Liebster Bruder, Du giebst uns so oft reiche Unterhaltung mit Deinen Briefen, und ich bin so wenig im Stande es zu erwiedern, welches, wie ich versichern kann mir oft leid ist. – Daß ich Herrn Müntern so gut ich kann empfangen, und auch nach öffentlichen Oertern, wenn er will, herum führen werde, versteht sich. Bey meinen wenigen Verbindungen kann ich jedoch nicht viel für einen Fremden thun. Bis jezt ist er auch nicht hier gewesen.
Jezt habe ich noch eine besondere Angelegenheit. Durch den Tod des Raths Sparr [2] bin ich wieder in endlose Bewerbungen verwickelt. Die eine geht auf die von der Cammer zu vergebende Gerichtsschulzen Stelle, wozu ich mich wohl wenig Hoffnung machen darf. – Die andre geht auf die von dem Magistrate zu Hamburg und Bremen zu vergebende hiesige Agenten Stelle der freyen Reichsstädte Hamburg und Bremen, welche H. Rath Sparr nach H. Alberti Tode erhalten hat. – Ich habe dabey viele Fürsprache gefunden, doch habe ich auch sehr viele Competenten, die alle auch thätig sind. Den Erfolg muß ich abwarten. Da aber nicht [3] zu viel dabey geschehen kann, so fiel meiner Mutter ein, daß Dein H. Muilmann wahrscheinlich in angesehenen Handels oder anderen Verbindungen an bemeldeten Orten steht, entweder unmittelbar mit den Mitgliedern des Magistrats, oder andern angesehnen Häusern, die sich bey denen verwenden könnten.
Ich weiß nun nicht, ob Du H. Muilmann gern dieserhalb schreiben würde, um sich für mich zu verwenden, und ob Du ihm gern diesen Antrag thust. – Ich überlasse dieß alles Deiner Ueberlegung, da Du dieß am besten [4] wirst beurtheilen können, nur ist kein Augenblick sodann damit zu säumen, da die Wahl wohl nicht sehr lange aufgeschoben werden wird.
Wir befinden uns so wie auch die auswärtigen Geschwister recht wohl Rehbergs sind sehr vergnügt von ihrer Reise zuruckgekommen und haben uns viel erzählt.
Der Deinige
Karl Schlegel
So eben erhalte ich die Vollmachten.