mir alle andern Hülfsmittel hier schlechterdings abgeschnitten sind. Mit den Buchhändlern ist hier gar nichts anzufangen; meine hiesige Bekannte mir zu fremd, alle auswärtige zu weit. Mannichmal mache ich mir auch Aengstlichkeiten, daß plötzlich die Mittheilung einmal auf eine Zeit gehemmt werden könnte. Es sind alle diese Besorgnisse wohl übertrieben, indessen würde es mir doch sehr erwünscht sein, wenn ich hier bei irgend einem Banquier oder auch sonst einen Credit von etwa nur 15 L[ouis]d[o]rs hätte, von dem ich versteht sich, nur in dem alleräußersten Nothfalle Gebrauch machen würde. – Die Staël hatte mir eigentlich schon in Aubergenville auf den Fall meiner Wiener Reise manche Versprechungen gemacht, und diese zuletzt in Dreßden auf das bestimmteste erneuert. Nun ist sie aber böse auf mich, ich weiß selbst nicht warum; und wenn [6] ihr Verhältniß zu Dir sich noch immer so oft verstimmt, so ist es auch schon deswegen vielleicht besser, wenn sie sich nicht daran erinnert. – Bis den 1ten Dec. komme ich, wenn ich die andre Hälfte erhalten habe, mit dem Gelde was Du mir gegeben hast, ganz gewiß aus, hoffentlich noch länger. Wenn ich über den letzten Punkt noch nicht gewiß bin, so kommt dieß einzig und allein daher, daß ich noch so sehr vieles mir anzuschaffen durchaus nöthig gefunden. – Außer Hut, Schnallen, seiden Unterzeug, Strümpfen zu eigentlichen Visiten, auch noch gar vieles zum gewöhnlichen guten Anzuge. Sogar einen neuen Rock hab ich mir schaffen müssen, da der eine den ich mitgebracht, ganz in die ElementarWelt zurückgekehrt war. Alles dieß läuft gewaltig ins Geld; alles was ich mir angeschafft, beträgt schon über 300 fl. und doch ist nichts überflüssiges darunter. Es fehlte mir aber auch an allen Ecken von Kopf bis zu den Füssen; da ich in Kölln eben so ganz auf meine eigne Hand und Haut lebte, und an die äußre Erscheinung gar nicht zu denken brauchte. In allem übrigen bin ich sparsam, und werde es auch um so mehr sein, wenn ich für mich lebe. – Was meinen [7] obigen Wunsch betrift, so mache Dir etwa nur keine Sorgen, seiner Unerfüllbarkeit wegen; es wird auch schon ohnedas gehn, und kommen die Vorlesungen wirklich so bald zu Stande als es Hormayr will und räth, so ist dann auf die beste Art geholfen.
Die St.[aël] hat der Henriette außerordentlich gefallen wie dieß bei so vielen der Fall ist, die aus der Ferne sich nur ihren Stolz denken, ohne ihre Liebenswürdigkeit so vorauszusetzen, wie sie sie nachher finden. Wie hat denn Henriette aber der Stael gefallen?
Tiecks Einfall, daß Du an Fichte in der bewußten Sache schreiben möchtest, schien uns gleich nicht zweckmäßig zu sein. Jetzt kann um so weniger davon die Rede [sein], da Sophie nun endlich die Acten von Berlin erhalten hat, und darunter auch ein schrifliches Zeugniß von Fichte nicht bloß gegen S.[ophie] sondern auch gegen Dich in Beziehung auf die gemachte Beschuldigung eines zu vertraulichen Umganges. Einer solchen Niederträchtigkeit hätte ich ihn doch nicht fähig gehalten!
Bei der Nuys war ich so eben auf einen Augenblick. Sie ist wohl und wie es scheint, denkt sie wohl vor der Hand hier zu bleiben. Sie wird Dir gewiß mit nächstem schreiben. – Morgen sind wir, ich und Tieck, bei Hammer in der Gegend von Kloster Neuburg.
Der Graf Rottenhan nicht nur sondern auch Graf Sickingen [8] sind leider auf einige Zeit außer der Stadt. Den letzten habe ich die 14 Tage her wohl an viermal vergeblich aufgesucht. Hormayr muß mich nun indessen schadlos halten. Indessen werde ich an jene beiden auch wohl schreiben.
Empfiehl mich der Staël. Ich hoffe mein Brief war ihr recht. Die Fürstin Salm spricht fast nichts als von ihr, so oft ich sie sehe. Wenn sie nicht geschrieben hat, so ist wahrscheinlich Furchtsamkeit mehr Ursache daran als Trägheit. – Jetzt ist übrigens fast alles in Preßburg zur Krönung. – Ich umarme Dich von ganzem Herzen.
Friedrich.

Wenn ich doch nur erst die Bestätigung von Deinem Kommen erhielte! – Das Eine fehlt mir noch hier – Gegenwart eines ganz gleichgesinnten Freundes. Es ist mir je mehr und mehr ein Bedürfniß, und täglich wünsche ich daher, Du oder meine Frau mögten hier sein, am liebsten beide! – Zu dem Alleinleben in Gesellschaft, ich meine unter fremden Menschen habe ich die Fähigkeit fast ganz verlohren, oder habe sie doch nur wenn ich wenigstens einen Freund gegenwärtig zum Anhalt habe.
[1] Wien, den 6ten Sept. 1808.
Das versprochene Bülletin von acht zu acht Tagen hat am letzten Posttage doch nicht abgehen können, weil außer einigen andern Hindernissen unvermuthet einmal nach langen zu Hause sitzen eine etwas weitere Spatzierfarth unternommen wurde. Ich hohle es also heute nach und hoffe es soll von nun an nicht an Stoff fehlen, es recht regelmäßig fortzusetzen.
Von meiner Frau habe ich Gott sei Dank endlich Nachricht aus Pillnitz, wo sie den 26ten Aug. angekommen ist. Nicht ohne manche Unannehmlichkeiten überstanden zu haben. Sie hatte in Frankfurt keine andre Reisegelegenheit gefunden als über Bamberg und Cronach pp. Hier gerieth sie in die ganze aus Schlesien zurückkehrende Armee. Sie mußte an mehren Orten liegen bleiben, noch mehr Umwege machen; indessen ist alles glücklich abgegangen und sie bloß mit der Angst davon gekommen.
Hier ist alles noch beim Alten. Sophiens Gesundheit leidet fortdauernd sehr; ich zweifle daher ob sie Dir bis morgen noch wird schreiben können. Sobald sie mehr bei Kräften und wieder erholt ist, will sie es recht ausführlich thun. –
[2] Gestern war ich bei Albert in der Freistunde von 1–2, traf ihn aber nicht, weil er mit den andren zum Feldmessen hinausgegangen war. Das ist immer sehr verdrießlich bei der gewaltig weiten Entfernung. Sobald ich in der Stadt bin, will ich es einrichten, daß er regelmäßig zu mir kommt wegen der lateinischen Stunde. – Ich habe jetzt eine Wohnung in der Stadt, vor dem 15ten werde ich sie aber wohl nicht beziehn. Es ist in der Seilerstadt N° 854, an der Ecke der Weihburgstraße. Addressire aber nur, wie ich dünkt mich schon neulich bat, bei Schinner und Klinger auf dem Peters Platz; da man immer nicht weiß, wie lange man eine solche Wohnung behält. Es ist nur ein Zimmer im 3ten Stock, mit der Bettwäsche pp gebe ich 40 fl. Ich konnte eine andre viel bessre Wohnung haben, die mir die Fürstin Salm zuwieß; sie war mir aber zu theuer. Hätte ich gewiß gewußt daß Du kämst, so wäre sie für uns beide gut gewesen.
Unbeschreiblich groß ist die Freude und Begeisterung, welche die letzten Nachrichten aus Sp.[anien] hier verbreitet haben. Ruhe wird schwerlich lange bleiben.
Iffland findet viel Beifall hier und man macht ihm sehr glänzende Anträge hier zu bleiben. Geschieht es, so wird es für die gute Sache sehr nachtheilig sein.
[3] Mit dem Prometheus sieht es schlecht aus. Das 5te und 6te Stück ist endlich in einem Doppelhefte fertig gedruckt; der Drucker aber hat erklärt, daß er nicht weiter drucken wolle, bis er von Geistinger bezahlt sei. Er will auch glaube ich die Exemplare nicht herausgeben. Ob unter diesen Umständen der Prometheus noch zu retten steht, und ob man Dir rathen soll, noch mehr Aufopferungen dafür zu machen, das weiß ich nicht. Seckendorf thut was er kann, und giebt sich die redlichste Mühe. Alle Beiträge von Dir würden ihm sehr willkommen sein, doch glaube ich unter allen am liebsten wohl Stücke aus Deinen Berliner Vorlesungen, dergleichen Du ihm ja schon gegeben hast.
Deine Wiener Vorlesungen laß ja so bald als möglich drucken; sind Mohr und Zimmer etwa zu sehr besetzt, so nimmt es Cotta gewiß gleich.
Was Du mir von S.[ophiens] Empfindlichkeit schreibst, habe ich schon einigemal Gelegenheit gehabt, auch zu bemerken. Da Du es aber einmal versprochen, und das Manuscript von Florio schon so lange in Händen hast, so wirst Du schon etwas dafür thun müssen. Ich wäre der Meinung, Du arbeitetest einen oder zwei Gesänge ganz so aus, wie es nach Deiner Ueberzeugung mit dem Ganzen nothwendig ist. Fehlt es Dir nachher an Zeit, oder eilt sie zu sehr mit dem Druck [4] so hat sie an diesen ersten Gesängen nachher wenigstens ein Vorbild, wonach sie dann die übrigen selbst vollenden und ins Reine arbeiten könnte.
Daß Du wieder arbeitest, freut mich unaussprechlich. Ich habe auch wieder gar viel einzelne Gedichte im Kopf, aber ich erlaube mir nicht, mich darin zu zersplittern, bis ich erst ein Stück von Karl V fertig habe. – Ich weiß nicht, ob ich nicht folgendes vielleicht Dir zu melden vergessen. Meier aus St. Gallen war hier, und trug mir nebst vielen freundschaftlichen Empfehlungen auf Dir zu melden, daß die Varianten aus dem dortigen Codex der Niebelungen für Dich ausgezogen seien, und Du sie jeden Augenblick erhalten könnest. Er muß jetzt schon geraume Zeit in St. Gallen zurück sein. – Warum schreibst Du mir so wenig von Henriette? Ich hätte ihr gern geschrieben wenn ich wüßte ob sie noch in Bern sei.
Hormayr ist sehr freundschaftlich gegen mich. Bis Ende der Woche ist er auf dem Lande. Sobald er zurückkommt werden wir dann mit ganzem Eifer dazu thun, die Erlaubniß zu den Vorlesungen zu erhalten. Sein Patriotismus ist sehr liebenswürdig und bildet ein Band der Freundschaft zwischen uns.
Die Nuys ist gestern von Baden zurückgekehrt. [5] Ich denke sie heute noch zu sehn, und kann vielleicht vor Abgang des Briefs noch eine Nachricht darüber anfügen.
Von dem Gelde habe ich bis jetzt die Hälfte empfangen. Ich zweifle auch nicht, daß ich die andre bald erhalten werde. Noch sind zwar Kn.[orring]s Geschäfte wie es scheint, nicht ganz so in Ordnung, wie es vor der Reise sein muß. Wenn es da unerwarteter Weise fehlen sollte, so würde ich freilich in Verlegenheit gerathen, da mir alle andern Hülfsmittel hier schlechterdings abgeschnitten sind. Mit den Buchhändlern ist hier gar nichts anzufangen; meine hiesige Bekannte mir zu fremd, alle auswärtige zu weit. Mannichmal mache ich mir auch Aengstlichkeiten, daß plötzlich die Mittheilung einmal auf eine Zeit gehemmt werden könnte. Es sind alle diese Besorgnisse wohl übertrieben, indessen würde es mir doch sehr erwünscht sein, wenn ich hier bei irgend einem Banquier oder auch sonst einen Credit von etwa nur 15 L[ouis]d[o]rs hätte, von dem ich versteht sich, nur in dem alleräußersten Nothfalle Gebrauch machen würde. – Die Staël hatte mir eigentlich schon in Aubergenville auf den Fall meiner Wiener Reise manche Versprechungen gemacht, und diese zuletzt in Dreßden auf das bestimmteste erneuert. Nun ist sie aber böse auf mich, ich weiß selbst nicht warum; und wenn [6] ihr Verhältniß zu Dir sich noch immer so oft verstimmt, so ist es auch schon deswegen vielleicht besser, wenn sie sich nicht daran erinnert. – Bis den 1ten Dec. komme ich, wenn ich die andre Hälfte erhalten habe, mit dem Gelde was Du mir gegeben hast, ganz gewiß aus, hoffentlich noch länger. Wenn ich über den letzten Punkt noch nicht gewiß bin, so kommt dieß einzig und allein daher, daß ich noch so sehr vieles mir anzuschaffen durchaus nöthig gefunden. – Außer Hut, Schnallen, seiden Unterzeug, Strümpfen zu eigentlichen Visiten, auch noch gar vieles zum gewöhnlichen guten Anzuge. Sogar einen neuen Rock hab ich mir schaffen müssen, da der eine den ich mitgebracht, ganz in die ElementarWelt zurückgekehrt war. Alles dieß läuft gewaltig ins Geld; alles was ich mir angeschafft, beträgt schon über 300 fl. und doch ist nichts überflüssiges darunter. Es fehlte mir aber auch an allen Ecken von Kopf bis zu den Füssen; da ich in Kölln eben so ganz auf meine eigne Hand und Haut lebte, und an die äußre Erscheinung gar nicht zu denken brauchte. In allem übrigen bin ich sparsam, und werde es auch um so mehr sein, wenn ich für mich lebe. – Was meinen [7] obigen Wunsch betrift, so mache Dir etwa nur keine Sorgen, seiner Unerfüllbarkeit wegen; es wird auch schon ohnedas gehn, und kommen die Vorlesungen wirklich so bald zu Stande als es Hormayr will und räth, so ist dann auf die beste Art geholfen.
Die St.[aël] hat der Henriette außerordentlich gefallen wie dieß bei so vielen der Fall ist, die aus der Ferne sich nur ihren Stolz denken, ohne ihre Liebenswürdigkeit so vorauszusetzen, wie sie sie nachher finden. Wie hat denn Henriette aber der Stael gefallen?
Tiecks Einfall, daß Du an Fichte in der bewußten Sache schreiben möchtest, schien uns gleich nicht zweckmäßig zu sein. Jetzt kann um so weniger davon die Rede [sein], da Sophie nun endlich die Acten von Berlin erhalten hat, und darunter auch ein schrifliches Zeugniß von Fichte nicht bloß gegen S.[ophie] sondern auch gegen Dich in Beziehung auf die gemachte Beschuldigung eines zu vertraulichen Umganges. Einer solchen Niederträchtigkeit hätte ich ihn doch nicht fähig gehalten!
Bei der Nuys war ich so eben auf einen Augenblick. Sie ist wohl und wie es scheint, denkt sie wohl vor der Hand hier zu bleiben. Sie wird Dir gewiß mit nächstem schreiben. – Morgen sind wir, ich und Tieck, bei Hammer in der Gegend von Kloster Neuburg.
Der Graf Rottenhan nicht nur sondern auch Graf Sickingen [8] sind leider auf einige Zeit außer der Stadt. Den letzten habe ich die 14 Tage her wohl an viermal vergeblich aufgesucht. Hormayr muß mich nun indessen schadlos halten. Indessen werde ich an jene beiden auch wohl schreiben.
Empfiehl mich der Staël. Ich hoffe mein Brief war ihr recht. Die Fürstin Salm spricht fast nichts als von ihr, so oft ich sie sehe. Wenn sie nicht geschrieben hat, so ist wahrscheinlich Furchtsamkeit mehr Ursache daran als Trägheit. – Jetzt ist übrigens fast alles in Preßburg zur Krönung. – Ich umarme Dich von ganzem Herzen.
Friedrich.

Wenn ich doch nur erst die Bestätigung von Deinem Kommen erhielte! – Das Eine fehlt mir noch hier – Gegenwart eines ganz gleichgesinnten Freundes. Es ist mir je mehr und mehr ein Bedürfniß, und täglich wünsche ich daher, Du oder meine Frau mögten hier sein, am liebsten beide! – Zu dem Alleinleben in Gesellschaft, ich meine unter fremden Menschen habe ich die Fähigkeit fast ganz verlohren, oder habe sie doch nur wenn ich wenigstens einen Freund gegenwärtig zum Anhalt habe.
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