• August Wilhelm von Schlegel to Andreas August Ernst Schleiermacher

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Darmstadt · Date: 29.11.1830
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Andreas August Ernst Schleiermacher
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Darmstadt
  • Date: 29.11.1830
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Darmstadt, Hessisches Staatsarchiv
  • Classification Number: D 12 Nr. 48/35
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Incipit: „[1] Hochgeehrtester Herr Geheime-Rath!
    Ew. Hochwohlgeboren bitte ich um Erlaubniß, Ihrer geneigten Berücksichtigung einen meiner Schüler, Herrn Dr. Vüllers aus Bonn [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Hochgeehrtester Herr Geheime-Rath!
Ew. Hochwohlgeboren bitte ich um Erlaubniß, Ihrer geneigten Berücksichtigung einen meiner Schüler, Herrn Dr. Vüllers aus Bonn angelegentlich empfehlen zu dürfen. Dieser wackre junge Gelehrte ist vier Jahre lang unser akademischer Mitbürger gewesen, und hat seinen Fleiß besonders den Orientalischen Sprachen, dem Hebräischen nebst den verwandten Dialecten, und dem Arabischen gewidmet. Diese Studien hat er drei Jahre lang in Paris fortgesetzt; dort hat er auch das Persische erlernt, und sich eine bedeutende Fertigkeit im Lesen der Manuscripte erworben, welches bekanntlich in der letztgenannten Sprache keine leichte Sache ist. Hierauf hat er in Halle als Doctor der Philosophie promovirt, und während eines Aufenthaltes von einigen Monaten in Berlin unter Herrn Bopps Leitung das Sanskrit angefangen, welches er jetzt bei mir fortsetzt. Hierbei kann ich sein Talent für die Erlernung schwieriger Sprachen beurtheilen, da meine Schüler selbst interpretiren müssen. Hr. Vüllers ist im Stande, mit geübteren Schülern gleichen Schritt zu halten, und wird bald [2] fest genug begründet seyn, um das Studium ohne fremde Hülfe weiter zu führen. Von den übrigen oben aufgezählten Orientalischen Sprachen bin ich selbst kein Kenner; ich weiß aber, daß Hr. Professor Freytag und Silvestre de Sacy ihm ein sehr vortheilhaftes Zeugniß ertheilen. Übrigens empfiehlt sich Hr. Vüllers auch persönlich durch seine Bescheidenheit und sein gesittetes Wesen.
Er hat, wie er mir sagt, ein gehorsamstes Gesuch um Anstellung an der Universität in Gießen, und dabei so wohl die Zeugnisse seiner Lehrer, als die bisherigen Proben seines gelehrten Fleißes vorgelegt. Ew. Hochwohlgeboren würden mich ungemein verpflichten, wenn Sie ihm hiebei förderlich seyn wollten. Sein Charakter, seine Thätigkeit und seine Talente geben mir die Überzeugung, daß er in einem Lehramte der Oriental. Sprachen jeder billigen Erwartung Genüge leisten werde.
Ich habe Ihnen noch meinen verbindlichsten Dank für Ihre zuvorkommende Aufnahme bei meinem kurzen Besuche in Darmstadt abzustatten. Genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AWvonSchlegel
Bonn d. 29sten Nov.
1830.
[1] Hochgeehrtester Herr Geheime-Rath!
Ew. Hochwohlgeboren bitte ich um Erlaubniß, Ihrer geneigten Berücksichtigung einen meiner Schüler, Herrn Dr. Vüllers aus Bonn angelegentlich empfehlen zu dürfen. Dieser wackre junge Gelehrte ist vier Jahre lang unser akademischer Mitbürger gewesen, und hat seinen Fleiß besonders den Orientalischen Sprachen, dem Hebräischen nebst den verwandten Dialecten, und dem Arabischen gewidmet. Diese Studien hat er drei Jahre lang in Paris fortgesetzt; dort hat er auch das Persische erlernt, und sich eine bedeutende Fertigkeit im Lesen der Manuscripte erworben, welches bekanntlich in der letztgenannten Sprache keine leichte Sache ist. Hierauf hat er in Halle als Doctor der Philosophie promovirt, und während eines Aufenthaltes von einigen Monaten in Berlin unter Herrn Bopps Leitung das Sanskrit angefangen, welches er jetzt bei mir fortsetzt. Hierbei kann ich sein Talent für die Erlernung schwieriger Sprachen beurtheilen, da meine Schüler selbst interpretiren müssen. Hr. Vüllers ist im Stande, mit geübteren Schülern gleichen Schritt zu halten, und wird bald [2] fest genug begründet seyn, um das Studium ohne fremde Hülfe weiter zu führen. Von den übrigen oben aufgezählten Orientalischen Sprachen bin ich selbst kein Kenner; ich weiß aber, daß Hr. Professor Freytag und Silvestre de Sacy ihm ein sehr vortheilhaftes Zeugniß ertheilen. Übrigens empfiehlt sich Hr. Vüllers auch persönlich durch seine Bescheidenheit und sein gesittetes Wesen.
Er hat, wie er mir sagt, ein gehorsamstes Gesuch um Anstellung an der Universität in Gießen, und dabei so wohl die Zeugnisse seiner Lehrer, als die bisherigen Proben seines gelehrten Fleißes vorgelegt. Ew. Hochwohlgeboren würden mich ungemein verpflichten, wenn Sie ihm hiebei förderlich seyn wollten. Sein Charakter, seine Thätigkeit und seine Talente geben mir die Überzeugung, daß er in einem Lehramte der Oriental. Sprachen jeder billigen Erwartung Genüge leisten werde.
Ich habe Ihnen noch meinen verbindlichsten Dank für Ihre zuvorkommende Aufnahme bei meinem kurzen Besuche in Darmstadt abzustatten. Genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AWvonSchlegel
Bonn d. 29sten Nov.
1830.
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