• Johann Wolfgang von Goethe to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Unknown · Date: [Anfang Februar 1802]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Wolfgang von Goethe
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Anfang Februar 1802]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 126‒127.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] [Concept]
    [Anfang Februar 1802]
    Da es meine Art nicht ist in freundschaftlichen Verhältnissen viele Worte zu machen ja wohl manchmal vielleicht zu [...]“
    Manuscript
  • Provider: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 29/433,II
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
  • Number of Pages: 1 Doppelbl., hs.
  • Format: quart
    Language
  • German
[1] [Concept]
[Anfang Februar 1802]
Da es meine Art nicht ist in freundschaftlichen Verhältnissen viele Worte zu machen ja wohl manchmal vielleicht zu trocken erscheinen dürfte so ergreife ich um so lieber eine Gelegenheit wo man zeigen kann wie man gesinnt ist. Glücklicherweise fiel die Vollendung Ihrer Arbeit in eine Zeit, wo mir für unser Theater etwas dergleichen wünschenswerth war und wo ich mit Sicherheit an die Ausführung gehen konnte. Es freut mich daß die Vorstellung in solcher Mase gelang daß man sie in sich vollendet nennen konnte. Woraus denn doch auch wohl folgen möchte, daß das Stück selbst in eine Einheit zusammen gearbeitet ist die man wohl schwerlich, wenn sie nicht schon im Stück läge, hineinspielen dürfte. Die zu frühe Entdeckung Ihres Nahmens hat freylich sogleich eine starke Oppositionswoge erregt und es ist nicht ohne Händel abgegangen, deren Eclat ich jedoch zu verhindern glücklich genug war.
Daß Iffland etwas vernehmen lassen, habe ich noch nicht gehört vielleicht erfahre ich es ehe ich diesen Brief schließe, denn ich [2] habe es nicht in meinem Nahmen, sondern von Seiten des Theaters überhaupt hingeschickt. Auf alle Fälle glaube ich, thäten Sie wohl wenn Sie sich gegen ihn dazu bekennten es sieht gratioser aus und Sie erfahren doch bald woran Sie sind.
Um es nach Wien zu bringen würde ich rathen gerade an Herrn von Retzer zu schreiben.
Das Lustspiel ist angekommen es gefällt mir ganz wohl und wenn Dem. Jagemann Lust hat die Gräfin zu spielen, so werde ich es wohl bald geben bey dem ersten Anblick hatte ich zu erinnern daß die Intrigue mehr in den Herzen und Gemüthern als vor den Augen der Zuschauer vorgeht, oder, um vielleicht mich besser auszudrücken daß sie nicht genug sinnlich auffallende und gefällige Situationen hervorbringt ob gleich manche dieser Art auch darin enthalten sind. Dieses wird sich aber alles bey der Vorstellung besser zeigen, die nach meiner Meynung im Ganzen günstig genug ausfallen kann. Sie sollen bald mehr davon hören.
Die Größe des neuen Theaters wird schwerlich der wahren dramatischen Kunst vortheilhaft seyn die Repräsentationen auf demselben [3] werden sich immer zum opern- und spectakelhaften hinneigen, da wir die Mittelstraße durch großen Styl etwas Bedeutendes und auffallendes hervorzubringen, wohl schwerlich so bald betreten werden.
Schreiben Sie mir doch von Zeit zu Zeit etwas über die dortigen Vorstellungen auch sprechen Sie mir von den Verfassern der neuen Annalen. Die Rührung und die Thränen, womit das alte Haus verlassen und das neue eingeweiht wurde war mir keineswegs erbaulich. Doch was hilfts, wir werden die Stoffartige Effecte doch immer allen andern den Vorrang abgewinnen sehen.
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[1] [Concept]
[Anfang Februar 1802]
Da es meine Art nicht ist in freundschaftlichen Verhältnissen viele Worte zu machen ja wohl manchmal vielleicht zu trocken erscheinen dürfte so ergreife ich um so lieber eine Gelegenheit wo man zeigen kann wie man gesinnt ist. Glücklicherweise fiel die Vollendung Ihrer Arbeit in eine Zeit, wo mir für unser Theater etwas dergleichen wünschenswerth war und wo ich mit Sicherheit an die Ausführung gehen konnte. Es freut mich daß die Vorstellung in solcher Mase gelang daß man sie in sich vollendet nennen konnte. Woraus denn doch auch wohl folgen möchte, daß das Stück selbst in eine Einheit zusammen gearbeitet ist die man wohl schwerlich, wenn sie nicht schon im Stück läge, hineinspielen dürfte. Die zu frühe Entdeckung Ihres Nahmens hat freylich sogleich eine starke Oppositionswoge erregt und es ist nicht ohne Händel abgegangen, deren Eclat ich jedoch zu verhindern glücklich genug war.
Daß Iffland etwas vernehmen lassen, habe ich noch nicht gehört vielleicht erfahre ich es ehe ich diesen Brief schließe, denn ich [2] habe es nicht in meinem Nahmen, sondern von Seiten des Theaters überhaupt hingeschickt. Auf alle Fälle glaube ich, thäten Sie wohl wenn Sie sich gegen ihn dazu bekennten es sieht gratioser aus und Sie erfahren doch bald woran Sie sind.
Um es nach Wien zu bringen würde ich rathen gerade an Herrn von Retzer zu schreiben.
Das Lustspiel ist angekommen es gefällt mir ganz wohl und wenn Dem. Jagemann Lust hat die Gräfin zu spielen, so werde ich es wohl bald geben bey dem ersten Anblick hatte ich zu erinnern daß die Intrigue mehr in den Herzen und Gemüthern als vor den Augen der Zuschauer vorgeht, oder, um vielleicht mich besser auszudrücken daß sie nicht genug sinnlich auffallende und gefällige Situationen hervorbringt ob gleich manche dieser Art auch darin enthalten sind. Dieses wird sich aber alles bey der Vorstellung besser zeigen, die nach meiner Meynung im Ganzen günstig genug ausfallen kann. Sie sollen bald mehr davon hören.
Die Größe des neuen Theaters wird schwerlich der wahren dramatischen Kunst vortheilhaft seyn die Repräsentationen auf demselben [3] werden sich immer zum opern- und spectakelhaften hinneigen, da wir die Mittelstraße durch großen Styl etwas Bedeutendes und auffallendes hervorzubringen, wohl schwerlich so bald betreten werden.
Schreiben Sie mir doch von Zeit zu Zeit etwas über die dortigen Vorstellungen auch sprechen Sie mir von den Verfassern der neuen Annalen. Die Rührung und die Thränen, womit das alte Haus verlassen und das neue eingeweiht wurde war mir keineswegs erbaulich. Doch was hilfts, wir werden die Stoffartige Effecte doch immer allen andern den Vorrang abgewinnen sehen.
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