[Den vor]igen Monath hatte ich das unerwartete Ver[gnüge]n den Bruder Carl aus Hannover hier zu sehn; er machte mit seiner Frau und der kleinen Büchting, eine Reise in dieser Gegend um zugleich einige Prozeßsachen abzumachen. Recht herzlich freute mich dies Wiedersehn obgleich ein höchst wehmüthiges Gefühl für mich damit verbunden war, den der gute Carl hat eine so große Aehnlichkeit mit meinen verstorbnen unvergeßlichen Mann, in seiner Figur, der Sprache und seinen Manieren, daß es einen Jeden auffiel der ihm sah und mich innig rührte. Sein Befinden war sehr wohl und er war recht heiter, [2] hatte auch fast gar nicht gealtert, aber seine Frau fand ich sehr verändert. Zwey Tage hielten sie sich hier auf, und setzten darauf ihre Reise über Hamburg weiter fort. Ihnen bester Bruder müssen die Ohren geklungen haben, den recht viel haben wir von Ihnen gesprochen. Möchte Ihre Reise doch stat nach Paris, hierher gehen! Doch dadurch gewönne nur ich nicht Sie, daher will ich diese Sehnsucht unterdrücken und Ihnen eine amüsante vergnügte Reise wünschen. Mich und die Meinigen, August mit eingeschlossen, empfehle ich der Fortdauer Ihrer Gewogenheit und bitte um Ihr freundliches Andenken,
Ihre
Sie innigst werthschätzende
Schwester Ch. Schlegel.
Harburg
den 18ten July
1829.
[3] [leer]
[4] An
Dem Herrn A. W. von Schlegel
Professor
in
Bonn
[1] beantwortet d. 8ten Mai 30.