Geliebter Freund,
In drei Tagen kommt der Minister von Altenstein, hält sich hier nur wenige Tage auf und geht sogleich nach Bonn, um dort alles zu organisieren. Die Vorlesungen sollen durchaus nach dem Willen des Fürsten den 1. November beginnen. Richten Sie sich also ein und gehen Sie rasch dahin ab, um mit Ihren mächtigen geistigen Armen die Universität sogleich ins Empyreum zu erheben. Eilen Sie, ich bitte Sie! Der Fürst wünscht es. [2] Haben Sie die Gefälligkeit, in des Fürsten Namen zu Tiedemann zu gehen und ihn zu bitten, so schnell wie möglich nach Bonn zu kommen und seine Sammlung dorthin zu schicken, um sogleich einen anatomischen Kursus zu beginnen. Sagen Sie ihm in meinem Namen, daß sein Eifer und Schnelligkeit in der Ankunft vom Fürsten und Minister sehr hoch würden angerechnet werden, und daß er keine Sorge haben soll, als könnte es ihm an Arbeit fehlen. Ich habe schon dafür Sorge getragen. Tag und [3] Nacht wird am Amphitheater gebaut, in wenigen Tagen ist es ebenso wie neun Auditorien fertig, ‒ auch an Leichen soll es nicht fehlen, auch dafür ist gesorgt und schon die Veranstaltung getroffen, daß von Brauweiler und Köln welche herübergeschafft werden müssen, so daß er wöchentlich an drei bis vier Kadaver haben wird. Nees von Esenbeck kommt mit Grufuß und mit einer schönen naturhistorischen Sammlung an.
In fünf Tagen wird die [Gründung der] Universität publiziert. Tiedemann ist gewiß zu liebenswürdig, gefällig und geistreich, um dem Fürsten diese [4] Gefälligkeit abzuschlagen, wodurch er sich auf Dank und andre Gunst einen wohlgegründeten Anspruch machen wird. Ich bitte Sie, sich zu erkundigen, wer wohl noch von den Professoren kommen will ...
Grüßen Sie mir Schelvern. In wenig Tagen werde ich ihm schreiben. Ich höre, daß er verfolgt wird. Ich lasse ihn herzlich bitten, in jeder Lage des Lebens felsenfest auf mich zu rechnen. Seien Sie ein Freiwerber für unsere Universität und verbreiten Sie die Nachricht ihres Anfanges mit Macht. Kündigen Sie Ihre Vorlesungen überall an und lesen Sie recht viel!