• Friedrich Ludwig Zacharias Werner to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Unknown · Date: 10.04.1810
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Ludwig Zacharias Werner
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 10.04.1810
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 123‒124.
  • Incipit: „[1] Rom den 10ten Aprill 1810
    Hochverehrter, innigstgeschäzzter,
    theurer und edler Freund!
    Der Stolz mit dem ich Ihnen dies Prädikat Freund beyzulegen wage, ist [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-6
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,21,93
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 12,2 cm
    Language
  • German
[1] Rom den 10ten Aprill 1810
Hochverehrter, innigstgeschäzzter,
theurer und edler Freund!
Der Stolz mit dem ich Ihnen dies Prädikat Freund beyzulegen wage, ist der Freude gleich mit der ich Ihren mir unendlich schätzbaren Brief (Ihre Großmuth ihn zu schreiben, hat feurige Kohlen auf mein Haupt gesammelt!) empfieng. Ich beantworte ihn, aber in sehr großer Eil, da Hymmen, ein wackerer junger und, im guten Sinne, Edelmann, ihn mitnimmt. Haben Sie die Güte diesen mir lieben [2] jungen Kerl mit Güte zu behandeln! –
Über meinen Aufenthalt in Rom habe ich unsrer heiligen Aspasia ein paar Zeilen geschrieben. Ihnen melde ich daß ich noch in Rom noch gar nicht vor allen göttlichen und menschlichen Wundern zur Besinnung gekommen bin, also auch noch gar nichts von Tragödie oder so was angefangen, dagegen allerlein Kleinigkeiten, (zum Theil passables Zeug) an Sonnetten etc. gemacht, item eine Erklärung in Canzonenform zu einem Kupferwerke der Riepenhausen über das Leben Raphaels, item eine Canzonne über mehrere Gegenstände der Raphaelschen [3] Stanzen, (die bey der Unermeßlichkeit des Sujets und da ich sie in den Stanzen selbst machen muß und nur alle 14 Tagen ein paar Stunden hinkomme, wohl, wie alles was ich mache, nie fertig werden wird) item eine poetische in Stanzen geschriebene Einleitung über meine Italien betreffenden Sonette unter Händen habe ad modum welcher ich so Gott will einmahl alle meine Sonette (nehmlich durch Stanzen) aneinander hängen und das prosaische Notengeschwätz ganz und eben so als alle schon gemachte Sonette auf abtrünnige Priester etc. cassiren und ins Meer der Vergessenheit mit dem Stephansthurm und Nepomucksliede versenken will! [4] Sie sehen, mein hochverehrter trefflicher Freund, daß keines Ihrer Worte von mir vergessen ist! Übrigens arbeite ich hier in Rom ernstlich und gottlob nicht erfolglos an dem was über alle Schätze und Worte dieser Welt geht, an meinem Seelenheile! –
Sehr erfreulich und erhebend ist es mir gewesen aus Ihrem lieben Briefe zu ersehen, daß der Ihrem Herzen so nahe stehende und dem meinigen so theure hochwürdige Mann in Wien meiner im Guten gedenkt. Weil ein Brief nichts ist, so will ich ihm nicht schreiben, haben Sie aber die Güte ihm zu sagen: daß ich ihm aufs ehrerbietigste für seine gütige Theilnahme danke, ihm in seiner Bemerkung über den in den Thalssöhnen herrschenden Illuminatismus Recht gebe und nur anführe, daß das Werk vor mehreren Jahren herausgekommen und mein erstes ist und daß ich hoffe, Seiner Theilnahme im Geiste und in der Wahrheit würdiger zu werden.
Alles und ich besonders brenne nach dem folgenden Theile der dramatischen Vorlesungen!
Mit Ehrfurcht und Bewunderung
Ihr
Z.[acharias] W.[erner]
[1] Rom den 10ten Aprill 1810
Hochverehrter, innigstgeschäzzter,
theurer und edler Freund!
Der Stolz mit dem ich Ihnen dies Prädikat Freund beyzulegen wage, ist der Freude gleich mit der ich Ihren mir unendlich schätzbaren Brief (Ihre Großmuth ihn zu schreiben, hat feurige Kohlen auf mein Haupt gesammelt!) empfieng. Ich beantworte ihn, aber in sehr großer Eil, da Hymmen, ein wackerer junger und, im guten Sinne, Edelmann, ihn mitnimmt. Haben Sie die Güte diesen mir lieben [2] jungen Kerl mit Güte zu behandeln! –
Über meinen Aufenthalt in Rom habe ich unsrer heiligen Aspasia ein paar Zeilen geschrieben. Ihnen melde ich daß ich noch in Rom noch gar nicht vor allen göttlichen und menschlichen Wundern zur Besinnung gekommen bin, also auch noch gar nichts von Tragödie oder so was angefangen, dagegen allerlein Kleinigkeiten, (zum Theil passables Zeug) an Sonnetten etc. gemacht, item eine Erklärung in Canzonenform zu einem Kupferwerke der Riepenhausen über das Leben Raphaels, item eine Canzonne über mehrere Gegenstände der Raphaelschen [3] Stanzen, (die bey der Unermeßlichkeit des Sujets und da ich sie in den Stanzen selbst machen muß und nur alle 14 Tagen ein paar Stunden hinkomme, wohl, wie alles was ich mache, nie fertig werden wird) item eine poetische in Stanzen geschriebene Einleitung über meine Italien betreffenden Sonette unter Händen habe ad modum welcher ich so Gott will einmahl alle meine Sonette (nehmlich durch Stanzen) aneinander hängen und das prosaische Notengeschwätz ganz und eben so als alle schon gemachte Sonette auf abtrünnige Priester etc. cassiren und ins Meer der Vergessenheit mit dem Stephansthurm und Nepomucksliede versenken will! [4] Sie sehen, mein hochverehrter trefflicher Freund, daß keines Ihrer Worte von mir vergessen ist! Übrigens arbeite ich hier in Rom ernstlich und gottlob nicht erfolglos an dem was über alle Schätze und Worte dieser Welt geht, an meinem Seelenheile! –
Sehr erfreulich und erhebend ist es mir gewesen aus Ihrem lieben Briefe zu ersehen, daß der Ihrem Herzen so nahe stehende und dem meinigen so theure hochwürdige Mann in Wien meiner im Guten gedenkt. Weil ein Brief nichts ist, so will ich ihm nicht schreiben, haben Sie aber die Güte ihm zu sagen: daß ich ihm aufs ehrerbietigste für seine gütige Theilnahme danke, ihm in seiner Bemerkung über den in den Thalssöhnen herrschenden Illuminatismus Recht gebe und nur anführe, daß das Werk vor mehreren Jahren herausgekommen und mein erstes ist und daß ich hoffe, Seiner Theilnahme im Geiste und in der Wahrheit würdiger zu werden.
Alles und ich besonders brenne nach dem folgenden Theile der dramatischen Vorlesungen!
Mit Ehrfurcht und Bewunderung
Ihr
Z.[acharias] W.[erner]
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